Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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ist nicht groß, fern, kalt und streng; es steht weder im Gegensatz zu einer vollen vitalen und physischen Manifestation noch ist es unvereinbar mit ihr; im Gegenteil, es birgt in sich die einzige Möglichkeit der vollen Fülle vitaler Kraft und physischen Lebens auf Erden. Dies ist eine Tatsache, die mir enthüllt wurde, und deshalb bin ich ihr nachgegangen und habe ausgehalten, bis ich in Kontakt mit dem Supramental kam und fähig war, seine Macht und seinen Einfluss zu empfangen. Mein Anliegen ist die Erde, sind nicht jenseitige Welten um ihrer selbst willen; es ist eine Verwirklichung auf Erden, die ich suche, und keine Flucht zu fernen Gipfeln. Jeder andere Yoga betrachtet dieses Leben als Illusion oder als vorübergehenden Zustand; allein der supramentale Yoga betrachtet es als etwas, das vom Göttlichen für eine progressive Manifestation geschaffen wurde und die Vollendung von Leben und Körper zum Ziel hat. Das Supramental ist das Wahrheits-Bewusstsein und bringt mit seiner Herabkunft die volle Wahrheit des Lebens, die volle Wahrheit des Bewusstseins in der Materie mit sich. Man hat tatsächlich zu hohen Gipfeln aufzusteigen, um es zu erreichen, doch je höher man aufsteigt, desto mehr kann man herabbringen. Kein Zweifel, Leben und Körper dürfen nicht die unwissenden, unvollkommenen und unfähigen Instrumente bleiben, die sie jetzt noch sind; doch warum sollte eine Wandlung in vollere Lebensmacht, in vollere Körpermacht als etwas Fernes, Kaltes und Unerwünschtes erscheinen? Der äußerste Ananda, deren Körper und Leben jetzt fähig sind, ist eine kurze Erregung des vitalen Mentals, der Nerven oder Zellen, unvollkommen und schnell vergänglich; mit der supramentalen Wandlung können sich alle Zellen, Nerven, vitalen Kräfte, alle verkörperten mentalen Kräfte mit tausendfachem Ananda füllen, können einer intensiven Wonne fähig werden, die jede Beschreibung übersteigt und nicht zu verblassen braucht. Wie fern, abstoßend und unerwünscht! Die supramentale Liebe bedeutet eine innige Einheit von Seele mit Seele, von Geist mit Geist, von Leben mit Leben und ein gänzliches Überfluten des Körperbewusstseins mit der physischen Erfahrung des Einsseins, der Gegenwart des Geliebten in jedem Teil, in jeder Zelle des Körpers. Ist auch dies etwas Fernes und Großes und Unerwünschtes? Mit der supramentalen Wandlung wird genau das, worauf du bestehst, nämlich die Möglichkeit einer freien physischen Begegnung des verkörperten Göttlichen mit dem Sadhak ohne Widerstreit von Kräften und ohne unerwünschte Reaktionen möglich und gewiss und frei. Auch das ist, wie ich vermute, etwas Fernes und Unerwünschtes. Ich könnte so weitermachen, seitenlang, doch genug für heute!

      *

      Im Supramental ist vollkommene Stille die Grundlage, und wie intensiv die Göttliche Liebe auch immer dort ist, sie stört diese Stille nicht, sondern macht ihre Tiefe tiefer. Chaitanyas Erfahrung war nicht die des Supramentals, sondern die der Liebe und Ananda, die in das Vital herabgebracht wurden – die Reaktion des Vitals aber ist äußerste Leidenschaft und der höchste Jubel einer auf Gott gerichteten Liebe, eines Ananda, und von daher stammen diese Entstellungen, vikara. Chaitanya forderte für die Radha-Erfahrung diesen Vorrang, da der Ananda über der Erfahrung des spirituellen Mentals steht; den Upanishaden gemäß ist Ananda die höchste Ebene der Erfahrung. Doch dies ist eine logische Folgerung, die nicht voll und ganz akzeptiert werden kann – man muss durch das Supramental hindurch, um zum höchsten Ananda zu gelangen, und im Supramental findet eine Einung und Harmonisierung aller göttlichen Mächte statt, sowohl von Wissen als auch von Liebe und Ananda. Verschiedene Sadhaks heben den einen oder anderen Aspekt als den höchsten hervor, die Einung aller aber muss die wahre Grundlage höchster Verwirklichung und Erfahrung sein.

      *

      Es ist nicht notwendig, die vergangenen Formen [des Bhakti-Yoga] zu wiederholen; in unserer Sadhana besteht der eigentliche Weg darin, die bhakti des seelischen Wesens hervortreten zu lassen und ihr diejenige Form zu geben, die in der Entwicklung auf natürliche Weise erscheint.

      *

      Es war nicht nur ich, der etwas getan hat, was die vedischen risis nicht taten. Chaitanya und die anderen entwickelten eine Intensität der Liebe, bhakti, die im Veda nicht zu finden ist – und viele andere könnten als Beispiele angeführt werden. Warum sollte die Vergangenheit die Grenze spiritueller Erfahrung darstellen?

