Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen страница 16
Fürst Wolfhart hat sich bei Sabrinas Eintritt langsam aus seinem tiefen Sessel erhoben und kommt ihr jetzt entgegen. Wieder ergreift er ihre schmale Rechte und zieht sie behutsam an die Lippen.
»Verzeih!«, bittet er leise. »Du hast das Ende dieses Abends nicht verdient. Es war dein erstes Konzert, dein erster Erfolg, und ich wollte dich eigentlich in die große Welt einführen. Aber …« Er lächelt müde, zuckt die Schultern und schweigt.
»Ich freue mich so sehr, dass ich mit dir allein feiern darf, Wolfhart«, widerspricht Sabrina herzlich. »Unter den vielen fremden Menschen bei einem Galaempfang hätte ich mich bestimmt sehr einsam und verloren gefühlt.«
Sie nimmt den ihr ritterlich gebotenen Arm und lässt sich von Fürst Wolfhart zum Tisch führen.
Köstlich perlt dort bald darauf der Champagner in den kristallenen Schalen. Fürst Wolfhart erhebt sein Glas und trinkt Sabrina feierlich zu.
»Ich danke dir, Moorprinzesschen!«, sagt er liebevoll. »Du hast dich tapfer gehalten. Lass mich dir zu deinem ersten großen Erfolg von ganzem Herzen Glück wünschen.«
Ihre Gläser berühren sich mit harmonischem Klang. Sabrinas Augen leuchten, und ihre zarten Wangen sind sanft gerötet. Nachdem sie die tiefe Erschöpfung, die der übergroßen Anspannung folgt, überwunden hat, fühlt sie sich wunderbar gelöst, heiter und glücklich.
»Wir müssen Tante Tabea anrufen!«, bittet sie, als sie einen Schluck getrunken hat. »Ich habe ihr doch versprochen, sie gleich nach dem Konzert anzurufen und ihr zu berichten, wie es gewesen ist.«
Fürst Wolfhart lächelt überrascht.
»Davon wusste ich nichts! Aber was man versprochen hat, muss man halten, Moorprinzesschen!«
Er steht auf, geht zu dem auf einer kleinen Kommode stehenden Zimmertelefon und meldet bei der Zentrale des Hotels ein Gespräch nach dem Moorschloss an. Dann greift er zu einer Shagpfeife, zu dem ledernen Tabakbeutel und nimmt wieder in seinem Sessel Platz.
»Wir werden uns ein Weilchen gedulden müssen, bis die Verbindung hergestellt ist«, sagt er, setzt seine Pfeife in Brand und blickt schweigend den blauen Rauchwolken nach.
Sabrina senkt die Lider. Vor ihr steht jene kurze beseligende Sekunde, da sie mit Wolfhart nach dem Konzert im Künstlerzimmer allein war, als sie sich an den Händen hielten und in die Augen sahen und Wolfhart sich langsam und zärtlich zu ihr neigte. – Sie erbebt, als sie jetzt die Augen wieder öffnet und ihr Gegenüber anblickt. Ich liebe dich, sagen diese Augen. Ich liebe dich – ich liebe dich!
Aber Wolfhart schweigt. Die Stille schwillt bedrohlich an, und Sabrina wagt fast nicht zu atmen.
Warum sagt Wolfhart nichts, pocht ihr Herz. Warum teilt er mein Glück nicht? Warum lässt er es zu, dass die Stille wächst und wächst und uns unaufhaltsam trennt?
Sie findet keine Antwort, aber ein starker, heißer Wille erfüllt sie plötzlich, der Wille, es nicht ein zweites Mal geschehen zu lassen, dass sich ein Abgrund des Fremdseins zwischen ihr und dem heimlich geliebten Mann öffnet. Aber ehe sie ein Wort sagen kann, schrillt das Telefon.
Fürst Wolfhart geht zum Apparat, nimmt den Hörer ab und meldet sich. Sein kühnes Profil lässt Sabrina tödlich erschrecken, weil es kaum je so starr, fremd und eisig ablehnend gewesen ist wie jetzt.
