Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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gleicht ihm der Zustand des jadavat paramhamsa. Die Theorie des parabdha karma geht darüber hinaus – sie nimmt an, dass es zwar vitale Regungen gibt, diese aber nur eine Fortsetzung des Mechanismus der Prakriti sind und beim Tod abfallen. Dies mag so sein – vielleicht. Ich gründe die Lehre der Umwandlung der Natur nicht auf der Unmöglichkeit, eine statische Erlösung als etwas Endgültiges hinzunehmen. Die statische Erlösung ist notwendig, doch ich glaube nicht, dass es das Ziel des Geborenwerdens im Welt-Dasein ist, diese als etwas Endgültiges anzusehen. Ich bin vielmehr der Ansicht, dass die statische Erlösung lediglich ein Anfang ist, ein erster Schritt im Göttlichen. Wenn jemand mit dem ersten Schritt als allem innerhalb seiner Möglichkeiten liegenden zufrieden ist, habe ich nichts dagegen einzuwenden, dass er die Sache so sieht.

      *

      Dein Einwand ist richtig. Das Bild von der Schlange und dem Seil kann nicht verwendet werden, um das Nicht-Sein der Welt zu veranschaulichen; es würde lediglich bedeuten, dass wir die Welt nicht so sehen, wie die Welt wirklich ist. Die Vorstellung der vollkommenen Illusion würde besser durch das Bild des Gauklers, der das Seil erklimmt, dargestellt, wobei es kein Seil gibt und keinen, der etwas erklimmt – und man dennoch überzeugt ist, sie seien vorhanden.

      *

      Die Metaphern des Illusionismus halten alle nicht stand, wenn du sie genau untersuchst – sie sind selbst Illusion. Die Identifizierung mit dem Körper ist ein Irrtum, keine Illusion. Wir sind nicht der Körper, dennoch ist der Körper ein Teil von uns. Mit der Verwirklichung schwindet diese irrige Identifizierung – in gewissen Erfahrungen wird das Dasein eines Körpers überhaupt nicht gefühlt. In der vollen Verwirklichung ist der Körper in uns und nicht wir in ihm, er wird zu einem instrumentalen Gebilde unseres weiter gewordenen Wesens – unser Bewusstsein überschreitet und durchdringt ihn – er kann aufgelöst werden, ohne dass wir aufhören, das Selbst zu sein. Das ist ungefähr alles.

      *

      Es ist die vedantische Advaita-Erfahrung von laya, der Auflösung. Sie ist nur ein Teil der Erfahrung, nicht die ganze oder höchste Wahrheit des Göttlichen.

      *

      Der Hang nach laya, der Auflösung, ist eine Schöpfung des Mentals und nicht die einzig mögliche Bestimmung der Seele. Wenn das Mental seine eigene Unwissenheit zunichte machen will, findet es keinen anderen Ausweg als laya; der Grund hierfür ist die Annahme, es gäbe kein höheres Prinzip kosmischen Seins jenseits seiner selbst – jenseits seiner selbst sei nur der reine Spirit, das absolute, unpersönliche Göttliche. Doch jene, die den Weg über das Herz wählen (Liebe, bhakti), akzeptieren laya nicht, sondern glauben an einen jenseitigen Zustand ewigen Verbundenseins mit dem Göttlichen oder an ein Verweilen im Göttlichen ohne laya. All dies hat nichts mit der Supramentalisierung zu tun. Was wird also aus deinem Argument, dass laya das unumgängliche Schicksal der Seele sei und dass allein die persönliche Herabkunft des Avatars diese vor dem unvermeidlichen laya, der Auflösung, rette?

      *

      Es gab zwei irrige Punkte in deinen Ausführungen: 1. Dass früher die einzige Möglichkeit der Seele, die einmal das Göttliche erreicht hatte, im laya, der Auflösung, bestand. – Es hätte andere Möglichkeiten gegeben, zum Beispiel das Eingehen in einer höhere Ebene, das Leben im Göttlichen oder in der Gegenwart des Göttlichen. Beides bedeutet die Abkehr vom Geborenwerden und das Verlassen des Spiels, der lila, auf Erden. 2. Dass die Seele laya nur deshalb aufgab, um mit dem inkarnierten Göttlichen zu leben, wenn dieses auf die Erde herabkam. – Der wichtigste Punkt ist die Supramentalisierung des menschlichen Wesens, der Göttliche Zweck der Evolution auf Erden, der unweigerlich erfüllt werden wird. Die Herabkunft oder Inkarnation des Göttlichen ist nur ein Hilfsmittel für diesen Zweck. Deine Äußerung erweist sich daher wegen ihrer Unvollständigkeit als falsch.

