Sauerland Live. Reiner Hänsch

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Sauerland Live - Reiner Hänsch

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sagt er mit tiefer, brummiger Stimme, zieht an seiner Zigarette und wartet anscheinend auf einen Plan. „Wat sommwe machen?“

      Steffi wird das Briefing übernehmen. Das haben wir so besprochen. Sie hat ja schließlich auch mit der ganzen Sache angefangen. Ich werde in diese strategische Planung nur im Notfall eingreifen, wenn zum Beispiel die Idee aufkommen sollte, den Rasen umzuackern und Kartoffeln anzupflanzen und damit die Stellmöglichkeiten für unsere Liegestühle dramatisch zu minimieren, oder so was. Das käme nicht in Frage.

      „Herr Schürmann“, beginnt Steffi also feierlich, „Sie sehen ja selbst. Hier müsste alles mal ein bisschen …“

      Schürmann nickt. Er sieht selbst. Totale Verwilderung.

      Er schickt seinen grünen Kennerblick über den Regenwald und dann sieht er wieder uns an. Er sagt noch nichts, aber ich spüre, dass er sich fragt, wie man denn hier überhaupt noch leben kann. Es ist der Blick eines Mannes vom Putztrupp, der vor dem Chaos einer vermüllten Messie-Wohnung steht.

      „Wissen Sie, Herr Schürmann“, fährt Steffi fort, „wir hätten es gerne ein wenig luftiger, vielleicht hier und da ein paar Zweige ab, diesen Busch da, eventuell auch den Baum etwas einkürzen, er nimmt uns ein wenig das Licht, da dieser Ast und da diese Ranken …“

      Schürmann nickt ernst und wirft jetzt auch entschlossen seine Zigarette weg - in einen wild austreibenden, ehemals ballrunden Buxbaum. Er hat verstanden. Voll und ganz.

      „Aas klar!“

      „Wollen Sie Kaffee?“, fragte Steffi dann in die Runde und ein allgemeines zufriedenes Brummen und Kopfnicken geht durch die tatendurstigen Männer. Ja, warum nicht? Fangen wir doch erst mal mit einer kleinen Kaffeepause an.

      „Jou! Wa?“

      Steffi lächelt also verständnisvoll und geht dann rein, um Kaffee für alle zu machen. Sicherlich wird sie auch noch Plätzchen und Kekse auftreiben, um es den Männern so schön wie möglich zu machen. Schließlich weiß sie wie ich, um die Härte dieses Berufes.

      Als Steffi verschwunden ist, bekomme ich nur noch mit, wie Schürmann mit wuchtigen, breitbeinigen Schritten zu seinen Männern stampft, immer wieder in die Runde unseres Gartens zeigt. Mal hierhin, mal dorthin, mal auf diesen Busch, mal auf jenen Baum und die Befehle „Ab!“, „Ab!, „Wech!“, „Raus!“ ausgibt. Die Männer nicken stumm. Auch sie haben verstanden.

      Nach der Kaffeepause mit Gebäck soll es dann losgehen.

      „Dann wommwema!“, sagt einer der rauen Burschen.

      „Dann wommwema!“, das ja eigentlich „Dann wollen wir mal!“ heißt (das Verb loslegen oder ähnlich wird hier still ergänzt), kommt ja aus der Sauerländischen Sprachfamilie der Aufforderungsformeln. Genauer gesagt aus der Dreiergruppe „Wommwema - Sommwema? - Lasswema!“. Wobei Wommwema der positiv aktivierende und sogar gute Laune verbreitende Startschuss eines bereits feststehenden Vorhabens darstellt. Sommwema? meint im Grunde das Gleiche, ist aber, leicht ironisch, als Frage formuliert. Natürlich geht es jetzt los, aber man tut so, als gebe es da noch eine Entscheidungsmöglichkeit für die lieben Kollegen. Und Lasswema! ist eindeutig die stärks­te Formel dieser Gruppe, weil man sie einsetzen muss, wenn eventuell die Befürchtung besteht, dass einige der Mitarbeiter noch abspringen könnten. Und dat geht ja nich! De Aabeit muss ja gemacht werd’n.

      Ja, so geht Sauerländisch.

      Der Lieferwagen wird also ausgeladen - Wommwema hat gereicht - und wird dann mit zweien der Männer noch mal weggeschickt.

      „Un drückt auffe Tube, ihr Heiopeis!“

      Der verbliebene Rest der Männer beginnt schon mal, die eindrucksvollen und vielzähligen Gerätschaften in Stellung zu bringen. Toll. Das sind Maschinen!

