Perry Rhodan 3098: Letzte Rast bei Mu Sargai. Leo Lukas

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Perry Rhodan 3098: Letzte Rast bei Mu Sargai - Leo Lukas Perry Rhodan-Erstauflage

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waren von den Ingenieuren des Schiffsverbunds optimiert worden.

      Simultane Emotio- und Mnemo-Transmission war eine Weiterentwicklung der SERT-Technik, wie sie unter anderem terranische Emotionauten benutzten. Während diese Mentalimpulse in positronische Steuerbefehle umwandelte, ermöglichte SEMT die Übertragung der Gedanken und Gefühle einer Person auf eine andere.

      Die Erforschung dieser Technologie hatte zumindest offiziell lange Zeit brachgelegen, aus moralischen Gründen: Das gewaltsame Eindringen in die Gedankensphäre eines Individuums galt als fragwürdig.

      1514 NGZ war das Verfahren, das manche auch »technische Telepathie« nannten, trotzdem eingesetzt worden, um Attilar Leccores Erinnerungen an die von ihm wahrgenommene ÜBSEF-Konstante des Atopen Mattan Addaru Dannoer zu visualisieren. Mitte des 16. Jahrhunderts NGZ war die SEMT-Technologie dann bereits so allgemein zugänglich, dass sie sogar für die Partnersuche verwendet wurde. Kontaktwillige Personen nahmen Sinneseindrücke des eigenen Körpers auf, bis hin zu Geruch und Hautbeschaffenheit, und gaben sie frei, um eventuell Interessierten vermitteln zu können, wie sie rochen oder sich anfühlten.

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      Illustration: Dirk Schulz

      Gleichwohl barg das Verfahren nach wie vor Risiken. Die Gefahr bestand, dass empfangene Gedanken und Gefühle des »Senders« jene des »Empfängers« überlagerten, sodass dieser einem erhöhten sensorischen Stress ausgesetzt wurde.

      Dieser Nebeneffekt konnte durch Eingewöhnung überwunden werden. Danach war der Empfänger in der Lage, die fremden Gedanken quasi zu sortieren.

      Dies galt jedoch nur für Personen ohne Mentalstabilisierung. Atlan da Gonozal hingegen verfügte über einen Monoschirm, der ihn vor dem Zugriff von Telepathen oder via SEMT-Haube schützte ...

      »Du bist dir sicher, dass du bei deinem Versuch nicht mehr Schaden anrichten als Nutzen daraus ziehen wirst?«, fragte Opt-Atlan.

      »Relativ sicher«, sagte Jasmyne da Ariga. »Ich will ja Atlans Gedanken nicht auslesen, sondern nur gewissermaßen anklopfen.«

      »Gut. Dann sieh zu, dass du eine Tür findest, auch wenn sie dir verschlossen sein sollte, und klopf an!«

      *

      Die Mnemo-Mediatorin setzte sich auf einen Stuhl, aktivierte die SEMT-Verbindung, schloss die Augen und sank in Trance.

      Opt-Atlan betrachtete sein Ebenbild, seinen Vorgänger. Kein Muskel regte sich, kein Fältchen zuckte in dem für arkonidische Verhältnisse ungewöhnlich sonnengebräunten Gesicht.

      Ein alter terranischer Ammenspruch kam ihm in den Sinn: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu!

      Kants Kategorischer Imperativ für Kleinkinder ...

      Tat er Alt-Atlan etwas an, das er sich selbst nicht zumuten würde? Nein. Er, Opt-Atlan, nahm jedes Risiko auf sich, um das große Ziel zu verwirklichen: das Trajekt durch die Zerozone in die endgültige Sicherheit der anderen Hälfte des Dyoversums.

      Ein unersetzlich wichtiger Bestandteil des Projekts war Alt-Atlans Ritteraura. Diese hing nur ihm an. Die Cairaner hatten sie trotz aller erbeuteten Superintelligenzen-Technik nicht zu bioplizieren vermocht, ebenso wenig wie die Parafähigkeiten des Mausbibers Gucky.

