Sinfonie der Lust | Erotischer Roman. Ayana Hunter

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Sinfonie der Lust | Erotischer Roman - Ayana Hunter Erotik Romane

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er selbst auch mehr Zeit haben würde, sein Hobby zu genießen, je nachdem wie geschickt sich sein Schüler anstellte. Da Marc die Grundfertigkeiten schon mitbrachte und auch sonst nicht gerade mit Ungeschicklichkeit geschlagen zu sein schien, war in dieser Hinsicht aber nichts zu befürchten. Außerdem verfügte er offenbar über Verbindungen zu bekannten Persönlichkeiten der Stadt. Da rechnete sich Ben für die Abende beim Bier so manch interessantes Gespräch aus. Kurzum, die Anfrage dieses Architekten-Tausendsassas war wie ein Goldnugget für ihn gewesen, in jeder Hinsicht. So schien es zumindest damals.

      Als das Wochenende nahte, war zunächst auch noch alles im Lot gewesen, denn das Wetter spielte mit. Es sollte heiter bis wolkig sein bei angenehmen Temperaturen und auf jeden Fall trocken bleiben, was die wichtigste Voraussetzung war. Die verschlafene Pension am Hang des Elbtals in abgelegener Idylle nahe dem Kurort Dorf Wehlen, in der er sich mit seinen Gästen immer einquartierte, war auch noch frei. Für die ältere Dame, die sie betrieb, war Ben ohnehin schon seit längerer Zeit der Lieblingsstammkunde und sie hatte ihm versichert, dass sie an diesem Wochenende die einzigen Gäste sein würden.

      Vor Ort stellte sich die Lage aber plötzlich ganz anders dar. Keine Spur von herzlicher, unausgesprochener Vertrautheit. Dieser Architekt war unerträglich eingebildet und hochnäsig. Er schien Ben nicht als Lehrer akzeptieren zu wollen, sondern sah ihn wohl mehr als unvermeidlichen Helfer an. Dazu kam, dass Marc sich sehr introvertiert zeigte, alle seine Versuche, ihn aus der Reserve zu locken, scheiterten kläglich. Eigentlich hätte er sich innerlich zurückziehen und das Klettern genießen können. Aber auch das wollte ihm nicht gelingen, denn dieser Typ hatte das Talent, ihn zur Weißglut zu treiben.

      Als er ihn am Ende des ersten Tages darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Marc elementare Regeln der Sicherheit nicht beachtet hatte, eskalierte der Streit und es wäre fast handgreiflich geworden. Marc hatte ihm deutlich gemacht, dass Ben sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern solle, er könne ganz gut selbst für sich sorgen. Allzu gern hätte er diesem großspurigen Kotzbrocken die Fresse poliert, aber so viel Professionalität bewahrte er sich dann doch, dass er dies unterließ, wenn auch mit geballten Fäusten in der Tasche. Aus dem gemütlichen Abend beim Bier wurde jedenfalls auch nichts mehr und für den geplanten zweiten Tag schwante ihm nichts Gutes.

      Diese Befürchtung wurde bereits frühmorgens in der Pension zur Gewissheit, als Ben von dem Geräusch quietschender Reifen geweckt wurde, das vom Parkplatz vor dem verträumten Haus in sein Zimmer drang. Sollte Marc etwa grußlos abgereist sein? Nein, seine Ausrüstung hing noch an der Garderobe.

      Ben hatte zu diesem Zeitpunkt ein verdammt mulmiges Gefühl und er ahnte, dass er schnell handeln musste. Er fühlte sich für seinen Schützling verantwortlich. Für eine Verfolgung war Marc schon zu weit voraus, aber er schnappte sich seinen besten Feldstecher und schwang sich in seinen Wagen. In halsbrecherischer Fahrt schleuderte er um die Serpentinen. Ben steuerte eine Stelle an, von der aus man einen überragenden Blick auf das gesamte Elbtal hatte. Sollte er nicht fündig werden, so musste er es an einer ähnlichen Stelle hinter der nächsten Windung des Flusses noch einmal versuchen. Er kannte die Gegend wie seine Westentasche und er würde diese Nadel im Heuhaufen, sprich den einsamen Kletterer, zwischen Hunderten Sandsteinfelsen schon aufspüren.

      Und er hatte Glück. Bereits an seinem ersten Aussichtspunkt, nachdem er den Blick zweimal hatte streifen lassen, bemerkte er ihn. Wie ein Insekt klebte da ein Mensch an der Wand des »Wurmkopfes« in einer Entfernung von etwa 800 Metern Luftlinie. Eindeutig, ein Verrückter ohne Sicherheitsausrüstung. Aber klar, die war ja auch in der Pension geblieben. Wenigstens nur der »Wurmkopf«, ein relativ leichter Felsen, dachte Ben, ein Selbstmörder schien Marc zumindest nicht zu sein.

