Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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suchen, fänden die meisten Menschen auf der Welt den Weg zu Ihm überhaupt nicht. Daher ist es vermutlich erlaubt, damit sie einen Anfang machen; und wenn sie wirklich Glauben haben, ist es möglich, dass sie erhalten, worum sie bitten, und sie werden es für eine feine Sache halten und so weitermachen; und dann, eines Tages, mögen sie plötzlich auf den Gedanken kommen, dass dies schließlich doch nicht ganz das Richtige sei, dass es bessere Wege und eine bessere Einstellung gäbe, sich dem Göttlichen zu nähern. Wenn sie aber nicht erhalten, worum sie bitten, und sich dennoch an das Göttliche wenden und ihm vertrauen – nun das zeigt, dass sie bereit werden. Wir müssen es als eine Art Kinderschule für die Unreifen betrachten. Doch dies ist natürlich nicht das spirituelle Leben, es ist lediglich eine Art elementarer religiöser Annäherung. Die Regel im spirituellen Leben ist, zu geben und nicht zu nehmen. Der Sadhak kann aber um die Göttliche Kraft bitten, damit sie ihm helfe, seine Gesundheit zu bewahren oder sie wiederzuerlangen, wenn er dies als Teil seiner Sadhana tut, damit sein Körper für das spirituelle Leben bereit und fähig und ein brauchbares Instrument für die Göttliche Arbeit wird.

      *

      Das ist richtig. Religionen verändern bestenfalls die Oberfläche der Natur. Sie degenerieren zudem sehr bald in eine Routine von zeremoniell gewohnheitsmäßiger Anbetung und starren Dogmen.

      *

      Ich teile J.s Ansicht über die Hindu-Religion nicht. Religion ist immer unvollkommen; sie besteht aus einem Gemisch von Spiritualität mit den Bestrebungen des Menschen, seine niedere Natur ohne Wissen zu sublimieren. Die Hindu-Religion kommt mir wie eine Tempel-Kathedrale vor, halb Ruine, edel in der Substanz, oft phantastisch im Detail, doch immer von einer Phantastik, hinter der eine Bedeutung steht – niederbröckelnd oder stellenweise schwer beschädigt, doch eine Tempel-Kathedrale, in der immer noch der Unsichtbare verehrt wird und seine reale Gegenwart von jenen gefühlt werden kann, die sie in der rechten Haltung, betreten. Die äußere soziale Struktur, welche sie [die Hindu-Religion] aufgebaut hat, um sich ihm zu nähern, ist etwas anderes.

      *

      Ich betrachte die spirituelle Geschichte der Menschheit und besonders Indiens als eine immerwährende Entwicklung eines göttlichen Planes und nicht als ein Buch, das zugeklappt wurde und dessen Worte ständig wiederholt werden müssen. Selbst die Upanishaden und die Gita waren nichts Endgültiges, obwohl dort alles im Keim enthalten sein mag. In dieser Entwicklung bildet die jüngste spirituelle Geschichte Indiens eine sehr wichtige Phase, und die Namen, die ich erwähnte, nahmen in meinem Denken zu jener Zeit einen besonderen Platz ein, denn sie schienen mir die Richtungen aufzuzeigen, in die die künftige spirituelle Entwicklung ganz unmittelbar zu gehen haben würde, und zwar nicht verweilend, sondern fortschreitend. Ich möchte aber betonen dass es mir fernliegt, eine Religion, ob neu oder alt, für die Menschheit der Zukunft zu verkünden. Meine Auffassung der Sache ist vielmehr, einen Weg zu weisen, der noch verschlossen ist, und nicht eine Religion zu gründen.

