Fachkräftemangel oder Machkräftemangel?. Jessica Lackner

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Fachkräftemangel oder Machkräftemangel? - Jessica Lackner Dein Business

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viel, weil meist nur die Führungskräfte auf eine Fortbildung geschickt werden. Sie kehren dann voller Euphorie zurück, aber ihr Funke will nicht auf die Teammitglieder überspringen, weil diese nicht verstehen, warum sie Dinge plötzlich anders machen sollen. Es fehlt einfach an der Umsetzung, weil keiner im Betrieb das Team auf einen Stand bringt – und die Flamme erlischt.

      Daher gilt: Leadership fängt immer bei dir selbst an. Stehe nicht vor deinem Team, sondern hinter ihm, und bringe jeden Einzelnen in seine Kraft.

      Ich bildete mich also weiter und war unter anderem auf dem Speaker-Seminar von Tobias Beck: Vier Tage und drei Nächte mit ganzen elf (!) Stunden Schlaf. Was wir da gemacht haben? Ja, das muss man erleben … Auf diesem Seminar habe ich gemerkt, wie verkopft ich war und wie schwer es mir fiel, auf der Bühne meine Emotionen zuzulassen. Durch einige Übungen hat sich bei mir ein Schalter umgelegt. Die Zeit wurde intensiv genutzt, um uns völlig aus unserer Komfortzone rauszukatapultieren. Denn erst dann fangen wir an, zu lernen und uns zu verändern.

      Ich habe gelernt, meine Emotionen zuzulassen, zu erkennen, dass ich gut bin, so wie ich bin, und aus meiner Vergangenheit meine erfolgreiche Zukunftsstrategie zu machen.

      Auf diesem Seminar lernte ich auch Nico Gundlach kennen. Wir merkten in unseren Pausengesprächen schnell, dass wir eine ähnliche Herangehensweise hatten, ein Team zu führen. Zusammen mit ihm und seiner Kreativagentur »Bestes Pferd im Stall« entwickelte ich schließlich das FAN-Modell.

      Schon damals hatte ich das Problem, geeignete Fachkräfte zu finden, von Azubis ganz zu schweigen. Deshalb fing ich an, gezielt nach begabten Quereinsteigern zu suchen. Nico ging es ähnlich. Er selbst beschäftigt heute etwa 50 Prozent Quereinsteiger, und das im Marketingbereich. Ich will damit nicht sagen, dass Quereinsteiger besser oder schlechter sind als Fachkräfte. Der große Vorteil bei ihnen ist aus meiner Sicht, dass sie unvoreingenommen und offen sind und sehr motiviert, etwas Neues zu lernen. Wenn sie es verstanden haben, sind sie oft schneller in der Umsetzung und man kann sie besser formen als Fachkräfte.

      Bei Fachkräften steht oft das Können im Vordergrund, das, was sie gelernt haben. Dadurch haben sie meist auch ein (zu) großes Ego. Das gründlich Gelernte ist so stark in ihrem Kopf verankert, dass sie nicht immer mit der Zeit gehen. Sie tun sich oft schwer damit, das »alte Wissen« an neue Bedingungen anzupassen. Sie sind nicht immer bereit, neue Dinge anzunehmen. Sie sind oft verbohrt. Doch das gilt natürlich nicht für alle. Es gibt positive Ausnahmen. Solche Ausnahme-Mitarbeiter findest du in beiden Gruppen, bei Quereinsteigern und Fachkräften. Also sei aufmerksam und sensibel, um erkennen zu können, wo sich deine A-Mitarbeiter befinden und wer diese sind.

      Ein Beispiel: Meine Mitarbeiterin Martina hatte sich ohne Ausbildung bei mir beworben und sagte im Bewerbungsgespräch: »Ich mache alles, außer zu kellnern.« Sie arbeitete etwa fünf Jahre bei uns in den Betrieben und hatte 2019 sogar die Restaurantleitung der Schützen-Wirtin inne. Das Erstaunliche: Martina war schon nach kurzer Zeit die beliebteste Kellnerin; sie selbst hätte nie gedacht, dass sie das kann, geschweige denn, dass es ihr Spaß macht. Zwischendurch hatte ich ihr angeboten, bei uns eine Ausbildung zu machen, aber das wollte sie aus finanziellen Gründen nicht. Sie wollte frei sein, auch andere Branchen ausprobieren und die Welt bereisen.

