Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo страница 15

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

Скачать книгу

etwas anderes real, positiv oder substantiell erscheinen konnte. Ich kann nicht behaupten, dass etwas Erhebendes oder Begeisterndes in jener Erfahrung lag – (die Erfahrung des unsäglichen Ananda hatte ich Jahre später) –, doch sie brachte unbeschreiblichen Frieden, eine machtvolle Stille, unendliche Erlösung und Freiheit. Ich lebte in jenem nirvana-Zustand Tag und Nacht, bevor er andere Dinge in sich einzulassen begann oder sich veränderte; doch der innere Kern der Erfahrung, ein fortwährendes Erinnern sowie die Macht zurückzukehren blieben bestehen, bis er in einem größeren Überbewusstsein darüber sich aufzulösen begann. Doch bis dahin reihte sich Verwirklichung an Verwirklichung und verschmolz mit dieser ursprünglichen Erfahrung. Bereits in einem frühen Stadium wich der Aspekt einer illusorischen Welt einem anderen, in dem die Illusion2 lediglich ein kleines Oberflächen-Phänomen darstellte, mit einer ungeheuren Göttlichen Wirklichkeit dahinter und einer höchsten Göttlichen Wirklichkeit darüber und einer innigsten Göttlichen Wirklichkeit im Herzen von allem, das zu Beginn nur eine flüchtige Form, ein flüchtiger Schatten gewesen zu sein schien. Dies aber war keine Wieder-Einkerkerung in den Sinnen, keine Minderung der Höchsten Erfahrung oder ein Abgleiten, es war vielmehr eine ständige Erhöhung und Weitung der Wahrheit; es war der Spirit – nicht die Sinne –, der die Dinge sah; und immer blieben der Frieden, das Schweigen, die Freiheit in der Unendlichkeit erhalten, während die Welt oder alle Welten lediglich ein immerwährender Ablauf in der zeitlosen Ewigkeit des Göttlichen waren.

      Nun, das ist die Schwierigkeit in meiner Annäherung an Mayavada. In meinem befreiten Bewusstsein erwies sich nirvana als der Anfang meiner Verwirklichung, ein erster Schritt zu etwas Vollkommenem, nicht aber als die einzig mögliche und wahre Erreichung oder gar als ein kulminierendes Finale. Es kam ungebeten und ohne dass ich danach suchte, doch war es sehr willkommen. Ich hatte zuvor nicht die geringste Vorstellung davon, keine Sehnsucht danach, und tatsächlich richtete sich mein Streben auf etwas ganz Gegenteiliges, nämlich spirituelle Macht zu erlangen, um der Welt zu helfen und meine Arbeit in ihr zu tun – und dennoch kam es, sogar ohne anzuklopfen. Es geschah ganz einfach und festigte sich wie für alle Ewigkeit oder als ob es tatsächlich immer dagewesen wäre. Und dann wuchs es langsam in etwas, das nicht geringer, sondern größer als seine erste Erscheinungsform war. Wie also könnte ich Mayavada akzeptieren oder versuchen, mich gegen die Wahrheit abzuschirmen, die mir von [einem Bereich] oberhalb Shankaras Logik auferlegt wurde?

