Revolution? Ja, bitte!. Andreas Buhr
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Roboter helfen alten Menschen
Japan hat – mehr noch als Deutschland – ein Problem mit der Bevölkerungsentwicklung. Es gibt mehr alte als junge Menschen. Das schafft Probleme in der Altenpflege und in der Landwirtschaft. Niemand ist da, der die Ernte einholt. Für die Alten ist es irgendwann zu beschwerlich. Was tun? Technikverliebt, wie die Japaner sind, setzen sie bei der Lösung lieber auf Roboter als auf die Einwanderung ausländischer Arbeitskräfte.32 So unterstützt ein speziell angefertigter Roboteranzug, der über der Kleidung getragen wird, die alte Bäuerin beim Pflücken des Obstes. Federn, Griffe und Stützapparate, die in den Roboteranzug integriert sind, helfen bei der mühsamen Arbeit.33 Auch digital gesteuerte Traktoren werden in der japanischen Landwirtschaft vermehrt eingesetzt. Selbst in der japanischen Altenpflege setzt man auf die digitalen Helfer.34 Sie sollen den Pflegebedürftigen heben, waschen und füttern, aber auch melden, wenn er hingefallen ist. Ohne die digitalen Roboter wird die große Gruppe der hochbetagten Japaner in Zukunft nicht zu versorgen sein.
Zukunftsprobleme gibt es auch in den Vereinigten Staaten. Anders als in dem rund 9800 Kilometer entfernten Japan, wo man eine gesündere Esskultur pflegt, hat man in den USA große Probleme mit Diabetes. Softdrinks, Fast Food und der hohe Konsum an Zucker haben Diabetes zur Volkskrankheit werden lassen. Ein Milliardengeschäft. Und so verwundert es nicht, dass Google in die Pharmaindustrie eingestiegen ist. Unter dem Namen Verily Life Science entwickeln die Suchmaschinenoptimierer gemeinsam mit dem Konzern Sanofi eine Kontaktlinse, die den Blutzucker über die Augenflüssigkeit misst. Doch Google wäre nicht Google, wenn das Unternehmen nicht vorhätte, die Gesundheitsvorsorge schlichtweg zu revolutionieren. Sie wollen – wie immer – Pioniere sein. So basteln die klügsten Köpfe von Google an einem digitalen Armband, das jederzeit den Gesundheitszustand des Trägers wiedergibt. Gearbeitet wird in den Google-Laboren auch an winzigen Nanopartikeln, die in den Körper geschleust werden und dort auf Krankheitssuche gehen sollen.35
Moonshots
Google X ist, seitdem es als Forschungsabteilung der Holding Alphabet Inc. unterwegs ist, wie ein Spürhund auf der Suche nach neuen Ideen jenseits der Suchmaschine. Die deutschstämmige Google-X-Topmanagerin Obi Felten lud nicht zufällig 200 Teilnehmer ins Berliner Humboldt Carré, um über nichts anderes zu diskutieren als über verrückte Ideen für die Zukunft.36 Moonshots nennen sie diese Ideen bei Google. »Warum«, so fragte der Spanier Rodrigo García González auf der Veranstaltung, »können wir Wasserflaschen nicht essen?« Schließlich brauche es 700 Jahre, ehe so eine Flasche zerfalle. Es wäre doch viel besser, wenn Wasserflaschen aus essbarem Material wären … und schon schluckte er gleich die kleine wabbelige Kugel hinunter, die er zuvor in der Hand gehalten hatte. Die Kugel besteht aus Kalziumchlorid und Seetang, die das Wasser umschließt.37 Zwar ist diese Idee, die auf Biologie und nicht auf einer Zahlenfolge beruht, noch nicht marktreif, aber wenn sie es wird, kommen die Null und die Eins wieder ins Spiel. Denn Marketing oder Vertrieb ohne Internet ist in Zukunft undenkbar.
Die italienische Physikerin Vittoria Colizza versucht hingegen ein Frühwarnsystem für Epidemien zu entwickeln. Ihre Idee ist ohne digitale Vernetzung nicht umsetzbar. Dabei beruht dieses Frühwarnsystem nicht auf Rückmeldungen von Ärzten, die mitteilen, wo eine Epidemie ausgebrochen ist, sondern die Kranken melden ihre Krankheit selbst – per Handy. Die Zahlen sind dadurch wesentlich genauer. Colizza kombiniert sodann die Daten des Krankheitsverlaufs der jeweiligen Epidemie mit Bevölkerungszahlen, Kommunikationsdaten und Mobilitätsbewegungen.38 Big Data lässt grüßen. So lassen sich die Brutstätten und Verbreitungsgebiete genauer, schneller und früher identifizieren – egal wo auf der Welt sie sich gerade zusammenbrauen. Eine Überlebensfrage, gerade bei Epidemien wie Ebola.