      Mittlerweile beschäftige ich reichlich Quereinsteiger. Deshalb kann ich zwar vielleicht über Fachkräftemangel klagen, aber nicht über Personalmangel. Denn Leute, die arbeiten wollen, gibt es genug. Nein? Oh doch!

      Ich glaube, dass unser Hauptproblem ein anderes ist: Wir erwarten fertige Menschen. Doch seien wir mal ehrlich – fertige Menschen gibt es nicht! Doch es gibt diejenigen, die einfach anpacken und bereit sind, alles zu lernen. Denn wir lernen alle, ein Leben lang. Ich nenne solche tollen Menschen auch Machkräfte.

       Von der Führungskraft zur Machkraft

      Es ist deine Aufgabe als Führungskraft – ob nun Unternehmerin oder Abteilungsleiter –, einen Rahmen zu schaffen, in dem Mitarbeiter gerne arbeiten und in dem sie auch bleiben wollen. Eine echte Machkraft zügelt in der Regel ihr Ego jeden Tag, bevor sie das Haus verlässt und zur Arbeit geht. Führung muss man aus tiefstem Herzen wollen, denn du tust damit die Dinge, zu denen andere nicht bereit sind. Führung ist (d)eine Entscheidung.

      Doch entscheiden sich Menschen nicht immer bewusst und aus eigener Motivation für eine Führungsposition, manchmal rutschen sie einfach so hinein oder rücken nach, ohne gefragt zu werden, einfach weil es die nächste logische Stufe auf der Karriereleiter ist.

      Ich gebe dir drei Beispiele von Führungsrollen, die ich für mich abgrenze. Natürlich sind die Übergänge zwischen diesen Typen fließend und sie überschneiden sich auch zum Teil. Ich sehe sie jedoch als drei verschiedene Entwicklungsstufen: von der Führungskraft zum Leader und schließlich zur (aus meiner Sicht) Königsklasse: der Machkraft.

       Führungskräfte …

       sind Menschen, die meist in eine Rolle schlüpfen. Sie …

      • haben oft ein großes Ego und sehen nur die Karriere;

      • haben häufig Selbstzweifel und ein geringes Selbstbewusstsein;

      • trennen selten beruflich und privat;

      • erwarten fertige Menschen;

      • verharren gerne in der Bewertungsschublade;

      • sind oft überfordert mit ihren Aufgaben;

      • sind eher ergebnisorientiert als menschenorientiert.

       Leader …

       sind Menschen, die andere in eine Richtung führen. Sie …

      • sind zu 100 Prozent dabei;

      • blicken nach vorne und konzentrieren sich auf die Stärken der Mitarbeiter;

      • arbeiten lösungsorientiert;

      • entwickeln einen eigenen Führungsstil;

      • sind Helden und Vorbilder und machen Mitarbeiter zu ihren Fans;

      • haben oft hohe Erwartungen an die Mitarbeiter;

      • sehnen sich nach Fachkräften, sind aber auch in der Lage, Quereinsteiger zu führen.

       Machkräfte (die Königsdisziplin) …

       sind Menschen, die aus anderen etwas machen. Sie …

      • gehen ALL IN;

      • bewerten NIE;

      • machen einfach, ohne darüber nachzudenken, ohne Anweisungen zu hinterfragen;

      • pflegen eine gesunde Fehlerkultur;

      • haben einen unbedingten Willen, können flexibel auf unterschiedlichen Positionen arbeiten und sind somit in der Lage, sich in jedes Teammitglied hineinzuversetzen;

      • schubsen ihre Mitarbeiter gerne raus aus der Komfortzone;

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