Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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dann ist es in Ordnung. Doch ist dies nicht der Fall, nun, dann gibt es einen anderen Weg, und der besteht, wie wir es nennen, in der Integration, der Harmonisierung des Wesens. Diese aber kann nicht von außen erfolgen, sie kann nicht vom mentalen oder vitalen Wesen durchgeführt werden – denn man darf mit Sicherheit annehmen, dass es die Sache verpfuschen würde. Es kann allein von innen geschehen, durch die Seele, durch den Spirit, welcher der zentralisierende Faktor und selbst das Zentrum dieser Radien ist. Jede einzelne dieser Persönlichkeiten enthält eine Wahrheit, die mit der Wahrheit der anderen übereinstimmen kann. Denn in nirvana ist Wahrheit – und nirvana ist nichts anderes als der Friede und die Freiheit des Spirits, der in sich selbst zu bestehen vermag, ob es eine Welt gibt oder nicht, eine Weltordnung oder eine Weltunordnung. Bhakti und des Herzens Ruf nach dem Göttlichen enthalten eine Wahrheit – es ist die Wahrheit der göttlichen Liebe und des Anandas. Der Wille nach tapasya birgt eine Wahrheit – es ist die Wahrheit der Herrschaft des Spirits über seine Glieder. Der Musiker und der Dichter stehen für eine Wahrheit, der Wahrheit des Spirits, sich durch die Schönheit auszudrücken. Und es steht eine Wahrheit hinter dem geistig Bejahenden und sogar – wenn auch weit hinter ihm – eine Wahrheit hinter dem geistigen Zweifler, dem Russellianer, nämlich die Wahrheit, die falsche Form abzulehnen. Selbst hinter den beiden vitalen Persönlichkeiten steht eine Wahrheit, die Wahrheit der Besitzergreifung der inneren und äußeren Welten, nicht durch das Ego, sondern durch das Göttliche. Das ist die Harmonisierung, für die unser Yoga steht – doch kann sie nicht durch eine äußere Ordnung erreicht werden, sondern nur dadurch, dass man sich nach innen wendet und von der Seele, dem spirituellen Zentrum her sieht und will und handelt. Denn dort liegt die Wahrheit des Wesens und auch das Geheimnis der Harmonie.

      *

      Man kann sich des essentiellen statischen Selbstes bewusst sein, das ohne Beziehung zum Spiel des Kosmos ist. Man kann sich ebenfalls des universalen statischen Selbstes bewusst sein, das all-gegenwärtig in jedem Ding ist, ohne dabei fortschreitend für die Bewegung der dynamischen Weltnatur, visva-prakriti, offen zu sein. Die anfängliche Verwirklichung des Selbstes oder Brahman besteht häufig in einer Verwirklichung von etwas, das von aller Form verschieden ist, von Namen, Tätigkeit, Bewegung, das nur in sich selbst besteht und den Kosmos lediglich als eine Masse bewegter Umrisse sieht, ohne Substanz und bar der Wirklichkeit. So war meine eigene vollständige Verwirklichung von nirvana im Selbst. Das bedeutet keinen Wall zwischen dem Selbst und Brahman, sondern eine Trennung zwischen dem essentiellen Selbst-Bestehen und der manifestierten Welt.

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      Ich vermute, dass der Advaitin Gott lediglich als Spiegelung Brahmans in der Maya sieht, und so wie Brahman äußerlich als die Welt aufgefasst wird, die nur eine praktische, aber keine reale Wirklichkeit besitzt, so wird Brahman subjektiv als Gott gesehen, als Bhagavan, als Ishvara, doch wäre auch dies nur eine praktische und keine reale Wirklichkeit; diese kann einzig das beziehungslose Brahman sein, allein für sich in einer weltlosen Ewigkeit. Das wenigstens ist es, was ich gelesen habe – ich weiß nicht, ob es Shankara selbst gesagt hat. Man bekommt von den modernen Advaitins immer wieder gesagt, dass Shankara etwas anderes zum Ausdruck bringen wollte als das, was die Leute meinen, und man muss daher vorsichtig sein, ihm eine Meinung zu unterschieben.

      *

      Sie wollen beweisen, dass Shankara kein so wilder Illusionist war, wie er dargestellt wird – dass er der Welt eine gewisse zeitweilige Wirklichkeit zuschrieb, dass er die Shakti anerkannte, usw. Diese Zugeständnisse (vorausgesetzt, dass er sie überhaupt machte) stimmen mit der Logik seiner Philosophie jedoch nicht überein, welche besagt, dass allein Brahman besteht und alles übrige Unwissenheit und Illusion sei. Dieses Übrige besitzt nur eine zeitweilige und daher illusorische Wirklichkeit in der Maya. Er behauptete weiterhin, Brahman könne durch Werke nicht erreicht werden. Wenn dies nicht seine Philosophie war, möchte ich gern wissen, was seine Philosophie tatsächlich war. Auf jeden Fall wurde er so von den Leuten verstanden. Da sich nun die allgemeine Richtung vom strengen Illusionismus abwendet, wollen viele Advaitins sich nicht mehr festlegen und erklären, auch Shankara habe sich nicht festgelegt. Vivekananda nahm Shankaras Philosophie mit Abänderungen an; eine der wichtigsten ist das daridra narayana-seva, eine Art Mischung aus buddhistischen Mitleid und moderner Philanthropie.

