Schneesturm - Norwegen-Krimi. Widar Aspeli

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Schneesturm - Norwegen-Krimi - Widar Aspeli

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wird da auch spielen.«

       »Express?«

      »Ja. Meine Band.«

      Er hört es schon, als er es ausspricht. Meine Band! Der Magen zieht sich ihm zusammen, als er sich daran erinnert, wie Hacke über die Spechte herrschte und wie sauer er selbst war, weil die Band keinen Raum bot, eigene Ideen auszuprobieren. Laufen sie jetzt mit Express Gefahr, den gleichen Fehler zu machen? Drückt er einfach seine Sachen durch? Vielleicht ist das der Grund, dass die Probe gestern Abend so den Bach runter ging? Kommen sie deshalb nicht weiter? Er hört gar nicht mehr Hacke zu. Sieht nur, wie sich dessen Lippen bewegen. Da boxt Hacke ihm gegen die Schulter.

      »Sag mal, du kannst ja wohl immerhin antworten, oder?«

      »Hä? Was hast du gesagt?«

      »Was spielt ihr denn?«

      Jørn spürt wieder, wie sich alles in ihm zusammenzieht. Er hat zwar einige Ideen, fand sie früher auch ganz toll, aber plötzlich ist er sich nicht mehr so sicher.

      »Ich weiß nicht, wir haben uns noch nicht entschieden.«

      »Wir? Ist das denn nicht deine Band?«

      »Wir sind zu viert.«

      »Und welche Instrumente?«

      »Gitarre, Keyboard, Schlagzeug und Bass. Wir wohnen über Ostern in der Hütte der Schlagzeugerin. Um zu üben.«

      »Geil«, meint Hacke. »Das klingt nicht schlecht. Was meinst du, ist es okay, wenn ich mal bei euch vorbeischaue? Wir wohnen auf Beito. Und da ist es stinklangweilig. Die Alten kleben nur an dem offiziellen Programm und ich habe einfach keinen Bock, meine Abende mit sinkenden Sternchen vom norwegischen Schlagerhimmel zu verbringen. Vielleicht könnten wir ’ne kleine Session zusammen machen?«

      Jørn denkt über Hackes Vorschlag nach. Hacke und die Spechte wird auch in Trondheim spielen. Er hat das Gefühl, dass diese Nachricht irgendwie einen Schatten auf seine Freude über ihre eigene Teilnahme wirft. Hacke wohnt auf Beito ... will ’ne kleine Session machen ... »Whow, sieh dir das mal an«, ruft Hacke in diesem Moment und zeigt zur Anhöhe oberhalb der Funbox. »Megacruising!«

      Jørn nickt und lächelt zufrieden. Den Anorak kennt er. Der Snowboarder holt richtig Schwung. Er kreuzt im Puderschnee zwischen den Krüppelbirken. Macht ein paar geile Flatgroundtricks und springt über kleine Buckel. Dann hält er auf die Öffnung der Pipe zu.

      »Guck mal!«

      Jørn lächelt. Er weiß, der Fahrer wird auf den Beinen bleiben.

      »Das ist unsere Schlagzeugerin.«

      *

      Mehr Fahrt! Die Beine arbeiten mit dem Untergrund. Der Abhang sorgt für Tempo. Trude fährt genau auf die Öffnung zu. Das Snowboard rutscht wie Seide über den Neuschnee. Ihre Konzentration ist spitze. Sie trifft den Absprungspunkt perfekt, gewinnt rasant an Höhe und zieht einen Hundertachtziger Backside Air eins achtzig durch.

      Es ist einfach toll, auf der Piste zu sein. Die Anspannung lässt nach. Dass die Band nicht hundertprozentig funktioniert, bedeutet nicht alles. Außerdem hatte ihr etwas davor gegraut, wieder in der Hütte zu schlafen, denn seit dem Unglück war sie nicht mehr dort gewesen. Umso froher war sie, als die Jungs gleich das Zimmer mit den Etagenbetten in Beschlag nahmen.

      Trude landet fakie, macht eine Drehung und fährt weiter runter zur Pipe. Sie will fahren, dass es nur so funkt! Die Pipe liegt wie eine riesige, weiß gescheuerte Dachrinne unter ihr. Ihre Beine pumpen noch mehr Geschwindigkeit rein. Sie schneidet schräg nach oben an und macht die erste Figur: einen Tweak Indie frontside. Sie schwebt hoch über der Wand. Grabbt mit der rechten Hand und streckt die linke aus. Yeah! Das ist technisch perfekt!

