An der Grenze zur Realität. Funny van Dannen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу An der Grenze zur Realität - Funny van Dannen страница 2

Автор:
Серия:
Издательство:
An der Grenze zur Realität - Funny van Dannen

Скачать книгу

essen Kiwis und Koteletts und Brot und Wurst und Ei und Reis.

      Und Kollegen, sagt die Kiwi.

      Die Wimper will weg. Verdammt! Kein Wind, kein Luft­hauch! Kann hier mal bitte jemand ein Fenster aufreißen!, ruft sie. Doch es ist Nacht und alles still.

      Warum essen uns die Menschen?, fragt die Kiwi.

      Menschen müssen essen, erklärt die Wimper, sonst ver­hungern sie, also, sie sterben und werden zu Staub.

      Wie schön!, ruft die Kiwi. Ich möchte auch zu Staub werden!

      Kommt noch, sagt die Wimper.

      Wie aufregend!, ruft die Kiwi. Ich könnte platzen vor Aufregung!

      Bitte nicht, sagt die Wimper. So ganz bist du mir lieber.

      Und woher weißt du so viel?, fragt die Kiwi. Oder tust du nur so schlau?

      Ich war mal Teil eines Menschen, erzählt die Wimper. Mit meinem Volk beschützte ich ein Auge.

      Die Kiwi staunt. Vor wem?

      Fäuste, Steine, Raketen, sagt die Wimper. Vögel, Blitze, Meteoriten. Das ganze fliegende Gesocks.

      Du bist klein, wendet die Kiwi ein.

      Wir waren viele, entgegnet die Wimper. Dann fiel ich aus, jetzt bin ich frei.

      Frei!, ruft die Kiwi. Was du für Wörter kennst!

      Was heißt denn das schon wieder? Ich bin nicht mehr am Menschen dran, erklärt die Wimper, und du nicht an der Pflanze. Wir sind frei, wir können gehen, wohin wir wollen.

      Ich kann nur rollen, sagt die Kiwi. Aber nur wo’s schräg ist oder wenn mich jemand schubst. Kannst du dich selbst bewegen?

      So gut wie, meint die Wimper. Ich arbeite eng mit der Luft zusammen.

      Es wird hell, bemerkt die Kiwi. Ich liebe das.

      Das nennt man Tag, sagt die Wimper, das kommt vom Sonnenlicht.

      Ich liebe Tags!, ruft die Kiwi.

      Das heißt Tage!, schreit die Wimper. Tage!!! Lern endlich Deutsch, du dummes Obst!

      Tu ich doch die ganze Zeit, sagt die Kiwi leise. Wie heißt der Himmel jetzt? Die Wimper schweigt.

      Ach bitte!, ruft die Kiwi. Nur dieses eine Wort noch!

      Morgenrot!, schreit die Wimper. Morgenrot!!!

       Menage à trois

      Zwei Steinbeißer hatten sich gleichzeitig in eine alte mor­sche Schiffsplanke verliebt und kämpften um sie. Das Holz hasste Gewalt und bot an, sich mit beiden gleichzeitig zu paaren.

      Und dann bekommst du von uns beiden Kinder?, fragten die Fische gleichzeitig.

      Vielleicht, sagte das Holz, vielleicht auch nicht.

      Da paarten sich die Steinbeißer am einen und am anderen Ende mit dem Holz. Es genoss die Paarung sehr, war aber unfruchtbar.

      Immer wieder kamen die Steinbeißer angeschwommen und paarten sich mit dem Holz, bis es ihnen dämmerte, dass es keine Nachkommen geben würde, da waren sie schon alt und schwach.

      Warum hast du uns angelogen?, fragten sie das Holz.

      Liebt ihr mich oder nicht?, fragte das Holz zurück.

      Ja schon, brummten die Steinbeißer. Aber wir hätten uns fortpflanzen sollen!

      Nein, sagte das Holz. Eure Instinkte sind im Eimer. Wer sich in morsches Holz verliebt, pflanzt sich nicht fort, das ist nur folgerichtig.

      Ach so, sagten die Steinbeißer, und schwammen mit geschlossenen Augen fort.

       Schule für Große

      Folge 287

      In Kunst sollten wir Jesus malen.

      Ihr seid doch alle Christen, oder?, fragte Frau Christiansen.

      Keiner sagte nein.

      Darf ich Wachsmalkreiden nehmen?, fragte Sonja.

      Was ihr wollt, sagte Frau Christiansen. Hauptsache, es wird ein gutes Bild.

      Alle gaben sich große Mühe. Obwohl viele von der Kirche nicht viel halten, spürte man den Willen, Jesus gerecht zu werden. Ich glaube, alle mögen ihn. In den letzten Stunden vor den Ferien wurde dann über die fertigen Werke gesprochen.

      Eugen, fragte Frau Christiansen, warum hast du Jesus am Kreuz gemalt?

      Weil das für ihn am typischsten ist, sagte Eugen.

      Und warum splitternackt und grellgeschminkt? Bist du homosexuell?

      Nein, sagte Eugen. Ich mag Glamour, das ist alles.

      Gut, sagte Frau Christiansen, gefällt mir gut! Auch der Hund unten am Kreuz. Ist das Jesus’ Hund?

      Nein, meiner, sagte Eugen. Er soll Treue über den Tod hinaus symbolisieren.

      Aha, sagte Frau Christiansen. Auch gut. Und du, Sonja, warum hat dein Jesus Brüste und einen Stringtanga?

      Weil er eine Frau ist, sagte Sonja.

      Wie finden die anderen das, fragte Frau Christiansen. Darf man Jesus als Frau malen?

      Von mir aus, sagte Peter. Aber der Papst würde bestimmt abkotzen.

      Peter, bitte!, ermahnte ihn Frau Christiansen. Drück dich gewählter aus. Hillary?

      Der Jesus war ein Mann, das ist verbürgt. Den darf man nicht als Frau darstellen, das ist historisch falsch.

      Richtig, sagte Frau Christiansen und sah mein Bild sehr lange an.

      Ich hatte es mit Deckfarben angelegt und fand es sehr gelungen. Um nicht zu sagen: extremistisch ausdrucksstark.

      Ja, sagte Frau Christiansen, nicht schlecht, ich meine, es hat eine gewisse Wucht. Auch durch die dicke schwarze Brillenfassung. Kann man machen, aber historisch natürlich genauso falsch wie Sonjas Bild. Solche Brillen gab es damals mit Sicherheit nicht. Und dann, ich muss schon sagen, mich erinnert dieses Portrait doch arg an diesen französischen Philosophen, diesen kleinen, hässlichen Kerl, wie hieß er doch?

      Meinen Sie Sartre, fragte Udo, den Vater von Jacqueline Bouvier?

      Ja, sagte Frau Christiansen. Aber das war nicht der Vater von Jacqueline Bouvier, der späteren Jackie Kennedy und noch späteren Onassis. Du meinst den Lebensgefährten von Simone de Beauvoir, nicht zu verwechseln mit Simon de Bolivar.

      Sie lachte.

      Manchmal seid ihr aber auch zu doof! Na, wie auch immer. Glaubt ihr, Jesus hätte

Скачать книгу