Die Faxen Dicke. Reiner Hänsch

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Die Faxen Dicke - Reiner Hänsch

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einem Palmenstrand auf dem Titel dieses Prospektes mit einem roten Filzer umrandet waren.

      „MACH DAT!“, hat jemand daneben gekritzelt. Und als ich dann immer noch nicht einsichtig war, da haben sie mich quasi rausgeschmissen. Ausgesperrt. Mein Büro war eines Tages abgeschlossen und an meiner Tür klebte ein Zettel mit der Aufschrift „ALEX MACHT URLAUB!“

      Das war deutlich. Naja, wahrscheinlich haben sie recht. Und jetzt wollen wir’s dann auch machen. Steffi, Max und ich. Max ist unser Sohn. Elf.

      Urlaub. Och ja …

      Was war das eigentlich noch? Viel zu lange nicht mehr gemacht. Weiß ich eigentlich noch, wie das so geht?

      Naja, im Prinzip natürlich schon: Man fährt irgendwohin, wo man noch nie war, und das dauert meistens schon mal sehr, sehr lange und ist nicht ungefährlich. Und dann kennt man sich dort nicht aus, wo man ankommt, weil man ja noch nie da war, und irrt also planlos herum, ist auch gefährlich, man spricht die Sprache nicht, aber alle sind freundlich zu einem, doch im Grunde wollen sie doch nur dein Geld … oder dein Leben. Oder beides. Man muss auf jeden Fall auf beides besonders gut aufpassen. Das Essen da, wo man noch nie war, ist voller gemeiner Killerbakterien, die … naja, ist ja klar, was die wollen. Und meistens ist es dann da auch noch furchtbar heiß, unerträglich heiß. Mephistopheles-Mücken, oder wie die heißen, wollen dein Blut … und auch wieder dein Leben. In den warmen Gewässern lauert giftiges Getier, das dich ebenfalls am liebsten töten will. Oft fahren auch noch die Autos auf der falschen Straßenseite, so dass auch hier eine tödliche, nicht zu unterschätzende Gefahr lauert … überall Tod und Verzweiflung, also … aber … naja, man könnte es ja mal versuchen.

      „Welches Land nehmen wir eigentlich, Steffi?“, frage ich mal so ganz beiläufig. „Die Hotels sehen ja alle gleich aus. Strand, Pool, Bettenklotz … immer dasselbe, man weiß ja gar nicht, wo man gerade ist.“

      Das gefällt mir auch nicht so richtig an diesen Prospekten, und Hauptsache Sonne und Strand ist mir irgendwie zu wenig.

      „Und überhaupt, Steffi. Pauschal? Ist das denn das Richtige für uns?“

      Sie atmet tief durch und sieht mich leicht bissig an. Ich darf nicht zu viele Fragen stellen. Ich muss etwas vorsichtiger sein. Naja, ich mein ja nur, ich bin doch früher immer in alten Autos mit ein paar Freunden einfach so losgebrettert, wir sind auch irgendwo angekommen und hatten die schönsten Urlaube, die man sich denken kann. Für ganz wenig Geld, weil wir ja auch gar keins hatten.

      Na gut, jetzt so weit mit dem Auto zu fahren, bis man dann endlich die Palmen erreicht, und dann mit unserem Sohn Max, wie gesagt, elfjährig und etwas ungeduldig … okay, sehe ich ein. Diesmal dann eben pauschal. Machen Millionen andere ja schließlich auch. Es muss also gehen.

      „Was hältst du von Mauritius?“ Steffi schließt die Augen, und ich schwöre, sie hört gerade die Wellen rauschen.

      „Oooch“, sage ich etwas gedehnt, denn gerade habe ich nach einem Blick auf die Hotelpreise diese unverschämte Insel wieder erschrocken aus der Liste unserer möglichen Ziele gestrichen.

      „Dominikanische Republik!“, werfe ich jetzt meinerseits und auch durchaus preisbewusst in die Debatte, ernte aber nur ein Naserümpfen und heruntergezogene Mundwinkel meiner lieben Frau.

      „Da waren letztes Jahr die Görkes“, meint sie abfällig und schüttelt entsetzt den Kopf. Ja, da hat sie natürlich recht, wo die Görkes mal waren, da will ich auch nicht hin. Ich kann mich auch noch gut erinnern, dass diese Inselrepublik bei ihnen immer „Dom Räpp“ hieß und angeblich sogar Lokale habe, die deutsche Bratwürste mit Düsseldorfer Senf führen. Also, das geht ja nun wirklich nicht.