      »Dank Jasmyne weiß ich«, sagte Opt-Atlan sehr leise, fast tonlos, zum Liegenden, »wie sehr dir deine Aura ohnehin zuwider ist. Mit Freuden helfen wir dir, dieses Schandmal deiner Kosmokratenknechtschaft wieder abzulegen.«

      Er teilte die Erinnerungen und daher das Gefühl, von den Hohen Mächten missbraucht worden zu sein. Atlans Instrumentalisierung als Orakel von Krandhor; seine unfreiwillige Versetzung als Agent der Kosmokraten in die Galaxis Alkordoom; und, und, und. Nicht zuletzt die Manipulation, wenn nicht gar unwiederbringliche Löschung von Teilen seines Gedächtnisses.

      Opt-Atlan konnte das Gefühl der Verdinglichung und der darin beschlossenen Erniedrigung gut verstehen. Dass Atlans Erinnerung an die Vorgänge hinter den Materiequellen vollkommen getilgt worden war, empfand er gleichermaßen als unfassbare Herabsetzung.

      Auch das verband sie. Denn war ihm nicht fast genau dasselbe geschehen, wenn nicht sogar noch intensiver?

      Er bezweifelte nicht, dass die Cairaner in bester Absicht handelten. Jedoch änderte das nichts daran, dass sie sich seiner bedient hatten. Und nicht nur seiner, auch Tausender anderer Geschöpfe, Besatzungsmitglieder der Pseudo-THORA, Bioplikate.

      Darum hatte er rebelliert. Wo das Vorbild sich mit dem Joch der Ritteraura abgefunden hatte, also am Ende unterlegen war, hatte Opt-Atlan gekämpft. Für sich, für Jasmyne da Ariga und die anderen Bioplikate, sehr wohl auch für den alten Atlan.

      Er hatte sie alle befreit. Sich, seine Stammesschwestern und -brüder, sein biologisches und mentales Vorbild Atlan, sogar das Raumschiff THORA, das ursprünglich ebenfalls nur als Ersatz, als Surrogat, als Zweitbesetzung geplant gewesen war.

      Alt-Atlan würde ihn verstehen und – wie er – für die Cairaner nichts übrighaben als Misstrauen und Ablehnung. Und letztlich würde er Opt-Atlan dankbar sein. Weil er ihm half, die jahrtausendealte Last von seinen Schultern zu nehmen: die Aura eines Ritters der Tiefe, die zu tragen die Kosmokraten ihn verdammt hatten, und die ungeheure Verantwortung, die sie ihm damit und mit der dummen Legende aufgebürdet hatten.

      Opt-Atlan glaubte nicht, dass die dunkle Prophezeiung sich jemals bewahrheiten würde. Für ihn klang sie abgeschmackt, allzu hochtrabend und mystisch.

      Wie sollten wegen des Todes eines einzelnen Mannes sämtliche Sterne im Kosmos verlöschen?

      Gewiss, alles ging einmal zu Ende, auch das Leben eines biologisch Unsterblichen. Opt-Atlan war sich sehr wohl dessen bewusst, dass die angestrebte Operation schwierig werden würde. Die Ritteraura und Alt-Atlan waren mittlerweile eng miteinander verwoben.

      Möglich also, dass sein Vorgänger die Ablösung der Aura nicht überleben würde. Aber immerhin wäre damit sein Sklavendasein beendet, und er würde in Freiheit sterben können.

      Das kaum hörbare Summen der SEMT-Verbindung wurde noch leiser. Jasmyne da Ariga schlug die Augen auf und straffte sich.

      »Hast du etwas gefunden?«, fragte Opt-Atlan.

      »Ich bin tatsächlich auf eine Art Pforte gestoßen, die mir den Zutritt versperrte. Aber ich hatte den Eindruck, dass sich dahinter etwas tut.«

      »Hast du angeklopft?«

      »Was dachtest du denn? Wie gesagt, ich vermochte nicht hindurchzugehen.«

      »Irgendeine Ahnung, was ...?«

      »Nur, dass hinter der Tür einerseits ein großes, unerhörtes Schweigen herrscht – während andererseits zugleich ein ebenso unerhörtes Geschehen abläuft.«

      Opt-Atlan überflog die holografischen Anzeigen des Elektroenzephalogramms. »Die Wellen wechseln sich immer noch in rascher, unregelmäßiger Folge ab.«

      »Dort tobt ein wahrer Bewusstseinssturm, ja.«

      »Unternimm später einen weiteren Versuch.« Er deutete auf das Chronometer. »Jetzt müssen wir uns der Außenwelt zuwenden. Ich rechne in Bälde mit einer Antwort

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