Perry Rhodan 2836: Die Zeitrevolution. Michelle Stern

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Perry Rhodan 2836: Die Zeitrevolution - Michelle Stern Perry Rhodan-Erstauflage

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So hatte man ihn bisher auf der Station scherzhaft, aber mit Respekt genannt, weil er Ruhe ausstrahlte. Sie waren Wissenschaftler, keine Militärs. In Aynaa-Tirs Anrede hatte Verachtung gelegen.

      »Ein Jammer um deine Schwester«, sagte Rhino-Jaad. Er langte zur blauen Schale auf dem Tisch und stopfte sich eine weitere Nestbeere in den Mund. Einige Tropfen liefen über seine wulstigen Lippen auf das Kinn. »Ich mochte sie.«

      »Ja. Ein Jammer.« Osku-Sool kannte die wenig feinfühlige Art seines Kollegen und hatte gelernt, damit umzugehen. Im Moment durfte er ohnehin nicht länger an Mera-Luur denken und damit die Trauer an sich heranlassen. Er musste weitergehen, einen Schritt nach dem anderen, um am Leben zu bleiben. »Kümmere dich um die Messbojen und die Experimentalkammern! Ich will die gesamte Ausrüstung retten. Danach prüfst du unsere Daten und besorgst dir, was du uns an Wissen besorgen kannst. Vielleicht können wir zurückkehren, wenn das hier vorbei ist.«

      Obwohl Osku-Sool daran zweifelte, wollte er die Hoffnung nicht aufgeben. Die Tiuphoren würden nicht jeden einzelnen Laren töten. Irgendwer würde überleben, und wenn sie das taten, brauchten sie so viele Informationen wie möglich.

      Der zweite Missionsleiter wischte sich den Mund ab. Über der schmalen Nase bildeten sich zwei Falten. »Wissen? Welche Art Wissen?«

      »Alles«, sagte Osku-Sool. »Nimm, was du kriegen kannst. Besonders sämtliche Dateien der Chronalen Universität und der Garusischen Wissensstätten. Sichere sie doppelt, im Schiffsspeicher und auf Datenträgern, die du in deiner Nähe behältst.«

      Rhino-Jaad starrte auf die blaue Schale. »Es ist wirklich vorbei, was? Wir haben Phariske-Erigon geholfen, uns in den Krieg einer fremden Galaxis eingemischt, und nun zahlen wir den Preis dafür. Wir hätten uns nie in diese Angelegenheit hineinziehen lassen dürfen.«

      »Doch, das hätten wir. Es war das einzig Richtige. Unsere Sternenmissionen mussten es tun. Man kann nicht untätig bleiben, wenn man um das Leid anderer weiß. Nur Feiglinge ducken sich weg, hoffen inständig, es möge andere treffen. Laren stellen sich der Gefahr. Sie stehen einander und Gleichgesinnten bei. Das ist der Kern unserer Kultur. Anders zu handeln hätte bedeutet, uns zu verleugnen.«

      »Sie sind Fremde.«

      »Nicht mehr. Unsere Sterneninseln sind für immer verbunden. Durch gemeinsamen Kampf und gemeinsames Leid. Wir hielten uns für ihre Eltern, kamen ihnen zu Hilfe wie Kindern – nun sind wir Brüder.«

      »Ja.« Rhino-Jaad lehnte sich zurück, schaute hinauf zur Raum-Zeit-Gruft. »Was ich sagte, war dumm. Immerhin haben wir gehofft, Informationen zu bekommen, wie wir uns gegen die Tiuphoren wappnen können, falls sie auf uns aufmerksam werden. Leider sind wir gescheitert. Auf ganzer Linie.«

      »Wir taten, was richtig war. Und jetzt los! Wir haben eine Station zu evakuieren.«

      Rhino-Jaad stand auf. Sie verließen die Mitte des Raums, gingen über zwei der vier hölzernen Brücken auseinander zu ihren Stationen.

      Osku-Sool stürzte sich in die Arbeit, organisierte, bedachte, was zu tun, woran zu denken war. Er verteilte die anstehenden Aufgaben an andere Wissenschaftler, bat seinen Assistenten Bel-Raboor, sich um seine persönlichen Räumlichkeiten zu kümmern, schickte Techniker und Wartungspersonal zu neuralgischen Punkten, aktivierte Roboter und Maschinen, die seit Jahren desaktiviert in dunklen Kammern verrotteten.

      Die Zeit flog an ihm vorbei, krümmte sich, wie sie es in der Ergosphäre des Schwarzen Lochs tat. Es war so viel zu tun, so wenig Raum.

