Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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Als wahr erkannt wurde lediglich eine unbestimmbare Wirklichkeit, jenseits von Raum und Zeit und ohne Verbindung zu einer kosmischen Aktivität, doch überall gegenwärtig, wohin man sich auch wandte. Dieser Zustand hielt unverändert mehrere Monate an, und selbst als das Gefühl der Unwirklichkeit schwand und das Teilhaben am Weltbewusstsein zurückkehrte, blieben der innere Friede und die innere Freiheit, die aus dieser Verwirklichung hervorgingen, ständig hinter allen Oberflächenregungen bestehen, und das Wesentliche der Verwirklichung als solcher ging nicht verloren. Gleichzeitig kam noch eine Erfahrung hinzu: etwas anderes als er selbst nahm seine dynamische Aktivität auf und sprach und handelte durch ihn, doch ohne jeden persönlichen Gedanken, ohne persönliche Initiative. Was dieses „andere“ war, blieb unerkannt, bis Sri Aurobindo zur Verwirklichung der dynamischen Seite des Brahman, des Ishvara, gelangte und sich durch diese in seiner ganzen Sadhana und Tätigkeit bewegt fühlte. Diese und andere darauffolgende Verwirklichungen, wie diejenige des Selbstes in allen und aller im und als Selbst, das Göttliche in allem und alle im Göttlichen, sind jene Höhen, auf die Sri Aurobindo sich bezieht und von denen er sagt, wir können immer zu ihnen aufsteigen; denn für ihn bedeuteten sie keine große oder hartnäckige Schwierigkeit. Die einzig wirkliche Schwierigkeit, die Jahrzehnte spiritueller Anstrengung bedurfte, um sie einigermaßen vollständig auszuarbeiten, war, diese spirituelle Erkenntnis gänzlich auf die Welt sowie auf das oberflächlich-psychologische und äußere Leben anzuwenden und seine Umwandlung herbeizuführen, und zwar sowohl auf den höheren Ebenen der Natur als auch auf den gewöhnlichen mentalen, vitalen und physischen Ebenen bis hinunter ins Unterbewusste und tiefste Unbewusste und hinauf bis zum höchsten Wahrheits-Bewusstsein oder Supramental, in welchem allein die dynamische Umwandlung voll und integral und absolut sein kann.

      *

      Ich kann in diesen Auszügen die wahre Natur jener Umwandlung, die ich meine, nicht erkennen. Es scheint etwas Mentales und Moralisches verbunden mit der Liebe zu Gott zu sein und eine Art Einung, die durch diese göttliche Liebe als spiritualisierendes Element herbeigeführt wird.

      Liebe zu Gott und die Einung im Getrenntsein durch diese Liebe sowie eine Umwandlung der menschlichen Natur durch die Verwirklichung gewisser mentaler, ethischer und emotionaler, vielleicht sogar physischer Möglichkeiten (die Vaishnavas sprechen von einem neuen cinmaya-Körper) ist das Prinzip des Vaishnava-Yoga. Es gibt hier also nichts, das nicht bereits in dieser Richtung des asiatischen Mystizismus vorhanden war, der eine Persönliche Gottheit anerkennt und ein ewiges vorgeburtliches und nachgeburtliches Dasein des individuellen Wesens betont. Ein spirituelles Erhöhen der menschlichen Natur zu ihren höchsten Möglichkeiten ist dagegen Bestandteil der tantrischen Disziplin – also auch dies fehlt im indischen Yoga nicht. Der Verfasser scheint, ähnlich den meisten europäischen Autoren, lediglich den Illusionismus und Buddhismus zu kennen und sie als die ganze Weisheit Asiens zu betrachten (sagesse asiatique); doch selbst ihre Idee und Erfahrung deutet er falsch. Der Advaita zielt nicht einmal in seiner übertriebensten Form auf das Verlöschen des Daseins und das Annehmen des Nicht-Seins, auf das Ende des Wesens und die Zerstörung der Essenz. Dies hat lediglich ein gewisser nihilistischer Buddhismus zum Ziel, und selbst hier wird das andere Ende des Nichts, sunya, als das Bleibende beschrieben, Worauf diese Disziplinen abzielen, ist ein Übergang von der Zeit zur Ewigkeit, ein Ablegen des Endlichen und Annehmen des Unendlichen, ein Abwerfen der Ego-Fesseln und von dem, was mit ihnen verbunden ist, wie Begehren, Leid, ein entstelltes Dasein, um im wahren Selbst zu leben. Diese Darstellungen des christlichen Autors verraten eine völlige Unkenntnis der Verwirklichung, die er herabsetzt, ihrer Unendlichkeit und Freiheit, ihres überwältigenden Friedens und der Ekstase des Brahmananda. Sie besteht aus einem Verlöschen der begrenzten individuellen Personalität und aus einer Befreiung in das kosmische und dann in das transzendente Bewusstsein – ein Verlöschen des Denkens und Lebens in einem unbegrenzten Bewusstsein und Wissen und Sein. Die Persönlichkeit ist ausgelöscht, doch in etwas Größerem, nicht in etwas Kleinerem oder in einem bloßen „neant“ [Nichts]. Wenn behauptet wird, dass dies eine Negierung des Erdenlebens sei, so kann man das auch vom christlichen Ideal behaupten, denn es zielt auf das Erlangen eines himmlischen Daseins jenseits dieses Erdenlebens (jenseits dieses einen Erdenlebens, denn eine Wiedergeburt wird nicht anerkannt), das ein einziges Jammertal und eine Prüfung sei, die vorübergehe. Es betont die Erhaltung der spirituellen Personalität, doch tun dies Vaishnavismus und Shivaismus und andere „asiatische“ Schulen ebenfalls. Des Autors Unkenntnis der Vielseitigkeit asiatischer Weisheit macht seine Kritik wertlos.

