Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Staffel

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sie nur in dieser einen Nacht sehen. Aber es ist nicht wichtig, etwas zu sehen, es genügt, daran zu glauben. Und so ist es bis heute. Jede Nacht bringen die Engel die dicken Bücher hinauf. Dann geschehen Wunder.«

      Monika nickte eifrig.

      »Können die Engel auch Bilder hinaufbringen? Das Bild ist für Papa!«

      Claudia überlegte kurz, was sie ihrer kleinen Tochter antworten sollte.

      »Moni, ich denke, die Engel können das Bild hinaufbringen. Wir legen es heute Nacht auf deinen Nachttisch und reden mit den Engeln vor dem Einschlafen. Dann bringen sie dein Bild hinauf in den Himmel.«

      Claudia schaute sich das Bild an.

      »Das ist sehr schön. Du kannst noch mehr auf das Blatt malen. Hier unten kannst du Gras malen und Blumen und einen Gartenzaun um die Almhütte. Dein Papa wollte einen Zaun herumbauen.«

      Claudia schwieg eine Weile, während Monika weitermalte. Sie erinnerte sich, wie sie damals zum ersten Mal auf der Enzian Alm waren. Monika saß noch im Kinderwagen. Sie saßen vor der Almhütte und machten Pläne.

      Rudi hatte sie gefragt, was sie sich wünsche. Einen halbhohen Zaun mit vielen Blumenkästen, hatte Claudia geantwortet. Doch wie es im Leben oft ist, kamen sie nicht dazu, den Zaun zu errichten. Das Holz dafür lagerte immer noch im Holzschuppen auf der Rückseite der Almhütte.

      Claudia sah hinauf in den blauen Himmel. Stumm redete sie mit Rudi. Ich werde den Zaun bauen, noch in diesem Sommer. Du wirst sehen, er wird schön werden. Er wird dir gefallen.

      »Mama!«, riss Monika Claudia aus ihren Gedanken.

      Sie hielt ihr wieder das Bild hin.

      »Oh, das ist sehr schön. Das hast du ganz wunderbar gemacht. Dein Papa wäre sehr stolz auf dich. Male noch Tannenbäume auf den Berg und vergiss den kleinen Bach nicht, aus dem wir unser Wasser bekommen.«

      »Und die Wasserleitung, die Papa gebaut hat«, erklärte Monika mit etwas altklugem Unterton in der Stimme.

      »Ja, und die Wasserleitung!«, lächelte Monika gütig.

      Das Mädchen vergisst nichts, dachte Claudia. Es war schon etwas her, dass Claudia Monika erzählt hatte, wie Rudi eine Wasserleitung gelegt hatte. Es war ein regnerischer Tag gewesen. Sie saßen am Ofen und betrachteten die Fotos im Album. Das Fotoalbum war Monikas liebstes Bilderbuch. Fast jeden Tag sah sie es sich an. Sie hatte alle Geschichten behalten, die Claudia ihr zu jedem Bild erzählte. Oft lauschte Claudia, wie Monika ihrer Puppe die Geschichten erzählte.

      Die kleine Monika malte weiter.

      Irgendwann sah sie auf.

      »Soll ich dir auch ein Bild malen, Mama?«

      »Wenn du willst, mein Schatz! Gern, ich freue mich. Das hänge ich dann an die Wand.«

      Monika schob ihr Bild über den Tisch.

      »Schreibe drauf ›Für Papa von Moni‹.«

      »Komm her, wir machen das zusammen.«

      Claudia nahm ihre Tochter wieder auf den Schoß. Sie umschloss mit ihrer Hand die Hand des Mädchens und führte sie. In großen Druckbuchstaben schrieben sie auf die Rückseite:

      Für Papa von Moni

      Monika strahlte. Sie war zufrieden. Dann begann sie ein zweites Bild zu malen. Monika nahm wieder ihre Handarbeit und häkelte weiter.

      Plötzlich sah Monika auf.

      »Können wir hinauf auf den Gipfel?«

      Claudia sah überrascht auf.

