Perry Rhodan 2836: Die Zeitrevolution. Michelle Stern

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Perry Rhodan 2836: Die Zeitrevolution - Michelle Stern страница 4

Perry Rhodan 2836: Die Zeitrevolution - Michelle Stern Perry Rhodan-Erstauflage

Скачать книгу

      Obwohl der Nebel einen Teil der Geräusche schluckte, waren Yernaccs Schritte zu hart und laut für den erhabenen Saal, der Schweigen und Schreie gleichermaßen schätzte, aber keine Ungeduld.

      Ein heiseres Krächzen ließ ihn zusammenzucken. In der Mitte des Raums hockte der Ysicc mit flatternden Flügeln auf einem Block aus blauschwarzem Tiauxin. Auf diesem Block hatte erst vor einem Jahr Yernaccs Schwester gelegen, die letzte Kommandantin der MOYTAZUM. Es war ein erhabener Moment gewesen.

      Aus den Schatten in der hinteren Raumhälfte trat das Orakel Oxyo Xenner hervor. Es war klein, verkrümmt, kaum mehr als Tiuphore zu erkennen. Und doch diente niemand mehr als das Orakel dem Krieg, der Lebenselixier und Bestimmung war.

      »Caradocc«, sagte Oxyo Xenner mit farbloser, wie ausgewaschener Stimme. »Was verschafft mir die Ehre dieses unangekündigten Besuchs?«

      In den Worten des Orakels lag Spott. Sie stritten immer wieder über Yernaccs Ungeduld, sein stürmisches Vorgehen. Dabei wussten beide, dass sie einander guttaten, sich bremsten und antrieben, wo es nötig war. Sie waren zwei Pole, die gemeinsam zur gemäßigten Mitte fanden.

      Yernacc deutete auf die Darreiche. »Es ist an der Zeit. Wir haben wertvolle Gefangene an Bord. Ich will, dass du ihre Geistkomponenten in das Banner bringst.«

      »Noch nicht.« Das Orakel senkte das Haupt, wodurch die Kapuze tiefer fiel, die Augen verbarg. »Erst wenn alle 235 Welten verheert sind. Die Vorfreude wird den Ysicc zu Höchstleistungen anspornen. Es soll ein besonderes Fest werden. Eines, an das wir noch lange zurückdenken werden. Der endgültige Triumph über die Laren.«

      »Ich habe bereits triumphiert. Die Hauptwelt ist irreparabel geschädigt, das System liegt darnieder. Ich will den Lohn sofort erhalten. Diese Bewusstseine werden unser Banner schmücken!«

      Das Orakel hob den Kopf. Seine Augen waren schwarz wie die des Ysiccs, es gab nichts Weißes in ihnen. Sie verschmolzen mit den Schatten. »Ich werde das Banner fragen.«

      Der Ysicc krächzte erneut, schlug heftig mit den lederartigen Flügeln, zeigte spitze Zähne. Der dreieckige Kopf ruckte von links nach rechts – und hielt plötzlich mitten in der Bewegung inne. Beide, Orakel und Ysicc, wurden starr wie der blauschwarze Block aus Tiauxin, der im Nebel aufragte.

      Yernacc beobachtete das Orakel. Das Gesicht mit dem winzigen Mund wirkte vergeistigt. Der dürre Tiuphore war geistig in das Wolkenreich gewechselt, war nun Teil des Catiuphats. Die Brünne erwärmte sich weiter, auf eine beinahe unangenehme Temperatur. Trotzdem beruhigte Yernacc der Vorgang. Er zwang sich still zu stehen.

      Nach einer gefühlten Ewigkeit bewegte das Orakel die Arme. Leben kam in das faltige Gesicht. »Einen«, sagte es. »Einen darfst du auswählen. Die anderen folgen später.«

      Freude durchdrang Yernacc Yxayar. »Ich danke dir.«

      »Es ist das Wolkenreich, das durch mich spricht. Danke ihm.«

      Der Kommandant wandte sich in die Richtung des Tiauxin-Blocks, schlug sich mit der Faust gegen das Kriegsornat und ging so eilig aus dem Saal, wie er gekommen war.

      3.

      Banner-Komponenten

      MOYTAZUM

      Behutsam berührte Pey-Ceyan Avestry-Pasiks Wange, doch er reagierte nicht darauf. Er saß da, starrte in die Finsternis der Zelle, als sähe er darin ganze Welten. Er schien nichts zu denken, ja, gar nicht vorhanden zu sein. Ruhte er in sich? War er gebrochen? Pey-Ceyan wusste es nicht. Seit Stunden rätselte sie, was in ihrem Anführer, Freund und Leidensgefährten vorgehen mochte.

