Mami Box 1 – Familienroman. Claudia Torwegge
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Читать онлайн книгу Mami Box 1 – Familienroman - Claudia Torwegge страница 19
»Ja«, antwortete Vera, »sie kommt zurück. Sie wird mit dem Krankenwagen gebracht, der Papa fährt hinterher und bringt sie hier in ein Krankenhaus, denn es wird noch eine Weile dauern, bis sie wieder ganz gesund ist.«
»Und dann?« stieß Katrin hervor.
»Dann wird hoffentlich alles wieder gut werden«, sagte Vera mit einem ernsten Blick. Sie setzten sich um den Tisch.
»Ich hab immer gedacht, daß das doch gar nicht wirklich sein könnte, daß Mama für immer von uns fort wollte«, murmelte der Junge vor sich hin.
»Aber sie wollte es!« begehrte Katrin auf. »Vergessen kann ich das nicht, daß sie uns wegen einem anderen Mann alleinlassen wollte. Und unser Papa? Kann er sie denn wieder liebhaben?«
»Katrin«, Edgar legte sein Besteck hin, »eure Mutter hat einen Fehler begangen, den sie sehr bereut. Jeder Mensch, auch der liebste und beste, kann einmal in die Irre gehen. Dann muß man auch verzeihen können. Seid doch froh, daß sie am Leben geblieben ist. Dieser Unfall hätte auch anders ausgehen können.«
»Dann hättet ihr keine Mama mehr gehabt«, flüsterte Laura, tief beeindruckt von dem Geschehen, das sie hautnah miterlebte.
»Ich«, sagte Claus, und er holte tief Atem dabei, »ich geh gleich zu Mama, wenn sie da ist, und ich sag ihr, daß es ganz fürchterlich war, das alles, aber daß ich es echt richtig nie geglaubt habe.«
»Ja, du!« Katrin streifte ihren Bruder mit einem kurzen Blick. »Aber ich wohl. Weil sie uns ja schon aufteilen wollte.«
Mit Katrin wird es Jenny nicht einfach haben, ging es Vera durch den Sinn. Aber nichts würde einfach sein. Dafür war zuviel zerschlagen worden.
Am späten Abend, als die Kinder schon schliefen, tauchte Dieter noch überraschend auf. »Entschuldigt, daß ich euch so spät noch störe, aber da ich noch Licht im Wohnzimmer sah…«
»Du störst uns nicht. Komm herein«, sagte Edgar.
Vera ging ihrem Schwager entgegen. »Wie geht es Jenny?« war ihre erste Frage. »Es war doch eine lange Fahrt.«
»Ja.« Dieter sah erschöpft und zugleich erleichtert aus. »Sie hat sie aber ganz gut überstanden und wurde vorhin in der Klinik noch ärztlich versorgt. Wir alle müssen ihr jetzt beistehen.«
Mit einem langen Blick sah Edgar Jennys Mann an. »Ich kann dich nur bewundern, Dieter«, sagte er langsam. »Nicht jeder würde soviel Haltung zeigen.« Es klang achtungsvoll und sehr aufrichtig.
»Bewundern, o Gott.« Dieter fuhr sich mit der Hand über seine brennenden Augen. »Jenny ist aus ihrem Taumel sehr tief gestürzt. Einer mußte sie doch auffangen.«
Vera hatte aus der Küche Brot, Butter und Käse geholt. Sie baute alles auf dem Tisch auf, stellte eine Flasche Bier dazu. »Du hast bestimmt heute kaum etwas gegessen, Dieter«, sagte sie.
Ihr Schwager lächelte schwach. »Wenn ich sehe, was du da bringst, dann fällt mir ein, daß ich tatsächlich Hunger habe.«
Sie saßen noch ungefähr eine halbe Stunde beisammen. Dieter wollte wissen, ob er Katrin und Claus morgen noch bei ihnen lassen könnte.
