Einfach mal die Klappe halten. Cornelia Topf

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Einfach mal die Klappe halten - Cornelia Topf Dein Erfolg

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Intelligenter damit umgehen?«, fragt er im Coaching. Intelligente Fragen. Die meisten Menschen unterscheiden nämlich nicht zwischen externem Anlass und eigener Reaktion auf den Anlass. Sie glauben, dass das eine untrennbar mit dem anderen verbunden ist: Wenn mich einer anmacht, dann muss ich mich aufregen und zurückschlagen oder mich resignativ verkriechen und mich bei Freunden auskotzen. Unser Instinkt postuliert hier einen kausalen Zusammenhang, der evolutorisch möglicherweise einmal sinnvoll war (Fight-or-Flight-Reaktion). Heutzutage aber ist er einfach nur das: ein Instinkt, der einen Irrtum provoziert. Peter sitzt diesem Kausalitätsirrtum nicht auf. Ich schlage ihm deshalb vor, dass er das nächste Mal nicht zurückkeift, sondern schweigt. »Aber so eine Beleidigung kann ich doch nicht auf mir sitzen lassen!«, erwidert Peter. Danke, Peter. Diese Begründung zeigt, warum es uns oft so schwerfällt, uns vernünftig zu verhalten und zu schweigen:

       Wer nicht schweigen kann, verwechselt Meinung mit Wahrheit.

      Dass jemand Ihnen etwas sagt, heißt nicht, dass es auf Ihnen »sitzt«. Was ein Mensch über oder zu Ihnen sagt, ist seine Meinung. Es ist nicht die Wahrheit oder Klebstoff. Beleidigungen und Ähnliches sind auch nichts, das Sie korrigieren müssten im Sinne von: Ich muss den Aggressor jetzt so lange beharken, bis er widerruft. Das glaubte man im Mittelalter. Deshalb drohte man Galileo den Scheiterhaufen an, wenn er nicht widerriefe. Der großen, mächtigen Kirche war es psychotisch wichtig, dass ein einzelner kleiner Mensch seine Meinung ändere. Wie schwach muss eine Organisation sein, um so etwas zu verlangen? Heute würde man sagen: »Lass ihn doch reden! Ist ja bloß seine Meinung.« Klaus hält Peter für einen Anfänger? Warum lacht Peter nicht darüber? Warum sagt er nicht: »Wer mich mit zwanzig Jahren Berufserfahrung noch als Anfänger beschimpft, hat ein Rad ab. Fehler passieren doch jedem. Auch nach zwanzig Jahren.« Warum regt sich Peter so auf, dass er nicht schweigen kann? Die Antwort ist einfach und tiefgründig: Peter stellt die Meinung von Klaus über seine eigene. Deshalb kann er nicht schweigen:

       Je größer das eigene Selbstbewusstsein, desto eher können wir klug schweigen.

      Schweigen stärkt das Selbstbewusstsein

      Für Peter wäre das nun eine üble Falle, wenn der Zusammenhang nicht rückbezüglich wäre. Umgekehrt gilt: Wer auf Aggression und Provokation hin erst einmal schweigt, baut sein Selbstwertgefühl damit auf – und kann sich die beste Kontertaktik überlegen. Das müssen Sie nicht glauben. Probieren Sie es einfach bei nächster Gelegenheit aus, wenn Ihnen jemand dumm kommt. Verena tat das und kam mit einer schönen Geschichte ins Follow-up-Seminar: »Als Innendienstlerin arbeite ich zwanzig Außendienstlern zu. Und jede Woche beschweren sich fünf darüber, dass ich ihnen falsche Termine gegeben habe. Das stimmt meist nicht! Ich sehe ja in meinem Terminkalender, dass ich den richtigen Termin notiert habe und der Verkäufer es lediglich bei sich verbaselt hat. Im Außendienst geht es eben hektischer zu als im Innendienst. Also ist es nicht schlimm, wenn man draußen mal Termine verwechselt. Aber das streiten die Kerle natürlich ab. Worauf ich insistiere. Wir streiten uns. Jede Woche fünf Mal. Schrecklich. Meine Nerven.«

      Seit sie schweigen gelernt hat, macht sie es anders: »Ich frage seither nur noch: ›Ach, ich habe mal wieder die Termine verwechselt?‹ Und dann schweige ich freundlich lächelnd.« Die einen beschimpfen sie dann noch eine kurze Weile, was sie schweigend wegsteckt, weil die Beschimpfung ziemlich schnell abebbt, wenn Verena nichts erwidert. Andere Verkäufer lenken rasch ein, wenn sie bemerken, dass Verena nicht mit ihnen streitet. Es gibt sogar immer mehr, die sagen: »Ja ja, ich weiß schon. Wahrscheinlich habe ich das dieses Mal verbockt.« Und alles nur, weil Verena neuerdings schweigt, anstatt wie ein überdrehter Pitbull nach dem Knochen zu schnappen, der ihr vorgehalten wird. Das heißt nicht, dass Sie nun jedem Streit aus dem Wege gehen und nur noch schweigen sollten. Es heißt lediglich: Lassen Sie sich nicht provozieren! Schweigen Sie erst einmal und überlegen Sie in der gewonnenen Zeit, wie Sie sich verhalten wollen.

