Privatdetektiv Joe Barry - Quittung in Blei. Joe Barry
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„Fast“, warf der Leutnant ein. „In genau vierundzwanzig Stunden wird Pritchie Hutchkins entlassen.“
„Okay, und was habe ich damit zu tun“, erkundigte sich Jo.
„Du warst der Mann, der ihn damals geschnappt hat.“
„Ja, aber in zwölf Jahren sollte Pritchie damit fertig geworden sein.“
„Anscheinend ist er es nicht“, knurrte der Leutnant aus Seranton grimmig. „Jedenfalls benimmt er sich wie ein Wilder.“
„Um es genau zu sagen“, fuhr Antony sachlich fort, „vor zwei Wochen wurde in Scranton einer der Häftlinge, ein gewisser Dan Reno, ermordet. Dan Reno war V-Mann. Man hatte ihn in Pritchies Zelle verlegt, weil man glaubte, auf diese Weise erfahren zu können, was Pritchie nach seiner Entlassung vorhat. Irgendwie hat der Knabe herausbekommen, daß Dan Reno für uns arbeitete. Ja, und jetzt ist Dan Reno tot.“
„Trägt ziemlich eindeutig Pritchies Handschrift, dieser Mord“, meinte Jo.
„Allerdings.“ Antony nickte, „Nur mit der feinen, kleinen Besonderheit, daß ihm nicht das geringste nachzuweisen ist. Im Gegenteil. Dan Reno wurde während einer Schlägerei erstoohen. Pritsehie hat für diesen Zeitraum ein hundertprozentig sicheres Alibi. Als Fachmann würde ich sagen: Einer, der unschuldig ist, kann so ein gutes Alibi gar nicht haben. Pritchie befand sich zur Zeit der Schlägerei etwa fünfzig Meter von Dan Reno entfernt. Er hatte sich so aufgebaut, daß nicht nur ein halbes Zuchthausinsassen bezeugen konnten, daß er dort war — nein — er hat sich so hingestellt, daß sogar zwei Aufseher bestätigen konnten, daß Pritchie mit dem Mord nichts zu tun hatte“
„Es gibt ein Delikt, das heißt ,Anstiftung zum Mord‘“, hielt Jo dem Freund entgegen.
Der Captain nickte.
„Und wie jedes Delikt muß man dieses auch beweisen können. Es gibt in Scranton genug Mörder. Du weißt, wie sie über Spitzel denken. Die Chance, je herauszufinden, wer unter dem Haufen Dan Reno ermordet hat, ist tausend zu eins. Wir wissen alle ganz gut, daß Pritchie dahintersteckt, und der Bursche kann sich an beiden Pfoten abzählen, daß wir’s wissen. Aber das allein genügt noch nicht. Seit zwei Wochen wird Pritchie pausenlos verhört. Natürlich kommt nicht das geringste dabei heraus. Und da ihm nichts anzuhängen ist und der Untersuchungsrichter die Einleitung eines Verfahrens bei dem ungenügenden Beweismaterial verweigern mußte, wird nichts weiter übrig bleiben, als Pritchie morgen mittag Punkt zwölf Uhr zu entlassen. Das ist die Lage.“
„Das ist zwar Pech für die Polizei“, meinte Jo achselzuckend, „aber ich sehe nicht ein, was ich damit zu tun habe“
„Eine Kleinigkeit“, brummte Antony. „Eine ganze Kleinigkeit. Dan Reno lebte nämlich noch, als er gefunden wurde. Er konnte noch ein paar Sätze sagen. — Interessierst du dich dafür?“
„Ich nehme an, sie haben mit mir zu tun?“ mutmaßte Jo.
Leutnant Jackson räusperte sich.
„Ich habe Dan Reno aufgefangen, als er umsackte“, berichtete er. „Seine letzten Worte waren etwa: ,Privatdetektiv Joe Barry — sie wollen ihn …‘ Dann ist er gestorben. Mir war sofort klar, wer gemeint ist. In ganz Amerika gibt es nur einen Mann, der unter dem Spitznamen Privatdetektiv Joe Barry bekannt ist. Dag sind Sie, Mr. Barry. Ich habe sofort. Erkundigungen eingezogen, und als ich feststellte, daß Sie derjenige waren, der Pritchie seinerzeit hinter Gitter brachte, war mir alles klar. — Wollen Sie jetzt wissen, was ich denke?“
„Ich weiß es auch so.“ Jo nickte nachdenklich. „Sie meinen, Pritchie wird, wenn er herauskommt, versuchen, sich an mir zu rächen.“
„Genau“, bestätigte der Leutnant mit Nachdruck. „Und deshalb sind wir hier.“
Jo hob die Schultern.