      »Aber nein, mein Schatz. Auf den Gipfel können nur Bergsteiger. Ich kann nicht klettern und du bist zu klein. Wenn du größer bist, dann kannst du klettern lernen, und wenn du noch größer bist, dann kannst du mit einer Seilschaft hinauf auf den Gipfel des ›Engelssteigs‹ klettern. Du wirst eines Tages auf dem Gipfel stehen, das verspreche ich dir. Außerdem wollte das dein Papa auch. Er war ein sehr guter Bergsteiger. Er freute sich schon darauf, dass er mit dir eines Tages auf den Gipfel des ›Engelssteigs‹ klettern würde.«

      Claudia strich ihrer Tochter über das Haar.

      »Wirst sehen, wie schnell die Jahre vergehen. Bald bist du groß. Erst kommst du im Herbst in den Kindergarten und im nächsten Jahr in die Schule. Das wird schön werden. Da lernst du Schreiben und Rechnen und viele schöne Sachen.«

      »Fahren wir wieder nach Hause?«

      Claudia hatte bisher noch nicht mit ihrer Tochter darüber gesprochen, dass sie die Wohnung in München aufgelöst hatte.

      »Gefällt es dir hier nicht?«

      »Doch, es ist schön und ich habe Freunde.«

      »Wir könnten für immer auf der Alm bleiben. Mir gefällt es hier auch gut. Ich denke, dass es deinem Papa auch gefallen würde, wenn wir hierbleiben würden.«

      Monika nickte eifrig. Sie schien sich damit abgefunden zu haben. Claudia war beruhigt. Sie ging in die Almhütte und betrat ihre Kammer. Dort nahm sie das Bild ihres Mannes in die Hände. Sie küsste es.

      »Rudi, wir bleiben hier«, sagte sie leise. »Ich denke, dass dir das recht ist. Hier sind wir sicher und haben Frieden. Monika kann in der Natur aufwachsen und glücklich sein. Sie ist so ein wunderbares Kind.«

      Sie hatte tränenfeuchte Augen. Claudia wischte sich die Augen. Sie stellte das Bild wieder ab und ging hinaus.

      *

      Es geschah in der nächsten Nacht. Die Sonne warf ihre ersten Strahlen über die Berggipfel, als Claudia aus dem Tiefschlaf hochschreckte. Irgend­etwas beunruhigte sie. Ihr Herz raste. Sie überlegte, ob sie vielleicht einen Albtraum hatte. Sie konnte sich aber nicht erinnern. Zuerst versuche sie, wieder einzuschlafen. Doch die innere Unruhe wurde immer stärker. Sie stand auf, schlüpfte in ihre Hausschuhe und in ihren Morgenmantel und schlich hinüber zu Monikas Kammer. Leise drückte sie die Türklinke hinunter und öffnete die Tür einen kleinen Spalt.

      »Moni!«, schrie Claudia.

      Ihr Herz zog sich zusammen, als sie das leere Bett sah. In Hausschuhen rannte Claudia vor die Almhütte. Sie suchte Monika.

      »Monika! Moni! Wo bist du? Wo hast du dich versteckt?«, schrie Claudia.

      Sie lauschte. Alles blieb still. Claudia rannte um die Almhütte. Sie schaute im Holzschuppen nach und in dem kleinen Baumhaus, das Rudi für seine Tochter gebaut hatte. Doch dort war sie auch nicht.

      Die Tränen der Angst und der Panik quollen aus Claudias Augen, als sie zurück in ihre Kammer rannte. Schnell zog sie sich an. Sie ging noch einmal in Monikas Zimmer. Dort sah sie, dass die Kleider fort waren, die Moni am Vortage getragen hatte. Ihr kleiner Rucksack fehlte auch.

      »Das Bild! Die Zeichnung! Sie wird doch nicht?«, stöhnte Claudia.

      Sie rannte hinaus vor die Almhütte, faltete die Hände vor der Brust und schaute hinauf zum »Engelssteig«.

      »Ihr

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