      Geben Sie sich selbst die Vorlage zum Schweigen!

      Manchmal müssen wir uns für dieses Schweigen erst eine Vorlage geben. Diese Vorlage braucht sogar Peter noch dann und wann, wenn Klaus ihn wieder völlig zu Unrecht beschimpft. Peter schaut ihn dann souverän und freundlich an und sagt: »Danke, dass du mir deine Meinung sagst.« Dann schweigt er. Peter: »Damit ist ihm und vor allem mir selbst klar, dass er nicht die Wahrheit über mich sagt, sondern bloß seine eigene, subjektive und verfälschte Meinung.« Peters Rezept ist zur Verallgemeinerung empfohlen:

       Streiten Sie nicht. Überlegen Sie sich den einen starken Satz, der alle anderen Sätze überflüssig macht, und schweigen Sie danach.

      Männer haben das manchmal ganz gut drauf – ausgerechnet in Beziehungsstreitigkeiten. Sie sagen oft, wenn die Partnerin so richtig in Fahrt geraten ist: »Schatz, ich möchte nicht mit dir streiten.« Und danach schlagen sie die Zeitung auf oder verziehen sich in den Hobbykeller. Das sollten sie natürlich nicht. In Beziehungen muss man/frau einfach miteinander reden, auch wenn es manchmal kracht. Doch dieses deplatzierte Verhalten zeigt, wie stark Schweigen als Streit-Stopper wirkt. Nämlich selbst dann, wenn es unangebracht ist.

      ÜBUNG

      An welche Streitigkeiten erinnern Sie sich? Welche werden absehbar auf Sie zukommen? Was wäre der eine starke Satz, mit dem Sie die üblichen Endlos-Diskussionen wesentlich abkürzen könnten? Es dürfen auch zwei Sätze sein. Höchstens drei. Aber bitte nicht mehr. Und verwenden Sie ruhig etwas Zeit aufs Nachdenken, Formulieren und Ausprobieren Ihres starken Satzes. Solche Sätze fallen nicht vom Himmel. Sie wollen erarbeitet und erprobt werden. Wie schon Goethe sagte: »Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.« Wir haben unsere Muttersprache quasi ererbt. Doch bis wir einen reifen und vor allem wirkungsvollen Umgang damit erreichen, sollten wir sie ausprobieren und zurechtfeilen, unser Sprachvermögen entwickeln. Dazu gehört auch, Schweigen zu lernen.

      Der eine starke Satz

      Es gibt solche fabelhaften Sätze, die ins Schweigen führen. Einer ist zum Beispiel: »Sie haben ganz sicher recht – aber ich möchte das nicht vertiefen. Ich würde lieber gleich zu einer Lösung kommen.« Ein anderer starker Satz ist eine Frage: »Inwiefern bringt uns das weiter?« Oder: »Was heißt das jetzt im Hinblick auf eine Lösung unseres Problems?« Ganz starke Sätze können Sie übrigens dem sogenannten Pacing entlehnen.

      Pacing – der Weg ins Schweigen

      Sarah hat einen umsatzstarken, aber schwierigen Kunden, der jede Woche einmal reklamiert. Immer schimpft er dabei über die »unnötig komplizierte Steuerung von euren Maschinen! Das versteht doch keine Sau!« Sarah zuckt jedes Mal zusammen und versucht ihm zu erklären, dass die Steuerungsprozesse ganz logisch und einfach sind, wenn man sich eingehend mit ihnen beschäftigt. Sie unterstellt dem Kunden, dass er die Bedienungsanleitung nicht ausführlich genug gelesen hat. Und so reden die beiden jede Woche eine halbe Stunde aneinander vorbei. Seit der Vorgesetzte das mitbekommen hat, sagt er ebenso oft zu Sarah: »Wenn Sie diesen Kunden verärgern, dann versetze ich Sie in die Packerei!«

      Als der Kunde das nächste Mal anruft, sagt Sarah: »Ach, Sie Ärmster, spinnt die Steuerung schon wieder? Das ist alles viel zu kompliziert? Ja, ich kann mir vorstellen, dass das ganz schön frustrierend ist. Schließlich hält Sie das von der eigentlichen Arbeit ab.« Auf diese Weise geht Sarah sozusagen einige Schritte (Paces) mit dem Kunden mit – und schweigt dann. Keine Widerrede, keine Belehrungen, keine Überzeugungsversuche.

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