Fachkräftemangel oder Machkräftemangel?. Jessica Lackner

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Fachkräftemangel oder Machkräftemangel? - Jessica Lackner Dein Business

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Oma hat immer zu mir gesagt: »Wenn du nicht mit der Zeit gehst, gehst du mit der Zeit.« Das habe ich erst viel später verstanden und mir dann sehr zu Herzen genommen. Die Jüngeren wehren sich heute zu Recht gegen einen diktatorischen Führungsstil, der streng und hierarchisch daherkommt. Das Modell »Zuckerbrot und Peitsche« ist längst überholt. Wer das nicht versteht und keine echte und faire Bindung zum Menschen / Mitarbeiter aufbaut, hat in meinen Augen verloren. Der Chef, der alles besser weiß und alle Fäden in der Hand behalten will, hat ausgedient. Das durfte ich selbst über die Jahre auch von meinem Team lernen – ich habe von meinen Mitarbeitern vermutlich genauso viel gelernt wie sie von mir.

      Anfangs habe ich mir den Führungsstil meines Vaters zu eigen gemacht, weil ich keine Alternative hatte und ich keine bessere Möglichkeit sah, mir Respekt zu verschaffen. Was ich heute weiß: dass ich dadurch nicht authentisch war. Meine Vorteile lagen sicherlich in meiner fachlichen Kompetenz und meinem beharrlichen Fleiß; das hat manchen vielleicht imponiert, da ich noch sehr jung war. Es gab ihnen auch ein Gefühl von Sicherheit.

      Doch ich merkte mit der Zeit, dass ich nur eine Rolle einnahm: Ich war nicht ich selbst. Tief im Inneren wollte ich anders sein. Ich wollte auch meine warme, den Menschen zugewandte Seite zeigen. Mir taten die Mitarbeiter manchmal richtig leid, weil wir – mein Vater und ich – einfach zu hart waren.

      Trotzdem brauchte es noch einige Zeit, bis ich zu einer Veränderung bereit war. Diese Rolle, die »Maske«, die ich mir angeeignet hatte, war schwer abzulegen. Mein LEIDbild war so stark, dass ich meine Authentizität nicht leben konnte. Mein wirkliches LEITbild entwickelte sich erst durch die Erfahrungen, die ich im Laufe der Zeit gemacht hatte. Schließlich gelang es mir, die Punkte zu visualisieren, die ich umsetzen wollte, um ein Team erfolgreich führen zu können. Was ich für mich schließlich daraus schloss, war Folgendes: Wer sich nicht selbst zu führen versteht, wer zu sich selbst nicht gut ist und täglich das tut, was ihm Freude bereitet, der kann nicht positiv sein und der kann auch andere nicht führen.

      Ich überlegte mir, welche Werte mir wirklich wichtig waren, welche ich mit meinem Team leben wollte und welche ich für mich selbst brauchte. Ich habe mir meine Werte aufgeschrieben und auch das Leitbild, nach dem ich ein Team führen wollte. Vor allem sollten es Werte sein, die die Mitarbeiter schon mitbringen. Denn eines habe ich damals verstanden: Wenn das gesamte Team, inklusive Chef, keine gemeinsamen Werte hat, führt das zu einem endlosen Kampf, bei dem nur sinnlos Energie verschwendet wird. Diese Erkenntnis habe ich seither immer befolgt. Wenn ich mir nun eine Arbeitsstelle suchte, klärte ich so früh wie möglich die Werte und das Leitbild des Chefs ab. Passten sie mit meinen Werten und meinem Leitbild nicht zusammen, würde ich dort nicht anfangen.

       Werte, die für mich wichtig sind:

      • Ehrlichkeit

      • Vertrauen

      • Wertschätzung

      • Respekt

      • Spaß

      • Klarheit

      • Zuverlässigkeit

      • Teamgedanke

      • Achtsamkeit

      • Geduld

      • Das gleiche Mindset

       Mein Leitbild, das ich verinnerlicht habe:

      • Vergiss nie, wie du mal angefangen hast.

      • Sei dir selbst für nichts zu schade.

      • Sei demütig.

      • Diene deinem Team.

