Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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Hinblick auf den Purushottama ist die Göttliche Mutter das höchste göttliche Bewusstsein und die höchste göttliche Macht über den Welten, Adya Shakti; sie trägt den Höchsten in sich und manifestiert das Göttliche in den Welten durch aksara und ksara, das Unveränderliche und das Veränderliche. Im Hinblick auf das aksara ist sie die gleiche Para Shakti, die den Purusha reglos in sich birgt, und auch sie ist reglos im Hintergrund aller Schöpfung in ihm. Im Hinblick auf das ksara ist sie die bewegte kosmische Energie, die alle Wesen und Kräfte manifestiert.

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      Es ist mir nicht bekannt, dass es ein Purushottama-Bewusstsein gibt, welches vom menschlichen Wesen erreicht oder für sich verwirklicht werden kann; denn in der Gita ist der Purushottama der Höchste Herr, das Höchste Wesen, der sich jenseits des Unveränderlichen und des Veränderlichen befindet und beides, den Einen und die Vielen, enthält. Der Mensch, sagt die Gita, kann das Brahman-Bewusstsein erlangen und sich als ewigen Teil des Purushottama verwirklichen und im Purushottama leben. Das Purushottama-Bewusstsein ist das Bewusstsein des Höchsten Wesens, und der Mensch kann in ihm durch Überwindung des Egos und Verwirklichung seiner wahren Essenz leben.

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      Zur Zeit der rsis und sogar davor waren Sankya- und Vedanta-Elemente im spirituellen Denken Indiens immer verbunden. Die Sankya-Auffassung vom Aufbau des Wesens (Purusha, Prakriti, die Elemente, Indriyas, Buddhi usw.) wurde allgemein anerkannt, und Kapila wurde überall mit Verehrung erwähnt. In der Gita wird er als einer der großen vibhutis genannt; Krishna sagt: „Ich bin Kapila unter den Weisen“.

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      Veda und Vedanta sind eine Seite der Einen Wahrheit; der Tantra mit seiner Betonung der Shakti ist die andere; in diesem Yoga werden alle Seiten der Wahrheit aufgegriffen, nicht in der systematischen Art von früher, sondern in ihrer Essenz, und sie werden ihrem höchsten und vollsten Sinn zugeführt. Der Vedanta behandelt mehr die Prinzipien und Grundlagen göttlichen Wissens, und daher wurde ein Großteil seiner spirituellen Erkenntnis und Erfahrung als ganzes im Arya aufgenommen. Der Tantra behandelt mehr die Formen, Vorgänge und die gelenkten Mächte, doch konnte all dies nicht so übernommen werden wie es war, denn der integrale Yoga muss seine eigenen Formen und Vorgänge entwickeln; doch das Aufsteigen des Bewusstseins durch die Zentren und anderes tantrisches Wissen stehen hinter dem Vorgang der Umwandlung, dem ich so große werden kann, außer durch die Kraft der Mutter.

      Der Vorgang des Aufsteigens der erwachten Kundalini durch die Zentren gehört ebenso wie die Läuterung dieser Zentren tantrischem Wissen an. In unserem Yoga gibt es keinen gewollten Prozess der Läuterung und Öffnung der Zentren und ebenfalls kein Aufsteigen der Kundalini mit Hilfe eines festgelegten Vorgangs. Eine andere Methode wird angewandt, doch gibt es den Aufstieg des Bewusstseins von den verschiedenen Ebenen und durch diese hindurch, um sich mit dem höheren Bewusstsein darüber zu verbinden; es gibt das Öffnen der Zentren und der Ebenen (mental, vital, physisch), die diese Zentren regieren; es gibt ebenfalls die Herabkunft, welche der hauptsächliche Schlüssel der spirituellen Umwandlung ist. Auf diese Weise steht, wie ich bereits sagte, tantrisches Wissen hinter dem Vorgang der Umwandlung in diesem Yoga.

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      In unserem Yoga gibt es kein gewolltes Öffnen der cakra, diese öffnen sich von selbst durch das Herabkommen der Kraft. In den tantrischen Disziplinen öffnen sie sich von unten nach oben, zuerst das muladhara;in unserem Yoga öffnen sie sich von oben nach unten. Doch der Aufstieg der Kraft vom muladhara findet ebenfalls statt.

