Eiserner Wille. Mike Tyson

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Eiserner Wille - Mike  Tyson Sport

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von 1977, in dem Muhammad Ali sich selbst spielte. Mir gefiel Alis Stil, aber ich war damals noch überhaupt kein Boxfan. Ich schaute mir lieber Wrestler wie Bruno Sammartino und Killer Kowalski an. Ich hatte nur einmal einen Ali-Kampf gesehen, als er zum zweiten Mal gegen Leon Spinks kämpfte. Ich hing gerade mit einem Freund an einer Ecke in Brownsville ab, als wir einen Typen sahen, der in den Laden nebenan ging. Jemand steckte uns, dass der Typ Lebensmittelmarken und Geld bei sich hätte, also folgten wir ihm in den Laden. Ich ging nach hinten und holte eine Tüte Chips. Dann sah ich zu, dass ich auf dem Weg zum Tresen vor ihm war. Alle Augen waren auf den Fernseher gerichtet, wo der Ali-Kampf lief. Ich ließ meine Chipstüte fallen und bückte mich danach. Der Kerl blieb stehen und mein Freund, der hinter ihm stand, griff ihm in die Taschen – bumm. Ich mochte Ali, aber ich war nicht im Geringsten an diesem Kampf interessiert.

      Aber seine verfilmte Biografie in einem Raum mit Hunderten von Kids in Spofford zu sehen, war toll. Und als der Film zu Ende war und die Lichter angingen, kam plötzlich Ali auf die Bühne, und der Raum explodierte. Wow. Ali fing an, uns von seiner Zeit in Haft zu erzählen. Er berichtete uns, dass er im Gefängnis fast den Verstand verloren hätte. Er sagte schöne, inspirierende Dinge. Diese Rede brachte den Wendepunkt. Nicht, dass ich Boxer hätte werden wollen, nachdem ich ihn gehört hatte, aber ich wusste mit einem Mal, dass ich berühmt werden wollte. Ich sehnte mich nach diesem Gefühl, einen Raum zu betreten und die Leute verneigen sich vor dir und flippen völlig aus. Aber ich wusste nicht, was ich hätte tun können, damit die Leute diesen Scheiß machten.

      Wegen Einbruchs saß ich wieder in Spofford ein. Es war der sechste Monat meiner achtzehnmonatigen Haftstrafe. Spofford ist ein Durchgangsgefängnis, und ich sollte bald in eine andere Jugendhaftanstalt verbracht werden. Ich musste zusehen, dass ich rechtzeitig noch etwas abstauben konnte. Du musst rigoros sein und dafür sorgen, dass du irgendetwas ergatterst, mit dem du im nächsten Gefängnis, in das sie dich bringen, handeln kannst. Wenn du pleite aus einem Knast rausgehst, dann halten sie dich im nächsten Bau für eine Pussy.

      Ich tat mich mit meinem besten Freund Darryl „Homicide“ Baum zusammen, der mit mir einsaß. Die Jungs von Brownsville hielten alle zusammen. Sie erzählten mir, dass im Schlafsaal nebenan ein Typ aus der Bronx war, der eine Goldkette um hatte. Die wollten wir uns holen. Ich war der Dieb hier; jeder kannte Brownsville Mike, den Dieb. Um an die Goldkette zu kommen, warteten wir ab, bis wir gemeinsam mit ihm in der Sporthalle waren. Die meisten dieser Kerle legten ihr Gold nicht ab, sondern trugen es. Homicide und ich gingen in die Sporthalle und Hommo entdeckte ihn. Der Kerl war cool. Ich ging auf ihn zu und er verpasste mir gleich eine mitten ins Gesicht, bumm! Das hatte ich nicht erwartet, aber dann warf sich Hommo auf ihn, bumm, bumm, bumm, bumm. Wir haben dem Typen den Arsch versohlt und seinen Schmuck genommen.

      In Spofford war ich immer in Schwierigkeiten. Kurz bevor sie mich verlegen wollten, kämpfte unser Schlafsaal gegen einen anderen, und ich wurde mit einem Messer erwischt. Der Gefängnisleiter kam rein und verlas den Bericht der letzten Schicht. Dann verlangte er von mir, aufzustehen und meine Strafe entgegenzunehmen. Dafür, dass ich mit einem Messer erwischt worden war, bekam ich zehn Schläge auf den Kopf mit einem verkürzten Billardqueue.

      POP. POP. POP. POP … Die Wärter waren brutal. Sie prügelten dich wie einen Hund.

      Ein paar Tage danach kam der für mich zuständige Sozialarbeiter und erzählte mir, dass ich weggebracht werden würde, um das letzte Jahr meiner Haftstrafe abzusitzen. Sie sagen dir nicht, wohin sie dich bringen, damit deine Kumpels es nicht erfahren. Am nächsten Morgen legten mir zwei Wärter Handschellen an, verfrachteten mich auf den Rücksitz eines Autos und brachten mich upstate nach Johnstown, New York. Ich kam an einen Ort namens Tryon, von dem ich noch nie gehört hatte. Ich dachte mir nur, wenn ich dort niemanden kenne, müsste ich wohl ein paar Leute abstechen. So ist das eben.