      Ich bestehe jedoch nicht darauf, dass jeder meine Erfahrung zu teilen hat oder der Wahrheit folgt, was sich daraus ergäbe. Ich habe gegen niemanden etwas einzuwenden, der Mayavada als die Wahrheit seiner Seele oder seines Mentals annimmt oder als einen Ausweg aus der kosmischen Schwierigkeit. Ich sträube mich lediglich dagegen, wenn jemand versucht, ihn mir oder der Welt als die einzig mögliche, befriedigende und allumfassende Erklärung der Dinge aufzuerlegen; er ist ganz und gar nicht befriedigend, denn letzten Endes erklärt er nichts; er schließt alles aus und ist keineswegs allumfassend- und er hat so zu sein, wenn er sich nicht von seiner eigenen Logik entfernen will. Doch das ist gut so. Eine Theorie mag zwar falsch oder zumindest einseitig und unvollständig sein, kann sich aber dennoch als äußerst praktisch und nützlich erweisen. Dies zeigt sich besonders in der Geschichte der Wissenschaft. Tatsächlich ist eine Theorie, ob philosophisch oder wissenschaftlich, nichts anderes als eine Stütze für das Mental, eine praktische Vorrichtung, ihm zu helfen, mit seinem Objekt umzugehen, ein Stab, um es zu stützen und mit mehr Vertrauen vorwärtsschreiten zu lassen, damit es auf seiner schwierigen Wanderung vorankomme. Gerade die Ausschließlichkeit und Einseitigkeit des Mayavada machen ihn zu einem festen Stab und kraftvollen Impuls für spirituelles Bemühen, dessen eigentlicher Sinn es ist, einseitig, radikal und ausschließlich zu sein. Er stützt die Bestrebungen des Mentals, sich von sich selbst und dem Leben mit Hilfe einer Abkürzung in das Überbewusste abzulösen. Oder vielmehr, es ist der Purusha im Mental, der aus den Begrenzungen des Mentals und Lebens in ein überbewusstes Unendliches zu entkommen trachtet. In der Theorie [des Mayavada] besteht der Weg für das Mental darin, seine Wahrnehmungen sowie alle Neigungen des Vitals zu leugnen, sie als Illusion zu betrachten und zu behandeln. In der Praxis tritt das Mental, sobald es sich von sich selbst zurückzieht, leicht in einen beziehungslosen Frieden ein, in dem nichts mehr zählt – denn in dieser Absolutheit gibt es keine mentalen oder vitalen Werte – und von dem aus es sich sehr rasch der großen Abkürzung zum Überbewussten nähern kann, zur „mentalfreien“ Trance, susupti. Im Verhältnis zur Vollständigkeit jener Bewegung wird alle Wahrnehmung, die es zuvor akzeptierte, unwirklich – Illusion, Maya. Es ist auf dem Weg des Eintauchens.

      Mayavada in seiner ausschließlichen Betonung von nirvana dient, abgesehen von seinen Unzulänglichkeiten als mentale Theorie der Dinge, einem großen spirituellen Ziel und kann als Pfad sehr hoch und weit führen. Und wenn das Mental das letzte Wort wäre und es nichts mehr über ihm gäbe als den reinen Spirit, hätte ich nichts dagegen, es [Mayavada] als den einzigen Ausweg anzuerkennen. Denn was das Mental mit seinen Vorstellungen und das Vital mit seinen Begierden aus dem Leben dieser Welt gemacht haben, ist ein tieftrauriges Durcheinander, und wenn man auf nichts Besseres hoffen könnte, dann wäre der kürzeste Weg hinaus das Beste. Doch meine Erfahrung ist, dass es etwas jenseits des Mentals gibt; das Mental ist nicht das letzte Wort des Spirits. Das Mental ist ein Unwissenheits-Bewusstsein, und seine Vorstellungen können nur falsch, vermischt oder unvollkommen sein – und, selbst wenn sie wahr sind, nur eine teilweise Spiegelung der Wahrheit und nicht die eigentliche Substanz der Wahrheit selbst. Es gibt aber ein Wahrheits-Bewusstsein, das nicht nur statisch und nach innen gerichtet, sondern auch dynamisch und schöpferisch ist; ich ziehe es vor, zu diesem zu gelangen und zu erfahren, was es über die Dinge weiß und mit ihnen tut, statt die Abkürzung zu wählen, die von den Dingen wegführt und von der Unwissenheit als Ziel angeboten wird.

      Was also willst du mit all diesen Leuten tun? Wenn du nirvana erreichen willst, musst du sie entweder hinauswerfen oder unterdrücken oder in einen Dämmerzustand versetzen. All jene, die es wissen müssen, versichern uns, dass das ausschließliche nirvana äußerst schwer zu erreichen ist – duhkham dehavadbhih, sagt die Gita –, und dein eigener Versuch, sie [die Persönlichkeiten] zu unterdrücken, war nicht gerade ermutigend; deinem eigenen Bericht zufolge ließ es dich

Скачать книгу