Perry Rhodan 420: Rätsel der Vergangenheit. Clark Darlton
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Er zuckte die Schultern.
»Meine Herren, in mir sträubt sich noch immer alles dagegen, Ihr Verhalten als Meuterei zu bezeichnen, aber ich möchte Sie auch bitten, meinen Standpunkt zu verstehen. Das Verschwinden des Sonnensystems scheint mir noch kein Beweis dafür zu sein, dass es nicht mehr existiert. Wir alle wissen, welche unvorstellbaren technischen Machtmittel der Solaren Regierung zur Verfügung stehen. Ich mache Ihnen einen Gegenvorschlag: Wir fliegen die befohlenen Koordinaten an und befolgen damit noch einmal eine Anordnung des Flottenkommandos. Wir werden dort mit anderen Einheiten zusammentreffen, und ich verspreche Ihnen, dass ich mit den Kommandeuren sprechen werde. Sollten diese Zusammenkünfte kein Ergebnis in unserem Sinne bringen, bin ich bereit, mit Ihnen ein beliebiges Ziel anzufliegen und dort zu bleiben, bis sich die Lage klärt. Sind Sie damit einverstanden?«
Captain Bullby und seine Leuten waren es nach längerer Beratung.
Trotzdem blieb die Unruhe unter der Mannschaft. Keiner der Leute wusste, ob seine Angehörigen noch lebten. Sie fühlten sich allein und verlassen, von Rhodan verraten.
Doch dann stellte es sich heraus, dass Pferlinger richtig gehandelt hatte. Als die TIBETA die befohlenen Koordinaten erreichte, erhielt sie durch den Kleintransmitter einen Sack mit Post, der genau drei Wochen unterwegs gewesen war.
*
Cliff musste lächeln, als er an die dummen Gesichter Captain Bullbys und seiner Getreuen dachte. Aber dann überschwemmte eine Welle der Erleichterung und der Freude das Schiff, und vergessen war jeder Gedanke an Meuterei. Zwar wurden durch die Post nicht alle Fragen beantwortet, aber es stand fest, dass »irgendwo oder irgendwann« die Erde noch bestand. Keiner wagte, eine direkte Frage danach zu stellen.
Und Rhodan lebte, auch das stand fest.
Die TIBETA flog zu ihrem alten Standort zurück und ging erneut in Warteposition.
Sie wartete heute noch immer.
Cliff war müde und bald eingeschlafen. Er wurde erst wieder wach, als der Alarm durch das Schiff gellte. Die Summzeichen besagten einwandfrei, dass es sich nicht um Kampfalarm handelte, aber die Mannschaft war so diszipliniert, dass das keine Rolle spielte. Alarm blieb Alarm, auch wenn es sich nur um eine Übung handelte.
Es war jedoch keine Übung.
Über Interkom unterrichtete Oberst Pferlinger seine Leute: »Wir haben vor zehn Minuten einen Funkspruch erhalten, den ich Ihnen im Wortlaut vorlesen möchte. Hier der Text:
Flottenoberkommando Solares Imperium
an
Schweren Kreuzer TIBETA,
Kommandant Oberst Pferlinger.
Flaggschiff INTERSOLAR befindet sich im Anflug auf Ihre Position. Erwarten Sie den persönlichen Besuch des Großadministrators Rhodan und Atlans an Bord Ihres Schiffes,
gezeichnet:
Oberst Elas Korom-Khan
Kommandant INTERSOLAR.
Leute, ich erwarte, dass alle von Ihnen ...«
Was Pferlinger noch sagte, ging unter im plötzlich ausbrechenden Jubel der Besatzung. Cliff, der Dienst in der Funkzentrale tat, fühlte sich plötzlich von einem unbekannten Kadetten umarmt und kräftig auf die Schulter geklopft. Männer schüttelten sich die Hände, und selbst die unnahbare Hyperfunkerin Eri Phantas kassierte drei Freudenküsse, ehe sie etwas dagegen unternehmen konnte.