      Die Schwerkraft zieht sie wieder nach unten und das Brett landet in einem Bogen. Sie beschleunigt erneut und legt einen schnellen Trick auf jeder Seite hin. Einen backside und einen frontside. Hat gute Fahrt drauf und macht einen Air bei jedem Buckel. Sie konzentriert sich auf den letzten, denn der muss richtig sitzen. Im Körper spürt sie bereits die Bewegungen. Ihre Muskeln sind vollkommen angespannt. Trude pumpt ein letztes Mal und krümmt sich zusammen, während sie in voller Fahrt frontside fährt und einen schönen Anschnitt den Bogen hinauf kriegt. Sie wartet auf den richtigen Moment. Jetzt!

      Sie beginnt mit der Rotation und macht einen astreinen Fünfhundertvierziger. Trude landet weich in der Kurve und fühlt sich völlig berauscht, während sie aus der Pipe fährt. Sie kreuzt hinunter zum Lift und macht spielerisch ein paar einfache Flatgroundtricks, um sich abzureagieren. Spürt dabei, wie die Realität und die Band langsam wieder näher an sie herankommen, je weiter der Uhrzeiger rückt. Vielleicht war es doch ein Fehler, intensive Übungstage zu planen? Sie schaut auf ihre Uhr und stellt fest, dass sie noch eine Runde schaffen kann, bevor sie sich treffen wollen.

      *

      Audun studiert den Flyer mit der Handynummer. Soll er es nochmal versuchen? Den Schneider fragen, wo er bleibt? Schließlich muss er halten, was er den anderen in der Band versprochen hat.

      Er winkt Elin zu, die unterwegs ist um ihr geliehenes Brett zurückzubrlngen. Er mag sie, aber irgendwie ist sie unzugänglich. Lässt ihn nicht an sich heran. Er weiß ja, dass sie mit Joachim Jensen zusammen ist und dass sich alles nach dem Verkehrsunfall letztes Jahr ziemlich zugespitzt hat. Eigentlich ist Audun Express scheißegal, doch er hat das Gefühl, dass er es Jørn einfach schuldig ist, ihn jetzt nicht im Stich zu lassen. Außerdem kann eine Tour nach Trondheim ja vieles bieten. Nicht zuletzt hinsichtlich der Damenwelt.

      Aber jetzt ist jetzt. Er schafft es noch, kurz zu telefonieren, bevor Elin zurück ist. Sie wollen sich mit Jørn und Trude unten beim Svingen-Pub treffen. Audun springt von der Mauer, geht aber etwas in Deckung, um vom Lärm wegzukommen. Solche Bestellungen gibt man nicht gerade in aller Öffentlichkeit auf. Er tippt die acht Ziffern ein und wartet. Die Zentrale arbeitet, verbindet. Es klingelt am anderen Ende. Niemand geht ran. Er wird mit dem Anrufbeantworter verbunden.

      »Hallo. Hier ist Audun. Ich war um Viertel nach vier in Hütte 16. Wie verabredet. Wo warst du? Ich brauche maßgeschneiderte Ware für heute Abend. Ruf mich zurück.«

      Erst nachdem er die Verbindung unterbrochen hat, kommt ihm der Gedanke, dass es vielleicht nicht besonders klug war, seinen Namen zu sagen. Aber geschehen ist geschehen. Scheiß drauf!

      *

      Der Schneider schwingt den Schneescooter schräg aus der Spur. Überall um ihn herum erstreckt sich weiße Hochebene. Kein Mensch zu sehen. Perfekt. Ein bisschen Wind und Neuschnee werden die Scooterspur schnell verdecken. Er peilt die Kluft im Osten an und gibt Gas. Der Scooter schiebt sich mit dem angehängten Schlitten auf dem alten Schnee hoch. Er muss jetzt härter arbeiten.

      Auf dem Gipfel des Hügels bleibt der Schneider stehen und schaut zurück. Immer noch niemand zu sehen.

      Im Westen zeigen sich die bläulichen Bergspitzen, eine hinter der anderen. Mit weißen Mützen drauf. Die Sonne steht niedrig über dem Horizont. Sie wärmt noch, aber zur Nacht hin wird es sicher kälter werden. Er dreht sich um und schaut in die andere Richtung. Im Südosten kann er eine dunkle, schwere Wolkenbank am Horizont erkennen. Sie ist zu weit entfernt um bedrohlich zu sein. Zumindest für heute. Aber es wäre das Beste, wenn die Wettervorhersage für die nächsten Tage eintreffen würde. Ein Schneesturm würde alle Spuren beseitigen, bis der Schnee schmilzt.

      Der

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