Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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und das rechte Tun entwickelt. Sein Ziel war pragmatisch und äußerst zweckmäßig, und genauso waren seine Methoden; metaphysische Spekulationen hätten das Mental nur von der einen notwendigen Sache abgelenkt.

      Was die Haltung des Buddha zum Leben anbelangt, so sehe ich nicht ganz ein, wie „Dienst an der Menschheit“ oder irgendein Ideal der Weltverbesserung Teile seines Ziels hätten sein können; sein Ziel war vielmehr, aus dem Leben in eine Transzendenz zu entweichen. Sein achtfacher Pfad war das Mittel zu diesem Zweck und nicht ein Ziel als solches oder überhaupt ein Ziel. Wenn das rechte Verstehen und die rechte Tat zur allgemeinen Regel des Lebens würden, ergäbe dies zweifellos eine große Verbesserung in der Welt, doch für den Zweck des Buddha konnte dies nur ein beiläufiges Ergebnis sein und ganz und gar nicht ein Teil seines eigentlichen Zieles. Du behauptest, der Buddha selbst hätte die Notwendigkeit betont, der Menschheit zu dienen, und sein Ideal sei es gewesen, „ein Bewusstsein der inneren Ewigkeit zu erlangen und dann eine Quelle lichthaften Einflusses und lichthafter Tat zu sein“. Doch wann und wo sagte der Buddha solche Dinge und gebrauchte diese Worte und formulierte derartige Ideen? „Dienst an der Menschheit“ klingt nach einer sehr modernen europäischen Vorstellung; es erinnert mich an einige europäische Auslegungen der Gita als reine Lehre unbeteiligter Pflichterfüllung oder an jene Bemerkung, die ganze Idee der Gita beruhe auf „Dienen“. Die ausschließliche Betonung oder Überbetonung von Menschheit oder Menschlichkeit ist ebenfalls europäisch. Der Mahayana-Buddhismus betont das Mitleid, das Gefühl der Freundschaft mit allen, vasudhaiva kutumbakam, ebenso wie die Gita von dem Gefühl des Einsseins mit allen Wesen spricht und vom Einsatz für das Wohl aller Wesen, sarvabhuta hite ratah; doch dies bezieht sich nicht allein auf die Menschheit, sondern auf alle Wesen, denn vasudha bedeutet das ganze Erden-Leben. Gibt es eine Äußerung des Buddha, welche die Behauptung rechtfertigt, das Ziel oder ein Ziel bei der Erlangung von nirvana sei, eine Quelle lichthaften Einflusses und lichthafter – Tat zu werden? Das Bewusstsein der inneren Ewigkeit mag dieses Ergebnis haben, doch können wir wirklich sagen, dass es das Ideal des Buddha war, das Ziel,welches er im Auge hatte oder für das er gekommen war?

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      Es gibt keinen Grund, warum die Stelle über den Buddhismus ausgelassen werden sollte. Sie gibt eine Seite der buddhistischen Lehre wieder, die nicht sehr bekannt ist oder häufig nicht beachtet wird; denn diese Lehre wird meist als die des nirvana (Sunyavada) beschrieben und als humanitäre Spiritualität. Problematisch ist, dass diese Seiten besonders in den modernen Deutungen des Buddhismus betont werden, und irgendwelche kritische Bemerkungen, die ich gemacht haben mag, waren im Hinblick auf diese Auslegung und einseitige Betonung. Ich bin mir natürlich bewusst, dass es entgegengesetzte Richtungen im Mahayana-Buddhismus und im japanischen Kult des Amitabha-Buddha gibt, der ein Kult der bhakti ist. Man behauptet heutzutage sogar von Shankara, dass seine Lehre eine andere Seite hatte, doch seine Anhänger machten ihn zum alleinigen Repräsentanten der Idee der „Großen Illusion“, der Zweitrangigkeit von bhakti,der Nutzlosigkeit von karma – der Weltlüge, jaganmithya.

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      Man darf nicht vergessen, dass der Buddha sich immer weigerte, über das, was jenseits der Welt ist, zu sprechen. Doch aus dem wenigen, was er sagte, geht hervor, dass er sich eines Bleibenden im Jenseits bewusst war, das gleichbedeutend mit dem vedischen Para-Brahman ist, doch das zu beschreiben er nicht willens war. Die Ableugnung, dass es irgend etwas jenseits der Welt gäbe außer einem negativen Zustand von nirvana, gehört einer späteren Lehre an, nicht der des Buddha.

