Fachkräftemangel oder Machkräftemangel?. Jessica Lackner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fachkräftemangel oder Machkräftemangel? - Jessica Lackner страница 9

Fachkräftemangel oder Machkräftemangel? - Jessica Lackner Dein Business

Скачать книгу

und in der Lage, aus jedem einen Diamanten zu machen, der zum Fan der Organisation wird und somit zum Markenbotschafter.

      Da der Machkräftemangel das zentrale Thema des Buches ist und es zukünftig darauf ankommen wird, als Machkraft nach potenziellen Machkräften zu suchen und diese zu halten, verwende ich in diesem Buch überwiegend den Begriff »Machkräfte«.

      Ich habe vorhin von meiner Restaurantleiterin Martina erzählt. Martina ist nachgerückt, als die bisherige Leitung nach drei Jahren aufgehört hat, weil sie sich selbstständig machen wollte. Ich habe Martina die Chance gegeben, weil ich gewillt war, sie für die Leitungsfunktion auszubilden. Nach ein paar Monaten haben wir aber beide gemerkt, dass sie kein Leader ist, ohne das jetzt zu bewerten. Sie hat ihre Stärke zwar darin, das Team emotional und sozial zusammenzuhalten, sie kann anpacken und auch Ansagen machen und sie ist durchaus in der Lage, eine Leitungsfunktion über einen gewissen Zeitraum auszuüben (z. B. als Urlaubsvertretung). Wenn sie diesen Rundumblick jedoch über einen längeren Zeitraum haben musste, entzog ihr das Energie, sie wurde öfters krank und ihre Leistung hat merklich nachgelassen.

      Deshalb ist sie von ihrem Posten wieder zurückgetreten und uns ging es beiden damit besser. Es war gut, dass ich ihr diese Chance gegeben habe, denn sonst hätten wir das nie herausgefunden, auch sie nicht, denn sie wollte immer gerne mehr Verantwortung, wie so viele in der Arbeitswelt.

      Natürlich ist es verlockend, verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen, zum Beispiel Dienstpläne zu schreiben, Bestellungen aufzugeben oder Mitarbeitergespräche zu führen. Man kann sich die Zeit selber einteilen, hat vielleicht ein eigenes Büro und sogar einen Dienstwagen und was weiß ich noch alles.

      Doch was viele nicht sehen, ist die Tatsache, dass hinter den Kulissen viel mehr abläuft. Die ständigen Gespräche und Entscheidungen sind anstrengend. Da geht es um persönliche Probleme oder Herausforderungen der Teammitglieder und darum, als Machkraft kritisches Feedback zu geben. Du arbeitest fast doppelt so viel wie die anderen, oft noch von zu Hause aus, was aber keiner sieht. Du bist immer erreichbar, auch an freien Tagen im Einsatz und trägst die Verantwortung für alles. Denn wenn etwas schiefläuft, musst du Rede und Antwort stehen. All das wollen viele, die sich eine Führungsposition wünschen, nicht sehen.

      Noch mal kurz zurück zu Martina. Was haben wir gemacht? Wir haben uns auf ihre Stärken konzentriert. Als Machkraft solltest du immer das ganze Potenzial in jedem wecken und es zur Entfaltung bringen – auch wenn derjenige selbst manchmal noch gar nicht weiß, was er alles kann oder eben nicht.

      So habe ich eher zufällig herausgefunden, dass Martina in ihrer Freizeit gerne zeichnet. Das ist ihre Leidenschaft. Anfangs behauptete sie, sie sei nicht gut genug, doch ich habe nicht lockergelassen (ich schubse die Menschen an meiner Seite zu gerne in die richtige Richtung). Martina wurde immer besser und hat für sich ein kreatives Hobby entdeckt, das sie entspannt, ihr einen guten Ausgleich gibt und dazu beiträgt, dass sie auch ihre Arbeit mehr erfüllt.

