Currys für Connaisseure. Frank Winter

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Currys für Connaisseure - Frank Winter Mord und Nachschlag

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      »Ihr Geburtstag ist erst in ein paar Monaten.«

      »Eine Geste der Versöhnung, etwas Romantisches.«

      »Doch keinen Ring? Das wirkte überstürzt!«

      »Angus, willst du mich nicht verstehen?«

      »Doch, doch, ich habe Karen bereits zu einem Dinner eingeladen.«

      »Ich bezweifle, dass ein Abendessen reicht, Frau Doktor wegen deiner verschleppten Diät gnädig zu stimmen. Habt ihr einen Termin ausgemacht?«

      »Nein, sie wollte sich noch melden.«

      »Da haben wir es schon. Lass dir vom verheirateten Mann etwas sagen. Zum Abendessen muss auf jeden Fall ein Ausflug kommen.«

      »Vielleicht nach Islay. Ich wollte ohnehin wieder bei den örtlichen Destillerien vorbeischauen. In der Bruichladdich-Destillerie machen sie auch Gin. Ihr Werk heißt ›The Botanist‹«, mit 22 handgepflückten Pflanzen der Insel, darunter Stechginster und wilde Minze. So wunderbar!«

      »Das Geschenk soll für Karen sein und nicht für dich! Jetzt habe ich es: eine Bootstour.«

      »Auf dem Meer?«

      »Nein, vergiss Islay, besser eine Fahrt auf unserem Kanal.«

      »Wer sollte den Motor starten? In solchen Dingen bin ich völlig unerfahren.«

      »Dann mietest du eben ein Ruderboot oder ein Paddelboot mit aufgeschraubtem Fahrrad. Gestern habe ich in der Zeitung gesehen, dass es das jetzt auch gibt.«

      Welch körperliche Anstrengung!, dachte MacDonald. »Einverstanden, das mache ich.« Ein Schluck Schwarztee heiterte ihn auf. »Zurück zum Thema: Ich habe über Panicker recherchiert. Interessiert dich das Resultat?«

      »Ma si, aber ja! Schieß los.«

      »Schön. Der Mann ist vor 40 Jahren aus Indien nach Edinburgh gekommen, übte alle möglichen Gelegenheitsjobs aus und gründete dann eine kleine Import-Export-Firma.

      »Keine Probleme mit Rassisten?«, wollte Alberto wissen. »South Queensferry ist ein verschlafener kleiner Teil Edinburghs, und mit den vielen neuen Immigranten …«

      »Nein, Panicker integrierte sich gut. Er und seine Frau haben zwei Söhne und eine Tochter. Die Söhne sind Mitte dreißig, die Tochter ist Anfang zwanzig. Eine Geschichte, auf die ich bei meiner Recherche immer wieder stieß, geht folgendermaßen: Als die Jungs noch klein waren, kehrte einer von beiden einmal völlig aufgelöst aus der Schule zurück, weil er wegen der schlechten Qualität indischen Essens gehänselt wurde.«

      »War das Curry zu scharf?«

      »Warte bitte. Der Mitschüler bezog sein Wissen vom Verzehr eines abgepackten Curry. Mister Panicker ging schnurstracks in den nächsten Supermarkt und erwarb ebenfalls eine Packung. Die Familienmitglieder probierten es und spuckten aus. An diesem Tag entstand der Plan für eine zweite Firma, welche den Reichtum der Familie begründete. Der Herr des Hauses komponierte am eigenen Herd die Pathia-Soße und verfeinerte sie über die nächsten Tage. Panicker fuhr zur nächsten Sainsbury’s-Filiale, wo er mit dem Manager zu sprechen begehrte. Der wies ihn darauf hin, dass in Großbritannien ohne Termin kein Meeting stattfindet. Panicker nutzte den nächstmöglichen Zeitpunkt, zwei Wochen später. Nicht bei Sainsbury’s, sondern, Strafe musste sein, bei Waitrose. Der dortige Manager, ein reservierter Zeitgenosse, probierte, nahm zwei Nachschläge und am Ende hatte er die Soße fast alleine gegessen.«

      »Hm.« Alberto fuhr sich mit der Hand übers Kinn.

