Privatdetektiv Joe Barry - Quittung in Blei. Joe Barry

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Privatdetektiv Joe Barry - Quittung in Blei - Joe Barry Kommissar Y

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ist höllisch scharf darauf, auf Bewährung freigelassen zu werden“, sagte der Leutnant. „Er wird alles tun, um uns zufriedenzustellen. Dan Reno ist eine richtige kleine Ratte. Auf den paßt die hübsche Bezeichnung: klein aber mies.“

      Dan Reno war ein kleiner Ganove. Er hatte ein halbes Dutzend Vorstrafen. Sein Strafregister reichte von Unterschlagung bis zum Taschendiebstahl. Daß er in Scranton einsaß, also in einem Zuchthaus, verdankte er der Tatsache, daß sein letztes Abenteuer mit Falschgeld zu tun hatte, und auf Falschmünzerei steht überall in der Welt Zet. Dan war seit zwei Jahren in Scranton; er hatte noch ein Jahr vor sich, und als professionellem Gefängniskunden behagte ihm die Zuchthausluft überhaupt nicht. Er wollte raus, um jeden Preis.

      — Der Leutnant, der lange überlegt hatte, wen er zu Pritchie in die Zelle stecken sollte. war schließlich auf ihn verfallen. Seit drei Monaten saß Dan mit Pritchie zusammen, aber in dieser Zeit hatte er noch nichts erreicht.

      „Ihr Plan leuchtet mir ein“, sagte der Direktor und trommelte nervös mit den Fingern auf die Tischplatte. „Sie sind überzeugt davon, daß Pritchie eine ganz bestimmte Vorstellung davon hat, was er tun wird, wenn er heraus kommt. Möglich, daß Sie recht haben, aber ich bezweifle, daß Sie mit Ihrer Methode herausfinden werden, was er vorhat.“

      Der Leutnant strömte unerschütterlichen Optimismus aus.

      „Ich tue lange genug in Zuchthäusern Dienst“, sagte er. „Ich kenne die Leute hier; ich weiß, wie ein Mann aussieht, der fünf oder zehn Jahre im Zuchthaus sitzt. — Glauben Sie mir, Pritchie hat ein Ding vor. Bestimmt nichts Gutes. Ich weiß nicht, ob er nur auf das Geld scharf ist, das er vielleicht irgendwo versteckt hat. Wenn es das nicht ist, dann … Ich will das herausfinden. Dazu gehört, daß wir ihn ständig reizen. Ich werde in den nächsten Tagen noch viel massiver werden, Chef.

      Solange der Bursche mit uns zusammen ist, wird er natürlich immer den kaltschnäuzigen Ganoven spielen. Aber wenn er dann in die Zelle zurückkommt, wenn er unter seinesgleichen ist, dann wird er vielleicht seinem Ärger Luft machen. Darauf spekuliere ich. Ich hab Dan Reno eingeheizt. Er wird mir jedes Wort genau wiedergeben.“

      „Well, hoffen wir, daß wir es noch schaffen“, sagte der Direktor. „Viel Zeit haben wir nicht mehr.“

      Die hatten sie wahrhaftig nicht. Zehn Tage blieben ihnen noch.

      2. Kapitel

      Ob zohn Tage eine lange Zeit oder eine kurze Zeit sind, das hängt von den Umständen ab. Jemand, der zu zehn Tagen Gefängnis verurteilt ist, wird es als eine Ewigkeit empfinden. Jemand, der bereits vierzehn Jahre gesessen hat und in zehn Tagen herauskommen soll, wird es als ein Nichts empfinden Es hängt ganz von dem Blickwinkel ab, unter dem man die Sache betrachtet.

      Pritchie Hutchkins jedenfalls hatte ganz präzise Vorstellungen von diesen letzten zehn Tagen. Allerdings sprach er mit niemandem darüber, und so war es nicht möglich, ihm etwas zu beweisen, denn was am folgenden Tag geschah, sollte sich zu der größten Pleite auswachsen, die die Polizei im Zuchthaus von Scranton jemals erlebt hatte.

      Es begann ganz harmlos.

      Mittags um zwölf Uhr war Essenausgabe. Die Gefangenen rückten, von Aufsehern geführt, aus den verschiedenen Werkstätten in geschlossenen Blocks an und reihten sich nach einem sorgsam ausgeklügelten Schema in die Schlange ein, die sich durch den zentralen Gang des Hauptgebäudes an der Essenausgabe vorbei zum Speisesaal bewegte. An allen strategisch wichtigen Punkten standen Aufseher. Leutnant Stonewall Jackson hatte von der Zentrale aus das Kommando. Er gab seine Befehle über Lautsprecher.

