Fast & Konfuzius. Michael Reist

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Fast & Konfuzius - Michael Reist

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80: Schwere

       Tag 81: Zauberwald

       Tag 82: Schur

       Tag 83: Bambus

       Tag 84: Anachronismus

       Reisen: Hongkong

       Tag 85: Monumente

       Reisen: Volksrepublik China, Teil 3

       Tag 86: Fund

       Tag 87: Westberge

       Tag 88: Atmosphäre

       Tag 89: Kultur fronten

       Tag 90: Teedistrikt

       Tag 91: Steinwald

       Tag 92: Probleme

       Tag 93: Purpur

       Tag 94: Hilfe

       Tag 95: Großzügigkeit

       Tag 96: Preisverhältnisse

       Tag 97: Sohn

       Tag 98: Gewalt

       Tag 99: Meer

       Tag 100: Ehrfurcht

       Schlusswort

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       VORWORT

      Als ich zurückkam, fühlte ich mich komplett. Die Reise war vollendet, und anders als bei vorherigen Reisen fühlte es sich an, als ob ein Kreis sich schlösse, als ob das letzte Puzzleteil sich nahtlos einfügt.

      Das Ende war gut.

      Beim Gedanken an den Anfang muss ich hingegen schmunzeln. Die ersten Schritte in China waren frustrierend: Nach zwanzig Lektionen Chinesisch in der Schweiz war es mir nicht möglich 厕所, Cèsuǒ, »Toilette« so auszusprechen, dass es jemand in China verstanden hätte. Hundert Tage später, führte ich Konversationen in einer Bar und klopfte Sprüche auf Chinesisch.

      Dazwischen geschah vieles. Ich erinnere mich an das Unruhige am Anfang, die unzähligen neuen Eindrücke, die meine Sinne forderten, Anblicke, Geräusche, Gerüche, Verhaltensweisen. Wie reagiert der Europäer, wenn während der sechs Stunden Fahrt im Bus ein Mensch neben ihm ununterbrochen auf den Boden spuckt – inklusive aller vorbereitenden Geräusche, wenn du weißt, was ich meine? China bereisen ist nicht nur eine Auseinandersetzung mit China, sondern auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Du entwickelst dich weiter, oder du wirst verrückt. Als ich in China ankam und nicht einmal »Toilette« korrekt aussprechen konnte, lernte ich etwas über meine eigene Wahrnehmung, meine eigene Empfindlichkeit. Beim kleinsten Rotzgeräusch kräuselten sich mir die Fingernägel. Hundert Tage später hätte ein Bataillon chinesischer Soldaten neben mir rotzen und spucken können, ohne dass es mich gejuckt hätte.

      Neben dem Befremdlichen, teils Harten, teils Hässlichen – es gibt dafür kaum ein besseres Sinnbild als die hohen Wohnkolosse aus Beton – bietet China viel unerwartet Sanftes. In den Leuten lebt eine Herzlichkeit und Gutmütigkeit, die an unschuldige Kinder erinnert. Oft wurde ich eingeladen und beschenkt, einfach, weil die Leute warmherzig sind in diesem Land.

      Eine lange, hölzerne Bank, Dutzende Leute schlürfen Nudelsuppe, ein alter Mann winkt mich zu sich her. Ich nehme Platz, er beginnt ein Gespräch. Seine erwachsene Tochter neben ihm dient als Verstärker für meine Worte, er ist schwerhörig. Vor ihm steht eine kleine, braune, schmuddelig wirkende Flasche. Ob ich auch einen Schluck wolle, fragt er. Was es denn sei, wiederholt die Tochter meine Frage mit erhobener Stimme. Er ruft: »白酒«, Báijiǔ, Schnaps! Ich verneine, und alle lachen. Als sie gehen, bezahlen sie meine Rechnung, bevor ich ein Wort der Gegenwehr erheben kann.

      Auch die Direktheit und Unverblümtheit mancher Menschen überraschte mich. Menschen taten oft genau das, wonach ihnen der Sinn stand – ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Wenn Menschen Lust hatten zu antworten oder zu helfen, taten sie es. Wenn sie keine Lust hatten, taten sie es nicht. Peinliche Verpflichtungen aus Anstand und Höflichkeit heraus erlebte ich kaum.

      Als meine Füße und meine Seele auf chinesischem Boden schließlich Halt gefunden hatten, ließ ich mich erneut treiben. Ich wurde mehrmals Teil von chinesischen Reisegruppen, die mich aufnahmen und begleiteten. Wohl auch zu ihrem eigenen Vergnügen, aber nicht nur. Da war echtes Interesse. Die Menschen sind neugierig, sie stellen Fragen über Fragen, auch persönliche. Die Menschen sind anders dort, anders als wir denken. Wenn wir hier an China denken, denken wir in Wirklichkeit oft an Japan. Verschlossene, scheinbar kühle Menschen, darauf bedacht, immer das Gesicht zu wahren: So habe ich die Chinesen nicht erlebt. Eher wie Jugendliche, die offen, spontan, warm und emotional sind, von einem Wissendurst angetrieben und zu Scherzen – auch auf eigene Kosten – aufgelegt.

      Mein Bruder ist Fotograf und begleitete mich auf einem Stück der Reise. Von der Art und Weise inspiriert, wie er Geschehnisse in den Ausschnitt eines Fotos fasst, wollte ich die Geschehnisse in Worte fassen. Diese Begrenzung bewusst als Konzept und Stilmittel einzusetzen faszinierte mich. So entstand das Konzept von täglich hundert Wörtern während hundert Tagen.

      Warum hundert Tage? Es war auf der chinesischen Botschaft in Bern. Da ich eine Sprachschule besuchen wollte, erhielt ich sechzig Tage Aufenthalt in China zugesprochen. Ich fragte nach, ob ich noch ein wenig länger bleiben könnte. Selbstverständlich wollte ich nach der Sprachschule mein neu erworbenes Chinesisch anwenden und ein wenig reisen. Die Botschaftsangestellte erhöhte widerwillig

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