Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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      Alles hängt von dem Ziel ab, das du dir setzt. Wenn es für die Verwirklichung des spirituellen Zieles notwendig ist, das gewöhnliche Leben in der Unwissenheit (samsara) aufzugeben, dann hat es zu geschehen; die Forderung des gewöhnlichen Lebens kann der des Spirits nicht standhalten.

      Wenn man ausschließlich den Yoga der Arbeit als Pfad wählt, kann man im samsara verbleiben, doch frei – man betrachtet es als Feld des Wirkens und nicht mit einem Gefühl der Verpflichtung; denn der Yogi muss innerlich von allen Bindungen und Verhaftungen frei sein. Andererseits besteht keine Notwendigkeit, innerhalb der Familie zu leben – man kann das Familienleben aufgeben und jede Arbeit als Tätigkeit aufnehmen.

      Unser Yoga hat das Ziel, sich zu einem höheren Bewusstsein zu erheben und allein in diesem höheren Bewusstsein und nicht aus gewöhnlichen Beweggründen zu leben. Dies bedeutet sowohl eine Veränderung des Lebens als auch eine Veränderung des Bewusstseins. Doch nicht für alle liegen die Umstände derart, dass sie das gewöhnliche Leben zurücklassen können; sie nehmen es daher in den frühen Stadien der Sadhana als einen Bereich der Erfahrung und Selbstschulung an. Sie müssen jedoch darauf achten, es allein so zu betrachten und sich von den üblichen Wünschen, Verhaftungen und Ideen, die meist damit verbunden sind, zu befreien; andernfalls wird es zu einem Hemmschuh und Hindernis der Sadhana. Falls man durch die gegebenen Umstände nicht dazu gezwungen wird, besteht kein Erfordernis, das gewöhnliche Leben fortzusetzen.

      Wenn man das gewöhnliche Tun und Treiben aufgibt, wird man nur dann tamasisch, wenn das Vital daran gewöhnt war, seine Tatmotive aus dem normalen Bewusstsein mit seinen Wünschen und Tätigkeiten zu beziehen; sobald es diese dann verliert, fällt alle Freude, aller Reiz, alle Energie des Lebens von ihm ab. Doch wenn man ein spirituelles Ziel, ein inneres Leben hat und das Vital akzeptiert diese, dann erhält es seine Energien von innen, und es besteht keine Gefahr mehr, tamasisch zu werden.

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      Es ist nicht absolut notwendig, sich vom gewöhnlichen Leben abzuwenden, wenn man das Licht suchen oder den Yoga ausüben will. Dies wird meist von jenen getan, die einen tiefen Trennungsschnitt vollziehen wollen, um ein rein religiöses oder ausschließlich inneres und spirituelles Leben zu leben – also jene, die der Welt gänzlich entsagen und sich durch die Erlangung eines höheren [Bewusstseins-] Zustandes oder der transzendenten Realität vom kosmischen Dasein abwenden wollen, um derart ihr Geborenwerden als Mensch zu beenden. Andernfalls ist es nur dann notwendig, wenn der Druck des inneren Verlangens so groß wird, dass das gewöhnliche Leben zu leben nicht länger mit dem Verfolgen des bestehenden spirituellen Zieles vereinbar ist. Bis dahin ist es wichtig, eine Kraft innerer Isolierung zu bewahren und fähig zu sein, sich in sich selbst zurückziehen und in jedem Augenblick auf den nötigen spirituellen Zweck konzentrieren zu können. Es muss ebenfalls die Fähigkeit entwickelt werden, das gewöhnliche äußere Leben aus einer neuen Haltung heraus zu meistern; dann kann man die Ereignisse jenes Lebens selbst als Mittel für die innere Veränderung der menschlichen Natur und das Anwachsen der spirituellen Erfahrung gebrauchen.