Doch es muss nicht immer das große Ganze sein, das durch die Digitaltechnik gerettet wird, manchmal sind es auch die kleinen Dinge des Lebens, die sich bald sehr verändern werden. Telefonieren etwa.
Wer meint, ein iPhone, in einer extrem stoßsicheren Schutzhülle mit verrücktem Design gewandet, sei der letzte Schrei, liegt einfach falsch. Wer das glaubt, hatte einfach noch nicht das Glück, sich über die neuesten Zukunftstrends auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas auf den neusten Stand zu bringen. Dort redet man nicht über das nächste Jahr, sondern über die Trends der nächsten zehn Jahre, das Jahr 2028 fest im Blick. Es geht um Wearables, die organische Verbindung von Technik und Mensch. Dazu gehören z. B. Armbänder, die es möglich machen, Telefonate in Zukunft mit dem eigenen Zeigefinger im Ohr zu führen.39 Sieht lustig aus, so als ob der Zuhörende in seinem Ohr bohren würde; doch der Empfang ist glasklar. Auf der CES wird auch über fliegende Hotels gesprochen, die Anbieter wie Airbnb, bei denen Privatleute ihre Wohnung zu günstigen Preisen für Übernachtungen anbieten, und Uber, bei dem jeder sein Auto für Taxifahrten anmelden kann, überflüssig machen. Jene computergesteuerten, fahrerlosen Transportsysteme sind Hotel, Flugzeug und Auto in einem.40 Sie machen das Reisen angenehmer, weil wir nicht dauernd umsteigen müssen – vom Auto ins Flugzeug und von dort ins Taxi –, um in unser Hotel zu kommen. Wir bleiben einfach da, wo wir sind. Wenn wir das Gefährt betreten haben, fliegt es uns nach Australien, ohne dass wir auf engen Sitzen wie auf der Hühnerstange das Ende des Flugs herbeisehnen. In dem fliegenden Hotel können wir uns bewegen wie bei uns zu Hause: arbeiten, Musik hören, im Internet surfen. Das Tollste dabei ist: Das Reisen soll auch noch um ein Vielfaches günstiger werden als bisher!41
Künstliche Intelligenz
Wer gegen wen konkurriert, ist in Las Vegas unschwer zu erkennen. So sitzen die Chinesen beim Thema künstliche Intelligenz (KI), einem der heißesten Zukunftstrends, den Amerikanern im Nacken. Ingenieure konstruieren und programmieren Computer so, dass sie selbstlernend sind, daher die Bezeichnung künstliche Intelligenz. Diese Software frisst das Wissen nur so in sich hinein, speichert Daten in bislang ungeahntem Ausmaß. Spracherkennung und Übersetzung, Bilderkennung und gigantische Rechenoperationen gehören bereits dazu.
Die technische Singularität, jener Zeitpunkt also, bei dem die künstliche Intelligenz ohne Zutun des Menschen Eigenes erschafft, scheint vor der Tür zu stehen. Im vergangenen Jahr stoppte Facebook ein Experiment, bei dem ein Computer eine eigene Sprache geschaffen hatte, die die technischen Ingenieure nicht mehr verstanden.42 Zwei Bots namens Alice und Bob entwickelten während des Experiments eine Geheimsprache, um miteinander zu kommunizieren.43 Eingegeben hatten die Ingenieure ursprünglich englische Wörter. Ein Intelligenzquotient von 1000 und mehr, versichern die Ingenieure, sei möglich. Bei uns Menschen hingegen gelten jene mit einem Intelligenzquotienten von 130 bereits als hochbegabt.44
Allerdings können Menschen auf rationaler Ebene etwas, was künstliche Intelligenz nicht kann: Beispiele generalisieren oder Rückschlüsse ziehen. Auch auf der emotionalen Ebene ist der Mensch der Maschine noch immer weitaus überlegen; hier kann künstliche Intelligenz bislang nur durch Beobachtung der menschlichen Körpersprache lernen, einen Menschen zu »lesen«. Mit anderen Worten: Bei der Entwicklung der künstlichen Intelligenz ist noch eine Menge Luft nach oben.
Die Erwartungen an die künstliche Intelligenz sind bei den Chinesen hoch. Und so hat die Regierung in Beijing 1,5 Milliarden Dollar in KI investiert.45 Zwar hat Amerika noch die Nase vorn, doch die Chinesen betrachten die Entwicklung – ganz im Sinne von Buddha und Konfuzius – eher wie ein Marathonläufer. Am Ende siegt der, der den längsten Atem hat. Die Chinesen setzen darauf, dass bei einer Bevölkerungszahl von 1,4 Milliarden Menschen der Pool an Talenten am Ende einfach größer ist als in Amerika und sie sich durch eigene Anstrengungen und durch Kooperationen mit führenden amerikanischen Firmen wie Google oder Microsoft weiter nach vorne schieben können.
Künstliche