Apokalypse Pallantau. Arno Endler

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Apokalypse Pallantau - Arno Endler heise online: Welten

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ließ ihn kurz innehalten und schließlich langsamer weitergehen.

      Er überlegte, wie viel Zeit ihm wohl blieb. Wenn es zu einem Ausbruch kommen würde, dann war es auf dem Meer am sichersten. Während der gesamten Kolonisierungsphase und der Erforschungsperiode Rannuiemmis hatte es niemals Hinweise auf vulkanische Aktivitäten gegeben. Was in den nächsten Stunden geschehen würde, darüber konnte man nur spekulieren.

      Es gab keine Vulkankegel oder ehemalige Calderas an der Oberfläche. Woher kamen also diese unerwarteten Magmaströme?

      Macon keuchte in der schwülen, stickigen Luft. Das Seitenstechen ließ nach, als er kurz stoppte.

      Der Nebel irritierte ihn. Es grummelte unter seinen Füßen, ein dumpfes Grollen näherte sich. Macon vermisste das Plätschern der sanften Brandung am Anlegeplatz. Es konnte doch nicht mehr weit sein.

      Der Nebel vor ihm wechselte die Farbe in ein giftiges Grüngelb. Ein stechender Duft, der ihn an Schwefel erinnerte, jedoch nicht ganz so ekelig war, eher süßlich und verführerisch, drang ihm in die Nase.

      Er musste niesen.

      Irgendwo in der Nähe zischte es laut, bis das Geräusch in einen hellen, singenden Pfeifton überging.

      Macon schleppte sich weiter. Das Seitenstechen quälte ihn bis hin zum Schmerz.

      Endlich erreichte er die Plattform, die auf das Meer hinausragte. Inzwischen war der Nebel so dicht, dass er gerade mal die Bretterstruktur der Anlegestelle erkennen konnte. Darüber hinaus versank alles im diffusen grüngelben Schleier.

      Auf welcher Seite des Steges hatte er das Schiff festgemacht?

      Macon schimpfte sich innerlich einen vergesslichen Idioten. Er ließ sich auf alle Viere nieder, hustete und krabbelte weiter voran, um den Pfosten nicht zu verpassen, an den das Schiff gebunden war.

      Der süßliche Geruch wurde stärker, das Donnergrollen von der Station her verklang, wurde ersetzt durch ein Rauschen, das viel bedrohlicher auf Macon wirkte.

      „Wo bist du? Wo bist du?“, murmelte er, suchte im immer dichter werdenden Dunst mit der Hand am Rand des Steges entlang, bis er endlich ein Tau ertastete.

      „Ja! Da bist du!“

      Macon zog daran und registrierte einen unerbittlichen Widerstand. Das Schiff ließ sich nicht näher ziehen.

      „Verdammt!“

      Er krabbelte weiter vor, bis er die Planke fand, über die der Steg mit dem Schiff verbunden war. Auch von diesem schmalen Brett sah Macon nur die nächsten fünfzig Zentimeter. Der Rest versank im Nichts.

      Vorsichtig kroch er darauf, stellte fest, dass es abwärts ging, obwohl er sich sonst auf einer Ebene vom Schiff zum Steg bewegt hatte.

      Nach gut drei Metern Unsicherheit packten seine Hände die Reling des Schiffes. Er sprang an Bord und stürzte sofort zur Seite, rollte, bis ihn die Schiffswand schlug.

      Er versuchte zu Atem zu kommen.

      Dann wurde ihm seine Situation bewusst.

      „Palla-Dung“, schrie er seine Verzweiflung hinaus.

      Er saß in der Falle.

      Das Schiff lag im Trocknen auf Schlagseite.

      Er sprang über die Reling und landete im Schlamm, dem einstigen Meeresboden. In einigen verbliebenen Pfützen brodelte Wasser. Er umrundete den Schiffsrumpf.

      Wie weit hatte sich das Meer zurückgezogen?

      Ein Tsunami. Dieser Gedanke schreckte ihn auf. Doch er schob ihn gleich wieder beiseite.

      Es gab keine tektonischen Verwerfungen auf Rannuiemmi. Keine Platten, die Erdbeben oder Seebeben auslösen konnten. Das fehlende Wasser musste einen anderen Grund haben.

      Schritt für Schritt entfernte Macon sich vom Schiff.

      Je weiter er kam, umso klarer wurde die Sicht, bis er endlich das Meer sah. Gut zwanzig Meter lagen zwischen Wasser und Steg. Sollte das Meer nicht freiwillig zurückkehren, nutzte ihm das Schiff nichts. Höchstens als Unterschlupf. Doch retten konnte er sich damit nicht.

      Im Schlickboden des freigelegten Meeresuntergrunds bewegte sich etwas.

      Macon, der gelernt hatte, dass es im Ozean Ranniuemmis nur Algen, aber keine Fische oder Krebse gab, starrte verwundert auf die sich windende Masse. Sie erinnerte ihn an Darstellungen von Schlangennestern. Unterarmdicke Tentakel, die sich umeinander wanden. Plötzlich stoppte die Bewegung.

      Macon wich sicherheitshalber zurück und beschloss, in einer Kabine des Schiffs Schutz zu suchen. Dort hatte er auch zu Beginn seiner Schicht die Armilla für den LR-Kontakt deponiert. Er würde mit der Zentrale reden müssen. Vielleicht gab es doch noch einen Ausweg.

      Nach wenigen Schritten im schwergängigen Schlamm verdichtete sich der Nebel und Macon roch wieder den süßlich schwefeligen Duft.

      Er erreichte das Schiff und wuchtete sich über die Reling an Bord. Die Schieflage war ärgerlich, aber man konnte sich daran gewöhnen.

      In der Ferne zischte es laut und penetrant. Es erinnerte an das Pfeifen eines Überdruckventils einer Gaseinheit.

      Macon fummelte das Sicherheitsschloss zur Kabine auf. Warum hatte er es überhaupt benutzt? Vorschriften.

      Dabei war er der einzige Mensch auf dem Kontinent Nicäa. Wer also hätte einbrechen können?

      Seine Finger glitten, feucht vom Schweiß, immer wieder vom Zahlenschloss ab.

      Endlich klickte es. Die gespeicherte Kombination gab den Mechanismus frei. Macon schob die Tür auf.

      Hinter sich hörte er ein schabendes Geräusch.

      Er wandte sich um, glaubte, einen sich bewegenden Schatten erkennen zu können.

      „Ist da wer?“, fragte er und war sich der Unsinnigkeit seines Rufes doch sofort bewusst.

      Da!

      Auf dem Boden!

      Macon lehnte sich an den Rahmen der Tür und versuchte seinen Blick zu fokussieren.

      Zuerst dachte er an ein Tau. Allerdings bewegte es sich eigenständig, wie ein Ast im Wind. Hin und her. Aber die Richtung schien eindeutig, auf ihn zu.

      Macon kletterte in die Kajüte, schob die Tür zu, doch sie ließ sich nicht ganz schließen. Vielleicht hatte sie in der Feuchtigkeit gelitten oder es lag an der Schlagseite des Schiffes.

      Er stürzte sich auf seinen Schrank, riss ihn auf und nahm die Armilla heraus, schnallte sie sich um das Handgelenk und betätigte den Einschaltknopf.

      Das Gerät suchte nach der Verbindung zum LR-Netz und verkündete nach wenigen Sekunden: „Kein Netz vorhanden!“

      So sehr die Entwickler des Sprachgenerators auch an einer möglichst optimierten angenehmen Stimmlage gearbeitet hatten. Diese drei Worte hätten Macon nicht härter treffen können.

      Seine

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