Thriller Spannung 2021: 13 Urlaubs-Krimis auf 1527 Seiten. A. F. Morland
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Die Tür öffnete sich, und Angela, seine dicke Frau, trat ein.
„Kannst du denn nicht wie ein normaler Mensch schlafen, Pietro?“, fragte sie gähnend. „Wir beide sind wie Sonne und Mond. Stehe ich auf, legst du dich nieder. Eine komische Ehe ist das. Manchmal frage ich mich, ob du mich überhaupt noch liebst.“
„Wie kannst du nur so etwas sagen, Angela?“, fragte Pietro Gravina und erhob sich. „Erfülle ich dir nicht jeden Wunsch? Wer hat dir den goldenen Ring in der vergangenen Woche gekauft? Der Mann, der dich nicht mehr ausstehen kann, eh?“
„Gewiss, du bist großzügig. Aber ich habe nicht sehr viel von dir. Wenn du nicht schläfst, arbeitest du, und wenn du nicht arbeitest, schläfst du. Für mich hast du kaum Zeit. Warum hat mich der Herr mit Unfruchtbarkeit bestraft? Wenn ich wenigstens Kinder hätte, würde ich alles leichter ertragen. Die einsamen Tage. Die einsamen Nächte.“
Er ging zu ihr und nahm sie in seine Arme.
„Wir könnten ein Kind adoptieren. Eins oder zwei ...“
„Man kriegt solche kleinen Würmer nicht so leicht. Manche Ehepaare warten mehrere Jahre. Bis dahin bin ich zu alt, um kleine Kinder großzuziehen. Ich bin neununddreißig.“
„Ich habe Beziehungen. Ich könnte die Sache beschleunigen“, sagte Gravina.
„Ist das dein Ernst? Oder sagst du das nur, damit ich dich in Ruhe lasse?“
„Wenn dir so viel daran liegt, Kinder um dich zu haben, sollst du welche bekommen“, versprach Pietro Gravina seiner Frau.
Sie küsste ihn.
„Verzeih mir! Ich habe dir unrecht getan. Du bist ein guter Mensch. Ich freue mich auf die Bambini. Ich werde endlich eine Aufgabe haben. Wir werden eine Familie sein. Eine richtige Familie, Papa.“
„Ich werde noch heute anrufen“, versprach Gravina, und seine Frau war davon überzeugt, dass er sein Wort halten würde. „Geh' jetzt“, sagte er. „Ich habe noch zu tun.“
„Soll ich dir einen Espresso bringen?“
„Ja. Der würde mir guttun.“ Angela Gravina verließ das Arbeitszimmer ihres Mannes. Er hörte sie in der Küche hantieren, wandte sich um und griff nach dem Telefonhörer. Er wählte eine siebenstellige Nummer. Eine verschlafene Stimme meldete sich.
„Guten Morgen, Tony“, sagte Gravina.
„Pietro?“, kam es verwundert und ärgerlich aus dem Hörer.
„Ganz recht.“
„Sag mal, du tickst wohl nicht richtig. Weißt du, wie spät es ist?“
„Zeit für dich, aufzustehen“, erwiderte Gravina.
„Ich denke nicht daran.“
„Ich brauche dich. Also wirst du deinen fetten Hintern aus dem Bett schwingen und auf dem schnellsten Wege hierherkommen, sonst lernst du mich kennen!“, sagte Pietro Gravina barsch.
Der Mann, mit dem er sprach, gab sich gleich weit weniger streitsüchtig.
„Was ist denn passiert?“
„Erzähle ich dir alles, sobald du hier bist. In zwanzig Minuten klingelst du an meiner Tür, wenn du keinen Ärger haben willst.“
„Na schön. Ich komme.“
„Du bist ein wahrer Freund. Das schätze ich so sehr an dir“, sagte Gravina spöttisch und legte auf.
Seine Frau brachte den Espresso. Sie blickte ihn liebevoll an, dachte wohl schon an die liebe Familie, die sie mit ihrem Mann bilden würde. Dass Pietro Gravina ein hohes Tier bei der Ehrenwerten Gesellschaft war, wusste sie nicht. Sie ahnte nur, dass er mit dem Syndikat zu tun hatte, und das gefiel ihr nicht. Aber welche italienische Frau hätte es gewagt, ihrem Mann in seine Geschäfte hineinzureden?
Diese Dinge wurden vom Privatleben zumeist streng getrennt, deshalb stellte es eine Ausnahme dar, dass Gravina den Mann, den er vorhin angerufen hatte, zu sich ins Haus bestellt hatte. Aber außergewöhnliche Situationen erforderten außergewöhnliche Maßnahmen.
Gravina nahm die Espressotasse in Empfang. Der Kaffee duftete herrlich. Dass er den Negerschweiß vor dem Schlafengehen trank, störte ihn nicht. Er würde trotzdem wie ein Murmeltier, das Winterschlaf hielt, schlafen können.
Als Angela Gravina den Raum wieder verlassen wollte, sagte er: „Ach, Angela ...“
Sie drehte sich halb um. „Ja, Pietro?“
„In Kürze wird hier Tony Tornado eintreffen. Du führst ihn gleich in mein Arbeitszimmer, ja?“
Angelas Blick wurde ärgerlich.
„Habe ich dir nicht schon mehrere Male gesagt, dass ich Tony Tornado nicht in meinem Haus haben will?“
„Es ist auch mein Haus, vergiss das nicht, und ich hätte ihn nicht herbestellt, wenn es nicht wichtig wäre“, erwiderte Gravina schroff.
„Dieser Mann hat das Unglück an seinen Schuhen.“
„Komm, spiel jetzt nicht die hellsichtige Hexe!“
„Ich will nicht, dass er es in unser Haus trägt.“
„Das wird er nicht. Er bleibt höchstens zehn Minuten, dann geht er wieder. Du wirst freundlich zu ihm sein, verstanden? Ich brauche ihn. Er muss etwas für mich erledigen.“
Angelas Miene hatte sich verfinstert.
„Tony Tornado“, sagte sie verächtlich. „Ich verstehe nicht, wie du dich mit solchen Leuten abgeben kannst.“
„Man kann sich die Männer, mit denen man arbeitet, nicht immer aussuchen, aber davon verstehst du nichts.“
Angela Gravina verließ das Arbeitszimmer ihres Mannes. Fünfzehn Minuten später läutete es. Gravina hörte Angela mit Tony Tornado reden. Die beiden wechselten nur wenige Worte miteinander. Dann öffnete sich die Tür, und Angela sagte: „Dein Besuch ist da, Pietro.“
„Er soll hereinkommen“, verlangte Gravina.
Tornado betrat den Raum. Angela blieb draußen. Sie schloss die Tür, und einen Moment lang überlegte sie, ob sie lauschen sollte. Aber dann schüttelte sie ärgerlich über sich selbst den Kopf. Nein, so etwas hatte sie noch nie getan, und sie würde es auch in Zukunft nicht tun. Was nicht für ihre Ohren bestimmt war, wollte sie nicht hören, und was sie wissen sollte, das erzählte ihr Pietro sowieso. Es wäre nicht richtig gewesen, den eigenen Mann auszuspionieren, deshalb zog sich die Frau zurück.
Gravina nickte zufrieden, als Tony Tornado eintrat.