Schneesturm - Norwegen-Krimi. Widar Aspeli

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Schneesturm - Norwegen-Krimi - Widar Aspeli

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er ins Gebirge auf der Ostseite der Straße fahren muss.

      Sein Sichtschutz beschlägt, aber er traut sich nicht ihn hochzuschieben. Es könnte ihm ja jemand entgegenkommen und er will nicht, dass der sich dann Gedanken macht, warum er hier draußen herumfährt. Jetzt darf es nicht an einem Zufall scheitern.

      Die Kettenbänder fressen sich gierig die Hügel hinauf. Die Katze hat keine Probleme damit, den Schlitten hinter sich her zu schleppen. Er gibt noch mehr Gas. Die neunhundert Kubik donnern und scheinen die Steigung förmlich zu genießen. Der Scooter ist einfach wahnsinnig stark. Sein wassergekühlter Dreizylindermotor schnurrt wirklich wie eine Katze und Thundercat ist superschnell. Oben auf der Valdresflya hat er es schon auf 170 Stundenkilometer gebracht. Und gleichzeitig ist der Thundercat wie maßgeschneidert für unwegsames Gelände. Die Gasstoßdämpfer lassen Unebenheiten kaum spüren. Aber natürlich nur, wenn man fahren kann. Und der Schneider ist ein Meister auf dem Scooter. Vielleicht war es das, was der Schneescooterclub nicht vertragen konnte?

      Oben auf der Ebene vor Gardli zieht der Schneider die Geschwindigkeit hoch. Er sieht auf dem Tachometer, dass er fast bei 75 km/h liegt. Jetzt ist das Schlimmste geschafft. Es geht nur noch darum, einen geeigneten Platz zu finden, um seine Last loszuwerden.

      Urplötzlich holen ihn seine Gedanken wieder ein. Er spürt, wie sich ihm der Magen umdreht, wie die Übelkeit in ihm rumort. Aber es gibt keinen anderen Ausweg. Er muss doch die Spuren verwischen. Oder wäre es etwa besser gewesen, sie da liegen zu lassen? Nein, geschehen ist geschehen. Und die Sache muss jetzt zu Ende geführt werden. Der Schneider fährt die letzte Steigung hoch und geht vom Gas. Jetzt muss er sich entscheiden. Er hält an und holt die Karte heraus, stellt fest, dass er noch ein paar Kilometer weiter fahren muss, um wirklich auf der sicheren Seite zu sein. Er muss die am häufigsten benutzten Loipen hinter sich lassen, wegkommen von den Freizeitsportlern. Er überlegt hin und her, entscheidet sich schließlich für die Hügel südlich des Gravholskampen. Der Name, der Grabhöhlenfels, lässt ihn kurz grinsen. Er beschließt, der präparierten Spur noch eine Weile zu folgen, dann auszuscheren und abzuladen. Gerade als er die Karte zusammenfaltet, fängt sein Handy an zu piepen. Er kann jetzt nicht rangehen, fährt los, nach Nordosten hin.

      *

      »Nur gut, dass die Kinder das nicht getrunken haben«, sagt Anne-Marit Johansen, während sie den Inhalt der Halbliter-Flasche untersucht. Sie steht in einer Schneeburg zwischen zwei der älteren Hütten unterhalb vom Panorama, im Volksmund »zur Palasslia«, zur Palastwiese, getauft.

      »Was ist das?«, fragt Landpolizist Knutsen neugierig. »Ich weiß nicht. Das muss erst analysiert werden. Das muss nach Oslo.«

      Knutsen nickt. Die Antwort hat er erwartet.

      »Kein Problem, wir schicken eine Probe mit Express. Dann ist sie in vier Stunden in Oslo.«

      »Gute Idee. Ich rufe Bjørn Tore von der Chemischen an. Er ist mir noch einen Gefallen schuldig«, nickt Johansen und schaut zu Martin Klausen hinüber, der mit seinen Kindern ein Stück entfernt wartet. Die Kinder hatten die Flasche in der Schneeburg gefunden. Klausen arbeitet bei einer Brauerei und ist sich hundertprozentig sicher, dass der Inhalt nicht aus einem normalen Zapfhahn stammt.

      »Ich bin nur froh, dass ich entdeckt habe, was die Kinder da gefunden haben, bevor sie was trinken konnten«, erklärt er.

