Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band). Rosa Luxemburg

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seien. So schreibt er am 22. September 1892: "Ich behaupte nun, daß die industrielle Produktion heutzutage grande industrie bedeutet, Dampf, Elektrizität, mechanische Spindeln und Webstühle und schließlich maschinelle Herstellung der Maschinen selbst. Von dem Tage an, da Rußland Eisenbahnen einführte, war die Einführung dieser modernen Produktionsmittel beschlossene Sache. Ihr müßt imstande sein, Eure eigenen Lokomotiven, Waggons, Schienenwege zu reparieren und das kann nur auf billige Weise geschehen, wenn Ihr bei Euch auch die Dinge herstellen könnt, die Ihr reparieren wollt. Von dem Augenblick an, da die Kriegführung ein Zweig der grande industrie wurde (Panzerschiffe, gezogene Geschütze, schnellfeuernde Repetierkanonen, Repetiergewehre, Stahlmantelkugel, rauchloses Pulver usw.), ist die grande industrie, ohne die alle diese Dinge nicht produziert werden können, eine politische Notwendigkeit geworden. All das kann man nicht ohne eine hochentwickelte Metallindustrie haben, und diese wieder ist unmöglich ohne eine entsprechende Entwicklung aller anderen Industriezweige, namentlich der Textilindustrie." Und weiter in demselben Briefe: "Solange sich die russische Manufaktur auf den inneren Markt beschränken muß, können ihre Produkte auch nur den Inlandsbedarf decken. Dieser aber kann nur langsam wachsen und sollte sogar, wir mir scheint, unter den gegenwärtigen Bedingungen in Rußland abnehmen. Denn es ist eine der notwendigen Folgeerscheinungen der grande industrie, daß sie ihren eigenen innern Markt durch denselben Prozeß zerstört, durch den sie ihn schafft. Sie schafft ihn, indem sie die Basis der bäuerlichen Hausindustrie vernichtet. Aber ohne Hausindustrie kann die Bauernschaft nicht leben. Die Bauern werden als Bauern ruiniert; ihre Kaufkraft wird auf ein Minimum reduziert; und bis sie sich als Proletarier in die neuen Existenzbedingungen hineingefunden haben, geben sie für die neuentstandenen Fabriken einen sehr schlechten Markt ab. Die kapitalistische Produktion als eine vorübergehende ökonomische Phase ist voll innerer Widersprüche, die sich in dem Maße entfalten und sichtbar werden, in dem sie sich selbst entfaltet. Die Tendenz, ihren eigenen Markt zu schaffen und zugleich zu zerstören, ist einer dieser Widersprüche. Ein anderer liegt in der, zu der sie führt und die in einem Land ohne auswärtigen Markt, wie Rußland, eher eintritt als in Ländern, die auf dem freien Weltmarkt mehr oder weniger konkurrenzfähig sind. Diese letztgenannten Länder finden in einer solchen scheinbar ausweglosen Lage eine Lösung in der Ausdehnung des Handels durch gewaltsame Erschließung neuer Märkte. Aber auch da steht man vor einem cul-de-sac. Nehmen Sie England! Der letzte neue Markt, dessen Erschließung dem englischen Handel eine zeitweilige Wiederbelebung bringen könnte, ist China. Daher besteht das englische Kapital darauf, die chinesischen Eisenbahnen zu bauen. Aber chinesische Eisenbahnen bedeuten die Zerstörung der ganzen Basis der chinesischen kleinen Landwirtschaft und Hausindustrie, und da es nicht einmal eine chinesische grande industrie als Gegengewicht gibt, wird es Hunderten von Millionen Menschen unmöglich gemacht, ihr Dasein zu fristen. Die Folge wird eine Massenauswanderung sein, wir sie die Welt noch nicht gesehen hat, eine Überflutung Amerikas, Asiens und Europas durch den verhaßten Chinesen, der dem amerikanischen, australischen und europäischen Arbeiter auf der Grundlage des chinesischen Lebensstandards, des niedrigsten der Welt, Konkurrenz machen wird - und wenn die Produktionsweise in Europa bis dahin noch nicht umgewälzt ist, so wird ihre Umwälzung dann notwendig werden." (Briefe von Karl Marx und Friedrich Engels an Nikolai-on. Übersetzt ins Russische von G. Lopatin, Petersburg 1908, S. 79.) [Engels an Nikolai Franzewitsch Danielson, 22. September 1892. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 38, S. 467 u. 469/470.] - Trotzdem Engels an die Entwicklung der Dinge in Rußland aufmerksam verfolgte und dafür das größte Interesse zeigte, lehnte er seinerseits geflissentlich jede Einmischung in den russischen Streit ab. Er äußerte sich darüber selbst in seinem Briefe vom 24. November 1894, also kurz vor seinem Tode, wie folgt: "Meine russischen Freunde bestürmen mich ununterbrochen mit der Bitte, auf russische Zeitschriften und Bücher zu antworten, in denen die Worte unseres Autors (so wurde in dem Briefwechsel Marx bezeichnet - R. L.) nicht nur falsch interpretiert, sondern auch falsch zitiert werden; sie behaupten, mein Eingreifen würde genügen, um alles in Ordnung zu bringen. Ich habe das ständig abgelehnt, weil ich mich nicht, ohne dringende und wichtige Arbeiten aufzugeben, in Kontroversen hineinzerren lassen kann, die in einem weit entfernten Land in einer Sprache geführt werden, die ich noch nicht so leicht wie die bekannteren westeuropäischen Sprachen zu lesen vermag, und in Druckschriften, von denen ich im besten Falle nur gelegentliche Bruchstücke zu Gesicht bekomme, und daher die Debatte ganz unmöglich gründlich und in allen ihrer Phasen und Einzelheiten verfolgen kann. Überall trifft man ja Leute, die, um eine einmal eingenommene Position zu verteidigen, vor keiner Verzerrung und keinem unfairen Manöver zurückschrecken; und wenn man das mit den Schriften unseres Autors gemacht hat, so befürchte ich, daß man auch mit mir nicht glimpflicher verfahren und mich so schließlich zwingen würde, in die Debatte einzugreifen, um andere und mich selbst zu verteidigen." (l.c., S. 90.) [Engels an Nikolai Franzewitseh Danielson, 24. November 1894. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 39, S. 328.]

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