Brentanos Märchen. Clemens Brentano

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Brentanos Märchen - Clemens Brentano

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in einen Zug, und die Musikanten zogen voraus und spielten, und sie zogen wie eine Hochzeit nach der Stadt, welche mit allen Glocken an zu läuten fing, um ihren entzauberten Prinzen nebst seiner Braut zu empfangen.

      Sie waren schon ein Stückchen Wegs weggezogen, als das Pferdchen zu Liebseelchen herankam und so heftig zu wiehern begann, dass sie erwachte. Da sah sie dem Zug nach und begriff bald ihr Unglück. Sie rang die Hände und raufte die Haare und weinte genug, um den Krug nochmals zu füllen; aber verschlafen war verschlafen! Da rasselten wie sie sich die Augen trocknen wollte, die goldenen Wünschelnüsse der drei alten Mütterchen in ihrer Schürze, und sie dachte des Spruches der Alten, dass die Nüsse ihr in der Not helfen sollten. „Wohlan, ich will mein Heil versuchen,“ sprach sie, setzte sich auf das Schimmelchen und ritt ruhig nach der Stadt. In der Stadt fand sie alles voll Jubel und Freude, dass der Prinz Röhropp von seinem Zauberschlaf erlöst sei, und sie kaufte sich seinem Palaste gegenüber, worin er mit der bösen Mohrin wohnte, ein prächtiges Haus für die Edelsteine, die sie aus Schattentalien mitgebracht, mietete sich viele hübsche und fromme Mägde, welche sie alle in weisse Kleider, mit roten Bändern geschmückt, kleidete; sie selbst aber ging immer schwarz, zum Zeichen ihrer Trauer, nur trug sie oft eine grüne Schärpe, zum Zeichen, dass sie noch hoffe, glücklich zu werden. Ihr gutes Schimmelchen hatte einen marmornen Stall und eine Krippe von Helfenbein, und sie fütterte und tränkte es mit ihren eignen Händen. Und ihren Dienerinnen hatte sie lauter schwarze Pferdchen gekauft und ritt manchmal mit ihnen, zur grossen Verwunderung der Stadt, vor ihnen auf ihrem Schimmelchen spazieren. Wenn sie zu Haus war, sass sie meist auf einem kleinen Turm und sah mit grosser Betrübnis in den Schlossgarten gegenüber, wie Prinz Röhropp unermüdlich mit tausend Gefälligkeiten um die falsche schwarze Mohrin beschäftigt war, gleich einer Fledermaus, die um die Nacht herumfliegt. Aber es sollte bald anders werden, er sollte sich bald um Liebseelchen bemühen, wie ein Adler, der um die Sonne fliegt.

      Einstens morgens, da Prinz Röhropp zu der schwarzen Russika kam, hatte diese eine goldne Wiege neben sich stehen und in ihrem Arm ein mit Purpurwindeln bedecktes Päckchen. „Ach,“ rief Prinz Röhropp aus, „hätte der Himmel meine Wünsche erhört und mir ein kleines liebes Kindchen geschenkt? O zeige mir es, liebste Russika!“ „Ja,“ erwiderte diese,

      Ein schönes Kind,

      Doch zeig ich’s nicht,

      Es wird sonst blind

      Vom Sonnenlicht.

      „Gedulden Sie sich, mein Prinz, Sie werden es schon früh genug sehen.“ Hierüber ward der Prinz betrübt und sah zum Fenster hinaus, und da ritt Liebseelchen grade auf ihrem Schimmelchen vor ihren schönen Dienerinnen über den Platz. Da der Prinz sie sah, grüsste er sie; sie erwiderte den Gruss und liess ihr Pferdchen so schön springen und tanzen, dass der Prinz vor Freuden ausrief: „Ach, welche wunderschöne Prinzessin! Die ist ja, als wenn sie grade aus dem Himmel herabgekommen wäre!“ Da Russika dies hörte, sagte sie voll Zorn:

      Prinz Röhropp, du,

      Mach’s Fenster zu,

      Oder ich bringe dir grosse Not,

      Steche mit der Nadel das Prinzchen tot!

      Da erschrak Röhropp sehr, machte das Fenster zu und sah nicht mehr hinaus.

      Liebseelchen war sehr erfreut gewesen über den freundlichen Gruss Röhropps; aber das war eine kurze Freude. Sie lauerte wohl tagelang am Fenster, er liess sich, wegen der Drohung der Mohrin, nicht mehr sehen. Als Liebseelchen einstens in traurigen Gedanken am Fenster sass, erblickte sie gegenüber die böse Russika mit ihrem bedeckten Wickelkind auch am Fenster sitzend. Da ward sie so betrübt, dass sie aus grosser Not und. Pein eine von den goldnen Wünschelnüssen der alten Mütterchen aufbiss, und siehe, ein wunderschöner, bunter, kleiner Papagei flog heraus und um Liebseeichen herum und gaukelte wie ein Äffchen und plauderte und sang allerlei allerliebstes Zeug durcheinander.

