Privatdetektiv Joe Barry - Um Kopf und Kragen. Joe Barry
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Instinktiv erfaßte Jo, was geschehen war. Er packte den Jungen an der Schulter und riß ihn zur Seite. Mit einem gewaltigen Sprung brachte er sich und den Schuhputzer in Deckung.
Gleich darauf bohrte sich wenige Meter neben ihm der schwere Safe mit gewaltigem Krachen in den Asphalt — genau dort, wo sie sich noch vor wenigen Sekunden befunden hatten.
Einen Augenblick war es in der Whitehaven Street totenstill. Dann brach der Tumult los.
„Ich sah, wie sich eines der beiden Seile, an denen der Safe hing, lokkerte“, berichtete der Schuhputzer den Polizisten. „Der Safe kippte um und hing einen Augenblick schräg in der Luft — genau über uns.“ Der Junge schlotterte noch an allen Gliedern. „Dieser Herr riß mich zur Seite. Gleich darauf krachte es.“
Jo Walker nickte.
„Genau so war es.“
Der Sergeant, der nach wenigen Minuten an die Unfallstelle gekommen war, schüttelte den Kopf.
„Mir scheint, daß einige Baubestimmungen nicht beachtet wurden. Wer hat hier die Aufsicht?“
Ein vierschrötiger Bauarbeiter, dem der Schreck noch vom Gesicht abzulesen war, trat aus dem Kreis der Neugierigen hervor.
„Ich bin der Vorarbeiter. Mir ist diese Geschichte völlig unerklärlich.“
„Aber sie ist geschehen“, sagte der Sergeant scharf. „Warum wurde das Gelände, über das der Safe geschwenkt wurde, nicht abgesperrt?“
„Wir haben Absperrungen errichtet.“
„Aber?“
„Nichts aber. Der Kranführer muß verrückt geworden sein. Er schwenkte den Safe plötzlich in eine völlig falsche Richtung. Sehen Sie!“ Er wies mit dem Arm auf die Baustelle. „Dort steht der Kran, dort ist die Öffnung im Bau. Und hier ließ er ihn fallen. Versteh das einer.“
Der Sergeant machte ein ratloses Gesicht.
„Wo steckt der Bursche?“
„Er ist davongelaufen“, sagte einer der Umstehenden lakonisch. „Ich denke, er hat den Kopf verloren.“
„Das kommt vor“, meinte der Sergeant und ließ sich den Namen des Mannes geben. „Ich denke, in ein paar Tagen haben wir ihn. So leicht kommt er nicht davon!“
„Aber warum hat er das gemacht?“ wunderte sich der Vorarbeiter.
„Fragen Sie ihn selbst“, sagte der Cop grob. Er machte sich noch ein paar Notizen und klappte dann sein Buch zu. Vorläufig war der Fall erledigt.
Jo hatte einen Einfall. Er nahm sich den Vorarbeiter zur Seite.
„Seit wann arbeitet der Kranführer bei Ihnen?“ erkundigte er sich.
„Erst seit heute. Unser Kranführer rief heute früh an, er wäre krank. Als Ersatz schickte er uns den Mann. Er hatte einwandfreie Zeugnisse. Es gab keinen Grund, ihn nicht zu nehmen. Über eine Arbeitsvermittlung hätten wir so schnell keinen Ersatz bekommen.“
Jo nickte. So etwas Ähnliches hatte er erwartet. Er ließ sich die Adresse des kranken Kranführers geben und machte sich auf den Weg.
Der Mann wohnte ganz in der Nähe, Jo stieg die ausgetretene Treppe des alten Mietshauses empor und läutete.
Eine ungekämmte Zimmerwirtin öffnete die Tür einen Spalt. Mißtrauische Vogelaugen sahen Jo an.
„Ist Mr. Harris zu sprechen?“ fragte Jo.
„Der schläft und will nicht gestört werden.“
Jo beschloß, diesen Panzer des Mißtrauens mit einem kleinen Bluff zu brechen. Er holte seine Lizenz aus der Tasche.
„Polizei! Lassen Sie mich ein. Ich muß Mr. Harris sofort sprechen!“
Blitzschnell verschwand die Kette von der Tür. Jo wurde eingelassen und durch einen engen, muffigen Flur geführt.
„Wahrscheinlich ist er betrunken“, sagte die Wirtin giftig. „Gestern abend hatte er Besuch von einem ganz üblen Burschen. Die beiden haben die halbe Nacht bei einer Batterie Whiskyflaschen verbracht.“
Jo achtete nicht auf ihr Gerede und öffnete die Tür.
Harris, der Kranführer, lag im Bett. Im ersten Augenblick wunderte sich Jo darüber, daß der Mann im Anzug war. Dann wunderte er sich nicht mehr.
Er hatte das Messer gesehen, dessen Griff aus Harris’ Rücken ragte.
Der Kranführer schlief nicht. Er war tot — ermordet.
Jo wählte die Nummer des Police Center und ließ sich mit der Mordkommission verbinden.
Captain Tom Rowland, sein Freund und Leiter des Dezernats, war nicht anwesend. Leutnant Myers, sein Stellvertreter, versprach jedoch, sich das Zimmer anzusehen.
Merkwürdig, dachte er. Ein Kranführer in dieser schäbigen Umgebung. Schließlich gehörten Kranführer zu den am besten bezahlten Bauarbeitern.
Auf dem wackeligen Tisch neben dem Bett standen eine fast leere Whiskyflasche und zwei Gläser. Jo fiel ein, daß die Wirtin gesagt hatte, Harris hätte Besuch gehabt. Offenbar war der Mörder ein Bekannter gewesen, und die beiden hatten miteinander gezecht Dann war Harris betrunken eingeschlafen, der andere hatte das Messer gezogen und zugestoßen. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, sich dies vorzustellen.
Draußen läutete es. Gleich darauf wimmelte es in der Wohnung von den Experten der Mordkommission. Auch ein paar Reporter waren um diese Zeit schon auf den Beinen und drängten sich im Treppenhaus, bis man ihnen erlaubte, Aufnahmen zu machen.
„Nun?“ erkundigte sich Myers. „Was ist geschehen?“
Jo gab eine kurze Schilderung der Ereignisse. Die Schlüsse, die er privat für sich gezogen hatte, behielt er vorläufig für sich.
Myers kratzte sich am Kopf.
„Wenn Sie nicht da wären, Walker — ich würde annehmen, ein ganz klarer Fall. Diese schäbige Umgebung — ich würde annehmen, Harris wäre ein Geizkragen; einer von denen, die sich das Kopfkissen voll Dollarnoten stekken. Irgendeiner seiner Kumpane wußte das und hat Harris umgebracht Aber so . . .“ Erversank ins Nach brüten.
Der Arzt kam, stellte den Tod des Mannes fest und sagte, seiner Schätzung nach wäre Harris schon mehr als fünf Stunden tot.
Dann hatten die Experten ihre Arbeit beendet. Fingerabdrücke fanden sich keine. Sie packten ihre Instrumente weg. Myers ging hinaus und rief die Reporter.
Als die Verschlüsse der Kameras geklickt hatten, gab der Leutnant Auftrag, die Leiche fortzuschaffen. Er nahm sich die Wirtin vor, um von ihr Aufschluß über die Person des Besuchers zu erlangen.
Die Frau konnte keine brauchbare Aussage machen. Der Besucher