Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen

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Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen Fürstenkrone

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      »Sind wir nicht einverstanden, Rul­l­e?«, fragt die Prinzessin ihn nun gereizt. »Das tut mir leid. Vor dem Konzert führen Sie das Regiment, aber nachher müssen Sie schon gestatten, dass …«

      Jetzt aber kommt Leben in die erstarrte Gestalt Fürst Wolfharts. Zornig sieht er die schöne Frau an, und seine Hände ballen sich unbewusst zu Fäusten.

      »Meinen Frackmantel, Rulle!«, befiehlt er schroff. »Die Blumen geben Sie in ein zweites Taxi.« Er wendet sich der verstörten Sabrina zu und reicht ihr ritterlich den Arm. »Komm, Moorprinzessin, gehen wir!«

      Auch in Rulle kommt nun Leben. Er überkugelt sich jetzt förmlich, um die Befehle seines Herrn auszuführen.

      »Einen Augenblick, Chef!«, sagt er diensteifrig. »Hier, der Frackmantel! Die Blumen in ein zweites Taxi! Jawohl, Chef!«

      Fürst Wolfhart zieht den Frackmantel nicht über, sondern nimmt ihn lässig über den Arm. Seine Haltung ist tadellos, aber zugleich unmissverständlich, und fassungslos starrt die schöne Prinzessin ihn an. In ihren grünen Mandelaugen flackert es.

      »Was soll das heißen, Wolfhart?«, stößt sie tonlos und mit zuckenden Lippen hervor. »Du kannst mich doch nicht vor aller Welt übergehen, unmöglich machen und durch dein Verhalten der Lächerlichkeit preisgeben?« Ihre überschmalen ringgeschmückten Hände beben. »Ich habe versprochen, dich mitzubringen, und man erwartet, dass …« Fürst Wolfhart verbeugt sich kühl und gelassen vor der schönen, mondänen Frau.

      »Die Welt, an deren Urteil dir so viel liegt, Simone«, sagt er langsam, »verachte ich nach wie vor. Der ärmste Kuli ist mir als Zuhörer wertvoller, wenn meine Musik ihm etwas geben kann, als …« Er unterbricht sich, um jedoch sogleich fortzufahren: »Aber lassen wir das. Ich denke, wir haben dieses Thema mehr als einmal bis zum Überfluss erörtert. Hier ist nicht der Ort, um jene Diskussionen wiederaufleben zu lassen. Rulle, wir gehen durch den Seitenausgang. Sorgen Sie dafür, dass uns niemand bemerkt, und sagen Sie dem Chauffeur, er soll unmittelbar zum Claridge fahren! Komm, Sabrina.«

      Vor der schönen Prinzessin verhält Fürst Wolfhart noch einmal den Schritt.

      »Die Vergangenheit ist tot, Simone!«, sagt er fest und ruhig. »Man soll Totes ruhen lassen.«

      Sekunden später starrt Simone Prinzessin von Bernadette fassungslos auf die Tür, die sich bereits hinter Fürst Wolfhart, Sabrina und Rulle geschlossen hat. Ihr schönes Gesicht verzerrt sich zu einer wütenden Grimasse. Zornig ergreift sie ihre blassgelben Rosen, die Fürst Wolfhart achtlos zu den übrigen Blumengebinden gelegt hat, und wirft sie mit einer Gebärde tödlichen Hasses an die Wand, sodass die zarten Blütenblätter zu Boden flattern.

      »Das wirst du mir büßen, du törichter Narr!«, murmelt sie, und ihre Mandelaugen sprühen vor Zorn wahre Blitze. »Die Vergangenheit ist nie tot. Diese Stunde wirst du noch bereuen. Das schwöre ich dir, so wahr ich Simone von Bernadette bin!«

      *

      Noch immer senkt sich ein weißer Flockenvorhang über die Dächer und Türme von Paris.

      Vor der hell erleuchteten Fassade des Hotels Claridge hält das Taxi.

      Rulle entlohnt den Fahrer und steigt hastig aus, um Sabrina und dem Fürsten den Schlag zu öffnen. Dann geht er den beiden voran in die Hotelhalle, strebt mit flüchtigem Gruß an dem diensteifrig herbeieilenden Empfangschef vorbei zum Lift und hält auch dort die Tür auf.

