Perry Rhodan 2532: Tod eines Maahks. Michael Marcus Thurner

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Perry Rhodan 2532: Tod eines Maahks - Michael Marcus Thurner Perry Rhodan-Erstauflage

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hörte jemanden kommen. Er warf sich zu Boden und verbarg das Gesicht zwischen den Händen. Wenn er den Verfolger nicht sehen konnte – vielleicht würde er ihn dann auch nicht entdecken?

      Die Götter der Dummheit streichelten und liebkosten ihn, keine Frage. Er war einer ihrer Favoriten. Er machte so viel Unsinn, und er gebrauchte seinen eigentlich scharfen Verstand viel zu wenig. – Doch was sollte er tun? Er war überfordert; er wusste kaum mehr aus noch ein.

      So gern hätte er nun in einem der Diskurs-Höfe der Heimatstadt Oaniccos gesessen, um den Argumenten der einen oder anderen Seite zu lauschen. Auf Acron wurden Probleme stets im friedlichen Streitgespräch gelöst; mit atemberaubender Eleganz, meist unter Zuhilfenahme geschulter Mediatoren, Berater und Sparringpartner. Waffen waren in der Heimat weitgehend unbekannt. Das Auftauchen der Soldaten der Frequenz-Monarchie hatte jedoch alles geändert, hatte die Acronis in eine neue Rolle gezwungen ...

      Perbos leise gemurmelten Gebete wurden erhört. Ein Fluggerät raste über ihn hinweg, ohne auf ihn zu achten, einem anderen Opfer der wilden Jagd hinterher. Neugierig und erleichtert zugleich lugte er zwischen den gespreizten Dreifingern hervor. Er sah einen Maahk, der mit atemberaubender Geschwindigkeit dahinschoss, wohl auf der Suche nach einem Opfer, das wie er selbst aussah – nach einem Feind.

      Ein Lichtpünktchen blühte auf, wurde so groß und so breit wie der Gang, wurde zu einer Feuerlohe.

      Perbo suchte nach Deckung. Er warf sich in eine Nische, kaum groß genug, um ihm Platz zu bieten, und hielt die Luft an. Nur Augenblicke später fauchte ein Schwall heißer Luft an ihm vorbei, gefolgt von diesem fürchterlichen Grollen, das für Tod und Verderben stand. Ohne Rücksicht auf das labile Gefüge des Stationsinneren hatte der Giftgaser geschossen und ein Inferno entfacht, dessen Hitze sich nach allen Richtungen ausdehnte.

      Perbos Büschelkostüm drohte zu versengen. Sein ganzer Stolz, die Initiations- und Zugehörigkeitszeichen zur Großfamilie der Lamoncas! Nicht auszudenken, was dies für Konsequenzen nach sich ziehen würde! Er als Oberster Reliquien-Zündbefeuchter durfte mit versengten und verkokelten Ornamentik-Symbolen niemals mehr wieder an den Ritualen teilnehmen ...

      Die Hitze ließ so abrupt nach, wie sie gekommen war. Es wurde still. Irgendwo knisterten erhitzte Metallplatten. Ein steinernes Etwas zersprang mit lautem Knall, weggesprengte Teile rasten wie Hartgeschosse umher und bohrten sich in Wände.

      Vorsichtig lugte Perbo hinter seiner Deckung hervor. Ein Teil des Ganges war eingebrochen, bizarr verformte Elemente erlaubten kaum mehr ein Vorwärtskommen. Leisen Schrittes trat er näher und tastete über langsam auskühlende Ränder des Metalls, bevor er durch die Lücke schlüpfte und weitereilte.

      Er vertraute seinen Instinkten. Sie sagten ihm, dass er möglichst weit weg vom Transportdeck musste, ungeachtet der Gefahren, die vor ihm warteten. Ein einzelner Gegner war etwas, das er verstand. Viel mehr Angst hatte er vor der Masse der Giftgaser, die durcheinanderschwirrten und rücksichtslos aufeinander feuerten.

      Für eine Weile hielt er sich in einem leer stehenden Rekreationsraum versteckt, bevor ihn Baracan, das Zwittergott der Unruhe, weitertrieb. Eilig labte er sich an übel schmeckendem Brei aus einem Nahrungsspender und trank Wasser aus einer kniehohen, breiten Schüssel, die von einem hochklappbaren Ring – diente er dazu, das Kinn abzustützen? – umgeben und per Knopfdruck nachzufüllen war.

      Immer wieder hörte er Dröhnen und fühlte Vibrationen weiterer Erschütterungen. Alarmsirenen ertönten, Panikschreie ließen Perbo Lamoncas Oberfell erzittern. Er lief davon, immer tiefer hinein in dieses undurchschaubare Wirrwarr an Gängen, Wohn- und Arbeitsbereichen.

