An der Grenze zur Realität. Funny van Dannen

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An der Grenze zur Realität - Funny van Dannen

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wenn jemand halbnackt im Schnee rumsitzen muss.

      Du hast Recht, sagte der Lehrer. Die Römer hatten kein funktionierendes Sozialsystem. Aber das können wir ihnen nicht vorwerfen, weil so etwas noch gar nicht erfunden war. Es gab weder Hartz IV noch Sozialhilfe. Das hieß damals Almosen und lief auf Spendenbasis.

      Almosen?, fragte Lennart. Was ist das denn für ein komisches Wort? Hat das was mit Moos zu tun?

      Wird mit nur einem O geschrieben, sagte der Lehrer. Das kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Erbarmen.

      Na, passt doch!, rief Linda. Ist ja auch erbärmlich, was es bei uns an Sozialhilfe gibt!

      Linda!, rief der Lehrer. Sei nicht ungerecht. Unser Sys­tem ist eins der besten der Welt und es ist nicht unsere Schuld, wenn viele der Bedürftigen ihr Geld für Unterhal­tungselektronik, Telefone, Tabak und Drogen ausgeben, anstatt ihren Kindern dafür gesundes Essen zu kaufen.

      Die haben wenigstens noch Kinder!, rief Jens. Die anderen sind nicht so doof.

      Jens, bitte!, rief der Lehrer. Das ist ja unerträglich. Du weißt ja gar nicht, wie dumm diese Bemerkung war. Es sind doch nicht nur sozial schwache und geistig benachteiligte Leute, die Kinder bekommen. Unsere Verteidigungsministerin z.B., das weiß doch jeder, die ist achtfache Mutter.

      Sieben!, riefen alle.

      Ich wollte nur testen, sagte der Lehrer, ob ihr euch überhaupt für Politik interessiert. Bravo! Also Jens, das war nichts. Wenn du selbst Kinder hättest, wüsstest du, wie viel Freude sie machen. Du siehst das viel zu negativ. Du müsstest dich generell mal fragen, ob du das Leben liebst oder ob du mehr darunter leidest. Und wenn du mehr darunter leidest, dann solltest du dich der Frage stellen, ob du mehr an anderen leidest oder an dir selbst. Und wenn ...

      Da ging die Pausenklingel. Wir standen auf.

      Stellt euch alle diese Fragen!, rief der Lehrer. Das ist die Hausaufgabe.

       Urmode

      Vor vielen, vielen, gefühlten hunderttausend Jahren saß ein Baumstamm im Wald auf einer glitschigen bemoos­ten Bank und trank Jägermeister aus der Flasche.

      Lass mich mal kosten, bat ein junger Säbelzahntiger.

      Nein, sagte der Baumstamm. Davon wird dir schlecht.

      Ach, bitte, sagte der Tiger. Das sagst du doch nur, um mich abzuwimmeln. Ich weiß, dass dieses Zeug happy und unbesiegbar macht.

      Ha!, lachte der Baumstamm. Wer hat dir denn den Quatsch erzählt?

      Da entriss der Tiger dem Baumstamm die Flasche und trank sie mit gierigen Zügen leer. Er brüllte fürchterlich und schrie: Jetzt schnapp ich mir das Einhorn mit den prallsten Oberschenkeln.

      Siehst du!, rief der Baumstamm. Jetzt bist du übermütig geworden!

      So gefall ich mir am besten! rief der junge Tiger und schlich theatralisch los. Bevor er die Einhornherde zu Gesicht bekam, hatte diese bereits seine Fahne gerochen und war auf die steilste Anhöhe gesprungen, die der betrunkene Tiger nicht meistern konnte. Immer wieder kullerte er ins Tal und blieb schlussendlich ausgepowert liegen. Das Einhorn mit der längsten Zunge sagte: Für heute sind wir sicher. Und morgen hat er einen dicken Kopf. Aber übermorgen wird er es wieder versuchen. Und ich weiß, auf wen er es abgesehen hat.