       Unterstützung ist gefragt

      Als Trainerin und Coach ist es meine Aufgabe, Teams zu motivieren, sie ins Gleichgewicht zu bringen und ans Unternehmen zu binden – ich bin die »externe Teamflüsterin«, die allen Beteiligten die Scheuklappen von den Augen nimmt, das Bindeglied zwischen Team und CEO ist und das Bewusstsein für die Teamführung schafft. Doch immer wieder werde ich mit Leuten konfrontiert, die nur in eine Führungsposition rutschen, weil es der nächste Posten auf der Karriereleiter ist, die aber selbst nicht reflektiert genug sind, sich einzugestehen, dass sie zwar ihre Kompetenzen besitzen, aber noch lange keine Führungspersönlichkeit sind und es vielleicht auch nicht wirklich sein wollen.

      Oder ich begegne Menschen, die durchaus das Potenzial zum Leader, zur Machkraft haben, denen andere den Job aber nicht zutrauen oder die andeuten, dass diese nicht gut genug dafür sind. Gerade dann heißt es für die Führungspersönlichkeit, standhaft zu bleiben. Leadership hat nämlich viel damit zu tun, dass man an sich selbst glaubt, auch wenn es sonst niemand anderer tut. Führung fängt immer bei DIR an. Führungskräfte haben die Aufgabe, authentisch zu sein, andere auszubilden, einzuarbeiten und Mitarbeiter in ihre eigene Kraft zu bringen. Als Machkraft braucht man kein Zertifikat.

      Nur die wenigsten sind dazu bereit, ALL IN zu gehen, sich um die verschiedenen Altersgruppen und Hierarchiestufen, um unterschiedliche Bedürfnisse und um neue Mitarbeiter zu kümmern, weil es anstrengend ist und viele dann genervt sind. Oft herrscht deshalb schlechte Stimmung, die aus einer Überforderung entsteht oder aus einem Mangel an Wertschätzung und Lob. Klar brauchen wir ein großes und starkes Selbstbewusstsein, denn uns Machkräfte lobt in der Regel keiner. Unser Job ist es, die anderen zu loben und wertzuschätzen. Das vergessen sehr viele in der Arbeitswelt. Und was passiert dann? Die Krankheitsfälle häufen sich, es herrscht Personalmangel, die Stimmung kippt, Mobbing entsteht, weil die Führungskraft / der Leader überfordert ist, und das Team arbeitet letztlich gegeneinander anstatt miteinander.

      Daher sollten wir uns bemühen, nicht einfach nur Jobs zu vergeben bzw. Posten zu besetzen, sondern vielmehr dafür sorgen, dass die richtigen Menschen in ihrer Arbeit Erfüllung finden.

      Deshalb bin ich davon überzeugt, dass wir vielmehr einen Machkräftemangel als einen Fachkräftemangel zu bewältigen haben. Wir brauchen Macher, bei denen das Gesamtpaket passt und nicht nur die fachliche Kompetenz.

       # Merkwürdig

      Image Wir fokussieren uns zu sehr auf das Können anstatt auf das Wollen.

      Image Wenn du nicht mit der Zeit gehst, gehst du mit der Zeit.

      Image Wer keine Bindung zum Menschen aufbaut, hat verloren.

      Image Wer sich nicht selbst zu führen versteht, wer zu sich selbst nicht gut ist und täglich das tut, was ihm Freude bereitet, der kann nicht positiv sein und der kann auch andere nicht führen.

      Image Jeder ist wertvoll und kann mindestens eine Sache im Leben gut.

      Image Leben bedeutet lebenslanges Lernen.

      Image Du hast immer die Wahl, ob du Kapitän sein willst oder der Passagier auf dem Schiff.

      Image Stehe nicht vor deinem Team, sondern hinter ihm, und bring jeden Einzelnen in seine Kraft.

      Image Sei aufmerksam und sensibel, um erkennen zu können, wo sich deine A-Mitarbeiter befinden und wer diese sind.

      Image Wir erwarten fertige Menschen. Doch fertige Menschen gibt es nicht! Aber es gibt diejenigen, die einfach anpacken und bereit sind, alles zu lernen.

      Image Eine Machkraft zügelt in der Regel ihr Ego jeden Tag,

Скачать книгу