The Rolling Stones. Stanley Booth

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The Rolling Stones - Stanley Booth

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werden sollte und dass die Stones keine konkreten Pläne für ein eigenes Plattenlabel hatten. „Das ist sinnlos, solange man nicht eine Armada von Lieferwagen anheuert und die Platten zum halben Preis verkauft“, sagte Mick.

      Es sah so aus, als würde das Treffen freundschaftlich und langweilig verlaufen, ohne den üblichen Konflikt, der einst für alle Begegnungen der Stones mit der Presse charakteristisch gewesen war. Das große Zusam­mengehörigkeitsgefühl, das diese Journalisten drei Jahre früher mit den Stones verbunden hätte, wenn sie im Fernsehen eine Pressekonferenz verfolgt hätten, fehlte daher. Das veranlasste einen Reporter, nach einer Entgeg­nung auf das Statement in Ralph Gleasons Kolumne vom Vortag zu fragen, wonach „die Eintrittspreise zu den Konzerten überhöht wären, und es sich eine Menge Leute, die sie gerne sehen würden, nicht leisten könnten“.

      Ohne sich anscheinend auch nur im geringsten vom Geschwätz eines Jazzjournalisten mittleren Alters beeindrucken zu lassen, sagte Mick groß­zügig: „Vielleicht können wir für diese Leute etwas arrangieren.“

      „Ein Gratiskonzert?“ fragte jemand, aber Mick antwortete, das wisse er nicht und überging die Angelegenheit mit aristokratischer Leichtigkeit: „Wir können den Preis der Tickets nicht bestimmen. Ich weiß nicht, wie viele Leute sich das leisten können. Ich habe keine Ahnung.“

      Ein anderer fragte, ob das US State Department den Stones Schwie­rigkeiten mache und beispielsweise verlange, dass sie Anti-Drogen-Statements unterschrieben, bevor sie das Land betreten dürften. Mick sagte: „Natürlich nicht, wir haben nie irgendwas Unrechtes getan.“ In das fol­gende Gelächter und den Applaus hinein fragte Rona Barrett: „Betrach­ten Sie sich als eine Anti-Establishment-Gruppe oder nehmen Sie uns nur auf den Arm?“

      „Wir nehmen Sie nur auf den Arm“, antwortete Mick.

      „Wir hau’n Sie übers Ohr“, murmelte Keith, während seine Reptilienlider herabsanken.

      Rona ließ nicht locker: „Wie hat es Ihnen gefallen, gestern Abend im Yamato zu essen?“

      „Sie war unter dem Tisch“, erläuterte Keith, wodurch sie sich aber nicht abblocken ließ.

      Mick erzählte einem Fragesteller, dass die Stones hofften, Ike und Tina Turner, Terry Reid, B. B. King und Chuck Berry als Vorprogramm für die Tour engagieren zu können und wieder tauchte die Frage nach einem Gratiskonzert auf. Diese jungen Reporter schienen sogar noch vehemen­ter als Ralph Gleason in seiner Kolumne darauf zu dringen, dass die Stones eine Verpflichtung der Öffentlichkeit gegenüber hätten, die schließlich neuerdings weitgehend nach dem Image der Stones geformt war. Aber damit hatten die Stones in all ihrer Unabhängigkeit anscheinend noch nie geliebäugelt und wieder umging Mick das Thema: „Wenn wir das Ge­fühl haben, wir müssten etwas in dieser Richtung tun, dann werden wir es auch tun. Ich lasse diesbezüglich alle Möglichkeiten offen und bitte das zur Kenntnis zu nehmen. Aber ich lege mich nicht fest.“

      „Und wie geht es Marianne Faithfull?“ fragte Rona Barrett Mick. Hätte man es nicht besser gewusst, man hätte annehmen können, sie sei die ein­zige Reporterin, die sich für das Privatleben der Stones interessierte.

      Drei Tage nach dem Tod von Brian Jones hatte Marianne Faithfull, Jaggers „ständige Begleiterin“ während der vergangenen zwei Jahre, die sich gerade mit Mick in Australien aufhielt, um in einem Film mitzuwir­ken, in den Spiegel geblickt und nicht ihr eigenes Gesicht gesehen, son­dern das von Brian. Dann nahm sie eine Überdosis Schlaftabletten. Nur Glück und sofortige medizinische Behandlung retteten ihr Leben. Nach­dem sie sich in Australien und der Schweiz erholt hatte, war sie in Micks Haus in London zurückgekehrt, wo sie sich nun vernachlässigt fühlte.

      „Es geht ihr gut“, sagte Mick zu Rona. „Und wie geht’s Ihnen?“

      Rona ließ sich nicht entmutigen und wollte wissen, ob Mick irgend­welche Pläne habe, für ein öffentliches Amt zu kandidieren: „Ich fühle mich nicht sehr messianisch“, sagte er lachend.