      *

      Nun, ich glaube nicht, dass die neue Rasse mit Hilfe oder gemäß den Richtlinien einer Logik geschaffen werden kann oder dass irgendeine Rasse es jemals wurde. Doch warum sollte die Idee der Gründung einer neuen Rasse unlogisch sein? Was die vergangenen Seher anbelangt, so stören diese mich nicht. Wenn es etwas so Erschreckendes ist, über die Erfahrungen vergangener Seher und Weiser hinauszugehen, dann hatte jeder neue Seher oder Weise dieses Erschreckende zu tun – Buddha, Shankara, Chaitanya, alle begingen diese schreckliche Tat. Und aus welchem Grund hätten sie sonst neue Philosophien, Religionen und Yogasysteme errichten sollen? Hätten sie das Leben und die Erfahrungen vergangener Seher und Weiser lediglich bestätigen und sanftmütig wiederholen sollen, ohne der Welt etwas Neues zu bringen – wozu dann all diese Aufregung? Du wirst sagen, sie erklärten einfach die alte Wahrheit in der richtigen Weise, doch würde dies bedeuten, dass sie zuvor von niemandem richtig erklärt oder verstanden wurde. Oder du kannst sagen, dass jeder der neuen Weisen (zu ihrer jeweiligen Zeit gehörten sie nicht zu Xs geschätzten Alten), zum Beispiel Shankara, Ramanuja, Madhva, lediglich die gleiche gute alte Sache wiederholte, die all die vergangenen Seher und Weisen in unermüdlicher Monotonie vor ihnen wiederholt hatten. Nun gut, doch warum es auf solche Weise wiederholen, dass jeder „die Lüge den anderen weitergibt“? Also, diese gewaltige Ehrfurcht vor der Vergangenheit ist eine seltsame und fürchterliche Angelegenheit. Schließlich ist das Göttliche unendlich, und das Entfalten der Wahrheit kann ein unendlicher Vorgang sein oder zumindest einen gewissen Spielraum für neue Entdeckung und neue Betrachtung lassen, vielleicht sogar für neue Verwirklichung; es [das Göttliche] ist nicht in einer Nussschale eingeschlossen, die ein für alle mal vom ersten Seher aufgebrochen und ihres Inhaltes beraubt wurde, während die anderen die gleiche Nuss ehrfürchtig immer wieder knacken müssen, jeder vor Angst zitternd, dass er die „früheren“ Seher und Weisen einer Lüge bezichtigt.

      *

      Sri Krishna hatte sich nie eine physische Umwandlung zum Ziel gesetzt, daher konnte sie auch nicht von ihm erwartet werden.

      Weder Buddha noch Shankara noch Ramakrishna hatten eine Vorstellung von einer Umwandlung des Körpers. Ihr Ziel war spirituelle mukti, Befreiung, und nichts sonst. Krishna lehrte Arjuna, wie er durch Werke zur Befreiung gelangen könne, doch sprach er nie von einer physischen Umwandlung.

      Ich weiß nicht, ob wir dies [Yudhistiras leiblichen Eintritt in das himmlische Königreich im Himalaya] als historische Tatsache ansehen können. Svarga ist nicht irgendwo im Himalaya, es ist eine andere Welt auf einer anderen Ebene des Bewusstseins und der Substanz. Was immer diese Geschichte bedeuten mag, sie hat mit der Frage der physischen Umwandlung auf Erden nichts zu tun.

      *

      Ramakrishna dachte nie an eine Umwandlung und versuchte auch nie, diese zu erreichen. Alles, was er erstrebte, war bhakti, Liebe für die Mutter, und über diese Liebe erhielt er alles Wissen von ihr und tat, was immer sie ihn tun hieß. Er [sein Bewusstseinszustand] war von Anfang an intuitiv und seelisch und wurde es im Maße seines Fortschreitens immer mehr. Für ihn bestand keine Notwendigkeit einer Umwandlung, wie wir sie suchen; denn wenn er auch vom göttlichen Menschen sprach (Ishvarakoti), der die Stufen sowohl herabsteigt als auch emporsteigt, dachte er weder an ein neues Bewusstsein noch an eine neue Rasse noch an die göttliche Manifestation in der Erd-Natur.

      *

      Was immer auch Chaitanya oder Ramalingam erlebten, durch welche physische Umwandlung auch immer sie gegangen sein mögen, für das Ziel, den Körper zu supramentalisieren, ist das belanglos. Ihr neuer Körper war entweder ein nicht-physischer oder ein feinstofflicher Körper und für das Leben auf Erden nicht geeignet. Wäre dies nicht der Fall gewesen, dann wären sie nicht einfach verschwunden. Das Ziel der Supramentalisierung ist ein Leib, der geeignet ist, das physische Bewusstsein auf Erden zu verkörpern und auszudrücken solange man sich im physischen Leben befindet. Sie ist ein

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