Perry Rhodan Neo 241: Sporensturm. Lucy Guth

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Perry Rhodan Neo 241: Sporensturm - Lucy Guth Perry Rhodan Neo

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und er nutzte diese Zeit gern, um etwas länger liegen zu bleiben.

      Doch wenn das Jucken einmal eingesetzt hatte, war es sinnlos, es weiter mit Schlafen zu versuchen. Das hatte er in den vergangenen Tagen leidvoll feststellen müssen. Vor einem Monat war die CREST II von Raumpiraten gekapert und fast das gesamte Personal mit einem Pilz infiziert worden. Dieser sogenannte Halteparasit hatte alle gefügig für die Befehle der Druuwen gemacht. Zwar war das grüne Zeug längst wieder aus ihren Gesichtern verschwunden; Abimola gehörte jedoch zu jenem einen Prozent der Mannschaft, in deren Körper sich nach wie vor Überreste des Pilzes herumtrieben.

      Er hasste diese Vorstellung. Normalerweise war er ein geselliger und positiver Mensch. Doch wer einmal erlebt hatte, wie es war, unter der Kontrolle dieses Parasiten zu stehen, würde wohl nie wieder ein reiner Optimist sein. Ihm schauderte allein bei der Erinnerung daran, wie er sich gefühlt hatte. Ihm war alles gleichgültig gewesen, er hatte nur reagiert, war zu eigenen Aktionen nicht mehr fähig gewesen – außer zu jenen, die sein Leben aufrechterhielten, wie essen und schlafen. Er hatte lediglich funktioniert wie eine Maschine. An dem Abend, als sie den Pilz losgeworden und von der seltsamen Forschungsstation auf Carxtröll-Fabb geflüchtet waren, hatte sich Abimola seit langer Zeit mal wieder einen Scotch genehmigt.

      »Trinken Sie regelmäßig?«, hatte Sud gefragt, als er ihr das bei einer Therapiesitzung erzählt hatte.

      Diese medizinischen Betreuungstermine waren denjenigen vorbehalten, die das Pech hatten, noch Myzelfragmente in sich zu tragen. Abimola mochte Sud, doch die Therapiesitzungen waren ihm zuwider.

      »Nein, im Gegenteil«, hatte er geantwortet. »Ich bin zwar kein Antialkoholiker, aber ich habe schon vor Jahren gemerkt, dass Alkohol mir nicht guttut. Deshalb habe ich damit aufgehört. An jenem Abend allerdings ... brauchte ich einfach einen Scotch.«

      Sud hatte genickt und die Behandlung fortgesetzt. Bestrahlung mit UV-Licht gehörte ebenso dazu wie die Injektion von Antimykotika. Manchmal legte Sud zudem ihre kleinen Hände auf Abimolas breites Gesicht und setzte ihre sonderbaren Fähigkeiten ein. Ihm war das unangenehm – nicht Suds Berührung an sich; die fand er entspannend, und sie linderte den Juckreiz. Aber die Situation machte ihn unruhig: Er war ein großer, breitschultriger Mann. Dass ein winziger Pilz ihn derartig und über Wochen in Verlegenheit brachte, kratzte an seinem Stolz.

      Die Erinnerung an den Behandlungstermin weckte in ihm den Wunsch, die Medostation aufzusuchen und sich etwas Wirkungsvolles gegen das Jucken verabreichen zu lassen. Andererseits sträubte sich etwas in ihm dagegen. »Gbaga, ich habe Freischicht! Ich werde die Zeit nicht mit einer weiteren Therapiesitzung verschwenden – ich muss erst morgen wieder dorthin.« Er fluchte nicht gern, und wenn, dann in seiner Muttersprache Yoruba.

      Während er sich anzog, verschwand der Juckreiz. Erleichtert trank Abimola einen Vitaminsaft, ehe er sein Quartier verließ. Sein Ziel war das Freizeitzentrum dieser Sektion.

      Eine schöne Massage und ein Aufguss in der Sauna, das ist jetzt genau das Richtige. Diese Juckerei kommt garantiert vom Stress. Ich werde meine Freischicht ausgiebig genießen und ausspannen.

      Als Memde Abimola einige Stunden später an der Bar des Freizeitzentrums saß, vor sich ein Energiegetränk und ein paar Chickenwings vom ertrusischen Wurgahuhn mit Chilisoße, hatte er sein Ziel erreicht: Er war vollkommen entspannt. Erstaunlich, was für einen Effekt es hat, sich mal so richtig durchkneten zu lassen.

      Er bedauerte zwar, dass auf dem Raumschiff keine menschlichen Masseure zur Verfügung standen, denn an deren Fingerspitzengefühl kam keine Maschine heran. Doch auch der Massageroboter hatte seine Sache erstaunlich gut gemacht. Jede Verspannung war aus Abimolas Körper gewichen, und vom Juckreiz merkte er überhaupt nichts mehr.