»Morgen und übermorgen und solange es nötig ist«, gab Vera zurück. »Wir haben uns darauf eingerichtet und kommen schon zurecht.«
Er trank den letzten Schluck aus seinem Glas. »Wie haben sie es aufgenommen?« fragte er unsicher. »Ihr habt es ihnen doch sicher schon gesagt.«
Vera nickte. »Zum Jubeln ist es für sie noch zu früh«, meinte Vera ernst. »Sie müssen es doch auch erst verwinden.«
»Claus wird es eher schaffen«, meinte Edgar. »Bei Katrin sitzt es tiefer. Mit ihr werdet ihr Geduld haben müssen.«
Dieter sah auf seine Hände. »Geduld und viel guten Willen werden wir alle nötig haben, um wieder zu einem normalen Leben zurückzufinden«, sagte er schwer. Dann stand er auf. »Habt Dank für alles. Es hat mir gutgetan, noch mit euch reden zu können.«
»Das ist doch selbstverständlich«, sagte Vera herzlich.
*
Am nächsten Tag fuhr Vera mit Claus ins Krankenhaus. Katrin hatte nachmittags Schule, Laura war bei Bärbel. Vera erschrak darüber, wie gealtert Jenny ihr vorkam. Sie hatte eigentlich kein Mitleid mit ihr haben wollen. Aber da lag sie nun, die so hochgemut ausgezogen war, um mit ihrem Geliebten ein neues Leben zu beginnen, geschlagen, gestraft.
Claus war, eingeschüchtert von dieser Umgebung, an der Tür stehengeblieben. Erst als seine Mutter einen Arm nach ihm ausstreckte, näherte er sich ihr auf Zehenspitzen. Stumm sahen sie sich an. Jenny traten die Tränen in die Augen, auch im Gesicht ihres Sohnes zuckte es.
»Es war alles nicht wahr, nicht, Mama?« stammelte der Junge.
»Nein, es war alles nicht wahr«, brachte Jenny über die Lippen. Sie begegnete Veras Blick, und diese verstand. Sie hatte an eine große Liebe geglaubt, und es war doch nur ein Strohfeuer gewesen.
Katrin fuhr einen Tag später zu ihrer Mutter, allein. Das hatte sie so gewollt, und Vera ließ sie. Sie war ja schon ein großes Mädchen, mit ihren fast dreizehn Jahren.
Als sie wiederkam, war es, als sei sie nun kein Kind mehr. Wortlos zog sie sich zurück und ging an ihre Schularbeiten. Vera fragte sie auch nichts. Erst als es Zeit zum Abendessen wurde und Katrin sich immer noch nicht rührte, ging sie zu ihr. Da saß ihre Nichte, das Kinn in die Hand gestützt, und sah vor sich nieder. Vera trat auf sie zu und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Hast du denn heute soviel auf, Katrin?«
Katrin hob den Kopf. Ihr Gesicht trug immer noch einen nach innen gekehrten Ausdruck, und die blaugrauen Augen blickten ernst.
»Meine Mutter hat mit mir geredet, als wäre ich schon erwachsen, Tante Vera«, sagte sie unvermittelt. »Ich kann sie jetzt besser verstehen. Der Papa hat ihr nie mehr so richtig gezeigt, daß er sie liebhat, und wir eigentlich auch nicht. Sie war eben da, und das war selbstverständlich. Dann hat sie sich in einen Mann verliebt, und er sich in sie, und Mama hat gedacht, sie könnte noch mal so glücklich sein wie früher, als sie mit Papa jung war und wir noch klein waren. Aber das war ganz falsch, was sie sich da gedacht hat…«
»Ja, Katrin, das war es«, bestätigte Vera.
»Onkel Edgar hat ja auch gesagt, daß jeder mal was falsch machen kann«, fuhr Katrin fort, »und wo sie nun wieder da ist, und dazu noch ziemlich krank, und auch der Papa sie wieder liebhaben will, da will ich meiner Mutter auch nicht mehr böse sein.«
»Das ist sehr schön von dir, Katrin.« Gerührt und erleichtert streichelte Vera ihr über das blonde Haar. Hatte Jenny doch die richtigen Worte gefunden in einer äußerst schwierigen und heiklen Situation! »Und jetzt komm, dein Bruder und Laura fragen schon immer nach dir. Ich habe aber gesagt, sie sollten dich nicht stören. Onkel Edgar wird auch bald da sein.«
Dann holte Dieter Sasse seine Kinder heim. Zehn Tage später konnte Jenny die Klinik verlassen.
Damit ließ sie nicht nur das schmale Krankenbett und körperliches