Brentanos Märchen. Clemens Brentano

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Brentanos Märchen - Clemens Brentano

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      Aber, perdauz! da flog sie vom Tragstuhl Herunter in das Ölbad, und die beiden Herrn Tanzmeister fielen mit über den Haufen, und es war, als ob der Prinzessin alle Schnürbänder zerplatzten; denn „hi, hi, hi“ und „ha, ha; ha“ fing sie so entsetzlich an zu lachen, dass sie sich den Leib mit beiden Händen halten musste, und „hi, hi, hi“ und „ha, ha, ha“ ging es immer fort; dazu bliesen hundert Trompeter und wirbelten fünfzig Pauker und wurden hundert Kanonenschüsse gelöst und mit allen Glocken geläutet; denn der König hatte alles vorausbestellt, wenn die Prinzessin lachen sollte. Und da er hinter einem Fensterladen zugesehen, hatte er gleich bei dem Gelächter Liebseelchens eine Pistole zum Fenster hinaus losgeschossen, welches das Zeichen war, dass die Festivitäten losgehen sollten.

      Indessen waren viele Menschen herzugelaufen und lachten auch über die Strafe, welche die unvernünftige Mademoiselle Pimpernelle erlebt hatte. Die hatte sich endlich ohne alle Grazie, so beschmiert sie war, aufgemacht, und vor Zorn glühend, machte sie zwei Fäuste gegen die lachende Liebseelchen und schrie:

      Du lachst über mich, Liebseelchen,

      Du sollst weinen über mich, Trübseelchen!

      Denn keinen andern Mann sollst du haben

      Als einen, der ist schon längst begraben:

      Aus dem kalten Grab von Marmorsteinen

      Sollst du den Prinzen Röhropp herausweinen!

      Diesen Fluch gibt dir die Mademoiselle

      Zephise

      Marquise

      De Pimpernelle.

      Und als sie diese Worte in heftigem Zorne ausgesprochen, fing sie an, an allen Orten wie ein Feuerwerk zu brennen; die zwei Tanzmeister drehten sich auch wie Feuerräder, sie knisterten und knasterten, und mit Zisch und Zasch und Nakedakdakdak fuhr die ganze Gesellschaft wie Raketen in die Luft und verschwand über der Stadt mit einem Pech- und Schwefelgeruch. Eine alte Schnürbrust, eine Perücke und ein paar Fischbeine fielen an die Erde; sonst sah man nichts mehr.

      Der König begab sich nun voller Freuden zu Liebseelchen, um ihr für ihr Lachen zu danken. Er fand in ihrem Vorzimmer einen jungen Pagen. Der warf sich ihm zu Füssen und sprach: „Gnädiger König, wollt mir eine Belohnung geben, denn ich bin eigentlich schuld an dem ganzen Gelächter. Da die abscheuliche Pimpernelle so lächerlich auf dem Tragstuhl stand, reichte ich den beiden Tanzmeistern, welche den Tragstuhl hielten, eine Prise vom feinsten Schnupftabak, und weil sie mit beiden Händen die Arme des Tragstuhls hielten, musste ich ihnen die Prise in die Nase reiben, worauf sie so heftig niesten, dass die Pimpernelle durch die Erschütterung mitsamt ihnen über den Haufen fiel.“ Der König lachte hierüber nochmals von Herzen und machte ihm eine goldne Schnupftabaksdose mit seinem Gemälde in Brillanten gefasst zum Geschenk, mit dem Befehl, dass er sie an dem Strumpfband der Pimpernelle, das man auf dem Platz gefunden, an dem Hals tragen solle. Hierauf gab er ihm noch den Auftrag, dass heute abend die ganze Stadt solle erleuchtet sein, und ging dann in die Stube der Liebseelchen.

      Aber wie erstaunte der König, da er diese nicht weniger als lachend antraf! Sie war vielmehr trauriger als je und wiederholte immer den Fluch der Pimpernelle:

      Aus dem kalten Grab von Marmorsteinen

      Sollst du den Prinzen Röhropp herausweinen.