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      Was deine Freundin anbelangt, so kann ich nicht erlauben, dass sie herkommt; denn das hängt von vielen Dingen ab, die hier nicht eindeutig gegeben sind. Als erstes hat man diesen Yogaweg aufzunehmen, oder es muss erkenntlich sein, dass man dazu berufen ist; erst danach erhebt sich die Frage der Eignung für unser Ashramleben. Die Frage der Familienpflichten kann auf folgende Weise beantwortet werden: Familienpflichten bestehen, solange man sich im gewöhnlichen Bewusstsein des grhastha, des Hausvaters befindet; ob man sich an sie hält oder nicht, wenn einmal der Ruf zum spirituellen Leben ergangen ist, hängt zum Teil von dem Yogaweg ab, dem man folgt, zum Teil vom eigenen spirituellen Erfordernis. Es gibt viele, die innerlich dem spirituellen Leben folgen und die Familienpflichten beibehalten, nicht als soziale Pflichten, sondern als Bereich zur Ausübung des Karmayoga; andere verlassen alles, um dem spirituellen Ruf oder Weg zu folgen, und sind gerechtfertigt, wenn es für den Yoga, den sie ausüben, oder für das bestehende Erfordernis ihrer Seele notwendig ist.

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      Ich erinnere mich nicht an den Zusammenhang; doch ich vermute, er meint, um dem niederen dharma zu entkommen – wie sozialen Pflichten, dem Bezahlen von Schulden, dem Versorgen der Familie, dem Dienst am Vaterland usw. usw. –, hat man es häufig aufzugeben, um zu einem höheren dharma zu gelangen. Derjenige, der sich dem spirituellen Leben zuwendet, muss oft all dies hinter sich lassen, und er wird von vielen Menschen wegen seines adharma verurteilt. Doch wenn er dieses adharma nicht auf sich nimmt, ist er für immer an das niedere Leben gebunden – denn es gibt immer eine Pflicht, der man nachzukommen hat – und kann das spirituelle dharma nicht aufnehmen oder erst, wenn er alt ist und ihm seine Fähigkeiten nicht mehr voll zur Verfügung stehen.

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      Du kannst sein Bild beschaffen, es wird vielleicht dazu beitragen, seine Natur zu erkennen. Doch es besteht keine Notwendigkeit, ihn zu überreden; wie aus seinem Brief hervorgeht, scheint er insgesamt für das spirituelle Leben nicht bereit zu sein. Seine Vorstellung vom Leben scheint eher moralisch und philanthropisch als spirituell zu sein; und zudem ist er dem Familienleben verhaftet. Wenn der Impuls, das Göttliche zu suchen, von dem er spricht, mehr ist als eine mentale Hinwendung, ausgelöst durch eine undeutliche Emotion, wenn wirklich etwas Seelisches dahintersteht, wird es sich im rechten Augenblick zeigen; es ist nicht nötig, dies anzuregen, und eine vorzeitige Anregung könnte ihn zu etwas drängen, zu dem er noch nicht bereit ist.

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      Das wahre Ziel des Yoga besteht nicht in Philanthropie, sondern darin, das Göttliche zu finden, in das göttliche Bewusstsein einzutreten und sein eigenes Wesen (das nicht das Ego ist) im Göttlichen zu finden.

      Die Feinde, ripus, können durch Unterdrückung, damana, nicht besiegt werden; selbst wenn es bis zu einem gewissen Grad gelingt, werden sie nur niedergehalten, doch nicht vernichtet werden; häufig vermehrt der Druck sogar ihre Kraft. Allein durch die Läuterung, die stattfindet, wenn das göttliche Bewusstsein in die egoistische Natur eindringt und diese verändert, kann es geschehen.

      Nur wenn sich der Sadhak aus dem tiefen Inneren her gibt und sich beharrlich an den Weg hält, kann er erfolgreich sein.

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      Die Idee der Nützlichkeit für die Menschheit ist der alte Wirrwarr von entlehnten Vorstellungen, die aus dem Westen stammen. Schließlich braucht man, um der Menschheit zu nützen, keinen Yoga; jeder, der ein menschliches Leben führt, ist auf die eine oder andere Weise der Menschheit „nützlich“.

      Yoga ist auf Gott gerichtet, nicht auf den Menschen. Wenn ein göttliches, supramentales Bewusstsein und eine göttliche, supramentale Macht herabgebracht und in der stofflichen Welt gefestigt werden könnten, würde dies bestimmt eine gewaltige. Veränderung sowohl für die Erde als auch für die Menschheit und ihr Leben bedeuten. Doch die Auswirkung auf die Menschheit wäre nur ein Ergebnis dieser Veränderung; sie kann nicht das Ziel der Sadhana sein. Das Ziel der Sadhana ist einzig, im göttlichen Bewusstsein zu leben und dieses im Dasein zu manifestieren.

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