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      Natürlich muss Shankara Mayavada gemeint haben. Es ist kaum möglich, dass jedermann seine Ideen so lange missverstanden haben sollte (die nicht im geringsten verschleiert oder rätselhaft waren), bis seine modernen Interpreten entdeckten, wie sie wirklich gemeint waren.

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      Shankara steht und fällt auf jeden Fall mit Mayavada. Selbst das Bahaja-Govindam-Gedicht ist seinem Gehalt nach Mayavada. Die anderen Schriften kenne ich nicht so gut – es ist daher schwierig für mich, über diese Seite der Frage etwas zu sagen.

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      Cittasuddhi, die Läuterung des allgemeinen mentalen Bewusstseins citta, gehört zum Raja-Yoga. Im reinen Advaita besteht die Methode eher darin, mit Hilfe von vicara und viveka zur Loslösung zu gelangen und jenes „Ich bin nicht das Mental, ich bin nicht das Leben, usw.“ zu verwirklichen. In diesem Falle wäre die Läuterung, suddhi, nicht notwendig – das Selbst würde sich von der Natur, ob gut oder schlecht, ablösen und diese als eine Art Mechanismus betrachten, der mit dem Körper von ihm abfiele, sobald dieser nicht mehr vom Atman gestützt würde. Natürlich kann man auch zu cittasuddhi seine Zuflucht nehmen, doch mit dem Ziel, dass die verschiedenen Tätigkeiten des Bewusstseins, cittavrtti, aufhören, doch nicht, um sie für eine bessere Dynamik als Instrument des Göttlichen einzusetzen. Shankara betont nachdrücklich, dass alles karma abfallen muss, bevor man befreit werden kann – die Seele muss sich als akarta, die Nicht-Handelnde, verwirklichen, und eine Lösung in den Werken oder durch die Werke gibt es im reinen Yoga des Wissens nicht. Wie also hätte Shankara eine Dynamik anerkennen können? Selbst wenn er cittasuddhi als notwendig erachtet, kann es nur als Vorbereitung sein, sich vom karma zu befreien, und für nichts anderes.

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      Der eigentliche „Ich“-Sinn schwindet, sobald eine feste Verwirklichung des einen universalen Selbstes in allen stattgefunden hat und dies in jedem Augenblick und unter allen Bedingungen und Umständen anhält. Meist geschieht es zuerst im Purusha-Bewusstsein ohne unmittelbare Auswirkung auf die Bewegungen der Prakriti. Doch selbst wenn „Ich“-Regungen in den Reaktionen der Prakriti vorhanden sind, betrachtet sie der innere Purusha als den noch andauernden Ablauf eines alten Mechanismus, der ihn nicht betrifft. Die meisten Anhänger des Vedanta machen hier halt, da sie der Meinung sind, dass diese Reaktionen beim Tod von einem abfallen und alles sich in dem Einen auflöst. Doch um die Natur zu verändern ist es notwendig, dass die Erfahrung und Schau des Purusha sich in allen Teilen ausbreiten, im Mental, im Vital, im Physischen, im Unterbewussten. Die Ego-Bewegungen der Prakriti werden dann ebenfalls allmählich aus einem Bereich nach dem anderen verschwinden bis keiner mehr übrig ist. Hierfür ist vollkommener Gleichmut, samata, notwendig, selbst in den Zellen des Körpers und in jeder Schwingung des Wesens – samam hi brahma. Dann wird man auch in den Werken weitgehend frei von den Ego-Regungen werden. Die Individualität bleibt bestehen, doch ist diese dann nicht das kleine, trennende Ego, sondern eine Form, eine Macht des Universalen, die sich mit allen Wesen eins fühlt und die ein wirkendes Zentrum und Instrument der Universalen Transzendenz ist, voller Ananda der Gegenwart und Tat, jedoch nicht eigenmächtig denkt oder sich bewegt oder um ihrer selbst willen handelt. Das kann nicht Egoismus genannt werden. Das Göttliche kann man nur dann als ein Ego bezeichnen, wenn es eine getrennte Person ist, die durch ihr Getrenntsein von Gott – wie in der christlichen Idee – begrenzt ist. (Das esoterische Christentum anerkennt diese Begrenzungen allerdings nicht.) Ein „Ich“, das auf diese Weise nicht getrennt ist, ist ganz und gar kein „Ich“.

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      Ich bezweifle, ob der erwähnte Zustand der eines Vedanta-Anhängers ist, der die Verwirklichung erreicht hat – ausgenommen natürlich

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