Fast & Konfuzius. Michael Reist

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Fast & Konfuzius - Michael Reist

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style="font-size:15px;">      Einer meiner Freunde las meine Texte und sagte: »Ich habe mich beim Lesen genauso gefühlt, wie du dich in der Situation gefühlt haben musst.«

      Genau das hatte ich beim Schreiben bewirken wollen. Der Freund war einer von denen, die mir das entscheidende Feedback gaben, damit aus den Texten ein Buch entstand.

      Danke an alle Leute, die mich begleitet und unterstützt haben. Auch an die, die mir ins Gesicht gesagt haben, dass sie meine Texte nicht mögen. Diese Rückmeldungen haben mir verdeutlicht, dass die Texte etwas in einem bewegen. Es ist wie mit den Leuten in China: Entweder sie mögen dich nicht und ignorieren dich. Oder sie mögen dich und tun alles für dich.

      Ich hoffe, alles getan zu haben, um Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, spannende, amüsante und nachdenkliche Momente zu bescheren. Viel Vergnügen!

TEIL 1

       TAG 1

       SPURWECHSEL

      内蒙古

      Innere Mongolei

      Die mongolische Steppe entlässt uns nicht aus ihrer Umarmung, verfolgt uns Hunderte Kilometer nordwärts wie eine eifersüchtige Liebhaberin. Aus zwei Richtungen strömen Menschen aller Nationalitäten in die Zugsmitte und genießen die Landschaft, die Gespräche, die Mahlzeiten. Zwischen den Grenzen gibt es nichts, bloß Uniformen, nette Gesichter, lange Wartezeiten. Bei der Ankunft in China ertönt ein Klavierkonzert aus Lautsprechern. Die Zugbegleiterin sperrt uns ein, verriegelt Toiletten und Wagen. Die Wagen werden auseinandergetrieben, in Haltevorrichtungen gespannt, wie Schafe zur Schur. Wir werden mitsamt den Wagen in die chinesische Spur gezwängt und staunen über den Aufwand. Warum lassen sie uns nicht einfach umsteigen?

       TAG 2

       ERSTEINDRUCK

      北京

      Peking

      Bei Tageslicht ereilen uns unerwartete erste Eindrücke des Landes. Der Zug gleitet wie auf einem Luftkissen, schlägt eine Schneise durch weite, saubere Landschaften. Kräftiges Grün, kleine Häuschen, rote Ziegel. Hohe Berge, eckig, wie aufgetürmte Backsteine. Ein Tal öffnet sich, zieht einen Fluss in sich hinein. Klicken, löschen, wiederholen. Mir gelingen Aufnahmen, andere verschwimmen im Rausch der Fahrt. Bei der Ankunft wird die Menschenmenge aus dem mageren Stahlgerippe des Bahnhofs gespült. Eine Menagerie von Fahrzeugen kriecht leise summend durch die Alleen. Perlenketten liegen an den Marktständen, einheimische Touristen fluten den Tiananmen-Platz. Wir kosten Streetfood, der gegrillte Tofu brennt auf der Zunge.

       TAG 3

       MAUER

      慕田峪,北京

      Mutianyu, Peking

      Der Smog erinnert uns an neblige Novembertage. Die Hitze holt uns zurück in den August. Uber heißt hier Didi – im Chinesischen klingt es nahezu wie »kleiner Bruder«. Wir fahren nach Mutianyu. Die große Mauer zieht sich, überrannt von Büschen und Bäumen, durch die Hügellandschaft. Unsere Schritte hallen im schiefen Gemäuer. Die Treppe fällt stark hinab, und die Stufen verschwinden in der Steile, nur der Handlauf beruhigt. Wir schießen Fotos vom Wachturm hinunter, spähen in die Weite. Auf dem Rückweg mit dem Bus ziehen im Dunst Wohnblocks vorbei. Für die letzte Teilstrecke verhandeln wir mit den Taxifahrern und werden ausgelacht.

       TAG 4

       REQUISITEN

      前门,北京

      Qianmen, Peking

      Eingelassener Stahl deutet in die Ferne, darauf gleitet ein Tram in den Horizont. Der Boden aus glattem Marmor, die Front schillernd: Das Quartier ist ein filmkulissenartiger Nachbau der 20er-Jahre. Große Markennamen prangen auf großen Schildern. Ein Seitenarm führt hinter die Maskerade, zeigt glanzloses Mauerwerk. Holzbalken in mannigfaltigen Farben rahmen Glas, Lampions schweben in der Luft. Einheimische drängen durch die Gassen. Wir lassen uns in immer feinere Verästelungen treiben. Der Duft von Essen begleitet uns unablässig. Die besten Nudeln von China, behauptet jemand. Wir zweifeln. Ein Mann mit Fahrrad und Blechtank zieht von Tür zu Tür. Uns entzieht sich, weshalb.

       TAG 5

       ELEKTRONIK

      中关村,北京

      Zhongguancun, Peking

      Eine Stunde Fahrt, zweimal umsteigen. Abfahrts- und Ankunftsort scheinen identisch. Die Ticketautomaten sind unterbeschäftigt, denn menschlicher Kontakt wird geschätzt. Wir hingegen schätzen das Englisch des Automaten. Angekommen im Distrikt für Elektronik, wählen wir einen Block nach Zufallsprinzip. Möglicherweise auch nach bekannten amerikanischen Logos. Für das neu eingebaute Display bezahlen wir fünfzehn Euro. Wir scherzen und diskutieren mit dem Reparaturteam, wie man die chinesische Internetzensur umgeht. Lösung: VPN. Rolltreppen führen auf Etagen voller Telefone, Computer, Kameras, neu, gebraucht, jeder verkauft auch sein eigenes Smartphone. Auf dem Rückweg überrascht uns warmer, anschmiegsamer Regen, unsere Schritte werden hastig. Die Schirmverkäuferin strahlt und kassiert.

       TAG 6

       MASSEN

      御园,北京

      Yuyuan, Peking

      Keine Eintrittspreise, kein Wasserhahn, keine Türen, keine durchgehenden Trennwände, keine Schamgefühle. Hinter mir, eine Armlänge entfernt, sitzt ein Mann in der Hocke. Das Echo verhallt im getäfelten Raum.

      Später jagen wir einer Legende hinterher: Angeblich gibt es riesige unterirdische Städte unter Peking, gebaut für Zeiten fallender Bomben. Wir suchen, fragen herum, bekommen keinen Hinweis und ändern enttäuscht den Plan. Wir schreiten über eine hohe Schwelle und folgen den Massen in den Park. Auf einer Insel spendet uns ein altes, vollkommen rotes Holzhaus Schatten. Unsere Blicke schweifen über die Seerosen, und wir verstehen, weshalb der Kaiser hier seinen Sommerpalast errichten ließ.

       TAG 7

       VERHANDELN

      中关村,北京

      Zhongguancun, Peking

      Ohne ein aktuelles Smartphone ist man in China verloren. Wir fahren noch mal zum Elektronik-Distrikt. Inmitten von Hüllen, Ladebänken und alten Tastaturen verbergen sich modernste, gebrauchte Telefone. Wir fürchten die Fallgruben von überhöhten Preisen, minderwertigen Ersatzdisplays, versteckten Schäden und Hehlerware. Ich möchte

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