      Die Formulierungen, die in deinen Augen wenigstens oberflächlich unserem Ideal der Umwandlung zu gleichen scheinen, haben allgemeinen Charakter und könnten ohne Bedenken von beinahe jeder spirituellen Disziplin akzeptiert werden; selbst der Illusionismus wäre willens, sie als ein gewisses Stadium oder als Erfahrung auf dem Weg anzunehmen. Alles hängt davon ab, welchen Inhalt du den Worten gibst, welche tatsächliche Veränderung des Bewusstseins und des Lebens sie bezeichnen sollen. Wenn es die Umwandlung „von der Sünde zur Heiligkeit“ durch die Einung der Seele mit Gott ist, „in einem intellektuellen Licht voller Liebe“ – das ist die genaueste Aussage in diesen Auszügen –, dann ist sie ganz und gar nicht identisch damit, was ich mit Umwandlung bezeichne, sondern vielmehr sehr weit davon entfernt. Denn die Umwandlung, die ich meine, ist nicht diejenige von der Sünde zur Heiligkeit, sondern von der niederen Natur der Unwissenheit zur Göttlichen Natur des Lichtes, des Friedens, der Wahrheit, der Göttlichen Macht und Seligkeit jenseits der Unwissenheit. Sie ist auf ein höchstes, selbstbestehendes Gutes gerichtet und lässt die begrenzte, schwerfällige menschliche Vorstellung von Tugend und Sünde hinter sich; die Sonne ihres Strebens ist kein intellektuelles Licht, sondern ein spirituelles, überintellektuelles, supramentales Licht; nicht Heiligkeit ist ihr Höhepunkt, sondern das göttliche Bewusstsein oder – wenn du so willst – die Seelen-heit, die Spirit-heit, die bewusste Selbst-heit, die Göttlich-keit. Daher besteht zwischen diesen beiden Arten oder Graden der Umwandlung ein gewaltiger Unterschied.

      Was ist mit „freier Aktivität“ gemeint? Für mich besteht Freiheit im Freisein von Dunkelheit, Begrenzung, Irrtum, Leiden, von der Vergänglichkeit der unwissenden niederen Natur, doch ebenfalls in einer vollkommenen Hingabe an das Göttliche. Freies Wirken ist das Wirken des Göttlichen in uns und durch uns; keine andere Tätigkeit kann frei sein. Das scheint in II und III akzeptiert zu werden; doch diese Erkenntnis, diese Auffassung ist so alt wie spirituelles Wissens selbst – es ist keine besondere Eigenart des Katholizismus. Und wiederum, was ist gemeint mit der Läuterung und Vergöttlichung der Fähigkeiten durch die Gnade? Sofern eine ethische Läuterung gemeint ist, so ist dies ein sehr kleiner Weg, der nicht zur Vergöttlichung führt. Und wiederum, wenn die Vergöttlichung durch das intellektuelle Licht begrenzt ist, kann sie auch nur eine ziemlich unbedeutende Angelegenheit sein. Es gab ein ähnliches Ziel in der alten indischen Spiritualität, doch hatte es einen größeren Maßstab und mehr Höhe als dies. Keine spirituelle Disziplin zielt auf Läuterung oder Vergöttlichung durch die Zerstörung der Essenz – etwas Derartiges kann es nicht geben, und die Formulierung als solche ist sinnlos und widerspricht sich selbst. Die Essenz des Wesens ist unzerstörbar. Selbst die strengste Advaita-Disziplin zielt auf keine derartige Zerstörung; ihr Ziel ist die reinste Reinheit des essentiellen Selbstes. Umwandlung zielt auf diese essentielle Reinheit des reinen Spirits, doch fordert sie ebenfalls die Reinheit und Göttlichkeit der höchsten Natur; nicht die Essenz unseres Wesens, sondern die Zufälligkeiten unserer unentwickelten, unvollkommenen Natur werden zerstört und durch die Manifestation der göttlichen Natur ersetzt. Der monistische Advaita hat die Auflösung des Ego zum Ziel und nicht die der Essenz der Person; er erreicht diese Auflösung durch Identität mit dem Einen, durch Auflösung des von der Natur geformten Ego in der Wirklichkeit des ewigen Selbstes, denn dieses und nicht das Ego – sagt er – ist die Essenz der Person, so-ham tat tvam asi. Auch in unserer Auffassung der Umwandlung gibt es die Zerstörung des Egos, seine Auflösung im kosmischen und göttlichen Bewusstsein, doch durch diese Zerstörung erlangen wir die wahre oder spirituelle Person, die ein ewiger Teil des Göttlichen

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