Eiserner Wille. Mike Tyson

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Eiserner Wille - Mike  Tyson Sport

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eingenommen. „Hör zu, was ich dir sage, Junge. Leute königlicher Abstammung werden deinen Namen kennen. Die ganze Welt wird wissen, wer du bist. Deinen Familiennamen werden die Leute mit Achtung aussprechen, sie werden deine Mutter und deine Kinder respektieren. Verstehst du, was ich sage? Willst du alles dafür tun?“

      Können Sie sich einen dreizehnjährigen Jungen vorstellen, der so etwas zu hören bekommt?

      Wir sprachen oft über Cus’ Kindheit. Costantino D’Amato wurde am 17. Januar 1908 geboren. Sein Vater, Damiano D’Amato, war 1899 von Italien nach New York ausgewandert. Sechs Wochen darauf kam seine Frau Elisabetta mit Rocco, Cus’ ältestem Bruder, nach. Die Familie ließ sich in Manhatten nieder, wo Damiano einen Lieferservice für Kohlen und Eis eröffnete. Cus erinnerte sich kaum an seine Mutter – sie starb, als er fünf Jahre alt war. Cus hatte drei ältere Brüder – Rocco, Gerry und Tony – sowie einen jüngeren Bruder namens Nick. Cus schien locker mit dem Tod seiner Mutter umzugehen. „Ich hatte Glück“, sagte er einem Reporter, „meine Mutter starb, als ich fünf Jahre alt war, deshalb musste ich schon sehr früh lernen, selbstständig zu denken und zu handeln.“

      Cus erzählte, dass er nach seiner Großmutter mütterlicherseits, Costanza, benannt worden war. Weil sein Vater sich aber nicht besonders gut mit ihr verstand, erzählte er Cus, dass er nach dem ersten christlichen Kaiser, Konstantin, benannt worden sei. Das war vermutlich das erste Mal, dass Cus sich als etwas Besonderes fühlte. Die Geschichte, dass die Familie in der mütterlichen Linie irgendwie mit Napoleon verwandt sei, bestärkte nur Cus’ Gefühl der Einzigartigkeit. Als Cus sechs war, zog die Familie in den Teil der Bronx, der unter dem Namen Frog Hollow berüchtigt wurde. Das Leben dort war hart, und bald hatte das Viertel den Ruf einer Brutstätte für Gangster wie Dutch Schultz. Obwohl Damiano kein Englisch konnte, wurde er Vorsteher der italienischen Einwanderer-Gemeinde, viele suchten seinen Rat, wenn sie geschäftliche Probleme hatten. Er war für seine Ehrlichkeit bekannt, eine Eigenschaft, die er all seinen Kindern vererbte. Damiano war auch sehr großzügig; obwohl die Familie nie viel Geld hatte, half er seinen Nachbarn, wenn sie in Not waren. Cus erzählte mir, dass sein Vater ein sehr versierter Ringer im griechisch-römischen Stil und ein großer Boxfan war. Er hatte auch eine großartige Stimme. Nach getaner Arbeit zündete er sich eine Pfeife an, spielte Mandoline und sang alte italienische Volkslieder dazu.

      Damiano war auch „farbenblind“, wie Cus augenzwinkernd erklärte. Einmal, nachdem er sich eine neue Frau aus Italien mitgebracht hatte, lud er einen schwarzen Freund, einen Bergmann aus einer Kohlenzeche, zum Abendessen ein. Cus’ Stiefmutter meinte: „Vielleicht möchte dein Freund ins Badezimmer gehen und sich waschen?“ Sie hatte zuvor noch nie einen schwarzen Menschen gesehen und dachte, er sei schmutzig vom Kohlenstaub. Damianos Einstellung anderen Rassen gegenüber hatte großen Einfluss auf Cus. Er lehnte niemanden wegen seiner Hautfarbe ab. Cus freundete sich auch mit seinen jüdischen Nachbarn an. Wenn er krank war, brachten sie Hühnersuppe für ihn. Cus revanchierte sich, indem er samstags für seine jüdisch-orthodoxen Nachbarn das Licht anschaltete.

      Dennoch schien Damiano mit seinen altmodischen Vorstellungen von Disziplin kein einfacher Zeitgenosse gewesen zu sein. Cus’ ältere Brüder verließen das Haus, sobald sie in der Lage dazu waren. Es war nicht leicht für Damiano, seine Jungs allein großzuziehen, und als er zum zweiten Mal ohne Frau dastand, reiste er nach Italien und brachte eine neue Frau mit, seine dritte. Cus war damals bereits einundzwanzig, und er und Nick wohnten für gewöhnlich bei einem Verwandten, wenn Damiano eine seiner häufigen Reisen nach Italien unternahm. Dieses Mal jedoch fand Tony seine Brüder Cus und Nick schlafend in einem Hauseingang und nahm die beiden mit nach Hause. Es war Weihnachtszeit und Tony hatte eine kleine Tochter. Als er und seine Frau am Weihnachtsmorgen aufwachten, hörten sie, wie Cus und Nick mit den Weihnachtsgeschenken ihrer kleinen Nichte spielten.