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      Im Tantra werden durch einen besonderen Vorgang die Zentren geöffnet; die Kundalini wird erweckt und ihr Aufsteigen in der Wirbelsäule gefühlt. Hier [in diesem Yoga] ist es ein Druck der Kraft von oben, der die Kundalini weckt und die Zentren öffnet. Ein Aufsteigen des Bewusstseins findet statt, bis es sich mit dem höheren Bewusstsein darüber verbindet. Dies wiederholt sich (manchmal wird auch ein Herabkommen gefühlt), bis alle Zentren geöffnet sind und das Bewusstsein sich über den Körper erhebt. In einem späteren Stadium bleibt es darüber und weitet sich ins kosmische Bewusstsein und in das universale Selbst. Das ist der normale Verlauf, doch manchmal geht es schneller, und ein plötzliches und entscheidendes Öffnen darüber findet statt.

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      Das Aufsteigen und Herabkommen der Kraft vollzieht sich in diesem Yoga auf die ihm eigene Art und Weise, ohne irgendeine notwendige Nachahmung der in den tantrischen Büchern festgelegten Einzelheiten. Viele werden sich der Zentren bewusst, andere fühlen lediglich das Aufsteigen oder Herabkommen in allgemeiner Weise, aber eher von Ebene zu Ebene als von Zentrum zu Zentrum – d.h. sie fühlen die Kraft zuerst zum Kopf herabkommen, dann zum Herzen, dann zum Nabel und noch weiter abwärts. Es ist durchaus nicht notwendig, sich der Gottheiten in den Zentren bewusst zu werden, wie es im Tantra beschrieben wird, doch fühlen manche die Mutter in den verschiedenen Zentren. In diesen Dingen klammert sich unsere Sadhana nicht an Bücherwissen, sondern hält sich an die zentrale Wahrheit dahinter und verwirklicht diese unabhängig von den alten Formen und Symbolen. In unserem Yoga werden die Zentren anders gedeutet als in den tantrischen Büchern.

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      Ja, Ziel unseres Yoga ist es, direkten Kontakt mit dem Göttlichen darüber herzustellen und das göttliche Bewusstsein von darüber in alle Zentren herabzubringen. Okkulte Mächte, die den mentalen, vitalen und feinstofflichen Ebenen angehören, sind nicht unser Ziel. Man kann auf dem Weg mit verschiedenen Göttlichen Kräften und Persönlichkeiten in Berührung kommen, es ist aber nicht notwendig, sie in den Zentren zu verankern, obwohl dies manchmal im Verlauf der Sadhana und über eine gewisse Zeitspanne hin automatisch geschieht (wie zum Beispiel mit den vier Personalitäten der Mutter). Dies ist aber nicht die Regel. Unser Yoga soll plastisch sein und allem notwendigen Wirken der Göttlichen Macht stattgeben in dem Maße, wie es die menschliche Natur erlaubt; dies kann jedoch in Einzelheiten und bei jedem einzelnen verschieden sein.

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      Okkultismus ist das Wissen von den verborgenen Kräften der Natur und ihr rechter Gebrauch.

      Okkulte Kräfte sind diejenigen, die nur erkannt werden können, indem man hinter den Schleier der scheinbaren Phänomene sieht – es sind besonders die Kräfte der feinstofflichen und überstofflichen Ebenen.

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      Meist werden die mehr innerlichen und die anomalen psychologischen Erfahrungen mit „seelisch“ bezeichnet. Ich gebrauche das Wort „seelisch“ in Zusammenhang mit der Seele und zum Unterschied von Mental und Vital. Alle Regungen und Erfahrungen der Seele würden in diesem Sinne seelisch genannt werden, also jene, die sich aus dem seelischen Wesen erheben oder es direkt berühren; wo hingegen Mental und Vital das Übergewicht haben, würde man die Erfahrung als psychologisch bezeichnen (oberflächlich oder verborgen). „Spirituell“ bezieht sich nicht notwendigerweise auf das Absolute. Natürlich, die Erfahrung des Absoluten ist spirituell. Alle Kontakte mit dem Selbst, dem höheren Bewusstsein, dem Göttlichen darüber sind spirituell. Es gibt andere, die nicht so klar eingereiht oder gegeneinander abgegrenzt werden können.

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      Die spirituelle Verwirklichung ist von vordringlicher Wichtigkeit und unumgänglich. Ich halte es für das beste, wenn die spirituelle und seelische Entwicklung zuerst stattfinden, und zwar voll und ganz, bevor man in die okkulten Bereiche eintritt. Jene, die dort zuerst eintreten, laufen Gefahr, ihre spirituelle Verwirklichung stark zu verzögern; andere geraten in die labyrinthischen Fallen des Okkulten und können sich in diesem Leben nicht daraus befreien; wiederum andere können ohne Zweifel beides, das Okkulte und das Spirituelle miteinander verbinden, damit diese sich gegenseitig stützen;

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