      Russika hatte kaum den Vogel gesehen, als sie rief: „Röhropp! Röhropp!“ Und da der Prinz ihr nahte, zeigte sie auf den Vogel und sagte:

      Prinz Röhropp, gleich

      Papperle mir reich,

      Oder ich bringe dir grosse Not,

      Steche mit der Nadel das Prinzchen tot!

      Was sollte der arme Prinz anfangen? Er musste gleich einen Edelknaben hinüber zu Liebseelchen schicken und sie fragen lassen, ob sie ihm das schöne Papperle nicht verkaufen wolle. Liebseelchen erwiderte dem Boten, sie sei keine Krämerin, sie habe nie etwas verkauft; aber sie mache sich eine Ehre draus, dem Prinzen das Papperle zu schenken, und so überreichte sie den Vogel dem Edelknaben, der ihn hinüber zur garstigen Russika brachte.

      Vier Tage drauf sassen Russika und Liebseelchen wieder am Fenster, und Liebseelchen knackte die zweite Wünschelnuss auf. Aus der kam eine schöne goldne Henne mit zwölf goldnen Küchelchen, welche um sie herum pickten und piepten. Die Henne gluckte so süss wie eine Flöte und nahm sie unter die Flügel, und das war so wunderlich anzusehen, dass Russika die kleine goldne Brut kaum erblickt hatte, als sie rief: „Röhropp! Röhropp!“ Der Prinz kam. Die Mohrin zeigte hinüber und sagte:

      Prinz Röhrepp, gleich

      Goldglucke mir reich,

      Oder ich bringe dir grosse Not,

      Steche mit dem Messer das Prinzchen tot!

      Röhropp kannte die zornige Gemütsart der Russika; er konnte nicht anders, er schickte abermals den Edelknaben hinüber und liess tausendmal um Entschuldigung bitten, dass er so unglücklich sei, um die Goldglucke bitten zu müssen, und Liebseelchen gab die Goldglucke und die zwölf Küchlein hin.

      Vier Tage gingen abermals vorbei; Liebseelchen sass wieder am Fenster und gegenüber die böse Mohrin. Da knackte Liebseelchen die dritte Nuss auf, und sieh, eine kleine, wunderbar schöne Puppe kam heraus; sie hatte einen kleinen Spinnrocken in der Hand und spann Gold und drehte die Spindel so artig und leckte die Fingerchen so zierlich, dass es eine Freude war, sie anzusehen. Kaum hatte Russika dieses Wunderpüppchen gesehen, als sie dem Prinzen rief, hinüberzeigte und sprach:

      Prinz Röhropp, gleich

      Spinnpuppe mir reich,

      Oder ich bringe dir grosse Not,

      Steche mit dem Messer das Prinzchen tot!

      Röhropp war in Verzweiflung über die Unverschämtheit der Mohrin, die alles haben wollte, was sie sah, und weil er, sich schämte, den Edelknaben wieder hinüberzuschicken, ging er selbst in die Wohnung seiner Nachbarin.

      Liebseelchen empfing ihn mit der grössten Freundlichkeit. Er brachte sein Anliegen mit grosser Verlegenheit vor, und als Liebseelchen, um ihn länger bei sich zu sehen, allerlei Schwierigkeiten machte, ihm die Puppe zu schenken, sagte er endlich: „Verehrte Prinzessin, ach, ich will Ihnen ja gern alles, was mein ist, drum geben; schenken Sie mir nur die Puppe und retten Sie meinem Prinzen das Leben! Bedenken Sie, dass ich der Russika, welche die Puppe haben will, mein eignes Leben verdanke! Sie ist es, die mich aus dem Grabe herausgeweint, aber ich muss sagen, sie hat mir keinen Gefallen damit getan, ich wollte lieber ewig versteinert liegengeblieben sein, als dass ich jetzt so von ihr gequält und gepeinigt bin.“ Da Liebseelchen dies hörte, ward sie sehr traurig über den Betrug und die Undankbarkeit der Mohrin. Sie gab dem Prinzen Röhropp die Puppe mit Tränen und verschloss sich in ihre Kammer und weinte.

      Röhropp, nicht weniger betrübt als Liebseelchen, brachte die spinnende Puppe seiner bösen Mohrin.

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