      Trotz aller Bemühungen der Aufseber war dies der Augenblick, an dem die Sträflinge den günstigsten Kontakt zueinander fanden. Tauschgeschäfte wurden abgewickelt, Nachrichten wurden weitergegeben. Jedesmal wenn der Leutnant das Kommando zum Abrücken gab, entstand ein sorgsam geplantes Durcheinander, in dem diese Dinge abgewickelt wurden.

      Obwohl es unmöglich war, hieran etwas zu ändern, regte sich der Leutnant jedesmal von neuem auf. Sein Fluchen kam scheppernd über den Lautsprecher; er jagte die Aufseher hin und her, bis sich das Durcheinander wieder zu einer Schlange formiert hatte, die, mit den Eßgeschirren klappernd, am Tresen vorbeirückte.

      An diesem Tag — es war ein Montag, und montags gab es erfahrungsgemäß das schlechteste Essen der Woche — war die Unruhe besonders groß und setzte auffallend früh ein.

      Noch bevor die Häftlinge sich aufgestellten hatten, hatte der Leutnant sich bereits die Kehle heiser gebrüllt. Die Aufseher waren nervös und nicht ansprechbar. Irgendeine Parole lag in der Luft, etwas, das sich jedem Gefangenen mitteilte und das jeder Zuchthausaufseher sofort mitbekam. Keiner wußte, worum es ging, aber sie alle spürten, irgend etwas war im Gange Das machte sie alle unruhig.

      Endlich kam der schrille Pfiff, und die Schlange setzte sich in Bewegung. Sie rückte den Mittelgang entlang und erreichte den Schalter der Essenausgabe, wo schwitzende Kalfaktoren mit den großen Kesseln hantierten.

      In diesem Augenblick geschah es.

      Weiter hinten entstand ein Streit. Erst sah es ganz harmlos aus. Zwei Mann stürzten sich aufeinander. Aber das war das Signal für die übrigen. Mit wildem Geheul stürzten sie aufeinander los, und binnen Sekunden entwickelte sich eine Schlägerei jeder gegen jeden. Keiner hatte mitbekommen, was der Anlaß des Streites war.

      Im Glaskasten der Zentrale jaulte die Alarmsirene hoch. Überall verriegelten sich automatisch die Gitter. Die Aufseher stürmten mit gezogenen Holzknüppeln auf den Unruheherd zu und prügelten auf die Männer ein. Vom Verwaltungsbau her näherte sich keuchend der Direktor. Er lief Jackson über den Weg und hielt den Leutnant an der Schulter fest.

      „Was, zum Teufel, ist da los?“ schrie er.

      Jackson sah ihn wild an.

      „Das Ganze ist gelenkt!“ schrie er. „Kann verdammt ins Auge gehen.“

      Ebenso schnell wie sie ausgebrochen war, wurde die Schlägerei erstickt. Rücksichtslos knüppelten die Aufseher alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. Der ganze Spuk hatte keine dreißig Sekunden gedauert, dann herrschte wieder Ruhe. Alle, die an der Schlägerei beteiligt gewesen waren — etwa zwanzig Männer — mußten sich mit den Gesichtern zur Wand aufstellen. Der Leutnant schoß heran. Seine Stimme überschlug sich.

      „Wer, zum Teufel …“ Er brach ab.

      Aus der Schlange der Häftlinge hatte sich einer gelöst. Er taumelte ihm entgegen.

      Es war Dan Reno.

      Der Zuchthäusler stolperte auf den Leutnant zu und ging vor ihm in die Knip.

      „Mr. Jackson“, ächzte er, „sie …“

      Der Leutnant beugte sich über ihn.

      „Was ist passiert?“ schnaubte er.

      „Sie haben herausgekriegt, daß ich für Sie arbeite“, keuchte er. „Sie …“ Er brach ab und fiel vornüber.

      Der Leutnant, fing ihn auf, aber der Mann rutschte ihm durch die Finger Der rauhe Stoff der Drilljacke glitt durch seine Hände, und plötzlich waren sie blutbeschmiert.

      Dann sah er auch das Messer, das in Dan Renos Rücken steckte. Es war ein Klappmesser, beidseitig geschliffen. Bis zum Heft war es in den Rücken von Hutchkins Zellengenossen gedrungen.

      Der

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