      »Was ist?«

      »Ist das auch deine Meinung? Es handelt sich um Industrie-Essen …«

      »Ich habe nur zitiert«, erwiderte MacDonald diplomatisch.

      »Hat er noch weitere Abnehmer?«, wollte Alberto voller Misstrauen wissen.

      »Tesco zum Beispiel.«

      »Ho capito. Wenn sie so gut im Geschäft sind, gibt es viele Feinde. Wusste der Manager damals, dass er die Soße zu Hause kocht?«

      »Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich in dieser Beziehung irgendwie durchmogelten. Panicker besaß ja bereits die Import-Export-Firma und ein findiger Geschäftsmann kann bei einer Zusage schnell neue Räumlichkeiten mieten.«

      »Oder der Manager des Supermarktes war auch Inder …«

      »Wie gut, dass wir keine Vorurteile haben!«

      »Genau! Aber woher weiß der Konservenkönig, dass seine Soße nur versalzen ist? Vielleicht wurde noch mehr manipuliert. An seiner Stelle würde ich sie in einem Labor analysieren lassen.«

      »All das werden wir ihn fragen. Wobei es nicht einfach sein wird, denn er ist ein Patriarch, der selbst guten Rat als Einmischung in persönliche Angelegenheiten betrachtet. Thomasinas Freundin hat ihr erzählt, dass er fuchsteufelswild werden kann. Wir treffen ihn morgen früh um zehn Uhr.«

      »Sag mal, ist die indische Miss ebenso hübsch wie Thomasina?«

      MacDonald fuhr sich durchs Haar. »Ich, äh, habe sie noch nicht gesehen. Diese Devasree möchte gerne heiraten und wegen der Kalamität des Herrn Papa ist das gegenwärtig nicht möglich.«

      »Wer hat unser Treffen arrangiert?«

      »Die Tochter. Ohne sein Wissen. Ich werde offiziell als Autor erscheinen, der ein Buch über die indische Küche schreibt.«

      »Si, und ich?«

      »Du bist mein Assistent.«

      »Grazie! Das ist ja nichts Neues! Aber wie sollen wir den Mann dazu bringen, von seinem Problem zu erzählen, wenn er so schweigsam und eigenwillig ist?«

       »A body can like a haggis weel eneuch that wadna like the bag blaudit on his chafts.«

      Mäßigkeit erhält den Leib.

      1 »Das Auge des Feinschmeckers«

      Breakfast de Luxe

      Angus hatte Alberto vorgeschlagen, ihn um acht Uhr zu Hause in Fountainbridge abzuholen. Das wies er von sich, wollte erst nach getaner Arbeit kommen: »Ich muss Spiegeleier braten für meine Gäste!« Also saß MacDonald alleine im Restaurant »Orocco Pier« in South Queensferry und ließ sich sein überreichliches schottisches Frühstück schmecken: Würstchen, Schinken, Spiegeleier, Tomate, Pilze, Tattie Scone, würzige Bratkartoffeln, Haggis, Black Pudding und Bohnen.

      »Molto interessante! Ist das deine neue Fett- und Salzdiät?« Alberto war im Stillen an den Tisch getreten und reichte seinem Freund eine Visitenkarte mit einem kleinen, mittigen Foto: Alberto im Zugspeisewagen.

      »Dr. Spiegel-Ei«, las Angus laut vor. »Du hast dein Vorhaben also in die Tat umgesetzt. Der Mann, der 60.000 Eier briet. Was bedeuten K. A. und C. S.?«

      »K. A. steht für Kitchen Administration und C. S. ist Common Sense. Heutzutage heißt sogar ein Putzgehilfe Cleaning Manager. Da muss ich mit meinen Fähigkeiten nicht hinter dem Berg

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