      »Hallo, Memde«, erklang eine schüchterne Stimme neben ihm.

      Er wandte den Kopf und grinste breit. Es war Donna Stetson, eine Positronikpsychologin aus dem SENECA-Team. Die beiden hatten sich vor einiger Zeit im Freizeitzentrum kennengelernt, als Memde Abimola über seinem Ayobrett brütete. Zu seiner Überraschung hatte Stetson ihn angesprochen, weil sie das traditionelle Yorubaspiel kannte und ihn zu einer Partie auffordern wollte. Inzwischen trafen sie sich häufig zu Ayospielen.

      »Hallo, Donna«, gab er die Begrüßung zurück. »Ich fürchte, heute habe ich keine Zeit für eine Partie – mein Dienst beginnt gleich.«

      »Meiner auch.« Stetson sah ihn mit ihren weit auseinanderstehenden, graugrünen Augen an, ernsthaft wie immer. Obwohl sie so etwas wie Freunde geworden waren, hatte Abimola die junge Frau bislang nur selten lächeln sehen. Sie hatte nicht viele Freunde an Bord, denn sie war introvertiert und wirkte in den Augen vieler etwas verschroben. Sie hatte ihm gegenüber selbst zugegeben, auf dem Feld zwischenmenschlicher Interaktion ihre Defizite zu haben.

      Er indes kam gut mit ihr klar, und er war sicher, dass sie viel mehr Freunde haben könnte, wenn sie bereit wäre, auf andere zuzugehen. Mittlerweile wusste er, dass sie ihn damals nur auf das Ayospiel angesprochen hatte, weil sie so begeistert gewesen war, jemand anderen zu treffen, der es kannte.

      »Was hast du hier getrieben?«, fragte Abimola. Stetson hatte, von ihren Spielpartien abgesehen, nicht viele Hobbys, die sie ins Freizeitzentrum führten.

      »Ich war ein paar Bahnen schwimmen.« Sie setzte sich neben ihn auf einen Barhocker.

      Er musste grinsen. Sie gaben wahrscheinlich ein skurriles Bild ab: die kleine, blasse Donna Stetson und Mende Abimola, ein breitschultriger, fast zwei Meter großer Yoruba mit ebenholzschwarzer Haut. Ein Gegensatz, wie er größer nicht sein könnte.

      »Du schwimmst immer nur, wenn du ein Problem zu lösen hast«, sagte er. »Macht SENECA dir Kummer?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, SENECA ist toll – ein echter Schatz.« Vermutlich war Stetson die Einzige an Bord der CREST II, die von der Positronik auf diese Weise sprach. Angeblich war der Hauptrechner des Raumschiffs auf dem Weg, eine tatsächliche Künstliche Intelligenz zu werden. Abimola verstand nicht viel davon. Stetson hingegen redete immer voller Begeisterung darüber.

      »Was ist es dann? Wieder Ärger mit Kollegen?«

      Sie nickte und verzog unglücklich den Mund. Am liebsten hätte er sie tröstend in den Arm genommen, denn in solchen Momenten wirkte die junge Frau wie ein trauriges Kind. Doch er wusste, dass sie mit Körperkontakt nicht besonders gut umgehen konnte.

      »Gina Rossi aus dem SENECA-Team hält mich offenbar für unqualifiziert. Sie redet mit mir, als ob ich fünf Jahre alt wäre.«

      »Dann sag ihr, dass sie das lassen soll.« Abimola seufzte. Er hatte Stetson häufig genug zugeredet, dass sie sich durchsetzen solle. Aber es fiel ihr unendlich schwer. »Sie hat kein Recht, so mit dir umzugehen. Ich wette, du bist viel cleverer als sie.«

      Sie lächelte wie gewöhnlich nicht, doch er sah die Freude in ihren Augen. »Es ist nett, dass du das sagst. Manchmal, wenn sie so mit mir redet und ich nicht weiß, wie ich reagieren soll, komme ich mir gar nicht clever vor.«

      »Das ist ...« Ein scharfer Schmerz schoss Memde Abimola durch den Kopf. Er sog heftig die Luft ein. Und da war er wieder: der Juckreiz. Sein Gesicht kribbelte, als marschiere eine Ameisenarmee über seine Haut. Er wischte sich fahrig über das Gesicht.

      Stetson betrachtete ihn verwirrt. »Geht es dir gut?«

      Er stand auf. »Ich kann nicht weiter mit dir reden«, murmelte er. »Ich muss mich für den Dienst fertig machen.«

      »Oh«, sagte Donna Stetson. »Okay.«

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