      Die Lebenslichte fühlte sich überflüssiger denn je zuvor auf der Reise in die Vergangenheit. Sie war Telepathin, dazu bestimmt, anderen zu helfen, indem sie psychologische Betreuung und körperliche Nähe bot. Doch Avestry-Pasik, der Mann, der ihr wichtiger war als alle anderen, hatte sich ihr entzogen. Er war irgendwo weit fort, unerreichbar. Er hätte ebenso gut Lichtjahre entfernt sein können.

      Sie saß mit ihm und der völlig verstörten Helaar Maan-Moohemi in der Dunkelheit der Zelle, durchgefroren, hungrig und verängstigt. Hätte sie für Avestry-Pasik da sein dürfen, hätte ihr das Halt gegeben. So stürzte sie in einen Abgrund, der kein Ende fand.

      Ihre Mission war gescheitert. Die Tiuphoren hatten die Ur-Laren angegriffen und drohten sie zu vernichten. Ihr Anführer war ein Gefangener dieser grausamen Feinde, und bald schon würden er und sie in das Banner des Schiffs gepflanzt werden, hinein in eine Art Pool aus Tausenden oder Hunderttausenden Seelen, zu ewigem Leid verdammt.

      Ob sie dort Kraft haben würde, Trost zu spenden? Für die anderen Verlorenen da zu sein? Pey-Ceyan bezweifelte es.

      Seit die Tiuphoren über Noular hereingebrochen waren wie eine Sturzflut, zweifelte sie an allem, an das sie je geglaubt hatte. Einst hatte sie das Schöne geliebt. Gesang und Tanz, Gespräche, ernste und traurige, tiefgründige und heitere – ganz gleich, worüber. Jede Kommunikation war ein Spiel gewesen, ein Kunstwerk aus Worten, dem sie sich hingab. Nun hatte sie jede Hingabe verlassen.

      »Wir sollten uns umbringen«, flüsterte Maan-Moohemi. Die Helaar hatte in der Zentrale mit ansehen müssen, wie zahlreiche Welten ihrer Heimat verwüstet worden waren. Seitdem hingen ihr die Arme schlaff neben dem Körper. Ihr Blick hob sich kaum mehr vom Boden. Milliarden waren gestorben. Jeder Einzelne unwiderruflich gegangen.

      »Tu, was du willst«, sagte Pey-Ceyan schroffer als beabsichtigt. »Ich habe vor, zu leben.«

      »Was ist unser Leben noch wert? Keinen Splitter Jasimholz.«

      Mehr aus Gewohnheit suchte Pey-Ceyan nach einer Erwiderung, die Trost spendete. Sie fand keine. Jeder Einwand wurde entkräftet von dem, was war. Das, was die Tiuphoren den Ur-Laren angetan hatten, war zu gewaltig, um mit Worten beschwichtigt zu werden.

      Ein leises Sirren enthob sie der Antwort. Eine der zahlreichen, asymmetrischen Türen öffnete sich. Auf der Schwelle zeichneten sich wie ein Scherenschnitt die dunklen Umrisse eines Tiuphoren in Brünne ab.

      »Nein!« Maan-Moohemi wich zurück, bis sie gegen die Wand stieß.

      Über den blauschwarzen Kampfanzug huschten helle Lichter. Fasziniert betrachtete Pey-Ceyan den feingliedrigen Tiuphoren. Er hatte Muskeln, das erkannte sie selbst durch das Kriegsornat. Doch er war schmal, feingliedrig, wie die meisten Tiuphoren. Das Gesicht war androgyn, nahezu schön. Nie hätte sie gedacht, dass so der Tod aussah.

      Der Tiuphore trat in die Gefängniszelle. Licht flammte auf und blendete Pey-Ceyan. Sie wägte ab, ob sie versuchen sollte zu fliehen. Der Fremde war allein gekommen, doch sie hatte die Tiuphoren kämpfen sehen. Er würde sie schnell überwältigen.

      »Einer von euch«, sagte er in der Sprache der Ur-Laren, die Pey-Ceyan dank Hypnoschulung bestens verstand. Er trat näher.

      Es kostete Pey-Ceyan Mühe, stehen zu bleiben. Sie war eine Proto-Hetostin. Mut war ein Teil ihres Wesens, und wenigstens den wollte sie sich nicht nehmen lassen.

      »Wer bist du?«, fragte eine klare, nahezu heitere Stimme.

      Pey-Ceyan schaute ungläubig auf Avestry-Pasik. Ihr Anführer stand auf, nickte ihr zu, als wäre nie etwas gewesen.

      Der Tiuphore richtete seine Aufmerksamkeit langsam auf den Freund. »Ich bin Caradocc Yernacc Yxayar. Und wer bist

Скачать книгу