„Gentlemen, ich danke Ihnen für die Warnung, aber sonst wüßte ich nicht, was da zu tun ist. Ich erlebe das nicht zum erstenmal. Es gibt in den Zuchthäusern dieses Landes einige Burschen, die wahrscheinlich ganz präzise Vorstellungen davon haben, was sie mit mir machen, wenn sie ’rauskommen. Das gehört zu meinem Berufsrisiko. Da komme ich nicht daran vorbei. Bisher bin ich ganz gut damit fertig geworden.“
„Du kannst um Polizeischutz bitten“, schlug Antony vor.
„Danke“, brummte Jo. „Seit meinem achten Lebensjahr habe ich gelernt, allein auf mich aufzupassen. — Was ist eigentlich los mit dir, Alter? Bist du sicher, daß du in deinem Arbeitsschuppen keine Langeweile hattest?“ Fragend sah er den Captain an. „Daß Pritchie sich an mir rächen will, hättest du mir auch telefonisch mitteilen können. Ich hätte dir für den Tip gedankt und mich entsprechend vorgesehen. Da gibt’s doch noch einen Pferdefuß, oder?“
Antony nickte.
„Wie es scheint, ist deine hohe Denkerstirn nicht nur ein äußerliches Attribut“, frotzelte er. „Der Pferdefuß ist folgender: Dan Reno hat nicht gesagt, was Pritchie mit dir vorhat. Er hat nur gesagt, sie wollen ihn …‘ Mehr wissen wir nicht. Wir wissen nicht, was sie vorhaben. Wir wissen aber, daß es mehrere sind.“
„Well, Gangster sind wie Schmeißfliegen“, brummte Jo, „sie treten immer im Verband auf.“
„Ja, aber da liegt der kleine Haken“, sagte Antony beharrlich. „Wenn es stimmt, daß es mehrere sind, dann ist die Erkenntnis, daß Pritchie sich an dir rächen will, nicht umfassend genug, findest du nicht? — Ein Mann, der zwölf Jahre im Zuchthaus sitzt, hat keine Komplicen mehr, es sei denn, es gibt gemeinsame Interessen, die ihn mit Leuten außerhalb des Zuchthauses verbinden. —
Wenn Pritchie sich an dir rächen will, dann ist das allein seine Sache. Dafür würde er sich kaum neue Komplicen suchen. Abgesehen davon, daß er auch kaum welche finden würde.“
„Meinst du?“ warf Jo skeptisch ein.
„Er müßte sich jemanden engagieren“, fuhr Antony nachdenklich fort, „denn zum Privatvergnügen wird sich kaum jemand mit dir amlegen wollen. Andererseits ist Leutnant Jackson ganz sicher, sich nicht verhört zu haben.“
„Bestimmt nicht“, versicherte Jackson. „Dan Reno sagte: ,Sie wollen ihn … ‘Und das ist eindeutig wie ein geplatzter Wechsel.“
„Wenn Pritchie Komplicen hat, dann außerhalb des Zuchthauses“, ließ Jo sich vernehmen. „Es muß sich um Leute handeln, die er noch aus der Zeit vor zwölf Jahren kennt, bevor er eingeliefert wurde. Freundschaft unter Gangstern pflegt gemeinhin nicht so lange zu dauern. Was verbindet die Burschen also miteinander?“
„Wir haben eine Theorie“, sagte Antony. „Eine ziemlich wahrscheinliche Theorie. Vielleicht erinnerst du dich daran, daß Pritchie damals einen ziemlich großen Betrag, fast eine halbe Million, erbeutete. Das Geld ist seither spurlos verschwunden. Es wurde nie gefunden. Pritchie hat nie ein Geständnis abgelegt, und deshalb konnte man ihn nie festnageln. Er hat auch seine volle Strafe verbüßt, so daß man ihn jetzt nicht mehr unter Polizeiaufsicht stellen kann.
Das einzige, was man tun kann, ist, ihn zu beschatten, um auf diese Weise vielleicht herauszufinden, wo er das Geld hat. Auch das wäre kein Problem. Natürlich ist fraglich, ob wir damit Erfolg