Schneesturm - Norwegen-Krimi. Widar Aspeli

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Schneesturm - Norwegen-Krimi - Widar Aspeli

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gehen sollen. Express ist schließlich vor allem deshalb auf Hüttentour, um für den Landeswettbewerb in Trondheim im Mai zu üben.

      Die ganze Zeit muss sie darauf achten, das Gewicht auf den vorderen Fuß zu verlagern, aber jedenfalls fällt sie nicht hin. Das Brett gleitet spielerisch einfach durch den Schnee, fliegt den präparierten Hang hinunter. Elin geht in die Knie und verlagert ihr Gewicht, spürt zufrieden, dass sie in die Kurve geht. Und wieder zurück. Genau. Die Geschwindigkeit nimmt auf dem kleinen Steilhang zu. Sie spannt die Muskeln an und wirft sich herum. Einhundertundachtzig Grad. Sie schafft einen Hundertachtziger! Nach all den Bruchlandungen, die sie vorher hingelegt hat!

      Wieder verlagert sie das Gewicht und gleitet weiter. Ihre Gedanken wollen die Band nicht verlassen. Trude hatte diese Übungswoche in der alten Hütte ihrer Eltern vorgeschlagen. Express muss dringend ihr Spiel perfektionieren, wenn sie in Trondheim eine gute Figur machen wollen.

      Jetzt sind sie seit zwei Tagen in Beitostølen. Und Trude hat sie alle total beeindruckt, als sich herausstellte, dass sie den Schneescooter fahren kann, den sie brauchten, um ihre Musikausrüstung in die Hütte zu bringen.

      »Ich bin schon vorher mal gefahren. Mein Vater hat ’ne Fahrerlaubnis«, hatte sie erklärt und war den Hügel hochgebrettert.

      Seitdem haben sie schon ein paar Mal zusammen geprobt, aber irgendwie swingt es nicht so, wie es soll. Elin fürchtet, dass Jørn sich etwas verrennt. Er ist felsenfest überzeugt von seinen selbst komponierten Stücken und dem norwegischen Text. Und bemerkt das Stöhnen der anderen gar nicht.

      Außerdem vermisst sie ihren Freund Joachim. Er hätte mitkommen können, alle anderen fanden das vollkommen in Ordnung, aber er wollte nicht.

      »Was soll ich denn da? Die Saiten der Gitarre auswechseln? Ich habe mit der Band nichts zu tun. Ich stehe da doch nur im Weg«, hatte er gesagt.

      »Du Dummkopf«, hatte Elin erwidert und ihm die Wange gestreichelt. Sie weiß, dass etwas anderes dahinter steckt. Joachim steckt der Zusammenstoß mit dem Elch im letzten Herbst noch in den Knochen.

      Da hört sie hinter ihrem Rücken Rufe. Automatisch dreht Elin den Kopf, fällt hin und rutscht auf dem Bauch den Hügel hinunter. Sie erkennt die drei Skiläufer vom Palast oberhalb ihrer Hütte wieder. Die führen sich auf, als würde ihnen das ganze Gebirge gehören. Grinsen tagsüber mit ihren bronzefarbenen Gesichtern auf den Pisten herum und feiern die Nächte durch. Letzte Nacht ist Elin von dem Lärm aufgewacht. Als sie wütend zur Palastveranda hochschaute, sah sie gerade noch, wie ein Schneescooter aus der Doppelgarage dröhnte und zur wilden Nachtfahrt über die Hügelkuppen davondonnerte. Jørn hat die Nachbarn gleich Sondrejungs getauft, nachdem ihr »Chef« sich als Sondre Wikdahl vorgestellt hatte.

      Jetzt braust das Dreigespann in voller Fahrt auf Elin zu, die immer noch auf den Knien hockt. Die Jungs fahren parallel nebeneinander und halten sich an einer langen Stange fest. Sie grölen sich Kommandos zu, wenn sie die Richtung ändern wollen, und das nimmt ihre Aufmerksamkeit so sehr in Anspruch, dass sie viel zu spät bemerken, dass da jemand auf dem Boden hockt. Elin schreit. Drei Paar Augen öffnen sich erschrocken unter den Filzhüten. Der Rechtsaußen schreit »Links« und springt um die Richtung zu wechseln, aber die anderen beiden fahren weiter ihren rechten Bogen. Der Äußere lässt die Stange los, schert aus und prescht direkt an Elin vorbei, die gerade noch den Stahlkanten seiner Skier ausweichen kann. Kalter Schnee fliegt ihr ins Gesicht. Sie wirbelt herum und setzt sich erschrocken auf den Boden, das Snowboard vor sich. Der rechte Sondrejunge hat angehalten. Die anderen beiden wechseln in den linken Bogen ohne den Abfahrtsläufer zu sehen, der auf Slalomskiern von der anderen Seite des Hügels heransaust. Die Sondrejungs schreien »Rechts«, werden aber auf den Rücken geworfen, als der Rennfahrer ihre Stange trifft und seinerseits zurückprallt. Elin starrt auf den Schneewirbel, der langsam zu Boden sinkt. Der Slalomfahrer liegt unbeweglich da. Seine Bindungen haben sich gelöst und die Skier rasen weiter in einsamer Fahrt auf die Schlange vor dem Lift zu.