      »Wahrscheinlich ist die Colaflasche von einem der Mieter hingeworfen worden. Wir müssen auf der Hut sein. Wenn es das ist, was ich denke, dann gibt es mehr davon. Viel mehr. Und dann werden wir unsere Nasen da reinstecken«, erklärt Johansen.

      Sie bedanken sich bei Klausen für die Hilfe, nehmen die Flasche mit und gehen zurück zu ihrem Schneescooter. Polizist Knutsen musste nicht lange überlegen, als ihm eine Sonderschicht zusammen mit Anne-Marit Johansen angeboten wurde. Der provisorische Polizeiposten ist eingerichtet worden, damit sich nicht über Ostern die Kräfte aus dem übrigen Distrikt nur um Beitostølen kümmern müssen. Es war klar, dass extra Leute gebraucht werden, wenn Beitostølen von Touristen überschwemmt wird. Zumal dieses Jahr, wo so viel mit neuen Angeboten und einem bunten Jugendprogramm geworben wird, das seinen Höhepunkt in der Raveparty in der Beitohalle am Samstagabend haben soll.

      »Da werden wir wohl unsere Augen und Ohren offen halten müssen«, hatte Johansen gesagt, als sie die verschiedenen Veranstaltungen durchsprachen. »Auch wenn die Berichte in der Presse über diese neue Droge bis ins Hysterische übertrieben werden, haben wir allen Grund wachsam zu sein.«

      Knutsen war neugierig auf die Nachfolgerin von Lars-Erik Gundersen gewesen und hatte beschlossen erst einmal abzuwarten, bis er sich ein Bild machen konnte, wer die neue Kollegin eigentlich war. Aber schon nach einer Stunde in einem Raum mit Anne-Marit Johansen war das Eis geschmolzen. Im wahrsten Sinn des Wortes. Sie hatte bei der Drogenfahndung in Oslo Dienst gemacht und konnte Knutsen über die neuen Drogen informieren, die mehr oder weniger getarnt in den Jugendmilieus kursieren.

      »Willst du fahren?«, fragt er jetzt und zeigt auf den Lynx, seinen Luchs.

      Anne-Marit Johansen schüttelt den Kopf.

      »Nur wenn ich muss. Das ist nichts für mich. Außerdem müssen wir uns wohl beeilen, wenn die Flasche noch mit dem Bus mit soll«, sagt sie.

      Knutsen nickt, startet den Motor, verlagert das Gewicht auf den einen Ski, stellt einen Fuß auf den Boden und wendet so den Scooter um hundertachtzig Grad. Er stellt zufrieden fest, dass er seine Kollegin beeindruckt hat.

      »Es ist schlichtweg unmöglich, mit diesem lahmen Gefährt schnell zu sein«, erklärt er.

      »Tu dein Bestes«, lacht Anne-Marit und setzt sich hinter ihn auf den Sattel.

      *

      Jørn schaut zu Hacke hoch, der sein Brett auf dem Hügel hin und her schwingt. Selbstsicher wie immer. Genau so ein Großmaul wie damals, als er Chef von Hacke und die Spechte war, der Band, in der Jørn spielte, bevor er im letzten Sommer nach Valdres zog. Hacke bestimmte absolut alles in der Band, es gab keinerlei Spielraum neben ihm, auch nicht für die Ideen der anderen Spechte.

      »Na, und wie läuft es mit dem Zitherspiel?«

      »Okay«, murmelt Jørn und muss feststellen, dass Hacke die gleichen Vorurteile gegenüber dem Musikleben im Norden hat, wie er sie noch vor einem Jahr selbst hatte. Aber er musste schnell seine Meinung ändern. Die Bands hier oben, Express eingeschlossen, brauchten sich ganz und gar nicht hinter den Jugendbands zu verstecken, die er aus Oslo kannte. Eher im Gegenteil. »Spielst du noch?«

      Sieh an, denkt Jørn, Hacke ist also neugierig.

      »Ja. Wir haben ’ne Band.«

      »Echt? Nun ja ... schade, dass du nicht mehr in Oslo wohnst. Dann hättest du mit uns spielen können. Wir gehen bald auf Tournee.«

      »Auf Tournee? Wohin denn?«

      Jørn spürt den Neid im Bauch zwicken.

      »Nach Trondheim«, erklärt Hacke zufrieden grinsend.

      »Und wann?«

      »Im Mai.«

      »Ey, das ist ja Klasse. Dann treffen wir uns bestimmt dort.«

      Hacke fällt der Unterkiefer herunter und verblüfft starrt er Jørn an.

      »Wieso?«

      »Ich nehme an, du meinst

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