      Du meinst mich, nicht wahr?, sagte das Einhorn mit den prallsten Oberschenkeln.

      Ja, sagte das Einhorn mit der längsten Zunge. Ich schlage vor, du wartest, bis er schnarcht. Dann gehst du runter und erledigst ihn.

      Er ist so ein schönes Tier, sagte das Einhorn mit den prallsten Oberschenkeln.

      Du bist auch ein schönes Tier, sagte das Einhorn mit den kleinsten, gemeinsten Augen. Worauf wartest du? Er schnarcht.

      Da stieg das Einhorn mit den prallsten Oberschenkeln hinunter ins Tal und stach dem Säbelzahntiger seine tödliche Waffe ins Herz.

      Am nächsten Tag kam der Baumstamm auf dem Weg zur Arbeit am toten Tiger vorbei. Er zog ihm das Fell ab und hängte es sich über. Die Kollegen nickten beeindruckt, als sie ihn so kommen sahen, und sein Lieblingskollege fragte: Wo kriegst du bloß immer die geilen Klamotten her?

       Gänse

      Ein deutscher Gewichtheber, der seine Karriere wegen Magersucht hatte beenden müssen, wachte eines Morgens mit zwei Gänsen an den Füßen auf.

      Ach du Scheiße!, rief er aus. Wo kommt ihr denn her?

      Die Gänse verstanden ihn nicht, aber sie fragten auf polnisch: Kannst du uns bitte losbinden, wir verpassen sonst den Zug nach Rio de Janeiro.

      Ah, Rio de Janeiro!, rief der Gewichtheber. Ihr wollt mich wohl veräppeln.

      Er wollte den Gänsen die Hälse verknoten, aber die Tiere waren stärker als er. Er konnte es nicht schaffen. Da rief er seine Freundin an. Sie kam und band die Tiere los. Sie sprangen vom Bett und tanzten Samba.

      Sind doch ganz nett, die beiden, sagte seine Freundin. Warum hast du sie nicht einfach losgebunden?

      Ich kam nicht drauf, sagte der Mann. Das musst du mir glauben.

      Ja, gut, sagte die Freundin gelangweilt und tanzte mit den Gänsen. Sie wurden immer ausgelassener.

      Los, tanz mit uns!, rief die Freundin.

      Ich kann keinen Samba!, rief der ehemalige Gewichtheber und ging in die Küche. Er schnitt Blutwurst in die Pfanne, briet sie schön knusprig, hatte dann aber doch keine Lust auf sie. Er tat die Blutwurst auf einen Teller und ging zurück ins Schlafzimmer.

      Hey!, rief er. Will von euch jemand Blutwurst?

      Seine Freundin winkte ab: Samba tanzen und Blutwurst essen? Bist du verrückt?

      Die Gänse aber sahen interessiert zu ihm hinüber. Er warf den Gänsen die Scheiben einzeln zu. Sie fingen sie mit dem Schnabel aus der Luft und als sie alle waren, steckten sie die Köpfe zusammen und schnatterten sich was zu. Übersetzt hieß es in etwa: Komm, wir bleiben hier. Es gibt Samba und Blutwurst, was will man mehr?

      Sie fragten die Frau: Can we stay? We like your way of life.

      Bruno!, rief die Freundin. Die Gänse würden gerne bleiben, geht das?

      Haben sie denn kein Zuhause?, fragte Bruno.

      Die Freundin übersetzte.

      No, sagten die Gänse. No home. We are homeless geese from Eastern Europe.

      Die Freundin übersetzte.

      Na gut, sagte Bruno.

      Also blieben sie und es dauerte keine Woche, da hatte er was mit ihnen. Die Freundin kriegte es heraus und stellte ihn vor die Wahl: Die Gänse oder ich. Also inserierte Bruno: Gänse günstig abzugeben.

      Ein junger Mann erschien und fragte: Sind die auch belastbar?

      Wie, meinte Bruno.

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