»Hallo?«, hört sie ihn da aber schon sagen. »Fräulein Tabea? Sie werden aus Paris verlangt!« Er winkt Sabrina zu sich und übergibt ihr mit einer kleinen Verneigung den Hörer.
Sabrinas Hände zittern. Das Gespräch mit Tante Tabea, auf das sie sich eben noch so herzlich gefreut hat, ist ihr plötzlich nicht mehr wichtig. Wichtig ist jetzt einzig und allein, dass sie eine Brücke über den Abgrund des Fremdseins schlägt, der Wolfhart und sie zu trennen droht.
»Tante Tabea?«, fragt sie rasch. »Hier spricht Sabrina.«
»Sabrina?«, hört sie Fräulein Tabeas unsichere Stimme und glaubt auch, den Herzschlag des alten Fräuleins zu vernehmen. »Bist du es wirklich und wahrhaftig?«
»Wirklich und wahrhaftig, Tante Tabea.«
»Wie war das Konzert? Ich habe so an dich gedacht und solche Angst um dich gehabt.«
»Es ging alles gut, Tante Tabea!«, versichert Sabrina. »Wolfhart ist sehr zufrieden mit mir!«
»Gott sei Dank!«, seufzt das alte Fräulein erleichtert. »Es ist lieb von dir, Sabrina, dass du mich gleich anrufst. Ich saß schon seit einiger Zeit in der Halle und wartete auf das Läuten des Telefons.«
Diese Worte lassen wie durch Zaubermacht vor Sabrinas Augen das Bild der Heimat erstehen.
»Brennt Feuer im Kamin?«, fragt sie leise.
»Aber natürlich!«, antwortet Fräulein Tabea. »Oder glaubst du, ich wolle mir in dieser bitteren Kälte den Tod holen? Du kannst dir nicht vorstellen, wie kalt es bei uns ist. Sönke meint, wenn es noch lange so weitergehe, reiche unser Brennvorrat gar nicht aus und wir müssten anfangen, die Möbel zu verheizen. Aber das sagt er jedes Jahr.«
»Ist er wieder ganz gesund?«, forscht Sabrina.
»Ja, bis auf das Zipperlein natürlich, aber das plagt ihn eben jeden Winter.«
»Und die anderen?«, fragt Sabrina.
»Danke, die sind alle wohlauf!«
Liebe, liebe Heimat, denkt Sabrina sehnsüchtig, und das Herz tut ihr richtig weh.
»Du vertelefonierst ein Vermögen, Moorprinzesschen«, mahnt Fürst Wolfhart in diesem Augenblick lächelnd. »Grüße Fräulein Tabea von mir!«
Sabrina nickt. »Grüße von Fürst Wolfhart!«, sagt sie dann in die Sprechmuschel hinein. »Ich glaube, wir müssen aufhören. Vergiss mich nicht, Tante Tabea.«
»Wie könnte ich, Sabrina!«, sagt Fräulein Tabea und schluchzt ein bisschen. »Es ist so einsam hier ohne dich! Vielen Dank für deine Briefe. Ruf mich bald wieder an, ja?«
»Ja«, versichert Sabrina, »gewiss! Auf Wiedersehen, Tante Tabea!«
»Auf Wiedersehen, Kind! Grüße den Fürsten und komm bald heim, hörst du?«
Sabrina steht noch eine ganze Weile reglos da und hält den Hörer in der Hand. Behutsam legt sie ihn endlich auf die Gabel zurück, und langsam wendet sie sich danach zu Fürst Wolfhart um, der mit unbewegtem Antlitz seine Pfeife raucht. Die große Sehnsucht nach der Heimat löscht einen Augenblick lang jedes andere Empfinden in Sabrinas Herzen aus.
»Es ist sehr kalt auf der Heideinsel«, sagt sie leise. »Tante Tabea lässt dich grüßen.«
»Es ist also alles beim Alten?«
»Ja!«, erwidert Sabrina, und tiefe Mutlosigkeit überfällt sie mit einem Mal. Ihre schmalen Schultern neigen sich unwillkürlich ein wenig, als sie ihren Platz wieder einnimmt. Ihr Gesichtchen ist ratlos, traurig und hilflos.
Sei