      Er erreichte eine Wegkreuzung. Wohin nun? Nach links, rechts, geradeaus?

      Perbo entschied sich für den Gang zu seiner Rechten. Er war der engste, und Enge gab ihm ein Gefühl der Geborgenheit, wie er sie von den heimatlichen Wühlgräben kannte.

      Perbo bewegte sich nun aufrecht und damit langsamer vorwärts. Mit den Krallenseiten seiner Hände tastete er über die Seitenwände. Wenn sie doch nur noch näher an ihm wären, wenn er doch nur das kühle Metall beidseitig an seinem Oberfell spüren könnte ...

      Töne, vom Echo verzerrt, ließen ihn zusammenzucken. Verzweifelt suchte er nach einem Versteck. Da war nichts! Keine Tür, kein Seitengang, kein Antigrav-Schacht, in den er sich fallen lassen konnte. Nur die Abzweigung wenige Schritte voraus, aus der die Geräusche drangen.

      Majarion, hilf!, flehte er das Gott der Barmherzigkeit an, das, je nach Lust und Laune, mal Erbarmen, mal die kalte Schulter zeigte.

      Erneut erklangen die Stimmen. Sie waren von Translatoren metallen verzerrt – und sie übersetzten Worte ins Acronische! Worte, die von Kapitulation, von Gefangenschaft, von Aufgabe kündeten.

      Perbo nahm allen Mut zusammen und schlich entlang der Wand weiter vor zur Abzweigung. Sein Herz schlug laut und deutlich, so rasch wie niemals zuvor, mindestens zwanzigmal pro Minute. Die Stimmen wurden deutlicher, entzerrter. Er konnte das Geflehe und Gejammere eines jugendlich klingenden Acronis von den bellenden Stimmen zweier Giftgaser unterscheiden. Oh, wenn er doch nur eine Waffe und den nötigen Mut besessen hätte, dem Kleinen zu Hilfe zu eilen ...

      Aber nein, er war nur ein bedeutungsloser Reliquien-Zündbefeuchter, den die Geschehnisse ringsum völlig überforderten.

      »Ich wiederhole: auf den Boden legen!«, forderte einer der Giftgaser. »Ruhig bleiben. Du wirst abtransportiert.«

      »Bitte, tötet mich nicht!«, flehte der Acroni. »Wir können bei einem Glas klaren Wassers alles diskutieren, können eine Lösung finden ...«

      Ein hohes, dünnes Zischen ertönte, gefolgt von einem dumpfen Geräusch. Jemand war von einem Strahler getroffen worden und schwer zu Boden gefallen.

      Perbo wollte schreien vor Angst und Zorn und ... und Hilflosigkeit; doch seine Stimme versagte ihm den Dienst.

      Denk nach!, mahnte er sich. Sie haben ihn bloß paralysiert. Hätten sie einen Desintegrator oder Thermostrahler verwendet, hätte es keinen Körper mehr gegeben, der zu Boden hätte fallen können.

      Unendlich langsam schob er seinen Kopf um die Ecke und lugte in Richtung der Giftgaser.

      »Er verhielt sich unvernünftig«, sagte der eine Maahk bei nach wie vor eingeschaltetem Translator. »Wir müssen bei dieser Spezies in Zukunft darauf achten, unsere Beweggründe besser zu erklären. Sie fürchten sich davor, getötet zu werden.«

      »Ja«, bestätigte der andere. Er hob den jungen Acroni mithilfe eines Antigrav-Strahls hoch, drehte sich fort von Perbo und schob den Bewusstlosen vor sich her. Der Rest der Kommunikation zwischen den beiden Giftgasern blieb unverständlich. Sie hatten den Translator weggeschaltet.

      Sie schonen uns, dem Großen Götterfundus sei Dank!, dachte Perbo erleichtert. Die tödlichen Schüsse gelten einzig und allein ihrem eigenen Volk.

      Und wenn er den beiden nacheilte? Wenn er sich ergab und gegebenenfalls die Paralyse in Kauf nahm?

      Nein. Er hatte keine Ahnung, was mit den Gefangenen geschah. Vielleicht würde man sie verhören, sie foltern oder – noch schlimmer! – ihnen das Ornamentik-Haar scheren.

      Perbo musste sich andere Ziele setzen. Die Station war groß, und im Lauf der letzten Tage war sie von Tausenden Flüchtlingen besetzt worden. Alle hatten sie nun, völlig überrascht von den Geschehnissen im Transportdeck, das Weite gesucht. Sicherlich gab es jemanden, der ihm sagen konnte, was eigentlich vor sich ging – und wie er von DARASTO entkommen konnte.

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