Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band). Rosa Luxemburg
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85 Buch IV, Kap. IV: Der kaufmännische Reichtum folgt dem Wachstum des Einkommens.
86 Nouveaux principes, 2. Aufl. S. 416.
87 Wenn deshalb Herr Tugan-Baranowski im Interesse des von ihm verfochtenen Standpunkts Say-Ricardo die Kontroverse zwischen Sismondi und Ricardo zu berichten weiß, daß Sismondi gezwungen wäre "die Richtigkeit der von ihm angefochtenen Lehre anzuerkennen und seinem Gegner alle nötigen Zugeständnisse zu machen", daß Sismondi "seine eigene Theorie, die bis jetzt so viele Anhänger findet, preisgegeben habe" und daß "der Sieg in dieses Kontroverse auf Seiten Ricardos wäre" (Studien zur Theorie und Geschichte des Handelskrisen in England, 1901, S. 176), so ist das eine solche - sagen wir - Leichtfertigkeit des Urteils, wie wir davon in einem ernsten wissenschaftlichen Werk nicht viel Beispiele kennen.
88 "L'argent ne remplit qu'un office passager dans ce double échange. Les échanges terminés, il se trouve qu'on a payé des produits avec des produits. En conséquence quand une nation a trop de produits dans un genre, le moyen de les écouler est d'en créer d'un autre genre." (J. B. Say: Traité d'économie politique, Bd. I, Paris 1803, S. 154.)
89 In Wirklichkeit gehörte Say auch hier nur die pretentiöse und dogmatische Fixierung des von anderen ausgesprochenen Gedankens. Wie Bergmann in seiner "Geschichte der Krisentheorien" (Stuttgart 1895) darauf aufmerksam macht, finden sich bereits ganz ähnliche Äußerungen über die Identität zwischen Angebot und Nachfrage sowie über das natürliche Gleichgewicht beider bereits bei Josiah Tucker (1752), bei Turgot in dessen Anmerkungen zur französischen Ausgabe des Tuckerschen Pamphlets, bei Quesnay, Du Pont de Nemours und anderen. Trotzdem nimmt der "Jammermensch" Say, wie ihn Marx einmal nennt, die Ehre der großen Entdeckung der "théorie des débouches" als Oberharmoniker für sich in Anspruch und vergleicht sein Werk bescheiden mit der Entdeckung der Theorie der Wärme, des Hebels und der schiefen Ebene (Siehe seine Einleitung und sein Sachregister zur 6. Auflage seines "Traité", 1841: "C'est la théorie des échanges et des débouches - telle qu'elle est développée dans cet ouvrage - qui changera la politique du monde.'' S. 51 u. 616.) James Mill entwickelt dieselben Standpunkt in seinem 1808 erschienenen "Commerce defended". Marx nennt ihn den eigentlichen Vater der Theorie von dem natürlichen Gleichgewicht zwischen Produktion und Absatz.
90 Revue encyclopédique, Bd. XXIII, Juli 1824, S. 20.
91 l.c., S. 21.
92 l.c., S. 29. Say klagt Sismondi als den Erzfeind der bürgerlichen Gesellschaft in folgender pathetischen Deklamation an: "C'est contre l'organisation moderne de la société; organisation qui, en dépouillant l'homme qui travaille de toute autre propriété que celle de ses bras, ne lui donne aucune garantie contre une concurrence dirigée à son préjudice. Quoi! parce que la société garantit à toute espèce d'entrepreneur la libre disposition de ses capitaux, c'est à dire de sa propriété elle dépouille l'homme qui travaille! Je le répète: rien de plus dangéreux que de vues qui conduisent à régler l'usage des propriétés." Denn "les bras et les facultés" - "sont aussi des propriétés"!