      Immer wenn ich Cus von meiner lausigen Kindheit erzählte, sagte er, dass er das Gleiche durchgemacht hätte. Sie hätten nie viel Geld gehabt, und manchmal hätten sie Äpfel gestohlen und mit Freunden geteilt. „Heutzutage sagt man, man soll nichts essen, von dem schon ein anderer abgebissen hat, weil man sich Keime einfängt“, erzählte er mir. „Als ich ein kleiner Junge war, teilte ich mir Äpfel mit meinen Freunden. Erst biss der eine ab, dann der andere. Wir wurden ständig krank.“ Einmal hungerte er testweise fünf Tage lang, um sicherzugehen, dass ihn niemand mit Nahrungsentzug einschüchtern konnte. Er schloss daraus, dass er zwei Wochen durchhalten könnte, „wenn man seinem Körper nicht allzu viel abverlangt“.

      Auch Cus wurde als Heranwachsender tyrannisiert. Von den Nachbarskindern wurde er gehänselt, weil ihn seine Eltern wie den „kleinen Lord“ anzogen. Sein älterer Bruder Gerry war ein harter Kerl. Von ihm hatte Cus schon ein wenig kämpfen gelernt. Einmal wurde ein Nachbarsjunge von sieben Burschen schwer verprügelt; Gerry kam dazu, pflügte einfach durch das Gewühl und schlug sechs Typen mit sieben Schlägen k. o. Gerry war Cus’ Held, und er war der erste von Cus’ Brüdern, der sich einer Gang anschloss. Cus trat in seine Fußstapfen; von da an war er ständig in Straßenschlachten verwickelt.

      Cus erzählte von der Zeit, als er um die zwanzig war. Eines Tages saß er vor seinem Haus, als Vincent „Mad Dog“ Coll, ein notorischer Gangster, der mit Dutch Schultz verbandelt war, auf ihn zuging und ihm eine Waffe an den Kopf hielt.

      „Du sagst mir besser, wo so-und-so ist“, erzählte Cus.

      „Ich weiß nicht, wo er ist. Du wirst mich schon erschießen müssen.“

      Mad Dog bemerkte, dass er an den Falschen geraten war, und zog wieder ab. Erst dann begann Cus zu zittern.

      Cus erzählte mir, dass er aufgrund einer Straßenschlacht auf einem Auge blind geworden sei. An diesem Punkt wird es etwas schwammig. Im Laufe der Jahre präsentierte Cus vier verschiedene Versionen davon, was passiert war. Mir erzählte er, dass es geschehen sei, als er einen Nachbarsjungen verteidigte, der von einem Typen mit einem Messer bedroht wurde. 1958 stellte er gegenüber Sports Illustrated den Zwischenfall völlig anders dar: „Ich hätte boxen können und sollen, aber ich war in einen Straßenkampf verwickelt, als ich zwölf war. Da war … einer dieser Männer, die Kinder herumschubsen, weil sie wissen, dass sie erwachsene Männer nicht herumschubsen können. Er verletzte mein rechtes Auge; auf diesem Auge war ich blind, aber den Typen schlug ich in die Flucht und jagte hinter ihm her.“ Aber dann berichtete er Gay Telese vom New York Times Magazine, dass er auf dem linken Auge blind geworden wäre, weil man ihn in einer Straßenschlacht mit einem Stock getroffen hätte. Die Stock-Version wurde von ihm weiter ausgebaut; er erzählte, er hätte in einem Schaufenster seinen heraushängenden Augapfel gesehen. Ein anderes Mal behauptete er wiederum, er habe sein Augenlicht verloren, weil er versuchte, ein Kind vom Quälen eines Katzenbabys abzuhalten.

      Die wahre Geschichte ist vermutlich viel schrecklicher. Eine von Cus’ Nichten erzählte, ihr Vater hätte auf dem Totenbett enthüllt, dass Cus seine Sehkraft auf einem Auge eingebüßt hätte, als ihn Damiano mit einer Gürtelschnalle züchtigte. Cus erzählte mir oft, dass sein Vater auf ihn eingeschlagen habe.

      „Niemand hat so viele Schläge bekommen wie ich. Ich habe die schlimmsten Schläge der Welt bekommen, aber ich hatte sie auch verdient“, berichtete er. Wenn Cus zu spät nach Hause kam, ging er schon in Deckung, bevor er überhaupt die Tür geöffnet hatte. Kaum hatte er die Wohnung betreten, ging es bumm, bumm, bumm – sein Vater stürzte auf ihn los und prügelte ihn halb tot. Cus weigerte sich zu versprechen, dass er nie mehr zu spät kommen würde. Eines war Cus immer wichtig: Du kannst mich töten, aber du wirst mich nicht brechen. Sein Vater weinte, während er ihn schlug. Einmal konnte es Cus nicht mehr ertragen und keuchte: „Vielleicht mache ich es nicht noch einmal.“ Damiano begann zu weinen, dann fielen sich die beiden in die Arme.

      „Es ist Blödsinn, wenn manche Leute sagen, dass Schläge die Seele eines Kindes brechen“, erzählte Cus einem Reporter. „Ich habe nie den Respekt oder die Liebe zu meinem Vater verloren, und meinen Willen hat das auch nicht gebrochen.“ Ich frage

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