      *

      *

      Sicherlich ist vairagya, die Abkehr von der Welt, ein Weg, um sich dem Ziel zu nähern – es ist der traditionelle Weg und gleichzeitig ein drastischer, wenn nicht ein schmerzhafter Weg. Das Verlangen nach menschlich-vitalen Vergnügungen abzulegen oder nach literarischem und anderem Erfolg, nach Lob und Ruhm, selbst die Forderung nach spirituellem Erfolg, jenen inneren bhoga des Yoga aufzugeben, wurde immer als ein Schritt auf das Ziel zu betrachtet – vorausgesetzt, man bewahrt dieses eine Ausgerichtetsein auf das Göttliche. Ich selbst gebe dem ruhigeren Weg des Gleichmuts, dem Weg, den Krishna wies, den Vorzug vor dem schmerzvolleren des vairagya. Doch wenn das Erfordernis der eigenen Natur oder das Erfordernis des inneren Wesens in diese Richtung weist und sich seinen Weg durch die Schwierigkeiten der menschlichen Natur erzwingt, muss dies als die gültige Richtung angesehen werden. Wovor man sich in diesem Falle hüten muss, ist der Ton der Verzweiflung im Vital, das auf den Schrei reagiert, von dem du sprichst – nämlich dass es nie das Göttliche erlangen wird, da es das Göttliche bisher noch nicht erlangt hat, oder dass es keinen Fortschritt macht. Du hast mit Sicherheit einen Fortschritt zu verzeichnen – dieser größere Impuls der Seele und dann die Loslösung selbst, die fortwährend irgendwo in dir wächst. Das Wichtigste ist, durchzuhalten, nicht das Seil zu zerschneiden, weil es deinen Händen weh tut, sondern diese eine Beharrlichkeit zu bewahren, wenn alle anderen von dir abfallen.

      Ganz offensichtlich setzt etwas in dir die unbeendigte Kurve eines vergangenen Lebens fort und drängt dich auf den Pfad des vairagya und auf den stürmischeren bhakti-Weg, trotz meiner – und auch deiner – Bevorzugung eines weniger schmerzvollen Weges, etwas, das entschlossen ist, mit der äußeren Natur drastisch zu sein, damit sie frei und ihr geheimes Streben erfüllt wird. Doch höre nicht auf diese Einflüsterungen der Stimme, die sagt, du würdest keinen Erfolg haben, und es sei nutzlos, es zu versuchen. Das ist etwas, was man auf dem Weg des Spirits niemals zu sagen braucht, wie schwierig er auch im Augenblick erscheinen mag. Bewahre in allem diese Sehnsucht, der du in deinen Gedichten so wundervoll Ausdruck verleihst; denn sie ist in dir, in deinen Tiefen, und Wenn sie die Ursache des Leidens ist – wie es große Aspirationen sind in einer Welt und Natur, in denen sich ihnen so viel widersetzt – dann ist sie auch das Versprechen und die Gewissheit eines künftigen Durchbruchs und Sieges.

      *

      Ich wandte mich damals gegen asketisches und tamasisches vairagya. Mit tamasisch meine ich jene Haltung, die durch eine Niederlage im Leben entsteht, nicht weil man tatsächlich vom Leben angewidert ist, sondern weil man ihm nicht gewachsen war oder seinen Preis nicht bezahlen konnte; man wendet sich dann dem Yoga als einer Art Asyl für Krüppel und Schwache und dem Göttlichen als einer Art Trostpreis für die Sitzengebliebenen der Weltklasse zu. Doch für einen, der die Gaben und Werte der Welt gekostet hat, sie aber unzureichend und schließlich reizlos findet und sich deshalb einem höheren und schöneren Ideal zuwendet, oder für einen, der teilhatte am Kampf der Welt, doch dann erkannte, dass etwas Größeres von der Seele gefordert wird, für den ist vairagya durchaus hilfreich und ein guter Anfang für den Yogaweg; ebenso das sattvische vairagya, durch das man erkennt, was das Leben ist, und sich dem zuwendet, was darüber oder dahinter steht. Mit asketischem vairagya meine ich jene Haltung, die Leben und Welt insgesamt verneint und in das Unbestimmbare eingehen will; ich bin gegen vairagya für jene, die diesen Yoga aufnehmen, da es unvereinbar mit meinem Ziel ist, das darin besteht, das Göttliche in das Leben herabzubringen. Doch ist man mit dem Leben so wie es ist zufrieden, dann besteht kein Grund, das Göttliche

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