Goldmadonna. Bernhard Wucherer

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Goldmadonna - Bernhard Wucherer

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      »Anindas Mann.«

      »Louis … Louis van Basten! Ein waschechter Vaalser und dazu ein gottesfürchtiger Mensch! Den kenne ich schon seit seiner Kindheit!«

      Die durchtriebene Friedhoftouristin triumphierte innerlich, konnte ihre neuen Erkenntnisse aber nicht weiterverarbeiten, weil ausgerechnet in diesem Augenblick der Witwer ein Zitat aus dem Lukasevangelium loswerden musste. Bevor sich die Trauergäste – falls sie van Bastens Worte wegen des klatschenden Regens überhaupt verstanden hatten – darüber Gedanken machen konnten, knallte auch schon die Erde auf den Sarg, deren Geräusch die Dame so liebte.

      Nun war alles wieder in bester Ordnung. Die strafenden Blicke der Trauergemeinde wegen ihres Fluches waren inzwischen an ihr abgeprallt wie der Regen, der die anderen Beerdigungsteilnehmer durchnässte. Dennoch war sie nicht ganz zufrieden. Sie überlegte, wie sie sich dem Mann gegenüber verhalten sollte, der von der »Schwarzen Madonna« gesprochen hatte und von dem sie nur die an den Knien zerrissenen Hosenbeine und die auffällig großen und beinahe leuchtenden Schlangenlederstiefel sah. Als sie sich dazu entschlossen hatte, die hart erkämpfte Position ihres Schirmes vorzeitig aufzugeben, um dem Unbekannten neben ihr ins Gesicht zu schauen, war es zu spät. Sie sah gerade noch, wie der Mann sich zwischen den anderen Beerdigungsbesuchern hindurchquetschte und verschwand. Dabei fielen ihr noch die weißen Streifen an seiner Jeans und ein rotes Emblem an der rechten Gesäßtasche auf. Zu ihrem Entsetzen zeigte es einen aufgerissenen Mund mit herausgestreckter Zunge. Und sein Ausspruch mit der »Schwarzen Madonna« blieb ihr im Ohr. Seine raue Stimme würde sie jederzeit wiedererkennen wie seine auffälligen Cowboystiefel.

      Kapitel 1

      Limburger nieuws vom 19. Oktober 2021 – Polizeibericht:

      Vaals. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde vor dem Restaurant »De Zwarte Madonna« auf dem Eschberg in Vaals eine Madonnenfigur entwendet. Dabei sind der oder die Täter mit großer Raffinesse vorgegangen. Anstatt die schwere Figur gewaltsam aus ihrer Bodenverankerung zu reißen, haben sie mühsam und zweitaufwendig das Sockelfundament ausgegraben und anschließend die Befestigungsschrauben gelöst. Das von einem belgischen Künstler erstellte, aus Blaustein gehauene, modern gestaltete Standbild ist 1,78 Meter hoch und weist erhebliche Zeichen der Verwitterung auf. Dass der oder die Täter nicht in das Restaurant oder in das gegenüberliegende Museum eingebrochen sind, wo über 200 Heiligenstatuen und andere religiöse Kunstgegenstände eine leichtere Beute gewesen wären, könnte ebenso darauf hinweisen, dass es sich nicht um Profis handelt, wie die Tatsache, dass sie eine relativ wertlose Staue gestohlen haben, verglichen mit den anderen Madonnenfiguren im Park, der zum Restaurant gehört. Möglicherweise sind der oder die Sakralschänder unter der Bevölkerung von Vaals und Umgebung zu suchen.

      Sachdienliche Hinweise an die Politie Limburg Zuid …

      »Oha!«, entfuhr es dem belgischen Kriminalhauptkommissar Frederic Le Maire, als er diese Zeilen las. Er saß gerade vor dem Café »d’r Koffereck« in Vaals und blätterte in der hiesigen Tageszeitung. Obwohl es herbstlich kühl war, hatte er es vorgezogen, draußen auf seine Lebenspartnerin Angelika zu warten, anstatt es sich in der warmen Gaststube des beliebten Lokals gemütlich zu machen.

      Es war Dienstag, also Markttag. Und weil der weit über die Landesgrenzen hinweg bekannte Wochenmarkt auf dem nahe gelegenen Koningin Julianaplein beim Rathaus abgehalten wurde, musste er nicht allein der Frische des herbstlichen Vormittags trotzen. Denn während die Frauen eifrig das knackige Obst und Gemüse oder das frische Fleisch und das umfangreiche Fischangebot an den Marktständen prüften, um es nach Beendigung der Corona-Pandemie endlich wieder tütenweise davonschleppen zu können, gönnten sich einige ihrer Männer im »Koffereck« schon mal das erste Bierchen des Tages und andere – wie Le Maire vor dem Café – zusätzlich ein Zigarettchen.

