Geheimnisse. Dana Lyons
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Für den knappsten Moment sah er sie lächeln, wie in seinen Träumen. Diese imaginäre Mutter in seinen Träumen streckte ihre Arme mit Worten der Liebe auf ihren Lippen nach ihm aus.
»Ich liebe dich, Martin. Komm jetzt herunter, bevor du dir wehtust.«
Er hielt den Atem an, brauchte die Worte mehr als Luft.
Aber im Gegensatz zur Mutter in seinen Träumen, kräuselte sich die Lippe seiner Mutter in Missfallen. Sein Traum verflüchtigte sich, seine Aufregung verpuffte und Furcht zog ein, denn er war so weit vom Boden entfernt. Sogar sein Bauch fühlte sich schlecht an und er dachte, dass er vielleicht spucken müsste. Er begann zu zittern. »Mami, Hilfe. Hilf mir herunter, bitte Mami.«
Sie sagte nichts, beobachtete ihn, während ihre Hand ihre Augen vor der Sonne schützte. Er hatte Mühe aufzustehen. Von hier aus konnte er klar ihre Augen auf ihm sehen, aber er wusste, dass sie ihn nicht wirklich sah – niemals.
Ich könnte genauso gut unsichtbar sein.
Er schwankte, sein Fuß rutschte ab, er kippte rückwärts und stürzte durch die Äste. In diesem knappen Moment des freien Falls sah er, wie sie ihr blondes Haar über ihre Schulter warf. Als er jedoch auf den Boden krachte und aufschrie, drehte sie sich um und ging zurück ins Haus.
Schmerz füllte seinen Körper. Dunkelheit kam, entfernte das Bild seiner Mutter, die ihm den Rücken zukehrte. In diesem Moment saugte sie an ihren Zähnen, wie sie es tat, als sie einmal in Hundekacka getreten war. Mit einer Sicherheit, so stark, wie sein sieben Jahre alter Verstand aufbringen konnte, wusste er es.
Mami sieht mich nicht. Sie liebt mich nicht.
Gegenwart, Washington, DC
An ihrem ersten Tag bei der Arbeit, nachdem sie von der Draco Station zurückgekehrt waren, verließ Rhys das Büro vom Stellvertretenden Direktor Jarvis in Eile, begierig darauf dem sezierenden Blick des Mannes zu entfliehen, obwohl Dreya zurückblieb.
Simon und Quinn waren bereits in ihrem Büro, bereiteten sich auf ihren nächsten Fall vor, aber verweilten in der Nähe von Jarvis’ Tür. Sein Instinkt war es zu bleiben und Dreya zu verteidigen –, wenn sie es brauchte. Aber das war Nobility, nicht die Realität. Er mahlte mit seinen Kiefern und brachte seinen Fokus auf Quinn und Simon.
Simons Gesicht war kalt und hart, während heiße Wut von Quinn ausströmte. Rhys schüttelte seine Schultern vor Vogel-Verlangen, wollte sich wandeln und frei aus diesem menschlichen Chaos fliegen.
Dreya zuerst, Rudel als Zweites, ich als Drittes, Job als Viertes.
Ihre sich verformende Genetik brachte konstante Erneuerungen von Prioritäten und Motivationen. Jeder Tag war, als ob man die Haut einer neuen Person anprobierte. Dieser Turbulenz zu entfliehen, indem er seine Vogel-Form annahm, bot ihm eine Erleichterung, die er nicht ausdrücken konnte.
Lazar war brillant uns derart zu gestalten.
Das Zusammenspiel zwischen seinem menschlichen und tierischen Gegenstück war symbiotisch; er konnte nicht eines sein ohne das andere. Das Tier machte ihn definitiv zu einem besseren Menschen. Er schüttelte wieder seine Schultern, wollte fliegen. Aber Nobility verlangte, dass er sich zuerst um seine Prioritäten kümmerte. Er blickte durch das Glas in Jarvis’ Büro. Dreya behauptete sich, stand in strammer Haltung.