      Sabrina, die eine Stola um die schmalen Schultern hat und rührend kindhaft und zart in der zauberhaften Modeschöpfung aus silbernem Chiffon wirkt, sieht Rulle aus großen, verständnislosen Augen angstvoll an, und Rulle zermartert sich den Kopf darüber, wie er diesen Abend wenigstens für Sabrina retten kann. Als sich der Lift summend in Bewegung setzt, kommt ihm plötzlich der reifende Einfall. Er räuspert sich und erklärt: »Eine gemütliche Feier unter zwei Personen ist tatsächlich viel netter als so eine große Galageschichte unter Hunderten gleichgültiger Menschen. Sie haben vollkommen recht, Chef!« Das sagt er, als sei es für ihn selbstverständlich gewesen, dass Fürst Wolfhart beabsichtigte, den Konzerterfolg mit Sabrina allein zu feiern.

      Des Fürsten Brauen ziehen sich zusammen. Mit einem Ruck hebt er den Kopf und öffnet die Lippen, als wolle er Rulle zurechtweisen. Aber als seine dunklen Augen in die wasserblauen des Orchesterdieners blicken, begreift er, dass Rulle das nur für Sabrina gesagt hat, und er atmet tief.

      »Ja«, sagt er, »veranlassen Sie alles, Rulle!«

      Der Lift hält schnarrend vor dem Korridor des zweiten Stockwerks.

      Rulle hinkt hinaus über den weichen roten Teppich und sagt, als er vor der Tür der beiden Appartements angelangt ist: »In zwanzig Minuten erwarte ich die Herrschaften!« Damit ist er verschwunden.

      Fürst Wolfhart ergreift Sabrinas schmale Hand und zieht sie zart an seine Lippen.

      »Bis gleich, Moorprinzesschen!«, bittet er.

      Sabrina nickt. Sie fühlt sich grenzenlos abgespannt und ist dankbar für einige Minuten der Ruhe und Besinnung, in denen sie neue Kraft schöpfen kann.

      Als sich die Tür des Appartements hinter ihr schließt, als sie allein ist, gleitet sie hilflos hinab in den dunklen Teich der Erschöpfung. Ohne das Licht anzuschalten, lässt sie sich auf den damastbezogenen Diwan sinken, faltet die Hände und atmet langsam und tief.

      Es ist dunkel um sie, aber hinter ihren geschlossenen Lidern jagen grellbunte Bilder wie Szenen eines Filmstreifens vorüber: Der Konzertsaal, Tonio Cirones vom Eifer des Spiels verwirrte Löwenmähne hinter dem Flügel, Wolfhart im tadellos sitzenden Frack am Dirigentenpult, Blumen im Künstlerzimmer, blassgelbe Rosen und die Dame, die sich Simone Prinzessin von Bernadette nannte, ihr verwirrend schönes Antlitz an Wolfharts Wange schmiegte und ihre schmalen ringgeschmückten Hände besitzergreifend auf seine Schultern legte.

      Sabrina spürt ganz deutlich den harten, unruhigen Schlag ihres Herzens. Es war zu viel, was an diesem Abend auf sie eingestürmt ist.

      Doch ehe sie weiter ihren Gedanken nachhängen kann, öffnet sich die Tür.

      Das Licht flammt auf, und seine Helle löscht die quälenden Bilder barmherzig aus.

      Vorsichtig trägt Rulle ein silbernes Tablett mit stark duftendem Mokka zum Diwan. Freundlich sagt er: »Da wäre ich! Und der Champagner wäre auch da. Der Chef wartet nicht gern. Einen Mokka habe ich mitgebracht. Trinken Sie, denn das brauchen Sie jetzt!«

      Verwirrt richtet sich Sabrina auf. »Danke, Rulle!«

      Gehorsam trinkt sie von dem starken heißen Mokka, der sie tatsächlich wunderbar belebt und erfrischt. Die tiefe Müdigkeit verebbt, und ihre wirren Gedanken ordnen sich, um sogleich beharrlich um einen ganz gewissen Punkt zu kreisen.

      »Wer war die Dame?«, fragt sie.

      »Eine Prinzessin, Dame der großen Gesellschaft. Wir kennen sie von früher, die Prinzessin, aber das hat nichts zu bedeuten. Schmeckt der Mokka nicht vorzüglich?«

      »Ja!«, bekennt Sabrina, und ein erleichtertes Lächeln huscht nach Rulles Worten über ihr schmales Gesichtchen. »Sie ist sehr schön, die Prinzessin von Bernadette, nicht wahr?«

      Rulle zuckt die Schultern.

      »Ich weiß nicht recht. Vielleicht ist sie schön, aber uns

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