Perry Rhodan 16: Die Posbis (Silberband). Clark Darlton
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 16: Die Posbis (Silberband) - Clark Darlton страница 4
Während Eric seine dreizehnte Stunde Dienst hinter sich brachte, wurden elf dicht aufeinanderfolgende Explosionen registriert. Währenddessen dauerte der Funkspruch, den Art Cavanaugh für einen Hilferuf hielt, unverändert an.
Es sah so aus, als würde dort draußen eine gewaltige Schlacht gekämpft. Die Streufelder, die die Instrumente registrierten, ließen darauf schließen, dass es sich bei jeder Explosion um eine Bombe im Tausend-Gigatonnen-Bereich handelte.
Eric hatte den zweiten, kurzen Funkspruch schon fast vergessen, als die Auswertung meldete, dass die positronische Entschlüsselung geglückt war.
Leutnant Hynes, der das Interkomgespräch mit Eric führte, erklärte: »Nach allem, was uns gesagt worden ist, können wir uns natürlich nicht darauf verlassen, dass die Entschlüsselung wirklich den Inhalt der Botschaft wiedergibt. Aber es fügt sich eines ins andere. Alle Resultate haben den gleichen Wahrscheinlichkeitskoeffizienten. Das deutet darauf hin, dass ...«
Eric Furchtbar unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Ja, ich verstehe schon. Was haben Sie herausgefunden?«
Man sah auf dem Bildschirm, dass Leutnant Hynes einen Zettel aufnahm. Er sah ihn ein paar Sekunden lang zögernd an. Dann las er vor: »Seid ihr wahres Leben?«
Unbegreifliche Dinge erzeugen Unsicherheit und das Gefühl nahender Gefahr.
Die Frage nach dem wahren Leben war für Eric Furchtbar und die Leute an Bord der BOB-XXI unbegreiflicher als alles, was sie je zuvor gehört hatten. Trotzdem bestand kaum ein Zweifel daran, dass die Frage wirklich gestellt worden war. Von irgend jemand, der sich vierhundertundzehn Lichtjahre weiter draußen mit irgend jemand mittels ungeheurer Fusionsbomben herumschlug.
Unsicherheit und das Gefühl nahender Gefahr hatte Eric Furchtbar schon zuvor empfunden. Jetzt geriet er langsam in Panik.
Bevor er jedoch noch einen neuen Richtspruch aufgeben konnte, kam von der JOANN die Nachricht, dass sie auf Arkon III angekommen war. Eric antwortete, und auf diese Weise kam Nike Quinto innerhalb von Sekunden in den Besitz von Informationen, die ihn, nachdem er kaum gelandet war, zum sofortigen Start veranlassten.
Die JOANN machte sich auf den Weg, die heimatliche Galaxis zu verlassen.
Die Frage blieb vorläufig unbeantwortet: »Seid ihr wahres Leben?«
2.
Die Finsternis war vollkommen.
An Bord der JOANN beobachtete Ron Landry die Diskusscheibe der Beobachtungsstation. Sie war erst seit ein paar Sekunden auf den Bildschirmen sichtbar.
Mit leisem Unbehagen beobachtete Ron den merkwürdigen Effekt, der durch das Fehlen jeglichen Hintergrunds hervorgerufen wurde: BOB-XXI schien in Wirklichkeit nicht näher zu kommen. Die Scheibe wurde einfach größer, von Bewegung war nichts zu spüren.
BOB-XXI wuchs so lange, bis sie einen der Bildschirme fast völlig ausfüllte. Dann kam sie zur Ruhe. Oberst Nike Quinto und Major Landry flogen in einem Gleiter zur Station hinüber. Captain Furchtbar empfing sie am Hauptschott. Man sah ihm an, dass er sich erleichtert fühlte.
Das Gefühl verlor sich wieder, als Nike Quinto ihm erklärte, dass dies nur ein kurzer Besuch war und dass er nicht die Absicht hatte, mit der JOANN so unvernünftig dicht neben der Station liegenzubleiben. Er gab keine Auskunft darüber, wie weit er sich mit seinem Schiff zurückziehen wollte. Aber Eric Furchtbar hatte den Eindruck, dass es ziemlich weit sein würde und dass er, wenn es zum Schlimmsten kam, wenigstens während der ersten Zeit mit seinen Männern wieder auf sich allein gestellt war.