93 Marx streift in seiner Geschichte der Opposition gegen die Ricardosche Schule und deren Auflösung Sismondi nur ganz kurz. Er sagt an einer Stelle : "Ich schließe Sismondi hier aus meiner historischen Übersicht aus, weil die Kritik seiner Ansichten in einen Teil gehört, den ich nur erst nach dieser Schrift behandeln kann, die reale Bewegung des Kapitals (Konkurrenz und Kredit)." (Theorien über den Mehrwert, Bd. III. S. 52.) [Karl Marx: Theorien über den Mehrwert, Dritter Teil. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 26.3, S. 46.] Etwas weiter widmet Marx jedoch, im Zusammenhang mit Malthus, auch Sismondi einen allerdings in seinen großen Zügen erschöpfenden Passus: "Sismondi hat das tiefe Gefühl, daß die kapitalistische Produktion sich widerspricht; daß ihre Formen - ihre Produktionsverhältnisse - einerseits zur ungezügelten Entwicklung der Produktivkraft und des Reichtums spornen; daß diese Verhältnisse andrerseits bedingte sind, deren Widersprüche von Gebrauchswert und Tauschwert, Ware und Geld, Kauf und Verkauf, Produktion und Konsumtion, Kapital und Lohnarbeit etc. um so größre Dimensionen annehmen, je weiter sich die Produktivkraft entwickelt. Er fühlt namentlich den Grundwiderspruch: Ungefesselte Entwicklung der Produktivkraft und Vermehrung des Reichtums, der zugleich aus Waren besteht, versilbert werden muß, einerseits; andrerseits als Grundlage Einschränkung der Masse der Produzenten auf die necessaries. Hence sind bei ihm die Krisen nicht wie bei Ric(ardo) Zufälle, sondern wesentliche Ausbrüche der immanenten Widersprüche auf großer Stufenleiter und zu bestimmten Perioden. Er schwankt nun beständig: Sollen die Produktivkräfte von Staats wegen gefesselt werden, um sie den Produktionsverhältnissen adäquat zu machen, oder die Produktionsverhältnisse, um sie den Produktivkräften adäquat tu machen? Er flüchtet sich dabei oft in die Vergangenheit; wird laudator temporis acti oder möchte auch durch andre Regelung der Revenue im Verhältnis zum Kapital oder der Distribution im Verhältnis zur Produktion die Widersprüche bändigen, nicht begreifend, daß die Distributionsverhältnisse nur die Produktionsverhältnisse sub alia specie sind. Er beurteilt die Widersprüche der bürgerlichen Produktion schlagend, aber er begreift sie nicht und begreift daher auch nicht den Prozeß ihrer Auflösung. (Wie sollte er das auch, wo diese Produktion erst in ihrer Bildung begriffen war? - R. L.) Was aber bei ihm zugrunde liegt, ist in der Tat die Ahnung, daß den im Schoß der kapitalistischen Gesellschaft entwickelten Produktivkräften, materiellen und sozialen Bedingungen der Schöpfung des Reichtums, neue Formen der Aneignung dieses Reichtums entsprechen müssen; daß die bürgerlichen Formen nur transitorische und widerspruchsvolle sind, in denen der Reichtum immer nur eine gegensätzliche Existenz erhält und überall zugleich als sein Gegenteil auftritt. Es ist Reichtum, der immer die Armut zur Voraussetzung hat und sich nur entwickelt, indem er sie entwickelt." (l.c., S. 55.) [Karl Marx: Theorien über den Mehrwert, Dritter Teil. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 26.3, S. 50/51.] Im "Elend der Philosophie" führt Marx Sismondi an einiger Stellen gegen Proudhon an, äußert sich aber über ihn selbst nur im folgenden kurzen Satz: "Diejenigen, welche, wie Sismondi, zur richtigen Proportionalität der Produktion zurückkehren und dabei die gegenwärtigen Grundlagen der Gesellschaft erhalten wollen, sind reaktionär, da sie, um konsequent zu sein, auch alle anderen Bedingungen der Industrie früherer Zeiten zurückzuführen bestrebt sein müssen." [Karl Marx: Das Elend der Philosophie. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 4, S. 97.] In "Zur Kritik der politischen Ökonomie" wird Sismondi zweimal kurz erwähnt; einmal wird er als der letzte Klassiker der bürgerlichen Ökonomie in Frankreich in Parallele mit Ricardo in England gestellt, an einer anderen Stelle wird hervorgehoben, daß Sismondi gegen Ricardo den spezifisch gesellschaftlichen Charakter der wertschaffenden Arbeit betonte. Im Kommunistischen Manifest endlich wird Sismondi als das Haupt des kleinbürgerlichen Sozialismus genannt.
94 Vgl. Marx: Theorien über den Mehrwert, Bd. III, S. 1-29, wo die Malthussche Wert- und Profittheorie eingebend analysiert ist. [Karl Marx: Theorien über den Mehrwert, Dritter Teil. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke. Bd. 26.3, S. 7-38.]
95 Malthus: Definitions in Political Economy, 1827, S. 51.