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      Das nirvana des Buddhisten und das moksa des Advaitin sind dasselbe. Sie stimmen mit einer Verwirklichung überein, in der man sich nicht länger als Individualität mit diesem Namen und in jener Gestalt empfindet, sondern als unendliches, ewiges Selbst, raumlos (selbst im Raum), zeitlos (selbst in der Zeit). Beachte, dass man in diesem Zustand sehr wohl zu handeln vermag und ihn nicht nur über den samadhi-Zustand erreicht.

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      Das nirvana des Buddha ist das gleiche wie das brahma nirvana der Gita. Nur beschreibt es die Gita als nirvana in Brahman, während der Buddha es vorzog, dem, worin das nirvana stattfand, keinen Namen zu geben und nichts darüber auszusagen. Einige spätere buddhistische Schulen definierten es als sunya, die Leere, eine Entsprechung des chinesischen Tao, das als ein Nichts, das Alles ist, beschrieben wird.

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      Es gibt viele Arten von Buddhismus, und die gänzlich nihilistische ist nur eine davon. Die meisten Buddhisten anerkennen ein Bleibendes jenseits des Bereiches von karma und der samskaras. Selbst das sunya der Sunyapanthis wird wie das Tao des Lao Tse als ein Nichts beschrieben, welches Alles ist. Auch ein dem Mental übergeordneter Zustand wird anerkannt, den man mit Hilfe einer strengen Bewusstseins-Disziplin zu erreichen versucht, die als Spiritualität bezeichnet werden kann.

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      Der Eine [der Buddhisten] wird auf verschiedene Weise gedeutet. Ich habe gerade irgendwo gelesen, dass der buddhistische Eine ein Über-Buddha sei, von dem alle Buddhas stammen – doch scheint mir dies ein Wiederaufwärmen des Buddhismus in Ausdrücken des Vedanta zu sein, die einem modernen Geist entstammen. Das Bleibende des Buddhismus wurde immer als überkosmisch und unsagbar angesehen – das ist der Grund, warum der Buddha es nie zu erklären versuchte; denn wie könnte man, logisch betrachtet, über das Unsagbare etwas aussagen? Es hat mit dem Kosmos, der aus samskaras und karma besteht, wirklich nichts zu tun.

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      Die Eindrücke, wenn man sich der Unendlichkeit annähert oder darin eingeht, sind nicht immer ganz die gleichen; viel hängt von dem Weg ab, den das Mental wählt. Sie wird von einigen als eine Unendlichkeit über ihnen empfunden, von anderen als umhüllende Unendlichkeit, in welche das Mental (als eine Energie) eintaucht, indem es seine Begrenzungen verliert. Einige empfinden diese Absorption der Mental-Energie im Unendlichen nicht, sondern ein völliges Untätig-Werden; andere empfinden sie als einen Sprung oder ein Verschwinden der Energie in das reine Dasein. Einige fühlen die Unendlichkeit zunächst als ein weites Dasein, in das alles sinkt oder verschwindet, andere – wie du es beschreibst – als einen unendlichen Ozean aus Licht über ihnen, andere wiederum als einen unendlichen Ozean aus Macht über ihnen. Wenn gewisse buddhistische Schulen sie in ihrer Erfahrung als grenzenloses sunya fühlten, so sehen sie wiederum die Vedanta-Anhänger als unbedingtes Selbst-Bestehen, eigenschaftslos und absolut. Kein Zweifel, in den verschiedenen Philosophien wurden verschiedenartige Erfahrungen niedergelegt, und jede hielt ihre Auffassung für die allein gültige; doch hinter jeder Auffassung stand eine Erfahrung. Was du als eine vollkommen leer gewordene Substanz des Mentals beschreibst, ohne Energie oder Licht, vollkommen träge, ist der Zustand eines neutralen Friedens, einer leeren Stille, die ein Stadium der Befreiung sein kann oder ist. Dann jedoch kann man fühlen, wie sie sich mit unendlichem Dasein füllt, mit Bewusstsein (das Energie in sich birgt) und schließlich mit Ananda.

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