Nike Quinto ließ sich die Aufzeichnungen vorlegen, die seit der Explosion der ersten Bombe von den automatischen Geräten aufgenommen worden waren. Er studierte sie sorgfältig, unterhielt sich dabei mit Ron Landry so leise, dass es niemand verstehen konnte, und bat schließlich um die Erlaubnis, die Bordpositronik zu benutzen.
Mit ihr beschäftigten sich Nike Quinto und Ron Landry etwa eine halbe Stunde lang. Dann baten sie Eric Furchtbar um eine zweite Unterredung.
»Es steht außer Zweifel«, erklärte Nike Quinto mit hochrotem Kopf, »dass der zweite Funkspruch richtig entschlüsselt worden ist. Die Frage heißt in der Tat: Seid ihr wahres Leben? Es gibt also da draußen jemand, der in seiner Denkweise zwischen ›wahrem‹ und ›unwahrem‹ Leben oder vielleicht zwischen einem Dutzend verschiedener Arten von Leben unterscheidet. Was der Begriff ›wahr‹ in diesem Zusammenhang bedeutet, wissen wir nicht. Der Unbekannte wartet aber auf eine Antwort. Wir verlassen uns dabei am besten auf unser eigenes Gefühl. Für mich sind Sie, Captain, ebenso ›wahr‹ wie Major Landry, und ich hoffe, ich erscheine Ihnen nicht wesentlich unwirklicher. Nach meiner Ansicht sollten wir also antworten: ›Ja, wir sind wahres Leben!‹«
Eric Furchtbar war so entsetzt, dass er aus seinem Sessel in die Höhe fuhr.
»Sie meinen ...«, stieß er hervor, »... dass wir antworten sollen?«
Nike Quinto gab sich verwundert. »Warum denn nicht?«
»Aber damit verraten wir unsere Position. Dort draußen schlagen sich Unbekannte mit Waffen herum, deren zerstörende Wirkung immens sein muss. Wenn wir antworten, peilen sie uns an. Der Kampf zieht sich vielleicht in diese Gegend – und wir stecken mittendrin.«
»Sie übersehen da etwas, Captain«, antwortete Nike Quinto überraschend ruhig. »Die Fremden haben gefragt, ob ›ihr‹, wer immer das auch ist, ›wahres Leben seid‹. Wen, glauben Sie, haben sie mit dieser Frage gemeint?«
Eric Furchtbar, immer noch aufgeregt, zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht.«
Nike Quinto nickte, als hätte er keine andere Antwort erwartet. »Haben Sie die Energieanzeige Ihres Hyperempfängers überprüft?«
»Flüchtig. Wir waren sicher, dass sie keine zusätzlichen Auskünfte lieferte.«
Nike Quinto wackelte mit dem Finger. »Das ist ein Fehler. Sonst hätten Sie nämlich herausgefunden, dass die Leistung des fremden Senders nicht besonders hoch war. Obwohl es sich um einen Hyperspruch handelt, kann man ihn fünftausend Lichtjahre von hier – in der anderen Richtung, meine ich – wahrscheinlich nicht mehr empfangen. Wir werden sofort nachprüfen, ob er irgendwo aufgenommen worden ist, aber ich bin meiner Sache ziemlich sicher. Was bedeutet das also?«
Eric machte ein ratloses Gesicht.
»Keine Ahnung«, antwortete er knapp.
»Der Spruch hatte irgendein Ziel«, fuhr Nike Quinto geduldig fort. »Man stellt nicht eine Frage so einfach ins Blaue hinein, ohne zu wissen, ob überhaupt jemand da ist, der sie hören kann. Diese Frage war so gestellt, dass man sie am Rand unserer Milchstraße nicht mehr empfangen konnte. Wer, zum Donnerwetter, soll also gemeint sein? Doch nur Sie mit Ihrer Beobachtungsstation. Zwischen dem Rand der Galaxis und dem fremden Sender befindet sich nichts anderes als die BOB-XXI.«
Das nahm Eric fast den Atem.
»Aber – wie sollen sie denn wissen, dass ...«, stammelte er.
Nike winkte ihm beruhigend zu.
»Zerbrechen