Rhodan lebte! Er kam an Bord der TIBETA!
Es war eine Nachricht, die von einer Sekunde zur anderen alle Zweifel beseitigte, die trotz der eingetroffenen Post noch heimlich unter der Mannschaft geschwelt hatten. Die Stunde der Offenbarung war gekommen. Bald würden alle Fragen beantwortet sein. Man würde endlich wissen, woran man war.
Nach dem Freudentaumel hatten Pferlingers Worte keine Bedeutung mehr. Er ermahnte Offiziere und Mannschaften zur Ruhe und empfahl, dass man dem Großadministrator gefasst und mit selbstverständlicher Disziplin gegenübertreten solle. Er drückte es etwa so aus: Meine Herren, zeigen Sie Rhodan Ihre Freude nur mit den Augen, nicht aber mit Armen und Beinen!
In Cliff ging eine Veränderung vor.
Er hatte Rhodan noch nie in seinem Leben persönlich gesehen, und er verspürte plötzlich ein wenig Angst, dem mächtigsten Mann des Solaren Imperiums gegenüberzutreten. Er hatte kein schlechtes Gewissen, im Gegenteil. Trotzdem hatte er Angst.
Er ahnte noch nicht, wie sehr sich seine unterbewusste Ahnung bestätigen sollte.
*
Die INTERSOLAR tauchte in das Einsteinuniversum zurück.
Neben Oberst Korom-Khan saßen Rhodan und Atlan. Sie sahen auf den Bildschirm, als die Sterne wieder sichtbar wurden und die TIBETA erschien. Der schwere Kreuzer stand bewegungslos zwischen zwei nahen Sonnen, die keine Planeten besaßen. Drei weiße Scheinwerfer zeigten an, dass alles für den angekündigten Besuch bereit war.
Vom Funkraum her kam Gucky herbeigewatschelt. Der Mausbiber trug seine Galauniform, die er bei derartigen Anlässen gern anlegte. Schulterstücke waren mit Goldrändern verziert, und auf der Brust baumelten ein paar Orden.
»Wenn du mich jetzt fragst, was die da drüben denken ...«, er deutete auf die TIBETA, »... so könnte ich dir keine Einzelheiten mitteilen, Perry. Sie freuen sich, alle ohne Ausnahme. Ich würde jeden anderen Gedankenimpuls sofort aussortieren können. Die Burschen sind also in Ordnung, darauf kannst du dich verlassen. Die Mädchen aber auch. Du wirst es also schwer haben, wenn du dir jemand aussuchen möchtest.«
Rhodan nickte, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
»Es handelt sich mehr um einen symbolischen Akt, lieber Gucky. Ich will damit den Leuten zeigen, dass ich sie nicht vergessen habe. Wer auch immer zu uns kommen wird, die anderen wissen, dass sie noch benötigt werden. Darum geht es mir. Du wirst den richtigen Kandidaten schon finden.«
»Werden wir, werden wir«, versicherte der Mausbiber. »Wann gehen wir?«
»Es dauert nicht mehr lange«, versprach Rhodan.
Langsam näherte sich die INTERSOLAR dem viel kleineren Kugelraumer. Antigravfelder verankerten die beiden Schiffe miteinander, so dass jede Abdrift verhindert wurde. Die Kleintransmitter wurden aufeinander abgestimmt und eingeschaltet.
Rhodan hielt es für richtig, dass er nur von Atlan und Gucky begleitet wurde. Sie drei waren, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, die Repräsentanten des Solaren Imperiums. Gucky schon allein deshalb, weil seine äußere Erscheinung zu keinerlei Missverständnissen führen konnte. Rhodan nahm ihn vor allen Dingen deshalb mit, weil er Telepath war.
Als sie im Empfangstransmitter der TIBETA erschienen, wurden sie dort von Oberst Pferlinger empfangen. Der Offizier stand steif da und grüßte, als handle es sich um eine tägliche Routinemeldung. Aber er konnte das Strahlen in den Augen nicht verbergen.
Rhodan