In ihrem Büro hatten Quinn und Simon Beweiskisten für den neuen Fall auf ihrem Schreibtisch gestapelt; Simon rollte die Mordtafel hinein. Rhys gesellte sich zu ihnen. Ein schneller Blick zeigte Fotos von fünf Opfern. Als er die spärlichen zwei Kisten mit Beweismitteln abschätzte, schossen seine Augenbrauen hoch. »Wo ist der Rest?«
Simon setzte sich auf die Ecke des Schreibtischs, ein düsterer Gesichtsausdruck auf seinem Gesicht, während auch er die Opfer zählte. »Das sind unsere ganzen Beweise?«
Rhys trat an die Tafel und Simon und Quinn rückten heran, flankierten ihn. Die Bilder waren auf mehreren Ebenen verstörend. Die Fotos der Tatorte wiesen ähnliche zu Tode gewürgte Leichen auf, aber die Ähnlichkeiten auf den Führerscheinbildern raubten ihm den Atem.
Anfang dreißig, langes blondes Haar, attraktiv.
Mit anderen Haaren und anderem Make-up waren sie alle Dreya.
»Wie lange gehen diese Morde schon vor sich?«, fragte er.
Simon deutete auf die Fotos. »Jenny Prentice wurde Mitte März in diesem Jahr umgebracht und Tanya Stapleton am 27. April. Aber die anderen sind von 2012, ’16 und letztem Jahr.
Rhys atmete schwer aus. Die Steigerung und Intensität der Gewalt war offensichtlich eskaliert; dieser Killer war zutiefst getrieben. Und von der knappen Sammlung an Beweisen, war er auch sehr organisiert.
Hinter ihnen öffnete sich die Tür und Dreya trat hinein. Ihre Augen waren riesig, was Rhys sich wundern ließ, was Jarvis zu ihr gesagt hatte. Er fragte: »Bist du in Ordnung?«, und begann seinen Arm für eine Umarmung um ihre Schultern zu legen, aber erinnerte sich flott daran, wo sie waren.
»Es ist Jarvis, wir werden später sprechen müssen.« Sie zeigte auf die Tafel. »Was haben wir hier?«
Rhys hörte, wie sich Simon und Quinn hinter ihm bewegten; er wusste, dass sie ihren Blick auf die Tafel blockierten. Der immer präsente Ausdruck der DNS des Rudels sie zu bewachen.
Nobility kommt in die Quere.
Er räusperte sich, aber die Worte wollten sich nicht an seinen beschützerischen Antrieben vorbeibewegen.
»Was?«, forderte sie mit einem halben Schulterzucken. »Kann nicht schlimmer sein, als was ich gerade von Jarvis bekommen habe.«
Hinter ihm teilten sich Simon und Quinn. Rhys trat zur Seite, gab ihr einen klaren Blick auf die Tafel.
»Wow.« Sie blickte auf die zwei Kisten mit Beweisen. »Das ist alles, was wir haben?«
Rhys beobachtete sie genau.
Sie sieht es nicht.
»Ja«, antwortete Simon. »Nur die zwei Kisten.«
Sie pfiff. »Dieser Typ ist organisiert.« Sie klatschte in ihre Hände. »In Ordnung, lasst uns loslegen und uns da dran machen. Wir müssen einen Killer fangen, hoffentlich bevor er wieder tötet. Ich will einen Zeitstrahl.« Sie drehte sich um, die Lippen durch ein anderes Kommando geschürzt. »Was? Braucht ihr noch eine Tasse Kaffee?«
»Du siehst es nicht?«, stellte Simon in Frage.
»Sehe was nicht? Ich habe diese irren Augen, weißt du, ich sehe alles.« Sie überflog die Tafel. »Alles, was ich sehe, sind Opfer und ein Killer auf freiem Fuß. Wir müssen ihn aufhalten.« Sie deutete auf die Kisten. »Macht sie auf. Lasst uns sehen, was wir haben.«
Rhys räusperte sich. »Du siehst die Ähnlichkeit nicht?«
»Zwischen diesen Opfern? Schwer zu übersehen, alle Ende zwanzig, Anfang dreißig, blond attraktiv. Also hat unser