      Die Tryon School for Boys war Lichtjahre von Spofford entfernt. Sie lag im Wald, eine Stunde nordwestlich von Albany entfernt. Die Kinder waren in mehreren Baracken untergebracht. Es gab ein Hallenbad, eine schöne Sporthalle und verschiedene Projekte, zu denen auch eine Fasanenzucht gehörte. Weil sie mich nicht als gewalttätigen Straftäter einstuften, war ich anfangs im Briarwood Cottage untergebracht, einem offenen Haus. Ich hatte mein eigenes Zimmer ohne Schloss an der Tür.

      Sofort begann ich mich auszutoben, griff andere Kinder, Wachen, einfach jeden an. Bald war ich berüchtigt. Mike Tyson, der Psycho, der kranke Spinner, der auf dich zuging und dir einen Schlag ins Gesicht verpasste oder heißes Wasser über dich schüttete. Eines Tages überholte mich ein Junge im Gang auf dem Weg in meine Klasse. Er versuchte, sich meinen Hut zu schnappen, aber ich riss ihn ihm wieder aus der Hand. Der Unterricht dauerte fünfundvierzig Minuten, und ich dachte nur daran, was ich diesem Typen antun würde. Als die Stunde vorüber war, fand ich den Kerl und verprügelte ihn.

      Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte – aus war’s mit meiner Freiheit. Zwei Wärter kamen und eskortierten mich zum Elmwood-Haus, dem geschlossenen Trakt. Im Elmwood-Haus musstest du dich am Riemen reißen, weil dich die Wärter, riesige Hinterwäldler, sonst fertigmachten. Ins Elmwood-Haus kamen die knallharten Typen. Für mich war das eine Auszeichnung.

      Als wir dort ankamen, sperrten sie mich in ein Zimmer, zogen mir die Kleider aus und nahmen die Matratze aus dem Raum. Ich stand unter Beobachtung wegen Selbstmordgefahr. Jede halbe Stunde kam ein Wärter zur Kontrolle. Ich war zwar isoliert, aber es gab ein kleines Fenster in der Tür, und ich hörte einige Insassen vorbeigehen. Ich rief: „Hey, was geht ab da draußen?“, und einer der Jungs erzählte mir, dass sie gerade vom Sparring mit Mr. Stewart kämen, einem der Wärter in Tryon. Ich hatte bereits von Bobby Stewart gehört. Er gab Boxunterricht, und jeder, der dabei war, lachte und war glücklich. Wenn ein Junge bei einem Fehlschlag umfiel, lachten sich die anderen zu Tode. Mein Entschluss stand fest – ich wollte an diesem Kurs teilnehmen.

      Immer wenn ein Wachmann zur Kontrolle kam, bat ich darum, Mr. Stewart sprechen zu dürfen. Dann riefen sie Stewart an. „Er ist völlig ruhig und freundlich. Er hat gegessen und sich angeboten, den Abwasch zu machen. Alles, was er möchte, ist, mit Ihnen zu sprechen“, sagten sie ihm. Stewart wartete, bis alle im Bett waren, weil er nicht wollte, dass andere Jungs in einen Tumult verwickelt wurden, den ich verursachen könnte. Dann kam er in mein Zimmer, das heißt, er stieß die Tür auf und kam reingerannt.

      „Was willst du von mir?“, brüllte er.

      Allein das Schreiben dieses Satzes lässt mich noch heute erschaudern.

      „Ich möchte ein Kämpfer werden“, sagte ich.

      „Wie alle anderen Jungs auch“, bellte er. „Aber wenn sie Kämpfer wären, dann wären sie erst gar nicht hier. Sie wären draußen, würden zur Schule gehen, sich einen Job suchen. Hier haben wir es mit Verlierern zu tun.“

      „Alles, was ich will, ist, ein Kämpfer zu werden. Ich mache alles, was Sie wollen“, sagte ich.

      Mr. Stewart schrie mich weiter an, aber dann änderte er seinen Tonfall.

      „Gut, wir werden sehen, ob sich dein Verhalten ändert, ob du es hinkriegst, ohne Zwischenfälle den Unterricht zu besuchen. Benimm dich einen Monat lang anständig, dann sehen wir weiter.“

      Später sagte mir Stewart, dass er seit zehn Jahren dort gearbeitet, aber noch nie jemanden gesehen hatte, der so unsicher war wie ich, als ich dort ankam. Er konnte sich vorstellen, dass ich ein Taschenbuch klaute, wenn niemand hinsah, aber nicht, dass ich jemandem hätte entgegentreten können. Ich konnte ihm nicht einmal in die Augen sehen, als er in mein Zimmer platzte. Trotz der ganzen Angeberei auf der Straße war ich ein schüchternes Kind. Ich war immer nur ein Mitläufer, nie ein Anführer. Alles, was ich damals konnte, war betrügen, stehlen, rauben und lügen.

      Stewart checkte täglich die Berichte, um zu sehen, ob ich mich benahm. Er stellte fest, dass ich nicht nur

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