      „Sri Lanka“, sagt Steffi.

      „Singapur!“, sage ich.

      „Bali!“

      „Neuseeland!“

      „Australien!“

      „Madagaskar!“

      Die Welt ist groß.

      Wir entscheiden uns nach einem langen, anstrengenden, aber eigentlich auch sehr schönen Abend und anderthalb Flaschen Rotwein für ein DelBefrAppBasepDuMinibSa-TerKliKoch, also, ein Deluxe-BeachfrontAppartement mit Bad und separater Dusche, Minibar, Sat-TV, Terrasse, Klimaanlage und Kochgelegenheit in einem Hotel namens Coral Beach Resort. Jou, das isses. Hört sich doch ganz ordentlich an. Wenn nicht sogar fantastisch!

      Dieses Traumasyl liegt auf der wunderbaren Insel Phuket im fernen, schönen, warmen Thailand.

      Erschöpft, aber voller Genugtuung wie nach einer schweren, harten Arbeit sinken wir an diesem Abend in unsere leicht quietschenden Betten in unserem DoZi, oDu, oKli, oMiniB, oSat, ohne alles. Wie hält man das nur aus?

      Och, ja, ich glaube, ich freue mich doch schon ein wenig auf unseren baldigen Luxusaufenthalt im Paradies.

      ***

      „Dat geht nich!“

      Frau Gantenbrink vom Reisebüro des Unternehmens Töffte Reisen (so was gibt’s, Inhaber Werner Töffte) in Schmallenberg ist gnadenlos und von unerwarteter, brutaler Härte. Sie war doch ganz nett, denke ich, als ich vorgestern diese Prospekte von ihr bekommen habe. Aber jetzt?

      Ich stelle den klitschnassen Schirm in den dafür vorgesehenen Ständer, schüttele mich noch einmal kurz wie ein Hund und nässe auf den feinen Teppichboden.

      „Alles ausgebucht, woll!“, sagt sie und schüttelt sogar ein wenig vorwurfsvoll und scheinbar ohne jegliches Verständnis ihren wuscheligen Kopf. Und ‚woll‘ sagt sie, weil wir eben mitten im Sauerland sind.

      „Schade, Frau … äh … Gantenbrink“, wie ich schnell noch mal auf ihrem Schildchen nachlesen muss, das sie an ihre wogende Brust geheftet hat. „Na, dann nehmen wir ein anderes Hotel. Macht ja nichts, liebe Frau … äh … Gantenbrink“, antworte ich zwar etwas enttäuscht, aber dennoch guter Hoffnung, ein anderes, ebenso schönes Hotel zu finden. Diese Hoffnung nimmt Frau Gantenbrink mir aber dann mit den Worten „AL-LES aus-ge-bucht“.

      „Ja, wie? Alles?“ frage ich sie, ungläubig die Augen zusammenkneifend und zweifelnd die Hände hebend. Sollte es denn unter den sicherlich tausenden Hotels auf dieser thailändischen Paradies-Insel nicht eines geben, das uns als wirklich nicht übertrieben große dreiköpfige Familie aufnehmen will?

      Ein HOTEL würde sich schon noch finden lassen, meint sie da gnädig. Na, bitte! Es geht doch.

      „Aber keine FLÜGE … Herräh …!“

      „Knippschild!“

      „Herr Knippschild! Nich zu diesen TÄR-MIE-NEN, woll!“ Na klar, wie kann ich nur so unverschämt sein, einen Urlaub zu Weihnachten und Silvester zu planen. Also, das geht doch nun wirklich nicht.

      „Unmöchlich“, sagt sie, und es hört sich so an, als meine sie mich damit. „Da müss’n Se im Frühjahr oder spätestens im Sommer komm’n, woll“, sagt sie vorwurfsvoll und will den schönen Katalog schon wieder zuklappen, der all die wunderbaren Strandlandschaften zeigt, die ich doch so gerne mit meinen beiden Lieben besuchen würde.

      „Aber im Sommer ist es doch auch hier schön“, werfe ich aufmüpfig ein, um meinen Wunsch nach Sonne im Winter zu erklären.

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