      • Stelle den Menschen in den Mittelpunkt.

      • Kümmere dich um deine Mitarbeiter.

      • Nimm die Menschen so, wie sie sind, ohne Bewertung.

      • Reagiere nicht auf jede Situation sofort.

      • Nimm dir deine eigenen Auszeiten.

      • Triff Entscheidungen aus dem Bauch heraus und mit dem Herzen.

      • Bereite dir und deinem Team einen schönen Tag.

      Irgendwann verstand ich, dass jeder wertvoll ist und jeder mindestens eine Sache im Leben gut kann (natürlich ist es mehr als eine!). Wir müssen uns alle arrangieren, doch jeder hat seine Stärken, von denen auch ich als Führungskraft lernen kann. Diese Strategie verfolge ich bis heute.

      Getreu dem Motto meiner Oma bildete ich mich permanent weiter. Leben bedeutet, lebenslang zu lernen. Wer glaubt, mit seiner persönlichen Entwicklung fertig zu sein, und sich zufrieden zurücklehnt, hat schon verloren. Ich selbst habe schon immer Gefallen daran gefunden, mich weiterzubilden, das Gelernte an mein Team weiterzugeben und meine Mitarbeiter auf meine Reise mitzunehmen. Du hast immer die Wahl, ob du der Kapitän sein willst oder Passagier auf dem Schiff.

       Gegenwind

      Es gibt immer pessimistische Menschen, die gerne dagegenreden, wenn sich ihr Gegenüber fleißig weiterbildet. Ich wurde sogar mal als »Seminarjunkie« bezeichnet. Vermutlich sind diese kritischen Menschen selbst noch nicht in den Genuss gekommen, zu erleben, was es bedeutet, sich persönlich weiterzuentwickeln und dadurch neue, aufregende Resultate zu erzielen.

      Viele dieser Menschen bleiben am liebsten in ihrer Komfortzone, und zwar an der Stelle, wo es windstill ist: auf ihrem geliebten Sofa mit einer Tüte Chips oder am Pool mit einem Cocktail in der Hand. Hauptsache, nicht anstrengen. Diese Menschen haben oft schlicht Angst vor der Veränderung und vor dem Schmerz, den sie bereitet. Sie geben sich damit zufrieden, wie es ist – können sich aber leider nicht weiterentwickeln.

      Ja, inneres Wachstum hat immer mit einem gewissen Schmerz zu tun und der spielt sich nur außerhalb deiner Komfortzone ab. Da ist es stürmisch, es blitzt, es donnert, es geht den Berg steil rauf und wieder runter, es kommt mal Sonnenschein und dann wieder Regen. Mit diesem ständigen Wechsel musst du umgehen lernen. Manche ertränken ihre Angst vor Veränderung oder die Tiefschläge, die sie erlebt haben, gleich in Alkohol oder werden selbst zum Sturm, sie schreien oder brechen zusammen, anstatt gemeinsam zu überlegen und das Beste aus der Situation zu machen. Denn jede Herausforderung, vor die wir gestellt werden, hat immer einen Sinn im Leben. Nur welcher das ist, erfahren wir oft erst später.

      Dann gibt es noch diejenigen, die das zwar verstehen und ihre Mitarbeiter auf Seminare schicken, die aber selbst nicht daran teilnehmen. Das sind besonders spannende Fälle. Diese Menschen geben viel Geld aus, weil sie glauben, dass ihre Mitarbeiter dadurch besser werden oder sie ihnen damit etwas Gutes tun.

      Diese besorgten Führungskräfte leben diesen Ansatz jedoch nicht selbst und wundern sich, wenn ihre Bemühungen im Endeffekt nichts bringen. Die Mitarbeiter kommen dann zwar Feuer und Flamme zurück, aber sie sind die Einzigen, die etwas verstanden haben, und kommen somit selten in die Umsetzung. Wenn die anderen Mitarbeiter inklusive Chef nicht auf demselben Wissensstand sind, dann wird sich im Betrieb auch nichts ändern.

      Manche Firmen wiederum geben Unmengen an Geld für Workshops, Incentives und Coachings aus, weil sie eben ein bestimmtes Budget im Jahr für Weiterbildung

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