      Ich habe mir einen gemütlichen Platz hinter der Terrassentür gesucht und meinen Sessel da hin geschoben, um alles beobachten und kontrollieren zu können. Max holt sich den zweiten Sessel und setzt sich neben mich. Das könnte besser werden als D-MAX.

      Es regnet heute tatsächlich nicht. Ein schöner Tag, um ein wenig im Garten zu arbeiten.

      Die Schlacht beginnt mit einer Kettensäge. Wrooouuum! Ein tolles Geräusch, das uns beiden sehr imponiert. Ich sollte bei meinem nächsten Baumarktbesuch unbedingt mal auf die Angebote im Kettensägensegment achten. Das gefällt mir. Das ist ja schon mal etwas ganz anderes, als meine mickrige elektrische Heckenschere, die ja auch schon ein wenig Kahlschlag anrichten konnte. Aber mit solch einer Mördersäge … Ich hoffe, ich habe die Elek­trische auch wieder gut weggepackt, dass keiner dieser Männer sie irgendwo entdeckt und darüber herzlich lachen kann.

      Der Busch, denn ich vorgestern schon fast niedergerungen hatte, hat als erster verspielt. Wrooouuum! Wrooouuum! Alles ab. Der verbliebene Wurzelstumpf wird mit ein, zwei wuchtigen Spatentritten ausgegraben, und wir haben an dieser Stelle schon eine Menge Platz gewonnen. Ich sehe den Weg nach draußen, die Freiheit. Auch Max zeigt sich beeindruckt. Ein tolles Schauspiel. Dann kommt der nächste Busch.

      Steffi gesellt sich jetzt, aufgeschreckt durch die ungewohnten beängstigenden Geräusche zu uns, steht jetzt neben meinem Sessel und hält sich die Hände vor den Mund.

      „Was machen die denn da?“, fragt sie entsetzt und will sofort rauslaufen, um den Männern Einhalt zu gebieten.

      „Lass die doch mal, Steffi. Die wissen schon, was sie tun. Das sind schließlich Fachkräfte. Und du hast ihnen doch eindeutig gesagt, was gemacht werden soll, oder? Exaktes Briefing, wie ich dich kenne.“

      Steffi ist etwas verunsichert und wirkt eingeschüchtert.

      „Sieh doch mal, Steffi, da, wo vorgestern noch dieser Busch war, ist jetzt freie Sicht nach draußen. Das ist doch schon mal sehr schön. Wir werden wieder atmen können, neue Aussichten haben, ein neues Leben anfangen.“

      Sie zuckt zusammen, als gerade eine zweite Kettensäge anspringt und einer der Männer auf einer langen Leiter sich an einem besonders dicken Ast der Eiche zu schaffen macht. Er balanciert ganz oben auf dem wackeligen Ding und hält sich noch nicht einmal fest.

      „Pass bloß auf, du Tuppes da oben!“ und „Schnauze!“, ruft man sich fröhlich zu. Ja, so macht die Arbeit Spaß.

      Max zeigt voller Begeisterung auf diesen todesmutigen Mann im Baum. Steffi jedoch scheint noch nicht so recht an eine Verbesserung ihrer Lebensqualität durch marodierende, wilde Männer zu glauben. Der Ast fällt krachend auf den Rasen, den ich auch mal wieder mähen müsste.

      „Siehst du Steffi? Licht! Luft! Das wolltest du doch.“

      Sie zieht sich nachdenklich in die Küche zurück.

      Dann kommt ein Lastwagen der Firma Schürmann, der einen Hubwagen zieht. Er muss leider durch die Ecke mit den Forsythien fahren, weil er sonst nicht aufs Gelände kommt. Na gut. Der gewaltige Schredder steht noch auf der Ladefläche und ein kleiner Bagger rollt gerade herunter. Toll. Wat ‘n Apparillo!, wie der Sauerländer sagen würde. Was die alles haben! Ich hole mir jetzt auch einen Kaffee, bringe Max eine Cola Zero mit und wir sind gespannt, wie es weitergeht.

      Mit dem Hubwagen, der tiefe Spuren im Rasen hinterlässt und ein paar Terrassenplatten platzen lässt, ist es ganz einfach, die obersten Äste der alten Eiche zu erreichen und mühelos abzusägen. Auch sie landen krachend auf dem Rest des Rasens,

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