      Weitere Fragen über Festivals und Gratiskonzerte wurden gestellt. Das Thema ließ sich einfach nicht beiseite schieben. Die Popfestivals, diese ge­waltigen Zurschaustellungen von Drogen, Sex und Musik, hatten die öf­fentliche Meinung in diesem Jahr entweder in empörte Aufregung oder in Begeisterung versetzt, in jedem Fall aber stark beschäftigt. Das große Spek­takel des vergangenen Jahres war die Polizeibrutalität in Chicago während des Konvents der Demokraten gewesen; im Jahr davor hatten die Mas­senmedien den unter jungen Menschen weitverbreiteten Gebrauch von psychedelischen Drogen entdeckt. Heuer hatte es an Orten wie Woodstock, Hyde Park, Atlanta, Denver, Isle of Wight oder Dallas riesige Mu­sikfestivals gegeben, wo die Leute nichts zahlten, auch wenn Karten ei­gentlich verkauft wurden, wo sie nackt herumliefen, öffentlich Drogen konsumierten und Sex hatten – und das alles fast ohne Verhaftungen, weil es außer einem Krieg keine Möglichkeit gegeben hätte, Hunderttausende von Menschen festzunehmen. Es sah so aus, als wären die Kinder des Zweiten Weltkriegs zu einer Macht herangewachsen, der die traditionelle Gesellschaft möglicherweise keinen Einhalt mehr gebieten konnte. Es soll­te, so sagte Keith über die Festivals, „zehnmal mehr davon geben“. „Aber“, wollte jemand noch immer wissen, „was ist jetzt mit den Preisen der Tickets für die Rolling-Stones-Konzerte?“

      Mick, Keith und Sam Cutler begannen gleichzeitig zu sprechen, hörten gemeinsam auf und Sam sagte: „Dürfte ich nur das eine sagen: die Prickets …“ Und Keith küsste ihn auf die Wange. (Prickets: unübersetzbares Wortspiel mit „prick“ = Schwanz, Stich, „pricket“ = Schwänzchen).

      Sie waren trotz allem eben immer noch die Rolling Stones. Mick hielt eine kleine Rede, die Fragen versiegten und Mick sagte: „Danke vielmals, Leute.“ Und dabei klang er wie Merriman Smith, der verstorbene Pressesprecher des Weißen Hauses, beim Beenden einer Pressekonferenz des Präsidenten.

      Die Stones verließen den Saal. Am Ende hatte Mick noch betont: „Wir machen diese Tour nicht des Geldes wegen, sondern weil wir in Amerika spielen und eine Menge Spaß haben wollen. Mit diesen ganzen wirt­schaftlichen Angelegenheiten haben wir echt nichts zu schaffen. Ich meine, man ist entweder ein Sänger und das alles oder man ist ein verdammter Ökonom. Es tut uns leid, wenn es sich einige Leute nicht leisten können, zu unseren Konzerten zu kommen. Aber wir wüssten nicht, dass diese Tour teurer als andere ist. Ihr werdet uns in dieser Hinsicht auf dem Laufenden halten müssen.“ Das wirkte wie ein ernsthafter Schritt, da die Stones es bisher immer vermieden hatten, sich von anderen Leuten sagen zu lassen, was sie zu tun hätten.

      Steckler, Sandison, Jo und ich trafen die Stones in der Suite von Bill Wyman, wo es im Wohnzimmer um die nicht unwichtige Frage ging, ob die Stones vor dem Start der Tournee eine Single aus dem neuen Album veröffentlichen sollten. Steckler schlug vor, die auf dem Album enthalte­ne Countryversion von „Honky Tonk Women“, ihrer letzten Single, zu veröffentlichen, womit sie die erste Band würden, die den gleichen Song zweimal hintereinander auf den Markt brachte.

      Jagger schlug vor, den Titelsong „Let It Bleed“ herauszubringen, „wenn ihn irgendwer im Radio spielen würde“.

      „Nicht mit diesem Text“, sagte Jo.

      „Na ja, der ist nicht einfach nur ordinär, ich mein’, der ist zweideutig“, sagte Mick.

      „‚If you want someone to cream on, you can cream on me‘ ist ziem­lich eindeutig“, sagte Jo.

      „Wir müssen uns auch darauf einigen, mit welchen Presseleuten du sprechen wirst“, meinte Steckler und nannte etliche regelmäßig erschei­nende Zeitschriften, die um Interviews ersucht hatten.

      „‚Saturday Review‘, was ist das für ’n Blatt?“ fragte Mick.

      „Das

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