      »Fehlt nur ein Schild: ›Wir müssen draußen bleiben‹«, lästerte Peter Schreckmann, einer der Kettenraucher und dienstäglicher Stammgast im »Koffereck«. Wie viele andere kam er mit seiner Frau Lorette jede Woche aus dem wenige Autominuten entfernten ostbelgischen Grenzort Kelmis hierher, um es sich gut gehen zu lassen, während seine ständig vor sich hin schnatternde Gattin saisonale Köstlichkeiten besorgte.

      Die anderen Raucher lachten über Schreckmanns mehr als abgedroschenen Witz und Frederic blätterte unbeeindruckt weiter in der Zeitung. Gerade hatte er den Polizeibericht über den Madonnendiebstahl fertig gelesen, als ihm Angelika zurief, er solle ihr beim Tragen der vielen Tüten ins gegenüberliegende Parkhaus helfen.

      Weil Angelika eine extrem gut aussehende Frau mit einer Wahnsinnsfigur war, schaute nicht nur ihr Partner auf. Während Frederic Sekunden später über die Straße schlurfte, um ihr zu helfen, genoss er die bewundernden Blicke der anderen in seinem Rücken. Dabei hörte der Mordermittler, wie einer der Männer bemerkte: »Die gehört zu ihm? Unglaublich!«

      Wenn man einen Menschen nur auf das Äußere reduzierte, mochte der Mann nicht einmal ganz falschliegen. Denn im Gegensatz zu seiner Angelika war Frederic optisch nicht gerade der Burner. Weil zu den größten Lastern des nur 1,65 Meter großen Mannes neben Selbstgedrehten auch original belgische Fritten und belgisches Bier gehörten, hatte er es im Laufe der Jahre zu einer bemerkenswerten Körperfülle gebracht. Und weil er zudem stets unrasiert war und im Gegensatz zu Angelika keinen allzu großen Wert auf ordentliche, geschweige denn auf modische Kleidung legte, mochten die beiden rein äußerlich überhaupt nicht zusammenpassen. Dennoch liebten sie sich und harmonierten in jeder Hinsicht bestens miteinander – es sei denn, Angelika mäkelte an seiner Kleidung herum und versuchte, ihm Designerklamotten aufzuschwatzen oder ihn in einen dieser schicken »Fresstempel« zu schleppen, die es im Dreiländereck zuhauf gab. Zu Frederics Leidwesen ging meist beides miteinander einher.

      Ließ man dies beiseite, konnte man getrost sagen, dass die beiden auch über das Private hinaus ein nahezu perfektes Team waren. Deswegen hatten sie auch eine verzwickte Mordserie der niederländischen »Frittenmafia« gemeinsam lösen und »so ganz nebenbei« auch einen europaweit agierenden Menschenhändlerring ausheben können.

      »Zwei Fliegen mit einer Klappe … Das machen wir zwei ab jetzt immer so!«, hatte Frederic Le Maire seinerzeit nach einer Belobigung im Brüsseler Rathaus zu der Aachener Rechtsmedizinerin gesagt.

      Damals war er der leitende Kriminalhauptkommissar der Mordkommission Lüttich gewesen. Bei seinem nächsten Fall, bei dem es um raffinierte »Glühweinmorde im Hexenhof« gegangen war, die auf dem Aachener Weihnachtsmarkt ihren Anfang genommen hatten, hatte sich das geändert. Wegen seiner Liebe zu Angelika war er von seiner zentral gelegenen Lütticher Wohnung in der Rue de la Violette an den Ronheider Berg in Aachen gezogen. Seither war er der Leiter der Eupener Kriminalpolizei. Dort war alles etwas gemütlicher als in Lüttich und er hatte es in der »Hauptstadt der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens« weniger mit Morden als mit mehr oder minder interessanten Delikten aller Art zu tun. Weil ihn dies bei Weitem nicht ausfüllte, dachte er sogar ernsthaft daran, sich ganz woandershin versetzen zu lassen. Und Le Maire wäre nicht Le Maire, wenn er nicht schon eine Idee im Kopf hätte.

      Obwohl Lüttich von Aachen gute 50 Kilometer entfernt lag und eigentlich nicht mehr in seinen Zuständigkeitsbereich fiel, durfte er – wie es in einem gesonderten Schreiben hieß, das er vom Polizeipräsidenten aus Brüssel erhalten hatte – »bei zwingender Notwendigkeit« offiziell mit dem Segen von oben über die belgischen Grenzen hinweg auch in Nordrhein-Westfalen und – wenn es unumgänglich war – auch in anderen Teilen Deutschlands sowie in den Niederlanden und sogar in Luxemburg ermitteln. Allerdings musste er in diesem Fall mit den jeweils vor Ort zuständigen Behörden eng zusammenarbeiten und die dortigen Leitstellen informieren. Weil Le Maire ein absonderlicher Einzelgänger war, der sich am ehesten mit seinen eigenen Leuten, vor allen Dingen aber mit der Aachener Rechtsmedizinerin kompatibel zeigte,

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