      Erst Stunden später, die sich wie Tage anfühlten, schreckte Osku-Sool hoch. Er war allein im Missionsquartier. Sein Mund war trocken, der Körper ausgedörrt, weil er zu trinken vergessen hatte. Einen Moment war Osku-Sool schwindelig. Er brauchte mehrere Sekunden, um zu verstehen, was der schrille Ton vom Kommunikationsgerät zu bedeuten hatte. Jemand rief mit einer Vorrangnummer an.

      »Ja?« Der winzige Kasten reagierte auf seine Stimme, projizierte als Holo das Gesicht seines Assistenten Bel-Raboor.

      Der junge Lare hatte dunkle Verfärbungen auf den Wangen, die zeigten, wie aufgeregt er war. Die roten Haare standen in alle Richtungen ab. »Osku-Sool!«

      »Was ist passiert?«

      »Der Transmitter ... Ich wollte eben die Daten und deine Sachen an Bord bringen, da hat der Transmitter gestreikt. Ich dachte erst an ein technisches Versagen und habe bei der Wartung ... ach, unwichtig. Sie haben sich eingeschlossen!«

      »Wer?«

      »Ich weiß nicht, ich ...«

      Das Bild erlosch. Stattdessen zeigte der Projektor das Konterfei Rhino-Jaads, der das Gespräch mit einer Notfallverbindung unterbrochen hatte. Gleichzeitig sprang die Anzahl der eingehenden Anrufe am unteren Rand der Holodarstellung dramatisch in die Höhe. Erst zehn, dann dreißig, schließlich über hundert Laren versuchten, mit ihm in Verbindung zu treten.

      Im Gegensatz zu Bel-Raboor kam Rhino-Jaad sofort zur Sache. »Die BARAR-VAAT startet. Jemand hat die Öffnung einer Strukturlücke in der Schutzhülle angeordnet. Ich kann nichts dagegen unternehmen. Eine Sperrung auf höchster Ebene. In drei Minuten ist das Schiff weg!«

      »Wer tut das?« Osku-Sool wusste es, noch während er fragte. Bloß wenige Laren auf der Station hatten die Möglichkeit, das Schiff seinem Einfluss zu entziehen. Er sprang auf und stürzte zum ovalen Tisch, den er mehr und mehr hasste.

      »Optik 21! Notfallverbindung zu Aynaa-Tir herstellen!« Der Positronprovisor der Station reagierte sofort, doch Aynaa-Tir nahm die Verbindung nicht an.

      Gab es ein besseres Eingeständnis ihrer Schuld? Aynaa-Tir hatte ihn verraten. Osku-Sool kämpfte die aufkeimende Wut nieder.

      Über den Intarsien der Tischplatte erschien das Bild der zitternden BARAR-VAAT. Das Schiff schwebte mit eingezogenen Stützen über der steinigen Landesenke. Ein ockergelbes Schutzfeld flammte auf, wurde blasser, teils transparent.

      Rhin-Jaad stürmte in den Raum. »Erreichst du sie?«

      Osku-Sool ignorierte die Frage. »Aynaa-Tir, bei der Helaar und allen Sternenwächtern, melde dich! Oder hast du jede Ehre verloren?«

      Die Holoverbindung blieb aus, doch Aynaa-Tir antwortete. In ihrer Stimme lag Angst. »Ich tue, was getan werden muss.«

      »Und seit wann entscheidest du das im Alleingang?«

      »In Sektion Vier, Neun und Zehn ist Panik ausgebrochen. Es kam zu Übergriffen und Morddrohungen. Ich musste den Leuten versprechen, sie nach Paatherhagen zu bringen. Danach komme ich mit der BARAR-VAAT zurück.«

      »Du willst zurückkehren?«

      War das eine Lüge? Verdammte Aynaa-Tir sie zum Untergang?

      »Nach Paatherhagen sind es bloß 87 Lichtjahre. Hättest du weitergearbeitet, hättest du unser Verschwinden gar nicht bemerkt.« Sie klang trotzig. Als wäre sie in ihrer Verzweiflung wieder ein Kind geworden.

      »Wie soll ich ein Schiff beladen, dass nicht da ist?«

      Aynaa-Tir schwieg.

      »Lande!«, forderte Osku-Sool. »Du bist in Panik geraten, wie viele. Es ist die Angst vor dem Tod und vor den Bannern. Ich verstehe das, und ich werde dich nicht zur Rechenschaft ziehen. Aber du musst jetzt landen!«

      Stille.

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