      Wieder raste Ben durch die Serpentinen, ohne auf möglichen Gegenverkehr Rücksicht zu nehmen, der zu dieser Stunde am Sonntagmorgen allerdings auch eher unwahrscheinlich war. Aus den wenigen Metern Luftlinie wurden auf der Straße mehrere Kilometer. Er selbst hatte seine Ausrüstung wohlweislich mitgenommen und sie in Sekundenbruchteilen angelegt, als er, so weit es ging, an die Stelle herangefahren war und geparkt hatte. Er musste noch ein paar Hundert Meter sprinten, um bis zu dem Felsen zu gelangen, auf dessen Gipfel er Marc bereits stehen sehen konnte.

      Genau in dem Moment, als er atemlos am Fuße des »Wurmkopfes« angelangt war, verlor Marc oben offenbar das Gleichgewicht. Jedenfalls hörte Ben über sich ein schabendes Geräusch und er machte sich schon auf das Schlimmste gefasst. Aber Marc hatte wohl noch mal einen Halt gefunden. Auf jeden Fall strampelten zehn Meter über Ben die Füße des Verrückten in der Luft. Der erfahrene Kletterer brüllte irgendetwas Dämliches nach oben, er konnte nicht mehr sagen, was genau es gewesen war, Marc hatte nur wissen sollen, dass Hilfe da war.

      Wie Spider-Man war Ben den Felsen hochgeschossen. Auf der Hälfte bei etwa fünf Metern war ein Sicherheitsring eingeschlagen. Dort verankerte er im Vorbeiklettern flugs seinen Karabiner. Als er weitere zwei Meter geschafft hatte, spürte er, wie ihn etwas mit unglaublicher Wucht am Kopf traf. Marc hatte loslassen müssen und war auf ihn gestürzt. Instinktiv packte sich Ben das vorbeifallende Bündel, das ihn aber gnadenlos mit in die Tiefe riss.

      Der Fall endete etwa zweieinhalb Meter über dem Boden. Ben hing an der Sicherheitsleine, die auf der halben Felshöhe befestigt war. Die Pendelbewegung schlug ihn gnadenlos gegen das Gestein, aber das würde allenfalls ein paar Prellungen geben. Das menschliche Bündel, das er immer noch umklammert hielt, wurde langsam unerträglich schwer. »Ich lass’ dich jetzt fallen«, kündigte er an, um die Drohung im selben Augenblick wahr zu machen. Das würde er schon überleben.

      Als er sich etwas gesammelt und abgeseilt hatte, stand Marc bereits unten, etwas mitgenommen aussehend, aber völlig intakt. Er hielt sich die Hüfte und rieb sich die Stirn, wo ihm wahrscheinlich bald ein prächtiges Horn sprießen würde.

      »Konntest du nicht besser aufpassen?«, blaffte Marc ihn an, als er unten angekommen war. Die Worte brauchten einige Sekunden, bis sie Bens Hirn erreicht hatten. Ihm blieb der Mund offen stehen und plötzlich machte sich ein gnadenloser Lachanfall über ihn her. Ben hielt sich den Bauch und er krümmte sich vor scheinbaren Schmerzen. Dann schallte sein Lachen durch das ganze Tal und wurde von der gegenüberliegenden Seite als Echo zurückgeworfen. Als dann auch Marc in das Lachen eingestimmt hatte, war klar, dass das Eis gebrochen war und sie fortan ein eingeschworenes Team sein würden.

      ***

      Ben hatte jetzt die Bestätigungs-E-Mail erhalten und sich in den geschützten Bereich des Forums begeben. Er würde erst einmal ein paar Marken setzen. Im Bereich »Vorstellung neuer Mitglieder« tönte er, er sei Experte auf den Gebieten »Sex, Drugs und Rock-n-Roll«. Das mit dem Sex mochte stimmen, bei den anderen beiden Themen war er sich nicht so sicher. Anschließend klinkte er sich in eine Diskussion über das neue Album einer Band mit dem Namen »Psychokill« ein. Er hatte noch nie von denen gehört, aber er behauptete in diesem Thread, dass das vorletzte Album viel besser gewesen sei. Sicherheitshalber würde er sich das nachher auch gleich mal laden. Nichts ging über eine perfekte Tarnung. Schließlich ging es ja in erste Linie darum, Marc in dieses Forum zu bekommen. Dazu musste Ben aber erst einmal glaubhaft von dieser Plattform begeistert sein.

      Trotzdem hatte er sich natürlich auch bereits auf die Suche nach Vanessas Freundin gemacht. »Clara« sollte sie hier heißen, so die Aussage seiner Lieblingsbraut. Und da hatte er sie auch schon gefunden. Sie schien wirklich sehr aktiv zu sein, kein Tag verging offenbar, ohne dass sie etwas postete. Sowohl zu allen möglichen musikalischen Themen von Pop bis Klassik als auch mit Small Talk in den allgemeinen Plauderbereichen.

      »Mein Täubchen«, murmelte er zu sich selbst, »ich werde dir bald den perfekten Täuberich in den Schlag flattern lassen.« Dann begann er eine persönliche Mitteilung an die Benutzerin »Clara« zu verfassen:

      »Hallo, mein zartes Täubchen …«

       6

      Marc

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