      Der König gab sich alle Mühe, ihr dies auszureden, aber alles war vergebens, so dass er sie endlich verliess, um nähere Anstalten zu der Beleuchtung zu treffen, in der Hoffnung, sie werde vielleicht heute nacht die Grillen verschlafen.

      Die Sonne ging unter, die Nacht kam heran, und viele tausend Lampen brannten an allen Fenstern der Stadt. Alle Gassen waren voll lustiger, lachender Leute; besonders waren viele junge Fräuleins, welche die garstige Mademoiselle Zephise Marquise Pimpernelle sehr gequält hatte, voller Freude und sangen durch alle Strassen:

      Die Mademoiselle

      Zephise Marquise

      De Pimpernelle

      Fuhr in die Hölle.

      Und so ging der Zug nach der Wohnung der alten Zauberin. Man brach die Türen ein und warf alle ihre Perücken und Schnürbrüste und Schminktöpfe und Fischbeine und allen Lumpenkram zum Fenster hinaus, machte ein grosses Feuer daraus und tanzte und sprang herum; dabei stand der lustige König und lachte so herzlich, dass er ganz seine Tochter Liebseelchen vergass.

      Während dieser allgemeinen Freude hatte Liebseelchen etwas ganz anderes vor. Der Gedanken an den Prinzen Röhropp, den sie aus dem Grab weinen sollte, hatte ihre Seele so eingenommen, dass sie keine Ruhe und keine Rast mehr hatte. Sie machte sich ein Bündel Kleider zusammen, legte alle ihre Juwelen hinein, schlich sich in den Stall, packte das Bündelchen auf ihr kleines weisses Pferdchen, setzte sich drauf und ritt hinten durch den Schlossgarten zur Stadt hinaus. Kein Mensch bemerkte sie, denn alle Dienerschaft des Schlosses lief in der Stadt herum, die Beleuchtung zu sehen.

      Bald verlor sie die lärmende, flimmernde Stadt aus den Augen und ritt in einen tiefen Wald hinein, wo sie, in der Dunkelheit der Nacht, ihrer Trauer recht nachhängen konnte. Auf einmal kam sie mit ihrem Pferdchen an einen reissenden Bach, an welchem drei alte Mütterchen sassen; die waren steinalt, krummgebückt und stützten sich auf Krücken und sprachen:

      Da stehen wir mit der Krücke

      Am Wasser ohne Brücke,

      Wir tragen wohl hundert Jahre schwer,

      Ach, wer nur erst überm Wasser wär!

      Da sprach Liebseelchen zu ihnen:

      Meinem Schimmelchen sein Rücken,

      Der ist so gut wie Brücken,

      Sitzt hinter mich hübsch nach der Reih!

      Hinüber trag ich euch alle drei.

      Da setzte sich das eine alte Mütterchen hinter Liebseelschen, und sie trieb ihr Pferdchen ins Wasser und schwamm hinüber und setzte die Alte ans Land, schwamm wieder zurück und holte die zweite und zuletzt auch die dritte Alte glücklich hinüber. Als sie alle drüben waren, dankten sie. Liebseelchen sehr, und da sie sagten, dass sie noch ein ziemlich Stückchen Weg an den Ort ihrer Bestimmung hätten, setzte Liebseelchen sie immer abwechselnd auf ihr Pferdchen, damit sie nicht so müde wurden. Unterwegs plauderten die Alten allerlei; aber Liebseelchen war immer still und dachte an den Prinz Röhropp in den Marmelsteinen, den sie sollte aus dem Grab herausweinen.

      Auf einmal kamen sie an einen freien Platz im Wald, da schien der Mond so hell wie Silber, und in der Mitte stand ein grosser Nussbaum voll Nüsse, die klinkerten und klankerten, vom Winde bewegt, wie goldne Glocken. „Nun“, sagten die Alten, „sind wir da.

      Wir Alten mit den Krücken,

      Am Wasser ohne Brücken,

      Kamen auf Schimmels Rücken,

      Wo wir jetzt Nüsse pflücken.

      Das Klettern fällt uns gar zu schwer,

      Ach, wenn nur eine Leiter da wär!

      Da sprach Liebseelchen:

      Ich steig auf Schimmelchens

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