      Elin befreit sich von ihrem Snowboard und läuft zu dem Verunglückten hinunter.

      Jørn Haugen sitzt auf der Anhöhe über der Funbox der neuen Snowboardanlage von Beitostølen. Er hat Pudding in den Beinen, öffnet seine Stiefel und lässt sich zu einer Gruppe in den Schnee fallen, die sich ebenfalls einen Moment ausruhen will. Den letzten Trick habe ich ganz gut geschafft, denkt Jørn und seine Augen wandem zur Halfpipe hinunter. Jetzt fehlt nur noch ein Run dort unten.

      Die Bedingungen sind perfekt. Beitostølen liegt schon seit mehreren Tagen in strahlendem Sonnenschein. Ein bisschen nächtlicher Schnee hat eine Puderzuckerschicht auf die präparierten Hügel gelegt und für geradezu ideale Schneeverhältnisse gesorgt. Auf dem Brett zu stehen gibt Jørn jedes Mal einen Kick. Und alle Anfängerstürze werden sich lohnen für das Gefühl, irgendwann mal einen perfekten Dreihundertsechziger hinzukriegen. Aber bis dahin ist es noch weit. Jørn wird ganz flau im Magen, wenn er Trude auf dem Snowboard sieht. Sie ist einfach spitze, legt sogar einen Fünfhundertvierziger hin.

      »Guck dir den mal an«, meint einer von den anderen zu Jørn. Jørn kennt den Typen zwar nicht, aber beim Snowboarden läuft alles ziemlich locker ab und da ist es schon in Ordnung, sich ein paar Minuten mit jemandem zu unterhalten.

      Der Fahrer zeigt eine schnelle Serie die Pipe runter, nimmt nochmal an Fahrt zu und setzt zum letzten Trick an, findet aber nicht den richtigen Absprung und rast die Pipe auf dem Rücken runter.

      »Guter Versuch. Nächstes Mal schafft er es.«

      Jørn nickt. Das ist mit das Tollste, dass keiner ausgelacht wird, denkt er. Man wird respektiert, wenn man etwas versucht, und es ist nicht nötig, dass man der Beste ist. Es ist nicht mal peinlich, vor einer Horde Mädchen in den Schnee zu fliegen.

      Jørn hat ein paar Mal Abfahrtsski versucht, aber nach der ersten Proberunde mit dem Snowboard war für ihn alles klar. Und im Lauf des Winters hat er schon einige Stunden auf dem Hügel verbracht.

      »Bahn frei!«

      Alle drehen sich um und gucken, wer da schreit.

      »Hau ab, du Schmalspurheld!«

      Ein Abfahrtsläufer krümmt sich zusammen, springt schräg ab und kommt in rasender Fahrt auf die Funbox zu. Er trifft auf den Cooping, den Rand, und macht einen hohen Spagatsprung, bevor er weiter zu den Skilifts saust.

      »Wir sollten Seile gegen solche Arschlöcher haben! Die haben auf diesem Teil des Hügels nichts zu suchen!« Jørn massiert seine Beinmuskeln. Seine Gedanken wandern zu Express. Werden wir hier genug Zeit zum Üben haben?, überlegt er. Bei so einem Wetter sieht es damit natürlich schlecht aus. Aber wir müssen das Proben an erste Stelle setzen. Es ist ziemlich wichtig, dass wir in Trondheim eine gute Figur machen.

      Der Anruf kam schon drei Tage nach dem öffentlichen Vorspiel, aber richtig glauben konnten sie es erst, als der Brief kam und bestätigte, dass Express ausgewählt worden war, den Distrikt Oppland bei dem Landeswettbewerb zu vertreten. Jørn nimmt an, dass sie aus zwei Gründen weitergekommen sind: Zum einen, weil sie Originaltitel gespielt haben, und zum anderen, weil sie ganz einfach gut gespielt haben. Nicht nur schnell, laut und eifrig! Nach Ostern wird es zwei Treffen der Opplands-Leute geben, bevor sie dann mit dem Bus nach Trondheim fahren. Mit viel Üben wird es schon klappen. Jørn weiß, dass ihn selbst das alles ziemlich nervös macht. Aber er muss den anderen auch zugestehen, dass ihnen die Musik nicht ganz so viel bedeutet wie ihm. »Wollen wir das wirklich in Trondheim spielen?«, hatte Trude bei der ersten Probe nach der guten Nachricht gefragt.

      »Was meinst du damit?«

      »Na ja ... wir haben das ja schon eine Zeit lang gespielt. Die Melodie ist okay,

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