      *

      Sie [die Anhänger des Mayavada] hatten keine klare Wahrnehmung dieser Dinge [Obermental, Supramental], da sie bestenfalls im spiritualisierten höheren Mental lebten und im Übrigen von der Obermental-Ebene die Dinge empfingen – sie konnten aber diese, außer im tiefen samadhi-Zustand, susupti, nicht erreichen, und Prajna und der Ishvara waren für sie der Herr des susupti.

      * * *

      In unserem Yoga ist nirvana der Beginn der höheren Wahrheit, es ist auch ein Übergang von der Unwissenheit zur höheren Wahrheit. Die Unwissenheit muss ausgelöscht werden, damit sich die Wahrheit manifestieren kann.

      *

      Ich glaube nicht, dass ich es geschrieben habe, doch gesagt habe ich einmal, dass Seelen, die in den nirvana-Zustand eingetreten sind, zurückkehren können (nicht „müssen“), um die größere Aufwärtskurve zu vollenden. Ich glaube, ich habe irgendwo geschrieben, dass für diesen Yoga (man könnte hinzufügen, in der natürlichen, vollständigen Ordnung der Manifestation) die Erfahrung von nirvana nur ein Stadium oder Übergang zu einer vollständigen Verwirklichung sein kann. Ich habe ebenfalls gesagt, dass es viele Pforten gibt, durch die man in die Verwirklichung des Absoluten (Parabrahman) eintreten kann, und nirvana eine von ihnen ist, doch unter keinen Umständen die einzige. Du wirst dich an Ramakrishnas Ausspruch erinnern, der besagt, dass der Jivakoti die Stufen emporzusteigen, jedoch nicht zurückzukehren vermag, während der Ishvarakoti nach Belieben auf- und absteigt. Wenn dem so ist, dann wären die Jivakoti jene, die nur die Kurve von der Materie über das Mental in das schweigende Brahman durchlaufen, und die Ishvarakoti jene, die zur integralen Wirklichkeit gelangen und daher den Aufstieg mit dem Abstieg verbinden und die „zwei Enden“ des Daseins in ihrem einen Wesen enthalten können.

      *

      Die Verwirklichung dieses Yoga [des Integralen Yoga] ist nicht geringer, sondern höher als nirvana oder nirvikalpa samadhi.

      *

      Wenn der Buddha tatsächlich alle vedantischen Auffassungen des Selbstes bekämpfte und ablehnte, kann es nicht stimmen, dass er sich aller metaphysischen Spekulationen oder klaren Äußerungen über die Natur der höchsten Wirklichkeit enthielt. Deine Ansicht von seiner Deutung des nirvana scheint mit derjenigen des Mahayana-Buddhismus und dessen Auffassung des Bleibenden, dhruvam, übereinzustimmen; dem könnte man entgegenhalten, dass diese einer späteren Entwicklung angehört, genau wie die gegenteilige nihilistische Auffassung von sunyam [der Leere, die alles enthält]. Die Lehre des Buddha bestand mit ziemlicher Sicherheit darin, dass die Welt das Nicht-Selbst ist und dass die Individualität kein echtes Dasein hat, da das, was in der Welt besteht, ein Bewusstseins-Strom ist, der sich von Augenblick zu Augenblick verändert; die individuelle Person aber wird scheinbar aus einem Bündel von samskaras gebildet und kann durch die Auflösung dieses Bündels aufgelöst werden. Dies stimmt mit der vedantisch-monistischen Ansicht überein, dass es keine wahre, für sich bestehende Individualität gibt. Was die andere vedantische Auffassung des einen Selbstes anbelangt, das unpersönlich, universal und transzendent ist, so scheint der Buddha sich nicht klar und unmissverständlich über abstrakte und metaphysische Fragen geäußert zu haben; doch wenn die Welt oder alles in der Welt Nicht-Selbst, anatman, ist, kann es für ein universales Selbst keinen Platz mehr geben, höchstens für ein transzendentes Wirkliches Wesen. Er fasste nirvana als etwas auf, das über das Universum hinausreicht, doch definierte er nicht, was es sei, da er an abstrakten Spekulationen über die Wirklichkeit nicht interessiert war; er muss diese für überflüssig und unanwendbar gehalten haben und nur dazu geeignet, vom wahren Ziel abzulenken. Seine Erklärung der Dinge war eine psychologische und nicht eine metaphysische, und auch seine Methoden waren alle psychologisch, nämlich das Aufbrechen von falschen Bewusstseins-Assoziationen, die das Fortbestehen von Begehren und Leiden aufrechterhalten, um auf diese Weise vom Strom der Geburt und des Todes in einer bloßen Welt der Erscheinungen frei zu werden (nicht in einer unwirklichen Welt); auch die Methode,

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